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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835.

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Sterngruppen und Nebelmassen des Himmels.
mels ergründen wollen? Diese Kraft, durch welche die an sich
todte, starre Masse belebt wird, sich selbst durch alle Stufen ihrer
Verwandlungen fortbildet und auf ihre eigenen Elemente, die wir
mit keinem Mikroscope mehr verfolgen können, so wie auf die
entferntesten Körper einwirkt, die auch kein Telescop mehr erreicht, --
diese Kraft, diese Seele der ganzen Natur wird uns ewig ein Ge-
heimniß bleiben und unser Auge wird nie den dichten Schleier durch-
dringen, welchen die große Mutter aller Dinge vor die beiden
äußersten, dunklen Kammern ihrer Werkstätte gezogen hat, in de-
ren einer sie die Entstehung, und in der andern den Untergang,
in einer die Geburt und in der andern den Tod aller ihrer Ge-
schöpfe bereitet.

Uns genüge es, diese Stufenfolgen zwischen jenen beiden
äußersten Endpunkten des Lebens aller Wesen, der Erde und des
Himmels, mit unseren eigenen Augen gesehen und uns von dem
unbestreitbaren Daseyn von Ereignissen, zu deren Evolutionen viele
Jahrtausende, vielleicht Millionen von Jahren, nöthig waren, wäh-
rend der kurzen Zeit unseres eigenen Lebens überzeugt zu haben.
Von jenem ersten, formlosen, weit verbreiteten Urnebel, von jenem
altergrauen Chaos, aus dem die Himmelskörper hervorgehen, haben
wir beinahe alle auf einander folgenden Metamorphosen derselben
gesehen, bis zur letzten und höchsten Stufe, bis zu dem eigentlichen,
abgerundeten, nebellosen, im reinsten Lichte strahlenden Sterne,
bis zu jenen wundervollen Gruppen, wo Tausende von diesen vol-
lendeten Sternen in einem verhältnißmäßig engen, abgeschlossenen
Raume sich in ewig ungestörter Harmonie um einander bewegen.
Wir haben gesehen, wie aus jenem chaotischen Urnebel durch Zer-
reißung, oder vielmehr durch Anziehung überwiegender Stellen
desselben, gesonderte Theile entstehen, deren Gestalt zwar noch un-
bestimmt, deren Licht aber schon kräftiger erscheint. Wenn in die-
sen kleinen Nebeln, die man immer, ihrem Ursprunge gemäß, in
ganzen, großen Lagern beisammen findet, die Condensation ein-
zelner Punkte und die Anziehung der benachbarten Nebelmasse
weiter fortgeschritten ist, finden wir diese isolirten Nebel schon klei-
ner, von ihren Nachbarn durch größere Zwischenräume getrennt

Sterngruppen und Nebelmaſſen des Himmels.
mels ergründen wollen? Dieſe Kraft, durch welche die an ſich
todte, ſtarre Maſſe belebt wird, ſich ſelbſt durch alle Stufen ihrer
Verwandlungen fortbildet und auf ihre eigenen Elemente, die wir
mit keinem Mikroſcope mehr verfolgen können, ſo wie auf die
entfernteſten Körper einwirkt, die auch kein Teleſcop mehr erreicht, —
dieſe Kraft, dieſe Seele der ganzen Natur wird uns ewig ein Ge-
heimniß bleiben und unſer Auge wird nie den dichten Schleier durch-
dringen, welchen die große Mutter aller Dinge vor die beiden
äußerſten, dunklen Kammern ihrer Werkſtätte gezogen hat, in de-
ren einer ſie die Entſtehung, und in der andern den Untergang,
in einer die Geburt und in der andern den Tod aller ihrer Ge-
ſchöpfe bereitet.

Uns genüge es, dieſe Stufenfolgen zwiſchen jenen beiden
äußerſten Endpunkten des Lebens aller Weſen, der Erde und des
Himmels, mit unſeren eigenen Augen geſehen und uns von dem
unbeſtreitbaren Daſeyn von Ereigniſſen, zu deren Evolutionen viele
Jahrtauſende, vielleicht Millionen von Jahren, nöthig waren, wäh-
rend der kurzen Zeit unſeres eigenen Lebens überzeugt zu haben.
Von jenem erſten, formloſen, weit verbreiteten Urnebel, von jenem
altergrauen Chaos, aus dem die Himmelskörper hervorgehen, haben
wir beinahe alle auf einander folgenden Metamorphoſen derſelben
geſehen, bis zur letzten und höchſten Stufe, bis zu dem eigentlichen,
abgerundeten, nebelloſen, im reinſten Lichte ſtrahlenden Sterne,
bis zu jenen wundervollen Gruppen, wo Tauſende von dieſen vol-
lendeten Sternen in einem verhältnißmäßig engen, abgeſchloſſenen
Raume ſich in ewig ungeſtörter Harmonie um einander bewegen.
Wir haben geſehen, wie aus jenem chaotiſchen Urnebel durch Zer-
reißung, oder vielmehr durch Anziehung überwiegender Stellen
deſſelben, geſonderte Theile entſtehen, deren Geſtalt zwar noch un-
beſtimmt, deren Licht aber ſchon kräftiger erſcheint. Wenn in die-
ſen kleinen Nebeln, die man immer, ihrem Urſprunge gemäß, in
ganzen, großen Lagern beiſammen findet, die Condenſation ein-
zelner Punkte und die Anziehung der benachbarten Nebelmaſſe
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ner, von ihren Nachbarn durch größere Zwiſchenräume getrennt

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[388/0398] Sterngruppen und Nebelmaſſen des Himmels. mels ergründen wollen? Dieſe Kraft, durch welche die an ſich todte, ſtarre Maſſe belebt wird, ſich ſelbſt durch alle Stufen ihrer Verwandlungen fortbildet und auf ihre eigenen Elemente, die wir mit keinem Mikroſcope mehr verfolgen können, ſo wie auf die entfernteſten Körper einwirkt, die auch kein Teleſcop mehr erreicht, — dieſe Kraft, dieſe Seele der ganzen Natur wird uns ewig ein Ge- heimniß bleiben und unſer Auge wird nie den dichten Schleier durch- dringen, welchen die große Mutter aller Dinge vor die beiden äußerſten, dunklen Kammern ihrer Werkſtätte gezogen hat, in de- ren einer ſie die Entſtehung, und in der andern den Untergang, in einer die Geburt und in der andern den Tod aller ihrer Ge- ſchöpfe bereitet. Uns genüge es, dieſe Stufenfolgen zwiſchen jenen beiden äußerſten Endpunkten des Lebens aller Weſen, der Erde und des Himmels, mit unſeren eigenen Augen geſehen und uns von dem unbeſtreitbaren Daſeyn von Ereigniſſen, zu deren Evolutionen viele Jahrtauſende, vielleicht Millionen von Jahren, nöthig waren, wäh- rend der kurzen Zeit unſeres eigenen Lebens überzeugt zu haben. Von jenem erſten, formloſen, weit verbreiteten Urnebel, von jenem altergrauen Chaos, aus dem die Himmelskörper hervorgehen, haben wir beinahe alle auf einander folgenden Metamorphoſen derſelben geſehen, bis zur letzten und höchſten Stufe, bis zu dem eigentlichen, abgerundeten, nebelloſen, im reinſten Lichte ſtrahlenden Sterne, bis zu jenen wundervollen Gruppen, wo Tauſende von dieſen vol- lendeten Sternen in einem verhältnißmäßig engen, abgeſchloſſenen Raume ſich in ewig ungeſtörter Harmonie um einander bewegen. Wir haben geſehen, wie aus jenem chaotiſchen Urnebel durch Zer- reißung, oder vielmehr durch Anziehung überwiegender Stellen deſſelben, geſonderte Theile entſtehen, deren Geſtalt zwar noch un- beſtimmt, deren Licht aber ſchon kräftiger erſcheint. Wenn in die- ſen kleinen Nebeln, die man immer, ihrem Urſprunge gemäß, in ganzen, großen Lagern beiſammen findet, die Condenſation ein- zelner Punkte und die Anziehung der benachbarten Nebelmaſſe weiter fortgeſchritten iſt, finden wir dieſe iſolirten Nebel ſchon klei- ner, von ihren Nachbarn durch größere Zwiſchenräume getrennt

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Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835, S. 388. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem02_1835/398>, abgerufen am 22.11.2024.