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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835.

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Die Sonne.
kann, z. B. stark roth und hellgrün, orange und violett u. s. w.
Wenn dieses auf eine neue Art polarisirte Licht von einem dia-
phanen Spiegel zurückgeworfen wird, zeigen sich ebenfalls neue
und sehr merkwürdige Erscheinungen. Ist z. B. einer dieser an-
fänglich weißen Strahlen vertical, und begegnet er einem Glas-
spiegel unter einem Winkel von 35 Graden, so kann der Spiegel
um den Strahl willkührlich gedreht werden, wenn er nur immer
dieselbe Neigung gegen den Strahl beibehält, ohne daß je wieder
weißes Licht von ihm zurückgeworfen wird. Das reflectirte Licht
wird nach der Ordnung, wie man den Spiegel wendet, von der
rothen bis zur violetten alle Farben des Spectrums wieder geben,
aber nie die weiße, so daß man also, um diese Versuche zu er-
klären, nicht bloß vier, sondern eigentlich unzählige Pole eines
jeden einzelnen Lichtstrahls annehmen muß, und daß jede einzelne
Seitenlinie des Strahlencylinders seine eigene Farbe, seine eigene
Natur zu haben scheint. Durch dieses Verfahren kann man also
zugleich das weiße Sonnenlicht, bloß mit Hülfe der Reflexion,
ganz eben so gut in seine einfachen Farben zerlegen, wie man es,
seit Newton, bisher bloß mit Hülfe des Prisma's gethan hat.
Zwar sind die Farben, welche man auf diese Art erhält, weniger
lebhaft, aber die Bilder der Gegenstände, welche man dadurch
darstellen will, sind auch in ihren Umrissen nicht mehr verzerrt,
wie dieß bei dem Prisma der Fall ist.

§. 17. (Interferenz des Lichtes.) Noch interessanter und wun-
derbarer zugleich sind diejenigen erst seit Kurzem bekannten Er-
scheinungen des Lichtes, die man unter der Benennung der In-
terferenz
desselhen zu bezeichnen pflegt. -- Wenn man durch
eine kleine runde Oeffnung Lichtstrahlen in ein verfinstertes Zim-
mer läßt, so bilden dieselben auf einer der Oeffnung gegenüber
stehenden Wand einen runden beleuchteten Kreis. Wenn man in
diesen Lichtkegel, in irgend einer Distanz, zwischen der Oeffnung
und der Wand einen opaken Körper, z. B. eine Kugel hält, so
wird er seinen Schatten auf jenen beleuchteten Kreis der Wand
werfen, und dieser Schatten wird, das ist hier das Wesentliche,
von drei verschiedenfarbigen, fransigen Ringen umgeben seyn. Wenn
man endlich auch nur einen kleinen Theil des Randes dieser Ku-
gel mit einem größeren, undurchsichtigen Schirm bedeckt, so ver-

Die Sonne.
kann, z. B. ſtark roth und hellgrün, orange und violett u. ſ. w.
Wenn dieſes auf eine neue Art polariſirte Licht von einem dia-
phanen Spiegel zurückgeworfen wird, zeigen ſich ebenfalls neue
und ſehr merkwürdige Erſcheinungen. Iſt z. B. einer dieſer an-
fänglich weißen Strahlen vertical, und begegnet er einem Glas-
ſpiegel unter einem Winkel von 35 Graden, ſo kann der Spiegel
um den Strahl willkührlich gedreht werden, wenn er nur immer
dieſelbe Neigung gegen den Strahl beibehält, ohne daß je wieder
weißes Licht von ihm zurückgeworfen wird. Das reflectirte Licht
wird nach der Ordnung, wie man den Spiegel wendet, von der
rothen bis zur violetten alle Farben des Spectrums wieder geben,
aber nie die weiße, ſo daß man alſo, um dieſe Verſuche zu er-
klären, nicht bloß vier, ſondern eigentlich unzählige Pole eines
jeden einzelnen Lichtſtrahls annehmen muß, und daß jede einzelne
Seitenlinie des Strahlencylinders ſeine eigene Farbe, ſeine eigene
Natur zu haben ſcheint. Durch dieſes Verfahren kann man alſo
zugleich das weiße Sonnenlicht, bloß mit Hülfe der Reflexion,
ganz eben ſo gut in ſeine einfachen Farben zerlegen, wie man es,
ſeit Newton, bisher bloß mit Hülfe des Prisma’s gethan hat.
Zwar ſind die Farben, welche man auf dieſe Art erhält, weniger
lebhaft, aber die Bilder der Gegenſtände, welche man dadurch
darſtellen will, ſind auch in ihren Umriſſen nicht mehr verzerrt,
wie dieß bei dem Prisma der Fall iſt.

§. 17. (Interferenz des Lichtes.) Noch intereſſanter und wun-
derbarer zugleich ſind diejenigen erſt ſeit Kurzem bekannten Er-
ſcheinungen des Lichtes, die man unter der Benennung der In-
terferenz
deſſelhen zu bezeichnen pflegt. — Wenn man durch
eine kleine runde Oeffnung Lichtſtrahlen in ein verfinſtertes Zim-
mer läßt, ſo bilden dieſelben auf einer der Oeffnung gegenüber
ſtehenden Wand einen runden beleuchteten Kreis. Wenn man in
dieſen Lichtkegel, in irgend einer Diſtanz, zwiſchen der Oeffnung
und der Wand einen opaken Körper, z. B. eine Kugel hält, ſo
wird er ſeinen Schatten auf jenen beleuchteten Kreis der Wand
werfen, und dieſer Schatten wird, das iſt hier das Weſentliche,
von drei verſchiedenfarbigen, franſigen Ringen umgeben ſeyn. Wenn
man endlich auch nur einen kleinen Theil des Randes dieſer Ku-
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[21/0031] Die Sonne. kann, z. B. ſtark roth und hellgrün, orange und violett u. ſ. w. Wenn dieſes auf eine neue Art polariſirte Licht von einem dia- phanen Spiegel zurückgeworfen wird, zeigen ſich ebenfalls neue und ſehr merkwürdige Erſcheinungen. Iſt z. B. einer dieſer an- fänglich weißen Strahlen vertical, und begegnet er einem Glas- ſpiegel unter einem Winkel von 35 Graden, ſo kann der Spiegel um den Strahl willkührlich gedreht werden, wenn er nur immer dieſelbe Neigung gegen den Strahl beibehält, ohne daß je wieder weißes Licht von ihm zurückgeworfen wird. Das reflectirte Licht wird nach der Ordnung, wie man den Spiegel wendet, von der rothen bis zur violetten alle Farben des Spectrums wieder geben, aber nie die weiße, ſo daß man alſo, um dieſe Verſuche zu er- klären, nicht bloß vier, ſondern eigentlich unzählige Pole eines jeden einzelnen Lichtſtrahls annehmen muß, und daß jede einzelne Seitenlinie des Strahlencylinders ſeine eigene Farbe, ſeine eigene Natur zu haben ſcheint. Durch dieſes Verfahren kann man alſo zugleich das weiße Sonnenlicht, bloß mit Hülfe der Reflexion, ganz eben ſo gut in ſeine einfachen Farben zerlegen, wie man es, ſeit Newton, bisher bloß mit Hülfe des Prisma’s gethan hat. Zwar ſind die Farben, welche man auf dieſe Art erhält, weniger lebhaft, aber die Bilder der Gegenſtände, welche man dadurch darſtellen will, ſind auch in ihren Umriſſen nicht mehr verzerrt, wie dieß bei dem Prisma der Fall iſt. §. 17. (Interferenz des Lichtes.) Noch intereſſanter und wun- derbarer zugleich ſind diejenigen erſt ſeit Kurzem bekannten Er- ſcheinungen des Lichtes, die man unter der Benennung der In- terferenz deſſelhen zu bezeichnen pflegt. — Wenn man durch eine kleine runde Oeffnung Lichtſtrahlen in ein verfinſtertes Zim- mer läßt, ſo bilden dieſelben auf einer der Oeffnung gegenüber ſtehenden Wand einen runden beleuchteten Kreis. Wenn man in dieſen Lichtkegel, in irgend einer Diſtanz, zwiſchen der Oeffnung und der Wand einen opaken Körper, z. B. eine Kugel hält, ſo wird er ſeinen Schatten auf jenen beleuchteten Kreis der Wand werfen, und dieſer Schatten wird, das iſt hier das Weſentliche, von drei verſchiedenfarbigen, franſigen Ringen umgeben ſeyn. Wenn man endlich auch nur einen kleinen Theil des Randes dieſer Ku- gel mit einem größeren, undurchſichtigen Schirm bedeckt, ſo ver-

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Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem02_1835/31>, abgerufen am 11.12.2024.