Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835.Sterngruppen und Nebelmassen des Himmels. eigene Dünste aus, die sich mit anderen Materien verbinden undnach und nach in einen Körper sammeln, wodurch die untergeord- neten Planeten oder die gegenwärtigen Satelliten entstehen. Auch diese, deren vielleicht eine große Zahl gewesen ist, sammeln sich später wieder zu einem Hauptplaneten oder zu einem Kometen. Diese letzten kommen, nach mancherlei Umläufen, der Sonne im- mer näher, verdichten dadurch ihre flüchtigen Theile und stürzen endlich in die Sonne, um ihr den Verlust wieder zu ersetzen, den sie durch den beständig von ihr ausgehenden Licht- und Wärme- Stoff erleidet. Es ist möglich, daß ein großer, auf diese Art mit der Sonne sich verbindender Komet die Hitze der Sonne so sehr vermehren könnte, daß diese unsere Erde verbrennen und da- her kein lebendes Wesen mehr auf ihr getroffen würde. Es ist möglich, daß die wunderbaren neuen Sterne, die Hipparch, Tycho und Kepler an Stellen des Himmels, wo früher kein Stern sichtbar war, plötzlich aufflammen sahen, auf diese Weise in Brand gera- then sind, und daß es einst mit unserer Sonne eben so gehen werde. Ich glaube, daß es Wesen von viel höheren Geisteskräften, als die unseren, gebe, welche diese Revolutionen der himmlischen Körper unter der Lenkung des höchsten Wesens beaufsichtigen. Die gegenwärtigen Bewohner unserer Erde scheinen nur erst seit einer kurzen Zeit da zu seyn. Zum Beweise dieser Meinung führe ich nur an, daß alle Künste, die Schrift, die Schifffahrt, die Malerei, die Magnetnadel u. f. erst seit dem Gedenken unserer Menschenge- schichte entdeckt worden sind, was nicht der Fall seyn könnte, wenn die Erde schon von jeher da gewesen wäre. Auch sieht man auf der Oberfläche derselben Zeichen von Zerstörungen, die nicht durch eine bloße Wasserfluth bewirkt werden konnten. Ueberhaupt sehe ich alle Planeten als aus derselben Materie bestehend an, wie unsere Erde, nämlich aus Erde, Wasser, Steinen, Metallen u. s. w., aber ver- schiedentlich vermengt. -- Auf die Frage, warum er diese seine Muth- maßungen nicht bekannt gemacht habe, wie es Kepler und so viele Andere gethan haben, antwortete er: Ich setze keinen Werth auf bloße Muthmaßungen; auch habe er in seinen Werken darüber genug gesagt, um seine Meinung erkennen zu lassen." Wie es aber auch mit diesen und mit allen anderen darüber Sterngruppen und Nebelmaſſen des Himmels. eigene Dünſte aus, die ſich mit anderen Materien verbinden undnach und nach in einen Körper ſammeln, wodurch die untergeord- neten Planeten oder die gegenwärtigen Satelliten entſtehen. Auch dieſe, deren vielleicht eine große Zahl geweſen iſt, ſammeln ſich ſpäter wieder zu einem Hauptplaneten oder zu einem Kometen. Dieſe letzten kommen, nach mancherlei Umläufen, der Sonne im- mer näher, verdichten dadurch ihre flüchtigen Theile und ſtürzen endlich in die Sonne, um ihr den Verluſt wieder zu erſetzen, den ſie durch den beſtändig von ihr ausgehenden Licht- und Wärme- Stoff erleidet. Es iſt möglich, daß ein großer, auf dieſe Art mit der Sonne ſich verbindender Komet die Hitze der Sonne ſo ſehr vermehren könnte, daß dieſe unſere Erde verbrennen und da- her kein lebendes Weſen mehr auf ihr getroffen würde. Es iſt möglich, daß die wunderbaren neuen Sterne, die Hipparch, Tycho und Kepler an Stellen des Himmels, wo früher kein Stern ſichtbar war, plötzlich aufflammen ſahen, auf dieſe Weiſe in Brand gera- then ſind, und daß es einſt mit unſerer Sonne eben ſo gehen werde. Ich glaube, daß es Weſen von viel höheren Geiſteskräften, als die unſeren, gebe, welche dieſe Revolutionen der himmliſchen Körper unter der Lenkung des höchſten Weſens beaufſichtigen. Die gegenwärtigen Bewohner unſerer Erde ſcheinen nur erſt ſeit einer kurzen Zeit da zu ſeyn. Zum Beweiſe dieſer Meinung führe ich nur an, daß alle Künſte, die Schrift, die Schifffahrt, die Malerei, die Magnetnadel u. f. erſt ſeit dem Gedenken unſerer Menſchenge- ſchichte entdeckt worden ſind, was nicht der Fall ſeyn könnte, wenn die Erde ſchon von jeher da geweſen wäre. Auch ſieht man auf der Oberfläche derſelben Zeichen von Zerſtörungen, die nicht durch eine bloße Waſſerfluth bewirkt werden konnten. Ueberhaupt ſehe ich alle Planeten als aus derſelben Materie beſtehend an, wie unſere Erde, nämlich aus Erde, Waſſer, Steinen, Metallen u. ſ. w., aber ver- ſchiedentlich vermengt. — Auf die Frage, warum er dieſe ſeine Muth- maßungen nicht bekannt gemacht habe, wie es Kepler und ſo viele Andere gethan haben, antwortete er: Ich ſetze keinen Werth auf bloße Muthmaßungen; auch habe er in ſeinen Werken darüber genug geſagt, um ſeine Meinung erkennen zu laſſen.“ Wie es aber auch mit dieſen und mit allen anderen darüber <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0401" n="391"/><fw place="top" type="header">Sterngruppen und Nebelmaſſen des Himmels.</fw><lb/> eigene Dünſte aus, die ſich mit anderen Materien verbinden und<lb/> nach und nach in einen Körper ſammeln, wodurch die untergeord-<lb/> neten Planeten oder die gegenwärtigen Satelliten entſtehen. 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Sterngruppen und Nebelmaſſen des Himmels.
eigene Dünſte aus, die ſich mit anderen Materien verbinden und
nach und nach in einen Körper ſammeln, wodurch die untergeord-
neten Planeten oder die gegenwärtigen Satelliten entſtehen. Auch
dieſe, deren vielleicht eine große Zahl geweſen iſt, ſammeln ſich
ſpäter wieder zu einem Hauptplaneten oder zu einem Kometen.
Dieſe letzten kommen, nach mancherlei Umläufen, der Sonne im-
mer näher, verdichten dadurch ihre flüchtigen Theile und ſtürzen
endlich in die Sonne, um ihr den Verluſt wieder zu erſetzen, den
ſie durch den beſtändig von ihr ausgehenden Licht- und Wärme-
Stoff erleidet. Es iſt möglich, daß ein großer, auf dieſe Art
mit der Sonne ſich verbindender Komet die Hitze der Sonne ſo
ſehr vermehren könnte, daß dieſe unſere Erde verbrennen und da-
her kein lebendes Weſen mehr auf ihr getroffen würde. Es iſt
möglich, daß die wunderbaren neuen Sterne, die Hipparch, Tycho
und Kepler an Stellen des Himmels, wo früher kein Stern ſichtbar
war, plötzlich aufflammen ſahen, auf dieſe Weiſe in Brand gera-
then ſind, und daß es einſt mit unſerer Sonne eben ſo gehen werde.
Ich glaube, daß es Weſen von viel höheren Geiſteskräften, als
die unſeren, gebe, welche dieſe Revolutionen der himmliſchen
Körper unter der Lenkung des höchſten Weſens beaufſichtigen. Die
gegenwärtigen Bewohner unſerer Erde ſcheinen nur erſt ſeit einer
kurzen Zeit da zu ſeyn. Zum Beweiſe dieſer Meinung führe ich
nur an, daß alle Künſte, die Schrift, die Schifffahrt, die Malerei,
die Magnetnadel u. f. erſt ſeit dem Gedenken unſerer Menſchenge-
ſchichte entdeckt worden ſind, was nicht der Fall ſeyn könnte, wenn
die Erde ſchon von jeher da geweſen wäre. Auch ſieht man auf
der Oberfläche derſelben Zeichen von Zerſtörungen, die nicht durch
eine bloße Waſſerfluth bewirkt werden konnten. Ueberhaupt ſehe ich
alle Planeten als aus derſelben Materie beſtehend an, wie unſere Erde,
nämlich aus Erde, Waſſer, Steinen, Metallen u. ſ. w., aber ver-
ſchiedentlich vermengt. — Auf die Frage, warum er dieſe ſeine Muth-
maßungen nicht bekannt gemacht habe, wie es Kepler und ſo viele
Andere gethan haben, antwortete er: Ich ſetze keinen Werth auf
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