§. 85. (Säculäre Störungen des Mondes; Bewegung der Knotenlinie.) Es ist bereits im Anfange des vorhergehenden Ka- pitels bemerkt worden, daß man unter den säculären Störun- gen der Planeten diejenigen versteht, welche nicht sowohl diese Planeten selbst, als vielmehr die Bahnen derselben durch die Ein- wirkung der andern Planeten erleiden.
Um auch hier wieder die säculären Störungen des Mon- des zuerst zu betrachten, so ist für sich klar, daß dieser Satellit, der sich in einer nahe fünf Grade gegen die Ecliptik geneigten Ebene bewegt, durch die Attraction der Sonne, die in der Ecliptik liegt, dieser Ecliptik selbst genähert werden muß. Diese Annähe- rung des Mondes zur Ecliptik hat offenbar immer statt, der Mond mag sich auf der nördlichen oder auf der südlichen Seite der Ecliptik befinden, und die Folge derselben muß seyn, daß der Mond die Ecliptik immer eher erreicht, als er ohne diese At- traction der Sonne gethan hätte. Das heißt aber mit an- dern Worten: die Knoten der Mondsbahn (I. 99) rücken dem Monde entgegen, und da der Mond von West gen Ost um die Erde geht, so werden die Knoten seiner Bahn von Ost gen West, oder rückwärts gehen. Nach den Beobachtungen beträgt diese
Littrow's Himmel u. s. Wunder. III. 9
KapitelVII. Säculäre Störungen.
§. 85. (Säculäre Störungen des Mondes; Bewegung der Knotenlinie.) Es iſt bereits im Anfange des vorhergehenden Ka- pitels bemerkt worden, daß man unter den ſäculären Störun- gen der Planeten diejenigen verſteht, welche nicht ſowohl dieſe Planeten ſelbſt, als vielmehr die Bahnen derſelben durch die Ein- wirkung der andern Planeten erleiden.
Um auch hier wieder die ſäculären Störungen des Mon- des zuerſt zu betrachten, ſo iſt für ſich klar, daß dieſer Satellit, der ſich in einer nahe fünf Grade gegen die Ecliptik geneigten Ebene bewegt, durch die Attraction der Sonne, die in der Ecliptik liegt, dieſer Ecliptik ſelbſt genähert werden muß. Dieſe Annähe- rung des Mondes zur Ecliptik hat offenbar immer ſtatt, der Mond mag ſich auf der nördlichen oder auf der ſüdlichen Seite der Ecliptik befinden, und die Folge derſelben muß ſeyn, daß der Mond die Ecliptik immer eher erreicht, als er ohne dieſe At- traction der Sonne gethan hätte. Das heißt aber mit an- dern Worten: die Knoten der Mondsbahn (I. 99) rücken dem Monde entgegen, und da der Mond von Weſt gen Oſt um die Erde geht, ſo werden die Knoten ſeiner Bahn von Oſt gen Weſt, oder rückwärts gehen. Nach den Beobachtungen beträgt dieſe
Littrow’s Himmel u. ſ. Wunder. III. 9
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Kapitel VII.
Säculäre Störungen.
§. 85. (Säculäre Störungen des Mondes; Bewegung der
Knotenlinie.) Es iſt bereits im Anfange des vorhergehenden Ka-
pitels bemerkt worden, daß man unter den ſäculären Störun-
gen der Planeten diejenigen verſteht, welche nicht ſowohl dieſe
Planeten ſelbſt, als vielmehr die Bahnen derſelben durch die Ein-
wirkung der andern Planeten erleiden.
Um auch hier wieder die ſäculären Störungen des Mon-
des zuerſt zu betrachten, ſo iſt für ſich klar, daß dieſer Satellit,
der ſich in einer nahe fünf Grade gegen die Ecliptik geneigten
Ebene bewegt, durch die Attraction der Sonne, die in der Ecliptik
liegt, dieſer Ecliptik ſelbſt genähert werden muß. Dieſe Annähe-
rung des Mondes zur Ecliptik hat offenbar immer ſtatt, der
Mond mag ſich auf der nördlichen oder auf der ſüdlichen Seite
der Ecliptik befinden, und die Folge derſelben muß ſeyn, daß der
Mond die Ecliptik immer eher erreicht, als er ohne dieſe At-
traction der Sonne gethan hätte. Das heißt aber mit an-
dern Worten: die Knoten der Mondsbahn (I. 99) rücken dem
Monde entgegen, und da der Mond von Weſt gen Oſt um die
Erde geht, ſo werden die Knoten ſeiner Bahn von Oſt gen Weſt,
oder rückwärts gehen. Nach den Beobachtungen beträgt dieſe
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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836, S. [129]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem03_1836/141>, abgerufen am 24.11.2024.
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