sehen wir die scheinbar größten dieser Himmelskörper, wenn wir sie durch unsere Fernröhre betrachten, nur als untheilbare, und zwar desto kleinere, reinere Punkte, ohne allen merkbaren Durch- messer, je besser das Fernrohr ist, welches wir zu diesem Zwecke gebrauchen.
Wenn wir also doch noch von der Größe dieser Fixsterne sprechen wollen, so kann dieß nur von der scheinbaren Größe, oder von dem größeren oder geringeren Eindrucke gemeint seyn, welchen ihre Lichtstärke auf unser Auge hervorbringt. In diesem Sinne nennen wir Sterne der ersten Größe diejenigen, deren Eindruck auf unser Auge am stärksten ist, und so heißen dann stufenweise abwärts die immer kleineren, Sterne der zweiten, dritten, bis zur sechsten Größe, unter welchen wir diejenigen zu verstehen pflegen, die man unter günstigen Umständen noch mit freiem Auge sehen kann. Die diesem Bande beigefügte Stern- karte wird hinreichen, die vorzüglichsten dieser Sterne durch Alig- nements kennen zu lernen, obschon, wie bereits oben (I. S. 41), gesagt wurde, der Globus das beste und bequemste Mittel zu diesem Zwecke ist.
§. 188. (Nähere Bestimmung der Klassen der Sterne.) Man sieht, wie unbestimmt diese Eintheilung ist und wie sehr die Gränzen der einzelnen Klassen von der Individualität der Beob- achter und von äußeren Verhältnissen abhängig seyn mag. Man hat es nicht an Vorschlägen fehlen lassen, diesem Uebelstande ab- zuhelfen, aber die meisten scheiterten an der Schwierigkeit, die eigentliche Größe jenes Eindruckes auf unser Auge mit Sicherheit zu bestimmen. Einer der einfachsten dieser Vorschläge war der, wo man diejenigen Sterne, deren Glanz nur 1/2, 1/4, 1/8 des Glanzes der Sterne von der ersten Größe ist, zur 2ten, 3ten, 4ten Klasse zählen wollte, wo dann die Sterne der 6ten Klasse nur den 32sten Theil des Glanzes der ersten Klasse haben würden.
Schon der ältere Herschel fühlte das Bedürfniß einer genauen Eintheilung der Himmelskörper in dieser Rücksicht und suchte dieselbe auf photometrische Gründe zu bauen. Zu diesem Zwecke bedeckte er den Spiegel seines Telescops, der 18 Zolle im Durchmesser hatte, mit
Anzahl, Entfernung und Größe der Fixſterne.
ſehen wir die ſcheinbar größten dieſer Himmelskörper, wenn wir ſie durch unſere Fernröhre betrachten, nur als untheilbare, und zwar deſto kleinere, reinere Punkte, ohne allen merkbaren Durch- meſſer, je beſſer das Fernrohr iſt, welches wir zu dieſem Zwecke gebrauchen.
Wenn wir alſo doch noch von der Größe dieſer Fixſterne ſprechen wollen, ſo kann dieß nur von der ſcheinbaren Größe, oder von dem größeren oder geringeren Eindrucke gemeint ſeyn, welchen ihre Lichtſtärke auf unſer Auge hervorbringt. In dieſem Sinne nennen wir Sterne der erſten Größe diejenigen, deren Eindruck auf unſer Auge am ſtärkſten iſt, und ſo heißen dann ſtufenweiſe abwärts die immer kleineren, Sterne der zweiten, dritten, bis zur ſechsten Größe, unter welchen wir diejenigen zu verſtehen pflegen, die man unter günſtigen Umſtänden noch mit freiem Auge ſehen kann. Die dieſem Bande beigefügte Stern- karte wird hinreichen, die vorzüglichſten dieſer Sterne durch Alig- nements kennen zu lernen, obſchon, wie bereits oben (I. S. 41), geſagt wurde, der Globus das beſte und bequemſte Mittel zu dieſem Zwecke iſt.
§. 188. (Nähere Beſtimmung der Klaſſen der Sterne.) Man ſieht, wie unbeſtimmt dieſe Eintheilung iſt und wie ſehr die Gränzen der einzelnen Klaſſen von der Individualität der Beob- achter und von äußeren Verhältniſſen abhängig ſeyn mag. Man hat es nicht an Vorſchlägen fehlen laſſen, dieſem Uebelſtande ab- zuhelfen, aber die meiſten ſcheiterten an der Schwierigkeit, die eigentliche Größe jenes Eindruckes auf unſer Auge mit Sicherheit zu beſtimmen. Einer der einfachſten dieſer Vorſchläge war der, wo man diejenigen Sterne, deren Glanz nur ½, ¼, ⅛ des Glanzes der Sterne von der erſten Größe iſt, zur 2ten, 3ten, 4ten Klaſſe zählen wollte, wo dann die Sterne der 6ten Klaſſe nur den 32ſten Theil des Glanzes der erſten Klaſſe haben würden.
Schon der ältere Herſchel fühlte das Bedürfniß einer genauen Eintheilung der Himmelskörper in dieſer Rückſicht und ſuchte dieſelbe auf photometriſche Gründe zu bauen. Zu dieſem Zwecke bedeckte er den Spiegel ſeines Teleſcops, der 18 Zolle im Durchmeſſer hatte, mit
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Anzahl, Entfernung und Größe der Fixſterne.
ſehen wir die ſcheinbar größten dieſer Himmelskörper, wenn wir
ſie durch unſere Fernröhre betrachten, nur als untheilbare, und
zwar deſto kleinere, reinere Punkte, ohne allen merkbaren Durch-
meſſer, je beſſer das Fernrohr iſt, welches wir zu dieſem Zwecke
gebrauchen.
Wenn wir alſo doch noch von der Größe dieſer Fixſterne
ſprechen wollen, ſo kann dieß nur von der ſcheinbaren Größe,
oder von dem größeren oder geringeren Eindrucke gemeint ſeyn,
welchen ihre Lichtſtärke auf unſer Auge hervorbringt. In dieſem
Sinne nennen wir Sterne der erſten Größe diejenigen, deren
Eindruck auf unſer Auge am ſtärkſten iſt, und ſo heißen dann
ſtufenweiſe abwärts die immer kleineren, Sterne der zweiten,
dritten, bis zur ſechsten Größe, unter welchen wir diejenigen zu
verſtehen pflegen, die man unter günſtigen Umſtänden noch mit
freiem Auge ſehen kann. Die dieſem Bande beigefügte Stern-
karte wird hinreichen, die vorzüglichſten dieſer Sterne durch Alig-
nements kennen zu lernen, obſchon, wie bereits oben (I. S. 41),
geſagt wurde, der Globus das beſte und bequemſte Mittel zu
dieſem Zwecke iſt.
§. 188. (Nähere Beſtimmung der Klaſſen der Sterne.) Man
ſieht, wie unbeſtimmt dieſe Eintheilung iſt und wie ſehr die
Gränzen der einzelnen Klaſſen von der Individualität der Beob-
achter und von äußeren Verhältniſſen abhängig ſeyn mag. Man
hat es nicht an Vorſchlägen fehlen laſſen, dieſem Uebelſtande ab-
zuhelfen, aber die meiſten ſcheiterten an der Schwierigkeit, die
eigentliche Größe jenes Eindruckes auf unſer Auge mit Sicherheit
zu beſtimmen. Einer der einfachſten dieſer Vorſchläge war der,
wo man diejenigen Sterne, deren Glanz nur ½, ¼, ⅛ des Glanzes
der Sterne von der erſten Größe iſt, zur 2ten, 3ten, 4ten Klaſſe
zählen wollte, wo dann die Sterne der 6ten Klaſſe nur den 32ſten
Theil des Glanzes der erſten Klaſſe haben würden.
Schon der ältere Herſchel fühlte das Bedürfniß einer genauen
Eintheilung der Himmelskörper in dieſer Rückſicht und ſuchte dieſelbe
auf photometriſche Gründe zu bauen. Zu dieſem Zwecke bedeckte er
den Spiegel ſeines Teleſcops, der 18 Zolle im Durchmeſſer hatte, mit
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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835, S. 300. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem02_1835/310>, abgerufen am 18.02.2025.
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