stehenden Sternen gebildete Kugel zeigen würde, sondern daß die- selben gegen den Mittelpunkt der Kugel in der That näher an einander rücken, was wahrscheinlich die Folge einer größeren At- traction dieses Mittelpunktes ist.
§. 238. (Größe und Entfernung dieser Gruppen.) Es scheint gewagt zu seyn, diese zahllosen Sterne, aus welchen jene Gruppen bestehen, für eben so viele Sonnen, gleich der unserer Sonne, an- zunehmen. Aber wer mag uns widersprechen, wenn wir behaupten wollten, daß sie vielleicht noch viel größer sind, und daß, so nahe sie uns auch an einander gedrängt erscheinen, ihre wahren Di- stanzen doch eben so bedeutend seyn können, als diejenigen, welche die einzelnen Fixsterne von einander trennen, daß sie alle Millio- nen, ja Billionen von Meilen von einander entfernt seyn mögen. Wenn uns solche Behauptungen übertrieben erscheinen, so folgt daraus noch nicht, daß sie es auch in der That sind. Für jene Fernen fehlt uns aller Maaßstab und unsere bloß relativen Be- griffe von Größe finden dort keine Anwendung mehr. Wenn das Licht von zehntausend Sonnen zusammen genommen uns doch nur wie das eines Sterns der fünften oder sechsten Größe erscheint, so muß wohl ihre Entfernung von uns ganz außerordentlich und noch viel größer seyn, als selbst die Distanz der anderen Fixsterne unter sich, so groß auch diese letzte uns erscheinen mag.
-- -- Who can satiate sight In such a scene, where depht, height, breadth Are lost in their extremes, and where, to count The thick-sown glories in this ocean of Suns, Perhaps a Seraph's computation fails. Young.
§. 239. (Natur dieser Gruppen.) Wie sich dieß übrigens auch verhalten mag, die Kugelform, die scharfe Begränzung und die auffallende Symmetrie des inneren Baues dieser wundervollen Sonnengebäude zeugt von Einheit des Zwecks und von einer be- stimmten, in sich selbst abgeschlossenen Natur dieser Himmels- körper. Ihr ganzes geheimnißvolles Wesen scheint von einer ein- zigen Kraft der Anziehung durchdrungen, von einem eigenen,
Sterngruppen und Nebelmaſſen des Himmels.
ſtehenden Sternen gebildete Kugel zeigen würde, ſondern daß die- ſelben gegen den Mittelpunkt der Kugel in der That näher an einander rücken, was wahrſcheinlich die Folge einer größeren At- traction dieſes Mittelpunktes iſt.
§. 238. (Größe und Entfernung dieſer Gruppen.) Es ſcheint gewagt zu ſeyn, dieſe zahlloſen Sterne, aus welchen jene Gruppen beſtehen, für eben ſo viele Sonnen, gleich der unſerer Sonne, an- zunehmen. Aber wer mag uns widerſprechen, wenn wir behaupten wollten, daß ſie vielleicht noch viel größer ſind, und daß, ſo nahe ſie uns auch an einander gedrängt erſcheinen, ihre wahren Di- ſtanzen doch eben ſo bedeutend ſeyn können, als diejenigen, welche die einzelnen Fixſterne von einander trennen, daß ſie alle Millio- nen, ja Billionen von Meilen von einander entfernt ſeyn mögen. Wenn uns ſolche Behauptungen übertrieben erſcheinen, ſo folgt daraus noch nicht, daß ſie es auch in der That ſind. Für jene Fernen fehlt uns aller Maaßſtab und unſere bloß relativen Be- griffe von Größe finden dort keine Anwendung mehr. Wenn das Licht von zehntauſend Sonnen zuſammen genommen uns doch nur wie das eines Sterns der fünften oder ſechsten Größe erſcheint, ſo muß wohl ihre Entfernung von uns ganz außerordentlich und noch viel größer ſeyn, als ſelbſt die Diſtanz der anderen Fixſterne unter ſich, ſo groß auch dieſe letzte uns erſcheinen mag.
— — Who can satiate sight In such a scene, where depht, height, breadth Are lost in their extremes, and where, to count The thick-sown glories in this ocean of Suns, Perhaps a Seraph’s computation fails. Young.
§. 239. (Natur dieſer Gruppen.) Wie ſich dieß übrigens auch verhalten mag, die Kugelform, die ſcharfe Begränzung und die auffallende Symmetrie des inneren Baues dieſer wundervollen Sonnengebäude zeugt von Einheit des Zwecks und von einer be- ſtimmten, in ſich ſelbſt abgeſchloſſenen Natur dieſer Himmels- körper. Ihr ganzes geheimnißvolles Weſen ſcheint von einer ein- zigen Kraft der Anziehung durchdrungen, von einem eigenen,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0374"n="364"/><fwplace="top"type="header">Sterngruppen und Nebelmaſſen des Himmels.</fw><lb/>ſtehenden Sternen gebildete Kugel zeigen würde, ſondern daß die-<lb/>ſelben gegen den Mittelpunkt der Kugel in der That näher an<lb/>
einander rücken, was wahrſcheinlich die Folge einer größeren At-<lb/>
traction dieſes Mittelpunktes iſt.</p><lb/><p>§. 238. (Größe und Entfernung dieſer Gruppen.) Es ſcheint<lb/>
gewagt zu ſeyn, dieſe zahlloſen Sterne, aus welchen jene Gruppen<lb/>
beſtehen, für eben ſo viele Sonnen, gleich der unſerer Sonne, an-<lb/>
zunehmen. Aber wer mag uns widerſprechen, wenn wir behaupten<lb/>
wollten, daß ſie vielleicht noch viel größer ſind, und daß, ſo nahe<lb/>ſie uns auch an einander gedrängt erſcheinen, ihre <hirendition="#g">wahren</hi> Di-<lb/>ſtanzen doch eben ſo bedeutend ſeyn können, als diejenigen, welche<lb/>
die einzelnen Fixſterne von einander trennen, daß ſie alle Millio-<lb/>
nen, ja Billionen von Meilen von einander entfernt ſeyn mögen.<lb/>
Wenn <hirendition="#g">uns</hi>ſolche Behauptungen übertrieben erſcheinen, ſo folgt<lb/>
daraus noch nicht, daß ſie es auch <hirendition="#g">in der That</hi>ſind. Für jene<lb/>
Fernen fehlt uns aller Maaßſtab und unſere bloß relativen Be-<lb/>
griffe von Größe finden dort keine Anwendung mehr. Wenn das<lb/>
Licht von zehntauſend Sonnen zuſammen genommen uns doch nur<lb/>
wie das eines Sterns der fünften oder ſechsten Größe erſcheint,<lb/>ſo muß wohl ihre Entfernung von uns ganz außerordentlich und<lb/>
noch viel größer ſeyn, als ſelbſt die Diſtanz der anderen Fixſterne<lb/>
unter ſich, ſo groß auch dieſe letzte uns erſcheinen mag.</p><lb/><cit><quote><hirendition="#et">——<hirendition="#aq">Who can satiate sight<lb/>
In such a scene, where depht, height, breadth<lb/>
Are lost in their extremes, and where, to count<lb/>
The thick-sown glories in this ocean of Suns,<lb/>
Perhaps a Seraph’s computation fails.</hi></hi></quote><lb/><bibl><hirendition="#et"><hirendition="#aq">Young.</hi></hi></bibl></cit><lb/><p>§. 239. (Natur dieſer Gruppen.) Wie ſich dieß übrigens<lb/>
auch verhalten mag, die Kugelform, die ſcharfe Begränzung und<lb/>
die auffallende Symmetrie des inneren Baues dieſer wundervollen<lb/>
Sonnengebäude zeugt von Einheit des Zwecks und von einer be-<lb/>ſtimmten, in ſich ſelbſt abgeſchloſſenen Natur dieſer Himmels-<lb/>
körper. Ihr ganzes geheimnißvolles Weſen ſcheint von einer ein-<lb/>
zigen Kraft der Anziehung durchdrungen, von einem eigenen,<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[364/0374]
Sterngruppen und Nebelmaſſen des Himmels.
ſtehenden Sternen gebildete Kugel zeigen würde, ſondern daß die-
ſelben gegen den Mittelpunkt der Kugel in der That näher an
einander rücken, was wahrſcheinlich die Folge einer größeren At-
traction dieſes Mittelpunktes iſt.
§. 238. (Größe und Entfernung dieſer Gruppen.) Es ſcheint
gewagt zu ſeyn, dieſe zahlloſen Sterne, aus welchen jene Gruppen
beſtehen, für eben ſo viele Sonnen, gleich der unſerer Sonne, an-
zunehmen. Aber wer mag uns widerſprechen, wenn wir behaupten
wollten, daß ſie vielleicht noch viel größer ſind, und daß, ſo nahe
ſie uns auch an einander gedrängt erſcheinen, ihre wahren Di-
ſtanzen doch eben ſo bedeutend ſeyn können, als diejenigen, welche
die einzelnen Fixſterne von einander trennen, daß ſie alle Millio-
nen, ja Billionen von Meilen von einander entfernt ſeyn mögen.
Wenn uns ſolche Behauptungen übertrieben erſcheinen, ſo folgt
daraus noch nicht, daß ſie es auch in der That ſind. Für jene
Fernen fehlt uns aller Maaßſtab und unſere bloß relativen Be-
griffe von Größe finden dort keine Anwendung mehr. Wenn das
Licht von zehntauſend Sonnen zuſammen genommen uns doch nur
wie das eines Sterns der fünften oder ſechsten Größe erſcheint,
ſo muß wohl ihre Entfernung von uns ganz außerordentlich und
noch viel größer ſeyn, als ſelbſt die Diſtanz der anderen Fixſterne
unter ſich, ſo groß auch dieſe letzte uns erſcheinen mag.
— — Who can satiate sight
In such a scene, where depht, height, breadth
Are lost in their extremes, and where, to count
The thick-sown glories in this ocean of Suns,
Perhaps a Seraph’s computation fails.
Young.
§. 239. (Natur dieſer Gruppen.) Wie ſich dieß übrigens
auch verhalten mag, die Kugelform, die ſcharfe Begränzung und
die auffallende Symmetrie des inneren Baues dieſer wundervollen
Sonnengebäude zeugt von Einheit des Zwecks und von einer be-
ſtimmten, in ſich ſelbſt abgeſchloſſenen Natur dieſer Himmels-
körper. Ihr ganzes geheimnißvolles Weſen ſcheint von einer ein-
zigen Kraft der Anziehung durchdrungen, von einem eigenen,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835, S. 364. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem02_1835/374>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.