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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835.

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worden ist, die Trennung der Kohlensäure hindern muß, und daß
daher bei dem Zurückbleiben derselben die Flüssigkeit des Kalk-
steines gar wohl möglich seyn kann. Und schon die nächste Ge-
neration sah die Bestätigung dieser eben so glücklichen, als kühnen
Voraussage. Was Hutton bloß als Meinung, aber als eine auf
Verstand und Erfahrung gegründete Meinung, vorgetragen hatte,
wurde bald darauf eine Thatsache, die jeder sehen, die Niemand
mehr bezweifeln kann. James Hall schmilzt jetzt den Marmor,
wie wir Wachs, wie wir alle Metalle schmelzen, und zwar bloß
durch Zurückhaltung der Kohlensäure unter einem heftigen Drucke.

§. 46. (Atmosphäre Merkurs.) Um wieder zu den Phasen
Merkurs zurückzukehren, so muß noch bemerkt werden, daß man
sie zwar in unsern besten Fernröhren sehr deutlich und unbezweifelt
als solche erkennt, daß aber doch die Grenzen derselben, dort wo
sie die dunkle Seite des Planeten berühren, immer unbestimmt
und gleichsam verwaschen sind. Man hat die Ursache davon zuerst
darin gesucht, daß Merkur immer dem Lichte der Sonne zu nahe
und von uns nur in kleinen Höhen über dem Horizonte gesehen
wird, wo unsere Luft noch zu dicht und mit fremdartigen Dünsten
gemischt ist. Allein Schröter erkannte bald, daß der wahre Grund
dieser Erscheinung nicht in unserer, sondern vielmehr in der At-
mosphäre Merkurs zu suchen ist. Er hatte nämlich öfter einzelne
Gegenden der Oberfläche dieses Planeten sich plötzlich aufhellen
und nach einiger Zeit wieder verdunkeln sehen, und er schloß
daraus, daß dieß Wolken sind, die über diesen Planeten hin und
wieder ziehen. Da sich nun Wolken ohne ihren Träger, die
Atmosphäre, nicht denken lassen, so war dadurch auch die Existenz
der Atmosphäre Merkurs nachgewiesen. Da aber eine solche,
ihrer Natur nach, in den untern, dem Planeten nähern Schichten,
immer dichter seyn muß, und da die Lichtgrenze jener Phasen
diejenigen Gegenden des Planeten bezeichnet, für welche die Sonne
eben auf- oder untergeht, so war daraus jene Unbestimmtheit
der Lichtgrenze auf eine eben so leichte als genügende Weise zu
erklären.

§. 47. (Rotation Merkurs.) Eigentliche Flecken, wie bei der
Sonne, konnte Schröter auf der Oberfläche Merkurs nicht finden,

Merkur.
worden iſt, die Trennung der Kohlenſäure hindern muß, und daß
daher bei dem Zurückbleiben derſelben die Flüſſigkeit des Kalk-
ſteines gar wohl möglich ſeyn kann. Und ſchon die nächſte Ge-
neration ſah die Beſtätigung dieſer eben ſo glücklichen, als kühnen
Vorausſage. Was Hutton bloß als Meinung, aber als eine auf
Verſtand und Erfahrung gegründete Meinung, vorgetragen hatte,
wurde bald darauf eine Thatſache, die jeder ſehen, die Niemand
mehr bezweifeln kann. James Hall ſchmilzt jetzt den Marmor,
wie wir Wachs, wie wir alle Metalle ſchmelzen, und zwar bloß
durch Zurückhaltung der Kohlenſäure unter einem heftigen Drucke.

§. 46. (Atmoſphäre Merkurs.) Um wieder zu den Phaſen
Merkurs zurückzukehren, ſo muß noch bemerkt werden, daß man
ſie zwar in unſern beſten Fernröhren ſehr deutlich und unbezweifelt
als ſolche erkennt, daß aber doch die Grenzen derſelben, dort wo
ſie die dunkle Seite des Planeten berühren, immer unbeſtimmt
und gleichſam verwaſchen ſind. Man hat die Urſache davon zuerſt
darin geſucht, daß Merkur immer dem Lichte der Sonne zu nahe
und von uns nur in kleinen Höhen über dem Horizonte geſehen
wird, wo unſere Luft noch zu dicht und mit fremdartigen Dünſten
gemiſcht iſt. Allein Schröter erkannte bald, daß der wahre Grund
dieſer Erſcheinung nicht in unſerer, ſondern vielmehr in der At-
moſphäre Merkurs zu ſuchen iſt. Er hatte nämlich öfter einzelne
Gegenden der Oberfläche dieſes Planeten ſich plötzlich aufhellen
und nach einiger Zeit wieder verdunkeln ſehen, und er ſchloß
daraus, daß dieß Wolken ſind, die über dieſen Planeten hin und
wieder ziehen. Da ſich nun Wolken ohne ihren Träger, die
Atmoſphäre, nicht denken laſſen, ſo war dadurch auch die Exiſtenz
der Atmoſphäre Merkurs nachgewieſen. Da aber eine ſolche,
ihrer Natur nach, in den untern, dem Planeten nähern Schichten,
immer dichter ſeyn muß, und da die Lichtgrenze jener Phaſen
diejenigen Gegenden des Planeten bezeichnet, für welche die Sonne
eben auf- oder untergeht, ſo war daraus jene Unbeſtimmtheit
der Lichtgrenze auf eine eben ſo leichte als genügende Weiſe zu
erklären.

§. 47. (Rotation Merkurs.) Eigentliche Flecken, wie bei der
Sonne, konnte Schröter auf der Oberfläche Merkurs nicht finden,

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[58/0068] Merkur. worden iſt, die Trennung der Kohlenſäure hindern muß, und daß daher bei dem Zurückbleiben derſelben die Flüſſigkeit des Kalk- ſteines gar wohl möglich ſeyn kann. Und ſchon die nächſte Ge- neration ſah die Beſtätigung dieſer eben ſo glücklichen, als kühnen Vorausſage. Was Hutton bloß als Meinung, aber als eine auf Verſtand und Erfahrung gegründete Meinung, vorgetragen hatte, wurde bald darauf eine Thatſache, die jeder ſehen, die Niemand mehr bezweifeln kann. James Hall ſchmilzt jetzt den Marmor, wie wir Wachs, wie wir alle Metalle ſchmelzen, und zwar bloß durch Zurückhaltung der Kohlenſäure unter einem heftigen Drucke. §. 46. (Atmoſphäre Merkurs.) Um wieder zu den Phaſen Merkurs zurückzukehren, ſo muß noch bemerkt werden, daß man ſie zwar in unſern beſten Fernröhren ſehr deutlich und unbezweifelt als ſolche erkennt, daß aber doch die Grenzen derſelben, dort wo ſie die dunkle Seite des Planeten berühren, immer unbeſtimmt und gleichſam verwaſchen ſind. Man hat die Urſache davon zuerſt darin geſucht, daß Merkur immer dem Lichte der Sonne zu nahe und von uns nur in kleinen Höhen über dem Horizonte geſehen wird, wo unſere Luft noch zu dicht und mit fremdartigen Dünſten gemiſcht iſt. Allein Schröter erkannte bald, daß der wahre Grund dieſer Erſcheinung nicht in unſerer, ſondern vielmehr in der At- moſphäre Merkurs zu ſuchen iſt. Er hatte nämlich öfter einzelne Gegenden der Oberfläche dieſes Planeten ſich plötzlich aufhellen und nach einiger Zeit wieder verdunkeln ſehen, und er ſchloß daraus, daß dieß Wolken ſind, die über dieſen Planeten hin und wieder ziehen. Da ſich nun Wolken ohne ihren Träger, die Atmoſphäre, nicht denken laſſen, ſo war dadurch auch die Exiſtenz der Atmoſphäre Merkurs nachgewieſen. Da aber eine ſolche, ihrer Natur nach, in den untern, dem Planeten nähern Schichten, immer dichter ſeyn muß, und da die Lichtgrenze jener Phaſen diejenigen Gegenden des Planeten bezeichnet, für welche die Sonne eben auf- oder untergeht, ſo war daraus jene Unbeſtimmtheit der Lichtgrenze auf eine eben ſo leichte als genügende Weiſe zu erklären. §. 47. (Rotation Merkurs.) Eigentliche Flecken, wie bei der Sonne, konnte Schröter auf der Oberfläche Merkurs nicht finden,

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Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem02_1835/68>, abgerufen am 26.11.2024.