Bei b Equulei (AR = 21'' 14', Pold. = 83° 54'), D = 2", Größe XIV. XV.
Bei dem letzten dieser Doppelsterne ist der Begleiter selbst wieder doppelt. Ein Fernrohr, welches diese zwei Doppelsterne deutlich zeigt, ist zu den schwierigsten Untersuchungen geeignet, und kein Fernrohr soll, nach Herschels Meinung, die Satelliten des Uranus zeigen, wenn es diese Prüfung nicht besteht. So viel mir bekannt, sind diese beiden Doppelsterne nur durch Herschels zwanzigfüßige Spiegeltelescope gesehen worden. Fraunhofer gab den Refractoren den Vorzug vor den Reflectoren unter sonst gleichen Verhältnissen, weil, nach seiner Aeußerung, die Spiegel viel mehr Licht absorbiren sollen, als bei dem Durchgange der Strahlen durch das Objectiv eines achromatischen Fernrohrs ver- loren geht. Herschel ist der entgegengesetzten Ansicht, da, nach ihm, die Metallspiegel nur den dritten Theil des auf sie fallenden Lichtes absorbiren. Nach dem letztern sind unsere Refractoren den Spiegeltelescopen erst dann gleich zu achten, wenn die Oeffnung der ersten gleich dem achtzehnten Theile der Oeffnung der Spiegel bei den zweiten ist, so daß z. B. seinem 20füßigen Reflector mit einem Spiegel von 18 Zoll im Durchmesser, ein Refractor erst dann gleichgesetzt werden könnte, wenn die Oeffnung oder der Durchmesser der Objectivlinse des letztern 15 3/10 Zolle oder nahe 1 3/10 Fuß beträgt, eine Größe, die noch keines unserer Objective erreicht hat. Der größte Refractor, den wir näher kennen, ist der, den Fraunhofer für die Sternwarte in Dorpat verfertiget hat. Er hat, so wie der von demselben Künstler nach Berlin gebrachte, 9 Par. Zoll Oeffnung und 13 1/3 Fuß Focallänge. Die dabei angebrachten Vergrößerungen gehen bis 600 mit einem Durchmesser des Gesichtsfeldes von 2 3/10 Minuten. Von den Herschel'schen Reflectoren hat das von 20 Fuß Focallänge, mit welchem er seine meisten Entdeckungen gemacht hat, einen Spiegel von 18 Zoll im Durchmesser; das von 25 Fuß Focallänge hat einen Spiegel von 24 Zoll Oeffnung, und das größte, welches Herschel verfertigte, das aber, da der Spiegel desselben bald matt wurde, nicht lange gebraucht wurde, hat 40 Fuß Focallänge mit einem Spiegel von 48 Zoll oder 4 Fuß Oeffnung. Bei dem
Doppelſterne.
Bei β Equulei (AR = 21′’ 14′, Pold. = 83° 54′), Δ = 2″, Größe XIV. XV.
Bei dem letzten dieſer Doppelſterne iſt der Begleiter ſelbſt wieder doppelt. Ein Fernrohr, welches dieſe zwei Doppelſterne deutlich zeigt, iſt zu den ſchwierigſten Unterſuchungen geeignet, und kein Fernrohr ſoll, nach Herſchels Meinung, die Satelliten des Uranus zeigen, wenn es dieſe Prüfung nicht beſteht. So viel mir bekannt, ſind dieſe beiden Doppelſterne nur durch Herſchels zwanzigfüßige Spiegelteleſcope geſehen worden. Fraunhofer gab den Refractoren den Vorzug vor den Reflectoren unter ſonſt gleichen Verhältniſſen, weil, nach ſeiner Aeußerung, die Spiegel viel mehr Licht abſorbiren ſollen, als bei dem Durchgange der Strahlen durch das Objectiv eines achromatiſchen Fernrohrs ver- loren geht. Herſchel iſt der entgegengeſetzten Anſicht, da, nach ihm, die Metallſpiegel nur den dritten Theil des auf ſie fallenden Lichtes abſorbiren. Nach dem letztern ſind unſere Refractoren den Spiegelteleſcopen erſt dann gleich zu achten, wenn die Oeffnung der erſten gleich dem achtzehnten Theile der Oeffnung der Spiegel bei den zweiten iſt, ſo daß z. B. ſeinem 20füßigen Reflector mit einem Spiegel von 18 Zoll im Durchmeſſer, ein Refractor erſt dann gleichgeſetzt werden könnte, wenn die Oeffnung oder der Durchmeſſer der Objectivlinſe des letztern 15 3/10 Zolle oder nahe 1 3/10 Fuß beträgt, eine Größe, die noch keines unſerer Objective erreicht hat. Der größte Refractor, den wir näher kennen, iſt der, den Fraunhofer für die Sternwarte in Dorpat verfertiget hat. Er hat, ſo wie der von demſelben Künſtler nach Berlin gebrachte, 9 Par. Zoll Oeffnung und 13⅓ Fuß Focallänge. Die dabei angebrachten Vergrößerungen gehen bis 600 mit einem Durchmeſſer des Geſichtsfeldes von 2 3/10 Minuten. Von den Herſchel’ſchen Reflectoren hat das von 20 Fuß Focallänge, mit welchem er ſeine meiſten Entdeckungen gemacht hat, einen Spiegel von 18 Zoll im Durchmeſſer; das von 25 Fuß Focallänge hat einen Spiegel von 24 Zoll Oeffnung, und das größte, welches Herſchel verfertigte, das aber, da der Spiegel deſſelben bald matt wurde, nicht lange gebraucht wurde, hat 40 Fuß Focallänge mit einem Spiegel von 48 Zoll oder 4 Fuß Oeffnung. Bei dem
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Doppelſterne.
Bei β Equulei (AR = 21′’ 14′, Pold. = 83° 54′), Δ = 2″,
Größe XIV. XV.
Bei dem letzten dieſer Doppelſterne iſt der Begleiter ſelbſt
wieder doppelt. Ein Fernrohr, welches dieſe zwei Doppelſterne
deutlich zeigt, iſt zu den ſchwierigſten Unterſuchungen geeignet,
und kein Fernrohr ſoll, nach Herſchels Meinung, die Satelliten
des Uranus zeigen, wenn es dieſe Prüfung nicht beſteht. So viel
mir bekannt, ſind dieſe beiden Doppelſterne nur durch Herſchels
zwanzigfüßige Spiegelteleſcope geſehen worden. Fraunhofer gab
den Refractoren den Vorzug vor den Reflectoren unter ſonſt
gleichen Verhältniſſen, weil, nach ſeiner Aeußerung, die Spiegel
viel mehr Licht abſorbiren ſollen, als bei dem Durchgange der
Strahlen durch das Objectiv eines achromatiſchen Fernrohrs ver-
loren geht. Herſchel iſt der entgegengeſetzten Anſicht, da, nach
ihm, die Metallſpiegel nur den dritten Theil des auf ſie fallenden
Lichtes abſorbiren. Nach dem letztern ſind unſere Refractoren den
Spiegelteleſcopen erſt dann gleich zu achten, wenn die Oeffnung
der erſten gleich dem achtzehnten Theile der Oeffnung der Spiegel
bei den zweiten iſt, ſo daß z. B. ſeinem 20füßigen Reflector mit
einem Spiegel von 18 Zoll im Durchmeſſer, ein Refractor erſt
dann gleichgeſetzt werden könnte, wenn die Oeffnung oder der
Durchmeſſer der Objectivlinſe des letztern 15 3/10 Zolle oder nahe
1 3/10 Fuß beträgt, eine Größe, die noch keines unſerer Objective
erreicht hat. Der größte Refractor, den wir näher kennen, iſt
der, den Fraunhofer für die Sternwarte in Dorpat verfertiget
hat. Er hat, ſo wie der von demſelben Künſtler nach Berlin
gebrachte, 9 Par. Zoll Oeffnung und 13⅓ Fuß Focallänge.
Die dabei angebrachten Vergrößerungen gehen bis 600 mit einem
Durchmeſſer des Geſichtsfeldes von 2 3/10 Minuten. Von den
Herſchel’ſchen Reflectoren hat das von 20 Fuß Focallänge, mit
welchem er ſeine meiſten Entdeckungen gemacht hat, einen Spiegel
von 18 Zoll im Durchmeſſer; das von 25 Fuß Focallänge hat
einen Spiegel von 24 Zoll Oeffnung, und das größte, welches
Herſchel verfertigte, das aber, da der Spiegel deſſelben bald matt
wurde, nicht lange gebraucht wurde, hat 40 Fuß Focallänge mit
einem Spiegel von 48 Zoll oder 4 Fuß Oeffnung. Bei dem
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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835, S. 347. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem02_1835/357>, abgerufen am 25.11.2024.
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