Bogen zurücklegt, und somit das tropische Jahr selbst, eine ver- änderliche Größe.
In unserer Zeit z. B. beträgt jener veränderliche, von den Planeten kommende Theil der Präcession, wie oben gesagt wurde, 0,1644 Sekunden. Da die Sonne in einem Tage 0° 59' 8,33" zu- zurücklegt, so wird sie einen Bogen von 0,1644" in vier Zeitsekun- den beschreiben, d. h. unser gegenwärtiges Jahr ist um 4 Sekun- den größer, als das wahre oder mittlere tropische Jahr. Die Theorie zeigt, daß das tropische Jahr am größten, nämlich um 38 Sekunden größer als das mittlere, gegen das Jahr 3040 vor Chr. G. war, und daß es seit jener Zeit bis auf unsere Tage abgenommen hat, und noch weiter abnehmen wird bis zu dem Jahre 7600 nach Chr., wo es am kleinsten, und zwar wieder um 38 Sekunden kleiner, als das mittlere seyn, von welcher Zeit an es aber dann wieder allmählig wachsen wird. Die Länge des tropischen Jahres betrug nämlich, den Beobachtungen zu Folge, im Anfange des 19ten Jahrhunderts 365,242255 Tage oder 365 Tage, 5 Stunden, 48 Minuten, 50,83 Sekunden. Im Jahre 3040 vor Chr. war seine größte Länge 365 Tage, 5 Stunden, 49 Minuten, 24,83 Sekunden. Im Jahre 2360 nach Chr. wird es seine mitt- lere Länge von 365 Tagen, 5 Stunden, 48 Minuten, 46,83 Se- kunden, und endlich im Jahre 7600 nach Chr. seine kürzeste Dauer von 365 Tagen, 5 Stunden, 48 Minuten, 8,83 Sekunden haben. Seit Hipparch's Zeiten (140 Jahre vor Chr. G.) bis auf unsere Tage ist daher das tropische Jahr, nach welchem sich alle unsere Zeitrechnungen, unser Kalender und selbst unsere Jah- reszeiten richten, um 14 Sekunden kürzer geworden.
§. 94. (Allgemeine Bemerkungen über die Störungen der Knoten und der Neigungen.) Die folgende kleine Tafel zeigt die durchaus rechtläufige tropische Bewegung der Knoten der älteren Planetenbahnen gegen die Ebene der Ecliptik, und die Aenderung ihrer Neigungen gegen diese Ebene in 100 Jahren.
Säculäre Störungen.
Bogen zurücklegt, und ſomit das tropiſche Jahr ſelbſt, eine ver- änderliche Größe.
In unſerer Zeit z. B. beträgt jener veränderliche, von den Planeten kommende Theil der Präceſſion, wie oben geſagt wurde, 0,1644 Sekunden. Da die Sonne in einem Tage 0° 59′ 8,33″ zu- zurücklegt, ſo wird ſie einen Bogen von 0,1644″ in vier Zeitſekun- den beſchreiben, d. h. unſer gegenwärtiges Jahr iſt um 4 Sekun- den größer, als das wahre oder mittlere tropiſche Jahr. Die Theorie zeigt, daß das tropiſche Jahr am größten, nämlich um 38 Sekunden größer als das mittlere, gegen das Jahr 3040 vor Chr. G. war, und daß es ſeit jener Zeit bis auf unſere Tage abgenommen hat, und noch weiter abnehmen wird bis zu dem Jahre 7600 nach Chr., wo es am kleinſten, und zwar wieder um 38 Sekunden kleiner, als das mittlere ſeyn, von welcher Zeit an es aber dann wieder allmählig wachſen wird. Die Länge des tropiſchen Jahres betrug nämlich, den Beobachtungen zu Folge, im Anfange des 19ten Jahrhunderts 365,242255 Tage oder 365 Tage, 5 Stunden, 48 Minuten, 50,83 Sekunden. Im Jahre 3040 vor Chr. war ſeine größte Länge 365 Tage, 5 Stunden, 49 Minuten, 24,83 Sekunden. Im Jahre 2360 nach Chr. wird es ſeine mitt- lere Länge von 365 Tagen, 5 Stunden, 48 Minuten, 46,83 Se- kunden, und endlich im Jahre 7600 nach Chr. ſeine kürzeſte Dauer von 365 Tagen, 5 Stunden, 48 Minuten, 8,83 Sekunden haben. Seit Hipparch’s Zeiten (140 Jahre vor Chr. G.) bis auf unſere Tage iſt daher das tropiſche Jahr, nach welchem ſich alle unſere Zeitrechnungen, unſer Kalender und ſelbſt unſere Jah- reszeiten richten, um 14 Sekunden kürzer geworden.
§. 94. (Allgemeine Bemerkungen über die Störungen der Knoten und der Neigungen.) Die folgende kleine Tafel zeigt die durchaus rechtläufige tropiſche Bewegung der Knoten der älteren Planetenbahnen gegen die Ebene der Ecliptik, und die Aenderung ihrer Neigungen gegen dieſe Ebene in 100 Jahren.
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Säculäre Störungen.
Bogen zurücklegt, und ſomit das tropiſche Jahr ſelbſt, eine ver-
änderliche Größe.
In unſerer Zeit z. B. beträgt jener veränderliche, von den
Planeten kommende Theil der Präceſſion, wie oben geſagt wurde,
0,1644 Sekunden. Da die Sonne in einem Tage 0° 59′ 8,33″ zu-
zurücklegt, ſo wird ſie einen Bogen von 0,1644″ in vier Zeitſekun-
den beſchreiben, d. h. unſer gegenwärtiges Jahr iſt um 4 Sekun-
den größer, als das wahre oder mittlere tropiſche Jahr. Die
Theorie zeigt, daß das tropiſche Jahr am größten, nämlich um
38 Sekunden größer als das mittlere, gegen das Jahr 3040 vor
Chr. G. war, und daß es ſeit jener Zeit bis auf unſere Tage
abgenommen hat, und noch weiter abnehmen wird bis zu dem
Jahre 7600 nach Chr., wo es am kleinſten, und zwar wieder
um 38 Sekunden kleiner, als das mittlere ſeyn, von welcher Zeit
an es aber dann wieder allmählig wachſen wird. Die Länge des
tropiſchen Jahres betrug nämlich, den Beobachtungen zu Folge,
im Anfange des 19ten Jahrhunderts 365,242255 Tage oder 365 Tage,
5 Stunden, 48 Minuten, 50,83 Sekunden. Im Jahre 3040 vor
Chr. war ſeine größte Länge 365 Tage, 5 Stunden, 49 Minuten,
24,83 Sekunden. Im Jahre 2360 nach Chr. wird es ſeine mitt-
lere Länge von 365 Tagen, 5 Stunden, 48 Minuten, 46,83 Se-
kunden, und endlich im Jahre 7600 nach Chr. ſeine kürzeſte
Dauer von 365 Tagen, 5 Stunden, 48 Minuten, 8,83 Sekunden
haben. Seit Hipparch’s Zeiten (140 Jahre vor Chr. G.) bis
auf unſere Tage iſt daher das tropiſche Jahr, nach welchem ſich
alle unſere Zeitrechnungen, unſer Kalender und ſelbſt unſere Jah-
reszeiten richten, um 14 Sekunden kürzer geworden.
§. 94. (Allgemeine Bemerkungen über die Störungen der
Knoten und der Neigungen.) Die folgende kleine Tafel zeigt die
durchaus rechtläufige tropiſche Bewegung der Knoten der älteren
Planetenbahnen gegen die Ebene der Ecliptik, und die Aenderung
ihrer Neigungen gegen dieſe Ebene in 100 Jahren.
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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem03_1836/150>, abgerufen am 22.11.2024.
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