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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835.

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Anzahl, Entfernung und Größe der Fixsterne.
erheben wagen. Um den Raum der Schöpfung in einem Ver-
hältnisse mit der unendlichen Macht des Schöpfers zu denken,
müssen wir, mit Kant, dem höchsten Wesen eine doppelte Ewigkeit
beilegen, denn die Ewigkeit der Zeit allein ist noch nicht hin-
reichend, die Zeugnisse dieses Wesens zu umfassen; sie muß noch
mit der Ewigkeit des Raumes verbunden werden, mit der
gränzenlosen Unendlichkeit der Wirkungssphäre, deren Dauer und
Ausdehnung gleich unbeschränkt gedacht wird.

§. 201. (Größe der Fixsterne.) Wenn man den scheinbaren
Halbmesser D eines Fixsterns oder den Winkel kennt, unter
welchem dieser Halbmesser unserem Auge erscheint, und wenn
überdieß die Entfernung a dieses Sterns von uns bekannt ist, so
findet man daraus leicht auch die absolute Größe dieses Halb-
messers r in irgend einem uns gewöhnlichen Maaße ausgedrückt.
Wird z. B. der scheinbare Halbmesser D in Secunden und die
Entfernung a in Erdweiten, deren jede nahe 20 Millionen Meilen
beträgt, ausgedrückt, so ist der wahre Halbmesser r des Sternes
gleich a multiplicirt in dem Sinus von D oder auch, der wahre
Halbmesser r ist gleich dem Produkte von a und D multiplicirt
in die Zahl 0,000004848.

Diese Entfernung a aber findet man aus der jährlichen
Parallaxe p des Sternes (I. §. 68) das heißt, aus dem Winkel,
unter welchem von einem Auge in dem Fixsterne der Halbmesser
der Erdbahn oder die Erdweite gesehen wird. Es ist nämlich
immer die Entfernung a gleich der Zahl 206260 dividirt durch die
Parallaxe p, wenn dieser Winkel p auch in Secunden ausgedrückt
wird.

Daraus folgt zugleich, daß wenn der scheinbare Halbmesser D
und die Parallaxe p gegeben sind, man auch die Distanz a als
gegeben ansehen kann, da immer a gleich D dividirt durch p ist.

Die vorhergehenden Gleichungen reichen hin, je zwei der vier
Größen a, r, p und D zu finden, wenn die zwei anderen gegeben
sind. Allein unsere Kenntnisse der Fixsterne sind noch so unvoll-
kommen, daß auch von keinem einzigen derselben selbst nur eine
dieser vier Größen mit Verläßlichkeit als bekannt angenommen

Anzahl, Entfernung und Größe der Fixſterne.
erheben wagen. Um den Raum der Schöpfung in einem Ver-
hältniſſe mit der unendlichen Macht des Schöpfers zu denken,
müſſen wir, mit Kant, dem höchſten Weſen eine doppelte Ewigkeit
beilegen, denn die Ewigkeit der Zeit allein iſt noch nicht hin-
reichend, die Zeugniſſe dieſes Weſens zu umfaſſen; ſie muß noch
mit der Ewigkeit des Raumes verbunden werden, mit der
gränzenloſen Unendlichkeit der Wirkungsſphäre, deren Dauer und
Ausdehnung gleich unbeſchränkt gedacht wird.

§. 201. (Größe der Fixſterne.) Wenn man den ſcheinbaren
Halbmeſſer Δ eines Fixſterns oder den Winkel kennt, unter
welchem dieſer Halbmeſſer unſerem Auge erſcheint, und wenn
überdieß die Entfernung a dieſes Sterns von uns bekannt iſt, ſo
findet man daraus leicht auch die abſolute Größe dieſes Halb-
meſſers r in irgend einem uns gewöhnlichen Maaße ausgedrückt.
Wird z. B. der ſcheinbare Halbmeſſer Δ in Secunden und die
Entfernung a in Erdweiten, deren jede nahe 20 Millionen Meilen
beträgt, ausgedrückt, ſo iſt der wahre Halbmeſſer r des Sternes
gleich a multiplicirt in dem Sinus von Δ oder auch, der wahre
Halbmeſſer r iſt gleich dem Produkte von a und Δ multiplicirt
in die Zahl 0,000004848.

Dieſe Entfernung a aber findet man aus der jährlichen
Parallaxe π des Sternes (I. §. 68) das heißt, aus dem Winkel,
unter welchem von einem Auge in dem Fixſterne der Halbmeſſer
der Erdbahn oder die Erdweite geſehen wird. Es iſt nämlich
immer die Entfernung a gleich der Zahl 206260 dividirt durch die
Parallaxe π, wenn dieſer Winkel π auch in Secunden ausgedrückt
wird.

Daraus folgt zugleich, daß wenn der ſcheinbare Halbmeſſer Δ
und die Parallaxe π gegeben ſind, man auch die Diſtanz a als
gegeben anſehen kann, da immer a gleich Δ dividirt durch π iſt.

Die vorhergehenden Gleichungen reichen hin, je zwei der vier
Größen a, r, π und Δ zu finden, wenn die zwei anderen gegeben
ſind. Allein unſere Kenntniſſe der Fixſterne ſind noch ſo unvoll-
kommen, daß auch von keinem einzigen derſelben ſelbſt nur eine
dieſer vier Größen mit Verläßlichkeit als bekannt angenommen

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[314/0324] Anzahl, Entfernung und Größe der Fixſterne. erheben wagen. Um den Raum der Schöpfung in einem Ver- hältniſſe mit der unendlichen Macht des Schöpfers zu denken, müſſen wir, mit Kant, dem höchſten Weſen eine doppelte Ewigkeit beilegen, denn die Ewigkeit der Zeit allein iſt noch nicht hin- reichend, die Zeugniſſe dieſes Weſens zu umfaſſen; ſie muß noch mit der Ewigkeit des Raumes verbunden werden, mit der gränzenloſen Unendlichkeit der Wirkungsſphäre, deren Dauer und Ausdehnung gleich unbeſchränkt gedacht wird. §. 201. (Größe der Fixſterne.) Wenn man den ſcheinbaren Halbmeſſer Δ eines Fixſterns oder den Winkel kennt, unter welchem dieſer Halbmeſſer unſerem Auge erſcheint, und wenn überdieß die Entfernung a dieſes Sterns von uns bekannt iſt, ſo findet man daraus leicht auch die abſolute Größe dieſes Halb- meſſers r in irgend einem uns gewöhnlichen Maaße ausgedrückt. Wird z. B. der ſcheinbare Halbmeſſer Δ in Secunden und die Entfernung a in Erdweiten, deren jede nahe 20 Millionen Meilen beträgt, ausgedrückt, ſo iſt der wahre Halbmeſſer r des Sternes gleich a multiplicirt in dem Sinus von Δ oder auch, der wahre Halbmeſſer r iſt gleich dem Produkte von a und Δ multiplicirt in die Zahl 0,000004848. Dieſe Entfernung a aber findet man aus der jährlichen Parallaxe π des Sternes (I. §. 68) das heißt, aus dem Winkel, unter welchem von einem Auge in dem Fixſterne der Halbmeſſer der Erdbahn oder die Erdweite geſehen wird. Es iſt nämlich immer die Entfernung a gleich der Zahl 206260 dividirt durch die Parallaxe π, wenn dieſer Winkel π auch in Secunden ausgedrückt wird. Daraus folgt zugleich, daß wenn der ſcheinbare Halbmeſſer Δ und die Parallaxe π gegeben ſind, man auch die Diſtanz a als gegeben anſehen kann, da immer a gleich Δ dividirt durch π iſt. Die vorhergehenden Gleichungen reichen hin, je zwei der vier Größen a, r, π und Δ zu finden, wenn die zwei anderen gegeben ſind. Allein unſere Kenntniſſe der Fixſterne ſind noch ſo unvoll- kommen, daß auch von keinem einzigen derſelben ſelbſt nur eine dieſer vier Größen mit Verläßlichkeit als bekannt angenommen

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Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835, S. 314. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem02_1835/324>, abgerufen am 22.11.2024.