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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835.

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Venus.
beinahe der neunte Theil des Ganzen, so daß man daher durch
diese Beobachtungen die wahre Entfernung der Sonne noch nicht
bis auf ihren zehnten Theil genau kennen gelernt hatte.

§. 66. (Frühere Versuche, die Horizontal-Parallaxe der Sonne
zu finden.) So groß diese Ungewißheit auch scheinen mag, so ist
sie doch in viel engere Grenzen eingeschlossen, als alle früheren
Bestimmungen, die man zu diesem Zwecke erhalten hatte. Vor
Hipparch hatte man von dieser Entfernung der Sonne nicht
einmal eine nur etwas gegründete Muthmaßung. Pythagoras
nahm die Entfernung der Sonne nur dreimal größer, als die des
Mondes an, da sie doch über vierhundertmal größer ist. Aristarch
von Samos war der erste, der gegen d. J. 260 vor dem Anfange
unserer Zeitrechnung diese Entfernung durch eine eigene Beobachtung
zu bestimmen suchte, die wir oben (I. §. 169) näher angegeben
haben. Er fand die Parallaxe der Sonne gleich drei Minuten,
also wenigstens achtzehnmal zu groß. So fehlerhaft auch diese
Bestimmung war, so konnte man doch bis zu dem Anfange des
siebenzehnten Jahrhunderts nichts Besseres finden. Posidonius,
der zwei Jahrhunderte nach Ch. G. lebte, nahm diese Distanz der
Sonne gleich 13150 Erdhalbmesser an, also nur nahe um die
Hälfte zu klein, aber diese Annahme gründete sich auf keine
eigentliche Beobachtung, sondern bloß auf eine Meinung, wie etwa
die des ältern Plinius, der die Sonne zwölfmal weiter setzt, als
den Mond, weil jene zwölf, und dieser nur einen Monat braucht,
seine Revolution um die Erde zurückzulegen. Riccioli (gest. 1671)
fand aus einer großen Anzahl von ihm nach Art des Aristarch
angestellter Beobachtungen die Parallaxe der Sonne 28 bis 30
Secunden. Ptolemäus im Gegentheile benutzte eine von Hipparch
vorgeschlagene Methode, die Sonnenfinsternisse zu diesem Zwecke
zu gebrauchen, die wohl sehr sinnreich, aber hier nicht mit Sicher-
heit anwendbar ist, weil der Unterschied zwischen den Entfernungen
der Sonne und des Mondes von der Erde viel zu groß ist. Auch
fand Ptolemäus für die Parallaxe der Sonne das sehr fehlerhafte
Resultat von 2 Min. 50 Sec. Auch der große Observator Tycho
Brahe (gest. 1601) hatte noch sehr unrichtige Begriffe von diesem
Gegenstande. Er setzte die Distanz der Sonne gleich 1142 Erd-

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Venus.
beinahe der neunte Theil des Ganzen, ſo daß man daher durch
dieſe Beobachtungen die wahre Entfernung der Sonne noch nicht
bis auf ihren zehnten Theil genau kennen gelernt hatte.

§. 66. (Frühere Verſuche, die Horizontal-Parallaxe der Sonne
zu finden.) So groß dieſe Ungewißheit auch ſcheinen mag, ſo iſt
ſie doch in viel engere Grenzen eingeſchloſſen, als alle früheren
Beſtimmungen, die man zu dieſem Zwecke erhalten hatte. Vor
Hipparch hatte man von dieſer Entfernung der Sonne nicht
einmal eine nur etwas gegründete Muthmaßung. Pythagoras
nahm die Entfernung der Sonne nur dreimal größer, als die des
Mondes an, da ſie doch über vierhundertmal größer iſt. Ariſtarch
von Samos war der erſte, der gegen d. J. 260 vor dem Anfange
unſerer Zeitrechnung dieſe Entfernung durch eine eigene Beobachtung
zu beſtimmen ſuchte, die wir oben (I. §. 169) näher angegeben
haben. Er fand die Parallaxe der Sonne gleich drei Minuten,
alſo wenigſtens achtzehnmal zu groß. So fehlerhaft auch dieſe
Beſtimmung war, ſo konnte man doch bis zu dem Anfange des
ſiebenzehnten Jahrhunderts nichts Beſſeres finden. Poſidonius,
der zwei Jahrhunderte nach Ch. G. lebte, nahm dieſe Diſtanz der
Sonne gleich 13150 Erdhalbmeſſer an, alſo nur nahe um die
Hälfte zu klein, aber dieſe Annahme gründete ſich auf keine
eigentliche Beobachtung, ſondern bloß auf eine Meinung, wie etwa
die des ältern Plinius, der die Sonne zwölfmal weiter ſetzt, als
den Mond, weil jene zwölf, und dieſer nur einen Monat braucht,
ſeine Revolution um die Erde zurückzulegen. Riccioli (geſt. 1671)
fand aus einer großen Anzahl von ihm nach Art des Ariſtarch
angeſtellter Beobachtungen die Parallaxe der Sonne 28 bis 30
Secunden. Ptolemäus im Gegentheile benutzte eine von Hipparch
vorgeſchlagene Methode, die Sonnenfinſterniſſe zu dieſem Zwecke
zu gebrauchen, die wohl ſehr ſinnreich, aber hier nicht mit Sicher-
heit anwendbar iſt, weil der Unterſchied zwiſchen den Entfernungen
der Sonne und des Mondes von der Erde viel zu groß iſt. Auch
fand Ptolemäus für die Parallaxe der Sonne das ſehr fehlerhafte
Reſultat von 2 Min. 50 Sec. Auch der große Obſervator Tycho
Brahe (geſt. 1601) hatte noch ſehr unrichtige Begriffe von dieſem
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[83/0093] Venus. beinahe der neunte Theil des Ganzen, ſo daß man daher durch dieſe Beobachtungen die wahre Entfernung der Sonne noch nicht bis auf ihren zehnten Theil genau kennen gelernt hatte. §. 66. (Frühere Verſuche, die Horizontal-Parallaxe der Sonne zu finden.) So groß dieſe Ungewißheit auch ſcheinen mag, ſo iſt ſie doch in viel engere Grenzen eingeſchloſſen, als alle früheren Beſtimmungen, die man zu dieſem Zwecke erhalten hatte. Vor Hipparch hatte man von dieſer Entfernung der Sonne nicht einmal eine nur etwas gegründete Muthmaßung. Pythagoras nahm die Entfernung der Sonne nur dreimal größer, als die des Mondes an, da ſie doch über vierhundertmal größer iſt. Ariſtarch von Samos war der erſte, der gegen d. J. 260 vor dem Anfange unſerer Zeitrechnung dieſe Entfernung durch eine eigene Beobachtung zu beſtimmen ſuchte, die wir oben (I. §. 169) näher angegeben haben. Er fand die Parallaxe der Sonne gleich drei Minuten, alſo wenigſtens achtzehnmal zu groß. So fehlerhaft auch dieſe Beſtimmung war, ſo konnte man doch bis zu dem Anfange des ſiebenzehnten Jahrhunderts nichts Beſſeres finden. Poſidonius, der zwei Jahrhunderte nach Ch. G. lebte, nahm dieſe Diſtanz der Sonne gleich 13150 Erdhalbmeſſer an, alſo nur nahe um die Hälfte zu klein, aber dieſe Annahme gründete ſich auf keine eigentliche Beobachtung, ſondern bloß auf eine Meinung, wie etwa die des ältern Plinius, der die Sonne zwölfmal weiter ſetzt, als den Mond, weil jene zwölf, und dieſer nur einen Monat braucht, ſeine Revolution um die Erde zurückzulegen. Riccioli (geſt. 1671) fand aus einer großen Anzahl von ihm nach Art des Ariſtarch angeſtellter Beobachtungen die Parallaxe der Sonne 28 bis 30 Secunden. Ptolemäus im Gegentheile benutzte eine von Hipparch vorgeſchlagene Methode, die Sonnenfinſterniſſe zu dieſem Zwecke zu gebrauchen, die wohl ſehr ſinnreich, aber hier nicht mit Sicher- heit anwendbar iſt, weil der Unterſchied zwiſchen den Entfernungen der Sonne und des Mondes von der Erde viel zu groß iſt. Auch fand Ptolemäus für die Parallaxe der Sonne das ſehr fehlerhafte Reſultat von 2 Min. 50 Sec. Auch der große Obſervator Tycho Brahe (geſt. 1601) hatte noch ſehr unrichtige Begriffe von dieſem Gegenſtande. Er ſetzte die Diſtanz der Sonne gleich 1142 Erd- 6 *

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Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem02_1835/93>, abgerufen am 24.11.2024.