Billion Meilen von demselben entfernt ist, so geht er in einem Tage 3490 Millionen Meilen, während unsere Erde in jeder Secunde 4 Meilen, also in einem Tage 345600 Meilen zurücklegt, demnach gegen 10000 mal langsamer geht.
Castor, oder der westlichere der beiden Sterne, die unter dem Namen der Zwillinge bekannt sind, ist ein Doppelstern, dessen Distanz jetzt nahe fünf Secunden beträgt. Beide Sterne sind nahe gleich groß. Dieses Sternenpaar ist es, das den ältern Herschel, der dasselbe vorzüglich eifrig beobachtete, zuerst auf die Idee brachte, daß diese Gestirne zusammen gehören und abgesonderte Sonnen- systeme bilden. Wir besitzen noch ältere Beobachtungen desselben, die Bradley i. J. 1720 und Maskelyne i. J. 1760 angestellt hat. Der jüngere Herschel hat die Bahn dieses Doppelsterns be- stimmt und uns auch eine Ephemeride für die nächstfolgenden Jahre berechnet. Das erste Beispiel dieser Art, nach welchem man hat
[Tabelle]
Daraus folgt, daß wir gegen das Jahr 1860 wahrscheinlich die Bedeckung dieser beiden Sterne sehen werden, die wir bei g Jungfrau eben jetzt beobachten. Im Jahre 1856 wird der Sa- tellit Castors durch sein Perihelium gehen.
Man bemerke noch die sehr große Excentricität dieser beiden ersten Bahnen. In unserem Planetensystem hat die Junobahn die größte Excentricität, die aber doch nur den vierten Theil der hal- ben großen Axe beträgt, während sie bei diesen Sternenbahnen 8 und 9 Zehntheile der Halbaxe ausmacht.
Der Doppelstern s nördl. Krone ist der V. und VII. Größe; die Distanz D beträgt nur eine Secunde, daher er schwer zu mes- sen ist. Die Excentricität seiner Bahn ist etwas über die Hälfte seiner großen Halbaxe. Im Jahre 1836 wird der Satellit durch sein Perihelium gehen.
Littrow's Himmel u. s. Wunder. II. 22
Doppelſterne.
Billion Meilen von demſelben entfernt iſt, ſo geht er in einem Tage 3490 Millionen Meilen, während unſere Erde in jeder Secunde 4 Meilen, alſo in einem Tage 345600 Meilen zurücklegt, demnach gegen 10000 mal langſamer geht.
Caſtor, oder der weſtlichere der beiden Sterne, die unter dem Namen der Zwillinge bekannt ſind, iſt ein Doppelſtern, deſſen Diſtanz jetzt nahe fünf Secunden beträgt. Beide Sterne ſind nahe gleich groß. Dieſes Sternenpaar iſt es, das den ältern Herſchel, der daſſelbe vorzüglich eifrig beobachtete, zuerſt auf die Idee brachte, daß dieſe Geſtirne zuſammen gehören und abgeſonderte Sonnen- ſyſteme bilden. Wir beſitzen noch ältere Beobachtungen deſſelben, die Bradley i. J. 1720 und Maskelyne i. J. 1760 angeſtellt hat. Der jüngere Herſchel hat die Bahn dieſes Doppelſterns be- ſtimmt und uns auch eine Ephemeride für die nächſtfolgenden Jahre berechnet. Das erſte Beiſpiel dieſer Art, nach welchem man hat
[Tabelle]
Daraus folgt, daß wir gegen das Jahr 1860 wahrſcheinlich die Bedeckung dieſer beiden Sterne ſehen werden, die wir bei γ Jungfrau eben jetzt beobachten. Im Jahre 1856 wird der Sa- tellit Caſtors durch ſein Perihelium gehen.
Man bemerke noch die ſehr große Excentricität dieſer beiden erſten Bahnen. In unſerem Planetenſyſtem hat die Junobahn die größte Excentricität, die aber doch nur den vierten Theil der hal- ben großen Axe beträgt, während ſie bei dieſen Sternenbahnen 8 und 9 Zehntheile der Halbaxe ausmacht.
Der Doppelſtern σ nördl. Krone iſt der V. und VII. Größe; die Diſtanz Δ beträgt nur eine Secunde, daher er ſchwer zu meſ- ſen iſt. Die Excentricität ſeiner Bahn iſt etwas über die Hälfte ſeiner großen Halbaxe. Im Jahre 1836 wird der Satellit durch ſein Perihelium gehen.
Littrow’s Himmel u. ſ. Wunder. II. 22
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Doppelſterne.
Billion Meilen von demſelben entfernt iſt, ſo geht er in einem
Tage 3490 Millionen Meilen, während unſere Erde in jeder
Secunde 4 Meilen, alſo in einem Tage 345600 Meilen zurücklegt,
demnach gegen 10000 mal langſamer geht.
Caſtor, oder der weſtlichere der beiden Sterne, die unter
dem Namen der Zwillinge bekannt ſind, iſt ein Doppelſtern, deſſen
Diſtanz jetzt nahe fünf Secunden beträgt. Beide Sterne ſind nahe
gleich groß. Dieſes Sternenpaar iſt es, das den ältern Herſchel, der
daſſelbe vorzüglich eifrig beobachtete, zuerſt auf die Idee brachte,
daß dieſe Geſtirne zuſammen gehören und abgeſonderte Sonnen-
ſyſteme bilden. Wir beſitzen noch ältere Beobachtungen deſſelben,
die Bradley i. J. 1720 und Maskelyne i. J. 1760 angeſtellt hat.
Der jüngere Herſchel hat die Bahn dieſes Doppelſterns be-
ſtimmt und uns auch eine Ephemeride für die nächſtfolgenden
Jahre berechnet. Das erſte Beiſpiel dieſer Art, nach welchem
man hat
Daraus folgt, daß wir gegen das Jahr 1860 wahrſcheinlich
die Bedeckung dieſer beiden Sterne ſehen werden, die wir bei
γ Jungfrau eben jetzt beobachten. Im Jahre 1856 wird der Sa-
tellit Caſtors durch ſein Perihelium gehen.
Man bemerke noch die ſehr große Excentricität dieſer beiden
erſten Bahnen. In unſerem Planetenſyſtem hat die Junobahn die
größte Excentricität, die aber doch nur den vierten Theil der hal-
ben großen Axe beträgt, während ſie bei dieſen Sternenbahnen
8 und 9 Zehntheile der Halbaxe ausmacht.
Der Doppelſtern σ nördl. Krone iſt der V. und VII. Größe;
die Diſtanz Δ beträgt nur eine Secunde, daher er ſchwer zu meſ-
ſen iſt. Die Excentricität ſeiner Bahn iſt etwas über die Hälfte
ſeiner großen Halbaxe. Im Jahre 1836 wird der Satellit durch
ſein Perihelium gehen.
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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835, S. 337. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem02_1835/347>, abgerufen am 16.02.2025.
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