Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835.

Bild:
<< vorherige Seite

Doppelsterne.
nach dem Anfange seiner Untersuchungen, stellte er, in zwei Ab-
handlungen (Philos. Transact. 1802 und 1804) die positive Be-
hauptung auf, "daß es eigene Sternsysteme gebe, die aus zwei
"Fixsternen zusammen gesetzt sind, von welchen der eine sich in
"einer regelmäßigen Bahn um den andern bewege." Er führte
in diesen beiden Memoiren gegen fünfzig Doppelsterne an, bei
welchen diese Bewegung des einen um den andern durch die
Beobachtungen außer Zweifel gesetzt wurde, ja er wagte es sogar
schon, von einigen derselben die Umlaufszeit zu bestimmen.

Um das Jahr 1815 fing auch Struve in Dorpat an, sich mit
diesem interessanten Gegenstande zu beschäftigen. Anfangs beob-
achtete er sie bloß mit seinem Mittagsrohre, als aber später der
große 13füßige Refractor Fraunhofers in seine Hände kam (und
er konnte nicht wohl in bessere kommen), nahm er diese ganze
Arbeit nach einem neuen, größeren Plane wieder vor und verfolgte
denselben mit einem Eifer, der von dem schönsten Erfolge gekrönt
wurde.

Beinahe um dieselbe Zeit begann der jüngere Herschel (John
Fred. William) vereint mit John South seine Beobachtungen der
Doppelsterne. Sie machten dieselben meistens gemeinschaftlich
an zwei Aequatorialen, deren Fernröhre 5 und 7 Fuß Brennweite
und 33/4 und 5 Zoll Oeffnung hatten, wovon das letztere von
dem berühmten Optiker Tully verfertiget, selbst eine Vergrößerung
von 600 noch sehr gut ertragen soll. Die ersten Resultate ihrer
Arbeiten gaben sie in dem Werke: Observations of 380 double
stars, London
1825, heraus. Seitdem haben beide diesen Gegen-
stand eifrig verfolgt und Herschel besonders gab in den sechs ersten
Bänden der k. astron. Gesellschaft in London mehrere sehr reiche und
schätzbare Memoiren über diese Doppelsterne heraus. Erst vor Kurzem
ist er nach dem Cap der guten Hoffnung gereist, um sich dort mit
der Beobachtung der Doppelsterne des südlichen Himmels zu be-
schäftigen, von welchen bereits früher Dunlop, Astronom in Port
Jackson in Neuholland, Mehreres bekannt gemacht hat.

Auch Prof. Amici in Modena soll mit den von ihm selbst
verfertigten Spiegeltelescopen mehrere Beobachtungen von Doppel-
sternen gemacht haben, die aber bisher noch nicht bekannt geworden

Doppelſterne.
nach dem Anfange ſeiner Unterſuchungen, ſtellte er, in zwei Ab-
handlungen (Philos. Transact. 1802 und 1804) die poſitive Be-
hauptung auf, „daß es eigene Sternſyſteme gebe, die aus zwei
„Fixſternen zuſammen geſetzt ſind, von welchen der eine ſich in
„einer regelmäßigen Bahn um den andern bewege.“ Er führte
in dieſen beiden Memoiren gegen fünfzig Doppelſterne an, bei
welchen dieſe Bewegung des einen um den andern durch die
Beobachtungen außer Zweifel geſetzt wurde, ja er wagte es ſogar
ſchon, von einigen derſelben die Umlaufszeit zu beſtimmen.

Um das Jahr 1815 fing auch Struve in Dorpat an, ſich mit
dieſem intereſſanten Gegenſtande zu beſchäftigen. Anfangs beob-
achtete er ſie bloß mit ſeinem Mittagsrohre, als aber ſpäter der
große 13füßige Refractor Fraunhofers in ſeine Hände kam (und
er konnte nicht wohl in beſſere kommen), nahm er dieſe ganze
Arbeit nach einem neuen, größeren Plane wieder vor und verfolgte
denſelben mit einem Eifer, der von dem ſchönſten Erfolge gekrönt
wurde.

Beinahe um dieſelbe Zeit begann der jüngere Herſchel (John
Fred. William) vereint mit John South ſeine Beobachtungen der
Doppelſterne. Sie machten dieſelben meiſtens gemeinſchaftlich
an zwei Aequatorialen, deren Fernröhre 5 und 7 Fuß Brennweite
und 3¾ und 5 Zoll Oeffnung hatten, wovon das letztere von
dem berühmten Optiker Tully verfertiget, ſelbſt eine Vergrößerung
von 600 noch ſehr gut ertragen ſoll. Die erſten Reſultate ihrer
Arbeiten gaben ſie in dem Werke: Observations of 380 double
stars, London
1825, heraus. Seitdem haben beide dieſen Gegen-
ſtand eifrig verfolgt und Herſchel beſonders gab in den ſechs erſten
Bänden der k. aſtron. Geſellſchaft in London mehrere ſehr reiche und
ſchätzbare Memoiren über dieſe Doppelſterne heraus. Erſt vor Kurzem
iſt er nach dem Cap der guten Hoffnung gereiſt, um ſich dort mit
der Beobachtung der Doppelſterne des ſüdlichen Himmels zu be-
ſchäftigen, von welchen bereits früher Dunlop, Aſtronom in Port
Jackſon in Neuholland, Mehreres bekannt gemacht hat.

Auch Prof. Amici in Modena ſoll mit den von ihm ſelbſt
verfertigten Spiegelteleſcopen mehrere Beobachtungen von Doppel-
ſternen gemacht haben, die aber bisher noch nicht bekannt geworden

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0364" n="354"/><fw place="top" type="header">Doppel&#x017F;terne.</fw><lb/>
nach dem Anfange &#x017F;einer Unter&#x017F;uchungen, &#x017F;tellte er, in zwei Ab-<lb/>
handlungen (<hi rendition="#aq">Philos. Transact.</hi> 1802 und 1804) die po&#x017F;itive Be-<lb/>
hauptung auf, &#x201E;daß es eigene Stern&#x017F;y&#x017F;teme gebe, die aus zwei<lb/>
&#x201E;Fix&#x017F;ternen zu&#x017F;ammen ge&#x017F;etzt &#x017F;ind, von welchen der eine &#x017F;ich in<lb/>
&#x201E;einer regelmäßigen Bahn um den andern bewege.&#x201C; Er führte<lb/>
in die&#x017F;en beiden Memoiren gegen fünfzig Doppel&#x017F;terne an, bei<lb/>
welchen die&#x017F;e Bewegung des einen um den andern durch die<lb/>
Beobachtungen außer Zweifel ge&#x017F;etzt wurde, ja er wagte es &#x017F;ogar<lb/>
&#x017F;chon, von einigen der&#x017F;elben die Umlaufszeit zu be&#x017F;timmen.</p><lb/>
            <p>Um das Jahr 1815 fing auch Struve in Dorpat an, &#x017F;ich mit<lb/>
die&#x017F;em intere&#x017F;&#x017F;anten Gegen&#x017F;tande zu be&#x017F;chäftigen. Anfangs beob-<lb/>
achtete er &#x017F;ie bloß mit &#x017F;einem Mittagsrohre, als aber &#x017F;päter der<lb/>
große 13füßige Refractor Fraunhofers in &#x017F;eine Hände kam (und<lb/>
er konnte nicht wohl in be&#x017F;&#x017F;ere kommen), nahm er die&#x017F;e ganze<lb/>
Arbeit nach einem neuen, größeren Plane wieder vor und verfolgte<lb/>
den&#x017F;elben mit einem Eifer, der von dem &#x017F;chön&#x017F;ten Erfolge gekrönt<lb/>
wurde.</p><lb/>
            <p>Beinahe um die&#x017F;elbe Zeit begann der jüngere Her&#x017F;chel (John<lb/>
Fred. William) vereint mit John South &#x017F;eine Beobachtungen der<lb/>
Doppel&#x017F;terne. Sie machten die&#x017F;elben mei&#x017F;tens gemein&#x017F;chaftlich<lb/>
an zwei Aequatorialen, deren Fernröhre 5 und 7 Fuß Brennweite<lb/>
und 3¾ und 5 Zoll Oeffnung hatten, wovon das letztere von<lb/>
dem berühmten Optiker Tully verfertiget, &#x017F;elb&#x017F;t eine Vergrößerung<lb/>
von 600 noch &#x017F;ehr gut ertragen &#x017F;oll. Die er&#x017F;ten Re&#x017F;ultate ihrer<lb/>
Arbeiten gaben &#x017F;ie in dem Werke: <hi rendition="#aq">Observations of 380 double<lb/>
stars, London</hi> 1825, heraus. Seitdem haben beide die&#x017F;en Gegen-<lb/>
&#x017F;tand eifrig verfolgt und Her&#x017F;chel be&#x017F;onders gab in den &#x017F;echs er&#x017F;ten<lb/>
Bänden der k. a&#x017F;tron. Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft in London mehrere &#x017F;ehr reiche und<lb/>
&#x017F;chätzbare Memoiren über die&#x017F;e Doppel&#x017F;terne heraus. Er&#x017F;t vor Kurzem<lb/>
i&#x017F;t er nach dem Cap der guten Hoffnung gerei&#x017F;t, um &#x017F;ich dort mit<lb/>
der Beobachtung der Doppel&#x017F;terne des &#x017F;üdlichen Himmels zu be-<lb/>
&#x017F;chäftigen, von welchen bereits früher Dunlop, A&#x017F;tronom in Port<lb/>
Jack&#x017F;on in Neuholland, Mehreres bekannt gemacht hat.</p><lb/>
            <p>Auch Prof. Amici in Modena &#x017F;oll mit den von ihm &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
verfertigten Spiegeltele&#x017F;copen mehrere Beobachtungen von Doppel-<lb/>
&#x017F;ternen gemacht haben, die aber bisher noch nicht bekannt geworden<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[354/0364] Doppelſterne. nach dem Anfange ſeiner Unterſuchungen, ſtellte er, in zwei Ab- handlungen (Philos. Transact. 1802 und 1804) die poſitive Be- hauptung auf, „daß es eigene Sternſyſteme gebe, die aus zwei „Fixſternen zuſammen geſetzt ſind, von welchen der eine ſich in „einer regelmäßigen Bahn um den andern bewege.“ Er führte in dieſen beiden Memoiren gegen fünfzig Doppelſterne an, bei welchen dieſe Bewegung des einen um den andern durch die Beobachtungen außer Zweifel geſetzt wurde, ja er wagte es ſogar ſchon, von einigen derſelben die Umlaufszeit zu beſtimmen. Um das Jahr 1815 fing auch Struve in Dorpat an, ſich mit dieſem intereſſanten Gegenſtande zu beſchäftigen. Anfangs beob- achtete er ſie bloß mit ſeinem Mittagsrohre, als aber ſpäter der große 13füßige Refractor Fraunhofers in ſeine Hände kam (und er konnte nicht wohl in beſſere kommen), nahm er dieſe ganze Arbeit nach einem neuen, größeren Plane wieder vor und verfolgte denſelben mit einem Eifer, der von dem ſchönſten Erfolge gekrönt wurde. Beinahe um dieſelbe Zeit begann der jüngere Herſchel (John Fred. William) vereint mit John South ſeine Beobachtungen der Doppelſterne. Sie machten dieſelben meiſtens gemeinſchaftlich an zwei Aequatorialen, deren Fernröhre 5 und 7 Fuß Brennweite und 3¾ und 5 Zoll Oeffnung hatten, wovon das letztere von dem berühmten Optiker Tully verfertiget, ſelbſt eine Vergrößerung von 600 noch ſehr gut ertragen ſoll. Die erſten Reſultate ihrer Arbeiten gaben ſie in dem Werke: Observations of 380 double stars, London 1825, heraus. Seitdem haben beide dieſen Gegen- ſtand eifrig verfolgt und Herſchel beſonders gab in den ſechs erſten Bänden der k. aſtron. Geſellſchaft in London mehrere ſehr reiche und ſchätzbare Memoiren über dieſe Doppelſterne heraus. Erſt vor Kurzem iſt er nach dem Cap der guten Hoffnung gereiſt, um ſich dort mit der Beobachtung der Doppelſterne des ſüdlichen Himmels zu be- ſchäftigen, von welchen bereits früher Dunlop, Aſtronom in Port Jackſon in Neuholland, Mehreres bekannt gemacht hat. Auch Prof. Amici in Modena ſoll mit den von ihm ſelbſt verfertigten Spiegelteleſcopen mehrere Beobachtungen von Doppel- ſternen gemacht haben, die aber bisher noch nicht bekannt geworden

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem02_1835
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem02_1835/364
Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835, S. 354. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem02_1835/364>, abgerufen am 22.11.2024.