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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836.

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Gestalt und Atmosphären der Planeten.
Meilen weit fortlaufende, mit Charakteren und Zeichnungen be-
deckte Felsen. Dieses Land enthält in seinem Boden mehr fossiles
Elfenbein, als ganz Indien jetzt an lebenden Elephanten hat.
Wenn Chevalier's Conjecturen gegründet sind, so müssen die be-
rühmten Eisenminen der Insel Elba und Korsika schon seit vierzig
tausend Jahren bebaut worden seyn.

Wie sich aber auch diese und andere Erscheinungen verhalten
mögen, die man für das hohe Alter der Erde anführen kann,
immer wird man mit dem folgenden Ausspruche eines unserer
ersten und ausgezeichnetsten Naturforscher übereinstimmen müssen:
Nous voyons l'homme vivre et mourir sur les ruines d'un
vaste edifice reconstruit, renverse et reconstruit encore,
sans que l'imagination meme la plus active puisse atteindre
et fixer les premiers bouleversemens.

§. 104. (Höhe der Atmosphäre.) Unsere Erde ist bekanntlich
von einer luftförmigen Hülle, von einer Atmosphäre umgeben,
deren Daseyn die Beobachtungen auch schon bei Venus, Mars
und Jupiter nachgewiesen haben, und die vielleicht bei keinen Him-
melskörpern fehlt. Es scheint, daß die Elasticität derselben, die
an der Oberfläche der Erde dem Drucke der auf ihr lastenden obern
Schichten proportional ist, in größeren Höhen viel schneller, als
dieser Druck abnimmt, und daß dadurch eine Verdünnung der
höheren Luft entsteht, bei welcher sie ganz ohne Elasticität ist, und
wo sie daher ihre Gränze haben muß. Diejenige Höhe der Luft,
wo sie noch Kraft genug hat, die Sonnenstrahlen zurückzuwerfen,
hat man, aus den Erscheinungen der Morgen- und Abend-Däm-
merung, zu zehn Meilen berechnet. Allein die Sternschnuppen
und andere meteorische Phänomene scheinen nach den bisherigen
Beobachtungen, selbst eine Höhe von dreißig Meilen über der
Oberfläche der Erde zu erreichen, und diejenigen Gegenden der
Atmosphäre, in welcher noch Wärme, Licht und Electricität thätig
ist, liegen wahrscheinlich in einer noch viel größeren Höhe.

Die eigentliche letzte Gränze der Atmosphäre muß ohne Zwei-
fel dort angenommen werden, wo die Centrifugalkraft der mit
der Erde zugleich rotirenden Luft mit der Schwere der Erde
gleich groß geworden ist, da sich die Luft jenseits dieser Gränze,
wo die Centrifugalkraft überwiegt, von der Erde entfernen müßte,

Geſtalt und Atmoſphären der Planeten.
Meilen weit fortlaufende, mit Charakteren und Zeichnungen be-
deckte Felſen. Dieſes Land enthält in ſeinem Boden mehr foſſiles
Elfenbein, als ganz Indien jetzt an lebenden Elephanten hat.
Wenn Chevalier’s Conjecturen gegründet ſind, ſo müſſen die be-
rühmten Eiſenminen der Inſel Elba und Korſika ſchon ſeit vierzig
tauſend Jahren bebaut worden ſeyn.

Wie ſich aber auch dieſe und andere Erſcheinungen verhalten
mögen, die man für das hohe Alter der Erde anführen kann,
immer wird man mit dem folgenden Ausſpruche eines unſerer
erſten und ausgezeichnetſten Naturforſcher übereinſtimmen müſſen:
Nous voyons l’homme vivre et mourir sur les ruines d’un
vaste edifice reconstruit, renversé et reconstruit encore,
sans que l’imagination même la plus active puisse atteindre
et fixer les premiers bouleversemens.

§. 104. (Höhe der Atmoſphäre.) Unſere Erde iſt bekanntlich
von einer luftförmigen Hülle, von einer Atmoſphäre umgeben,
deren Daſeyn die Beobachtungen auch ſchon bei Venus, Mars
und Jupiter nachgewieſen haben, und die vielleicht bei keinen Him-
melskörpern fehlt. Es ſcheint, daß die Elaſticität derſelben, die
an der Oberfläche der Erde dem Drucke der auf ihr laſtenden obern
Schichten proportional iſt, in größeren Höhen viel ſchneller, als
dieſer Druck abnimmt, und daß dadurch eine Verdünnung der
höheren Luft entſteht, bei welcher ſie ganz ohne Elaſticität iſt, und
wo ſie daher ihre Gränze haben muß. Diejenige Höhe der Luft,
wo ſie noch Kraft genug hat, die Sonnenſtrahlen zurückzuwerfen,
hat man, aus den Erſcheinungen der Morgen- und Abend-Däm-
merung, zu zehn Meilen berechnet. Allein die Sternſchnuppen
und andere meteoriſche Phänomene ſcheinen nach den bisherigen
Beobachtungen, ſelbſt eine Höhe von dreißig Meilen über der
Oberfläche der Erde zu erreichen, und diejenigen Gegenden der
Atmoſphäre, in welcher noch Wärme, Licht und Electricität thätig
iſt, liegen wahrſcheinlich in einer noch viel größeren Höhe.

Die eigentliche letzte Gränze der Atmoſphäre muß ohne Zwei-
fel dort angenommen werden, wo die Centrifugalkraft der mit
der Erde zugleich rotirenden Luft mit der Schwere der Erde
gleich groß geworden iſt, da ſich die Luft jenſeits dieſer Gränze,
wo die Centrifugalkraft überwiegt, von der Erde entfernen müßte,

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[152/0164] Geſtalt und Atmoſphären der Planeten. Meilen weit fortlaufende, mit Charakteren und Zeichnungen be- deckte Felſen. Dieſes Land enthält in ſeinem Boden mehr foſſiles Elfenbein, als ganz Indien jetzt an lebenden Elephanten hat. Wenn Chevalier’s Conjecturen gegründet ſind, ſo müſſen die be- rühmten Eiſenminen der Inſel Elba und Korſika ſchon ſeit vierzig tauſend Jahren bebaut worden ſeyn. Wie ſich aber auch dieſe und andere Erſcheinungen verhalten mögen, die man für das hohe Alter der Erde anführen kann, immer wird man mit dem folgenden Ausſpruche eines unſerer erſten und ausgezeichnetſten Naturforſcher übereinſtimmen müſſen: Nous voyons l’homme vivre et mourir sur les ruines d’un vaste edifice reconstruit, renversé et reconstruit encore, sans que l’imagination même la plus active puisse atteindre et fixer les premiers bouleversemens. §. 104. (Höhe der Atmoſphäre.) Unſere Erde iſt bekanntlich von einer luftförmigen Hülle, von einer Atmoſphäre umgeben, deren Daſeyn die Beobachtungen auch ſchon bei Venus, Mars und Jupiter nachgewieſen haben, und die vielleicht bei keinen Him- melskörpern fehlt. Es ſcheint, daß die Elaſticität derſelben, die an der Oberfläche der Erde dem Drucke der auf ihr laſtenden obern Schichten proportional iſt, in größeren Höhen viel ſchneller, als dieſer Druck abnimmt, und daß dadurch eine Verdünnung der höheren Luft entſteht, bei welcher ſie ganz ohne Elaſticität iſt, und wo ſie daher ihre Gränze haben muß. Diejenige Höhe der Luft, wo ſie noch Kraft genug hat, die Sonnenſtrahlen zurückzuwerfen, hat man, aus den Erſcheinungen der Morgen- und Abend-Däm- merung, zu zehn Meilen berechnet. Allein die Sternſchnuppen und andere meteoriſche Phänomene ſcheinen nach den bisherigen Beobachtungen, ſelbſt eine Höhe von dreißig Meilen über der Oberfläche der Erde zu erreichen, und diejenigen Gegenden der Atmoſphäre, in welcher noch Wärme, Licht und Electricität thätig iſt, liegen wahrſcheinlich in einer noch viel größeren Höhe. Die eigentliche letzte Gränze der Atmoſphäre muß ohne Zwei- fel dort angenommen werden, wo die Centrifugalkraft der mit der Erde zugleich rotirenden Luft mit der Schwere der Erde gleich groß geworden iſt, da ſich die Luft jenſeits dieſer Gränze, wo die Centrifugalkraft überwiegt, von der Erde entfernen müßte,

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Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem03_1836/164>, abgerufen am 24.11.2024.