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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835.

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Die Sonne.
mit einem aschfarbenen, gewöhnlich überall gleich breiten Rand
eingefaßt. Diese Flecken verändern meistens ihre Gestalt und
selbst zuweilen ihren Ort auf der Sonne. Wenn man sie von
Stunde zu Stunde verfolgt, so sieht man sie an Umfang wachsen
oder kleiner werden, verschiedene Gestalten annehmen, aus
einander brechen und gleichsam zerreißen und wieder zusammen
fließen und oft selbst gänzlich verschwinden. In dem letzten Falle,
wenn der Flecken sich unserm Auge ganz entzieht, wird immer
zuerst der schwarze Centralpunkt allmählig kleiner und verschwindet
lange vor dem aschgrauen Rande. Der ganze Anblick dieser
Erscheinung scheint auf einen flüssigen Zustand der Oberfläche der
Sonne und auf sehr heftige Bewegungen zu deuten, die auf ihr
vorgehen.

Diejenigen unter ihnen, welche längere Zeit ohne beträchtliche
Veränderungen ihrer Form dauern, -- und man sieht zuweilen solche,
die man nach vier und sechs Wochen wieder deutlich als dieselben
erkennen kann, -- zeigen im Allgemeinen folgende Erscheinungen.
Man sieht die eigentlichen schwarzen Flecken in einer meistens
länglichen Gestalt an den linken oder östlichen Rand der Sonne
eintreten und sich von da langsam gegen den westlichen Rand
bewegen, den sie gewöhnlich am dreizehnten Tage nach ihrer ersten
Erscheinung erreichen, und dann eben so lange unsichtbar werden,
bis sie am Ende dieser Periode wieder an der frühern Stelle des
östlichen Randes hervortreten. Je näher sie dem Mittelpunkte
der Sonne kommen, desto breiter scheinen sie zu werden, während
sie an den beiden Rändern der Sonne sehr schmal sind.

§. 31. (Was diese Sonnenflecken seyn mögen?) Da sie sich
alle mit nahe derselben Geschwindigkeit von Ost gen West auf der
Sonnenscheibe bewegen, so können sie nicht solche Körper seyn,
wie unsere Wolken, die von den Winden nach allen Seiten und
mit verschiedener Geschwindigkeit bewegt werden. Sie können
auch keine eigenen Himmelskörper seyn, die die Sonne umkreisen,
wie etwa der Mond die Erde, weil sie am Rande der Sonne
immer schmäler, als in dem Mittelpunkte derselben erscheinen.
Sie müssen also der Oberfläche der Sonne selbst angehören und
in derselben sich aufhalten und die bemerkte Bewegung derselben
von Ost gen West kann nur von einer Bewegung der Sonne

Die Sonne.
mit einem aſchfarbenen, gewöhnlich überall gleich breiten Rand
eingefaßt. Dieſe Flecken verändern meiſtens ihre Geſtalt und
ſelbſt zuweilen ihren Ort auf der Sonne. Wenn man ſie von
Stunde zu Stunde verfolgt, ſo ſieht man ſie an Umfang wachſen
oder kleiner werden, verſchiedene Geſtalten annehmen, aus
einander brechen und gleichſam zerreißen und wieder zuſammen
fließen und oft ſelbſt gänzlich verſchwinden. In dem letzten Falle,
wenn der Flecken ſich unſerm Auge ganz entzieht, wird immer
zuerſt der ſchwarze Centralpunkt allmählig kleiner und verſchwindet
lange vor dem aſchgrauen Rande. Der ganze Anblick dieſer
Erſcheinung ſcheint auf einen flüſſigen Zuſtand der Oberfläche der
Sonne und auf ſehr heftige Bewegungen zu deuten, die auf ihr
vorgehen.

Diejenigen unter ihnen, welche längere Zeit ohne beträchtliche
Veränderungen ihrer Form dauern, — und man ſieht zuweilen ſolche,
die man nach vier und ſechs Wochen wieder deutlich als dieſelben
erkennen kann, — zeigen im Allgemeinen folgende Erſcheinungen.
Man ſieht die eigentlichen ſchwarzen Flecken in einer meiſtens
länglichen Geſtalt an den linken oder öſtlichen Rand der Sonne
eintreten und ſich von da langſam gegen den weſtlichen Rand
bewegen, den ſie gewöhnlich am dreizehnten Tage nach ihrer erſten
Erſcheinung erreichen, und dann eben ſo lange unſichtbar werden,
bis ſie am Ende dieſer Periode wieder an der frühern Stelle des
öſtlichen Randes hervortreten. Je näher ſie dem Mittelpunkte
der Sonne kommen, deſto breiter ſcheinen ſie zu werden, während
ſie an den beiden Rändern der Sonne ſehr ſchmal ſind.

§. 31. (Was dieſe Sonnenflecken ſeyn mögen?) Da ſie ſich
alle mit nahe derſelben Geſchwindigkeit von Oſt gen Weſt auf der
Sonnenſcheibe bewegen, ſo können ſie nicht ſolche Körper ſeyn,
wie unſere Wolken, die von den Winden nach allen Seiten und
mit verſchiedener Geſchwindigkeit bewegt werden. Sie können
auch keine eigenen Himmelskörper ſeyn, die die Sonne umkreiſen,
wie etwa der Mond die Erde, weil ſie am Rande der Sonne
immer ſchmäler, als in dem Mittelpunkte derſelben erſcheinen.
Sie müſſen alſo der Oberfläche der Sonne ſelbſt angehören und
in derſelben ſich aufhalten und die bemerkte Bewegung derſelben
von Oſt gen Weſt kann nur von einer Bewegung der Sonne

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[40/0050] Die Sonne. mit einem aſchfarbenen, gewöhnlich überall gleich breiten Rand eingefaßt. Dieſe Flecken verändern meiſtens ihre Geſtalt und ſelbſt zuweilen ihren Ort auf der Sonne. Wenn man ſie von Stunde zu Stunde verfolgt, ſo ſieht man ſie an Umfang wachſen oder kleiner werden, verſchiedene Geſtalten annehmen, aus einander brechen und gleichſam zerreißen und wieder zuſammen fließen und oft ſelbſt gänzlich verſchwinden. In dem letzten Falle, wenn der Flecken ſich unſerm Auge ganz entzieht, wird immer zuerſt der ſchwarze Centralpunkt allmählig kleiner und verſchwindet lange vor dem aſchgrauen Rande. Der ganze Anblick dieſer Erſcheinung ſcheint auf einen flüſſigen Zuſtand der Oberfläche der Sonne und auf ſehr heftige Bewegungen zu deuten, die auf ihr vorgehen. Diejenigen unter ihnen, welche längere Zeit ohne beträchtliche Veränderungen ihrer Form dauern, — und man ſieht zuweilen ſolche, die man nach vier und ſechs Wochen wieder deutlich als dieſelben erkennen kann, — zeigen im Allgemeinen folgende Erſcheinungen. Man ſieht die eigentlichen ſchwarzen Flecken in einer meiſtens länglichen Geſtalt an den linken oder öſtlichen Rand der Sonne eintreten und ſich von da langſam gegen den weſtlichen Rand bewegen, den ſie gewöhnlich am dreizehnten Tage nach ihrer erſten Erſcheinung erreichen, und dann eben ſo lange unſichtbar werden, bis ſie am Ende dieſer Periode wieder an der frühern Stelle des öſtlichen Randes hervortreten. Je näher ſie dem Mittelpunkte der Sonne kommen, deſto breiter ſcheinen ſie zu werden, während ſie an den beiden Rändern der Sonne ſehr ſchmal ſind. §. 31. (Was dieſe Sonnenflecken ſeyn mögen?) Da ſie ſich alle mit nahe derſelben Geſchwindigkeit von Oſt gen Weſt auf der Sonnenſcheibe bewegen, ſo können ſie nicht ſolche Körper ſeyn, wie unſere Wolken, die von den Winden nach allen Seiten und mit verſchiedener Geſchwindigkeit bewegt werden. Sie können auch keine eigenen Himmelskörper ſeyn, die die Sonne umkreiſen, wie etwa der Mond die Erde, weil ſie am Rande der Sonne immer ſchmäler, als in dem Mittelpunkte derſelben erſcheinen. Sie müſſen alſo der Oberfläche der Sonne ſelbſt angehören und in derſelben ſich aufhalten und die bemerkte Bewegung derſelben von Oſt gen Weſt kann nur von einer Bewegung der Sonne

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Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem02_1835/50>, abgerufen am 24.11.2024.