Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835.

Bild:
<< vorherige Seite

Sterngruppen und Nebelmassen des Himmels.
gehören vielleicht zu den wunderbarsten Gegenständen des Himmels,
aber keineswegs zu den seltensten. In unserm Planetensystem er-
blicken wir sie nur ein Beispiel, bei Saturn; denn die Muth-
maßung des doppelten Rings, den der ältere Herschel bei Uranus
gefunden hatte, ist zu ungewiß und von seinen Nachfolgern gänzlich
unbestätiget geblieben. In der Sternenwelt aber sind bereits
mehrere solcher Ringe aufgefunden worden, an deren Existenz nicht
weiter gezweifelt werden kann.

AR = 2 h 12', P = 48° 26' ist ein sehr feiner, stark elliptischer
Nebelstrahl von 4 Min. Länge und 40 Sec. Breite.
In der Mitte desselben bemerkt man eine längliche
dunkle Stelle und in derselben zwei kleine Sterne.
Wahrscheinlich ist diese Stelle eine Oeffnung des Ringes,
dessen Ebene sehr schief gegen die Sonne liegt, daher
er mehr unter der Gestalt eines elliptischen Streifens
erscheint.
AR = 13 h 22', P = 41° 55'; ein sehr merkwürdiger Gegen-
stand. Ein runder lichter Kern ist in einiger Ent-
fernung von seinem Rande mit einem concentrischen
Nebelringe umgeben. Die Ebene dieses Ringes scheint
um einen seiner Durchmesser umgebogen, so daß die
beiden Ebenen einen Winkel von nahe 45 Graden
unter einander bilden.
AR = 18 h 47', P = 57° 11'; der schöne Ringnebel im Stern-
bilde der Leyer. Der äußere Durchmesser des Ringes
beträgt 61/2 Secunden. Die innere Oeffnung desselben
ist nicht ganz dunkel, wie der äußere Hintergrund des
Himmels, sondern selbst wieder von einem andern,
schwächeren Nebel erfüllt. Das Ganze hat das Ansehen
eines über einen Reifen gespannten Schleyers. Er ist
zwischen den großen Sternen b und g der Leyer.

Hieher gehören wohl auch jene Nebel, die in ihrem Innern
dunkle Stellen haben, welche Stellen wahrscheinlich Oeffnungen
des Nebels sind, durch welche man den Himmel sehen kann.

AR = 12 h 31', P = 100° 40'. Ein heller, elliptisch gebauter
Nebel, 5 Min. lang, 1/2 Min. breit. Der lichtere Kern

Sterngruppen und Nebelmaſſen des Himmels.
gehören vielleicht zu den wunderbarſten Gegenſtänden des Himmels,
aber keineswegs zu den ſeltenſten. In unſerm Planetenſyſtem er-
blicken wir ſie nur ein Beiſpiel, bei Saturn; denn die Muth-
maßung des doppelten Rings, den der ältere Herſchel bei Uranus
gefunden hatte, iſt zu ungewiß und von ſeinen Nachfolgern gänzlich
unbeſtätiget geblieben. In der Sternenwelt aber ſind bereits
mehrere ſolcher Ringe aufgefunden worden, an deren Exiſtenz nicht
weiter gezweifelt werden kann.

AR = 2 h 12′, P = 48° 26′ iſt ein ſehr feiner, ſtark elliptiſcher
Nebelſtrahl von 4 Min. Länge und 40 Sec. Breite.
In der Mitte deſſelben bemerkt man eine längliche
dunkle Stelle und in derſelben zwei kleine Sterne.
Wahrſcheinlich iſt dieſe Stelle eine Oeffnung des Ringes,
deſſen Ebene ſehr ſchief gegen die Sonne liegt, daher
er mehr unter der Geſtalt eines elliptiſchen Streifens
erſcheint.
AR = 13 h 22′, P = 41° 55′; ein ſehr merkwürdiger Gegen-
ſtand. Ein runder lichter Kern iſt in einiger Ent-
fernung von ſeinem Rande mit einem concentriſchen
Nebelringe umgeben. Die Ebene dieſes Ringes ſcheint
um einen ſeiner Durchmeſſer umgebogen, ſo daß die
beiden Ebenen einen Winkel von nahe 45 Graden
unter einander bilden.
AR = 18 h 47′, P = 57° 11′; der ſchöne Ringnebel im Stern-
bilde der Leyer. Der äußere Durchmeſſer des Ringes
beträgt 6½ Secunden. Die innere Oeffnung deſſelben
iſt nicht ganz dunkel, wie der äußere Hintergrund des
Himmels, ſondern ſelbſt wieder von einem andern,
ſchwächeren Nebel erfüllt. Das Ganze hat das Anſehen
eines über einen Reifen geſpannten Schleyers. Er iſt
zwiſchen den großen Sternen β und γ der Leyer.

Hieher gehören wohl auch jene Nebel, die in ihrem Innern
dunkle Stellen haben, welche Stellen wahrſcheinlich Oeffnungen
des Nebels ſind, durch welche man den Himmel ſehen kann.

AR = 12 h 31′, P = 100° 40′. Ein heller, elliptiſch gebauter
Nebel, 5 Min. lang, ½ Min. breit. Der lichtere Kern
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0389" n="379"/><fw place="top" type="header">Sterngruppen und Nebelma&#x017F;&#x017F;en des Himmels.</fw><lb/>
gehören vielleicht zu den wunderbar&#x017F;ten Gegen&#x017F;tänden des Himmels,<lb/>
aber keineswegs zu den &#x017F;elten&#x017F;ten. In un&#x017F;erm Planeten&#x017F;y&#x017F;tem er-<lb/>
blicken wir &#x017F;ie nur ein Bei&#x017F;piel, bei Saturn; denn die Muth-<lb/>
maßung des doppelten Rings, den der ältere Her&#x017F;chel bei Uranus<lb/>
gefunden hatte, i&#x017F;t zu ungewiß und von &#x017F;einen Nachfolgern gänzlich<lb/>
unbe&#x017F;tätiget geblieben. In der Sternenwelt aber &#x017F;ind bereits<lb/>
mehrere &#x017F;olcher Ringe aufgefunden worden, an deren Exi&#x017F;tenz nicht<lb/>
weiter gezweifelt werden kann.</p><lb/>
            <list>
              <item><hi rendition="#aq">AR</hi> = 2 <hi rendition="#sup"><hi rendition="#aq">h</hi></hi> 12&#x2032;, <hi rendition="#aq">P</hi> = 48° 26&#x2032; i&#x017F;t ein &#x017F;ehr feiner, &#x017F;tark ellipti&#x017F;cher<lb/>
Nebel&#x017F;trahl von 4 Min. Länge und 40 Sec. Breite.<lb/>
In der Mitte de&#x017F;&#x017F;elben bemerkt man eine längliche<lb/>
dunkle Stelle und in der&#x017F;elben zwei kleine Sterne.<lb/>
Wahr&#x017F;cheinlich i&#x017F;t die&#x017F;e Stelle eine Oeffnung des Ringes,<lb/>
de&#x017F;&#x017F;en Ebene &#x017F;ehr &#x017F;chief gegen die Sonne liegt, daher<lb/>
er mehr unter der Ge&#x017F;talt eines ellipti&#x017F;chen Streifens<lb/>
er&#x017F;cheint.</item><lb/>
              <item><hi rendition="#aq">AR</hi> = 13 <hi rendition="#sup"><hi rendition="#aq">h</hi></hi> 22&#x2032;, <hi rendition="#aq">P</hi> = 41° 55&#x2032;; ein &#x017F;ehr merkwürdiger Gegen-<lb/>
&#x017F;tand. Ein runder lichter Kern i&#x017F;t in einiger Ent-<lb/>
fernung von &#x017F;einem Rande mit einem concentri&#x017F;chen<lb/>
Nebelringe umgeben. Die Ebene die&#x017F;es Ringes &#x017F;cheint<lb/>
um einen &#x017F;einer Durchme&#x017F;&#x017F;er umgebogen, &#x017F;o daß die<lb/>
beiden Ebenen einen Winkel von nahe 45 Graden<lb/>
unter einander bilden.</item><lb/>
              <item><hi rendition="#aq">AR</hi> = 18 <hi rendition="#sup"><hi rendition="#aq">h</hi></hi> 47&#x2032;, <hi rendition="#aq">P</hi> = 57° 11&#x2032;; der &#x017F;chöne Ringnebel im Stern-<lb/>
bilde der Leyer. Der äußere Durchme&#x017F;&#x017F;er des Ringes<lb/>
beträgt 6½ Secunden. Die innere Oeffnung de&#x017F;&#x017F;elben<lb/>
i&#x017F;t nicht ganz dunkel, wie der äußere Hintergrund des<lb/>
Himmels, &#x017F;ondern &#x017F;elb&#x017F;t wieder von einem andern,<lb/>
&#x017F;chwächeren Nebel erfüllt. Das Ganze hat das An&#x017F;ehen<lb/>
eines über einen Reifen ge&#x017F;pannten Schleyers. Er i&#x017F;t<lb/>
zwi&#x017F;chen den großen Sternen &#x03B2; und &#x03B3; der Leyer.</item>
            </list><lb/>
            <p>Hieher gehören wohl auch jene Nebel, die in ihrem Innern<lb/>
dunkle Stellen haben, welche Stellen wahr&#x017F;cheinlich Oeffnungen<lb/>
des Nebels &#x017F;ind, durch welche man den Himmel &#x017F;ehen kann.</p><lb/>
            <list>
              <item><hi rendition="#aq">AR</hi> = 12 <hi rendition="#sup"><hi rendition="#aq">h</hi></hi> 31&#x2032;, <hi rendition="#aq">P</hi> = 100° 40&#x2032;. Ein heller, ellipti&#x017F;ch gebauter<lb/>
Nebel, 5 Min. lang, ½ Min. breit. Der lichtere Kern<lb/></item>
            </list>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[379/0389] Sterngruppen und Nebelmaſſen des Himmels. gehören vielleicht zu den wunderbarſten Gegenſtänden des Himmels, aber keineswegs zu den ſeltenſten. In unſerm Planetenſyſtem er- blicken wir ſie nur ein Beiſpiel, bei Saturn; denn die Muth- maßung des doppelten Rings, den der ältere Herſchel bei Uranus gefunden hatte, iſt zu ungewiß und von ſeinen Nachfolgern gänzlich unbeſtätiget geblieben. In der Sternenwelt aber ſind bereits mehrere ſolcher Ringe aufgefunden worden, an deren Exiſtenz nicht weiter gezweifelt werden kann. AR = 2 h 12′, P = 48° 26′ iſt ein ſehr feiner, ſtark elliptiſcher Nebelſtrahl von 4 Min. Länge und 40 Sec. Breite. In der Mitte deſſelben bemerkt man eine längliche dunkle Stelle und in derſelben zwei kleine Sterne. Wahrſcheinlich iſt dieſe Stelle eine Oeffnung des Ringes, deſſen Ebene ſehr ſchief gegen die Sonne liegt, daher er mehr unter der Geſtalt eines elliptiſchen Streifens erſcheint. AR = 13 h 22′, P = 41° 55′; ein ſehr merkwürdiger Gegen- ſtand. Ein runder lichter Kern iſt in einiger Ent- fernung von ſeinem Rande mit einem concentriſchen Nebelringe umgeben. Die Ebene dieſes Ringes ſcheint um einen ſeiner Durchmeſſer umgebogen, ſo daß die beiden Ebenen einen Winkel von nahe 45 Graden unter einander bilden. AR = 18 h 47′, P = 57° 11′; der ſchöne Ringnebel im Stern- bilde der Leyer. Der äußere Durchmeſſer des Ringes beträgt 6½ Secunden. Die innere Oeffnung deſſelben iſt nicht ganz dunkel, wie der äußere Hintergrund des Himmels, ſondern ſelbſt wieder von einem andern, ſchwächeren Nebel erfüllt. Das Ganze hat das Anſehen eines über einen Reifen geſpannten Schleyers. Er iſt zwiſchen den großen Sternen β und γ der Leyer. Hieher gehören wohl auch jene Nebel, die in ihrem Innern dunkle Stellen haben, welche Stellen wahrſcheinlich Oeffnungen des Nebels ſind, durch welche man den Himmel ſehen kann. AR = 12 h 31′, P = 100° 40′. Ein heller, elliptiſch gebauter Nebel, 5 Min. lang, ½ Min. breit. Der lichtere Kern

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem02_1835
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem02_1835/389
Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835, S. 379. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem02_1835/389>, abgerufen am 25.11.2024.