Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835.

Bild:
<< vorherige Seite

Kapitel XII.
Anzahl, Entfernung und Größe der Fixsterne.


§. 187. (Scheinbare Größe der Fixsterne.) Bei dem ersten
Anblicke des Himmels bemerken wir schon eine große Verschieden-
heit unter den Sternen, mit welchen er bedeckt ist. Einige unter
ihnen sind so hell und erscheinen uns so groß, daß wir sie gleich
nach dem Untergange der Sonne erblicken, während andere,
schwächere oder kleinere, erst später, wenn die Nacht mehr vor-
gerückt ist, sichtbar werden, und andere, noch kleinere, selbst unter
den günstigsten Umstände nur durch Fernröhre gesehen werden
können.

Wir würden uns aber wohl sehr irren, wenn wir diese so
auffallenden Abstufungen der Fixsterne ihrer wahren Größe, oder
auch nur ihrer Entfernung von uns zuschreiben, d. h. wenn wir
sagen wollten, daß diejenigen Sterne, welche uns als die größten
erscheinen, auch in der That, die größten sind oder daß sie
wenigstens näher bei uns stehen, als die anderen.

Es ist bereits oben (I. Cap. V.) gesagt worden, daß wir
über diese Entfernung, also auch über die absolute Größe aller
Fixsterne so viel als nichts wissen, und daß wir auch nicht einen
einzigen derselben kennen, von dem wir sagen könnten, daß er an
Größe oder Entfernung unsere Sonne, auch nur in runder Zahl,
hundert- oder tausend- oder selbst millionen-mal übertreffe. Auch


Kapitel XII.
Anzahl, Entfernung und Größe der Fixſterne.


§. 187. (Scheinbare Größe der Fixſterne.) Bei dem erſten
Anblicke des Himmels bemerken wir ſchon eine große Verſchieden-
heit unter den Sternen, mit welchen er bedeckt iſt. Einige unter
ihnen ſind ſo hell und erſcheinen uns ſo groß, daß wir ſie gleich
nach dem Untergange der Sonne erblicken, während andere,
ſchwächere oder kleinere, erſt ſpäter, wenn die Nacht mehr vor-
gerückt iſt, ſichtbar werden, und andere, noch kleinere, ſelbſt unter
den günſtigſten Umſtände nur durch Fernröhre geſehen werden
können.

Wir würden uns aber wohl ſehr irren, wenn wir dieſe ſo
auffallenden Abſtufungen der Fixſterne ihrer wahren Größe, oder
auch nur ihrer Entfernung von uns zuſchreiben, d. h. wenn wir
ſagen wollten, daß diejenigen Sterne, welche uns als die größten
erſcheinen, auch in der That, die größten ſind oder daß ſie
wenigſtens näher bei uns ſtehen, als die anderen.

Es iſt bereits oben (I. Cap. V.) geſagt worden, daß wir
über dieſe Entfernung, alſo auch über die abſolute Größe aller
Fixſterne ſo viel als nichts wiſſen, und daß wir auch nicht einen
einzigen derſelben kennen, von dem wir ſagen könnten, daß er an
Größe oder Entfernung unſere Sonne, auch nur in runder Zahl,
hundert- oder tauſend- oder ſelbſt millionen-mal übertreffe. Auch

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0309" n="[299]"/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <div n="3">
            <head><hi rendition="#g">Kapitel</hi><hi rendition="#aq">XII.</hi><lb/>
Anzahl, Entfernung und Größe der Fix&#x017F;terne.</head><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
            <p>§. 187. (Scheinbare Größe der Fix&#x017F;terne.) Bei dem er&#x017F;ten<lb/>
Anblicke des Himmels bemerken wir &#x017F;chon eine große Ver&#x017F;chieden-<lb/>
heit unter den Sternen, mit welchen er bedeckt i&#x017F;t. Einige unter<lb/>
ihnen &#x017F;ind &#x017F;o hell und er&#x017F;cheinen uns &#x017F;o groß, daß wir &#x017F;ie gleich<lb/>
nach dem Untergange der Sonne erblicken, während andere,<lb/>
&#x017F;chwächere oder kleinere, er&#x017F;t &#x017F;päter, wenn die Nacht mehr vor-<lb/>
gerückt i&#x017F;t, &#x017F;ichtbar werden, und andere, noch kleinere, &#x017F;elb&#x017F;t unter<lb/>
den gün&#x017F;tig&#x017F;ten Um&#x017F;tände nur durch Fernröhre ge&#x017F;ehen werden<lb/>
können.</p><lb/>
            <p>Wir würden uns aber wohl &#x017F;ehr irren, wenn wir die&#x017F;e &#x017F;o<lb/>
auffallenden Ab&#x017F;tufungen der Fix&#x017F;terne ihrer wahren Größe, oder<lb/>
auch nur ihrer Entfernung von uns zu&#x017F;chreiben, d. h. wenn wir<lb/>
&#x017F;agen wollten, daß diejenigen Sterne, welche uns als die größten<lb/><hi rendition="#g">er&#x017F;cheinen</hi>, auch in der That, die größten <hi rendition="#g">&#x017F;ind</hi> oder daß &#x017F;ie<lb/>
wenig&#x017F;tens näher bei uns &#x017F;tehen, als die anderen.</p><lb/>
            <p>Es i&#x017F;t bereits oben (<hi rendition="#aq">I.</hi> Cap. <hi rendition="#aq">V.</hi>) ge&#x017F;agt worden, daß wir<lb/>
über die&#x017F;e Entfernung, al&#x017F;o auch über die ab&#x017F;olute Größe aller<lb/>
Fix&#x017F;terne &#x017F;o viel als nichts wi&#x017F;&#x017F;en, und daß wir auch nicht einen<lb/>
einzigen der&#x017F;elben kennen, von dem wir &#x017F;agen könnten, daß er an<lb/>
Größe oder Entfernung un&#x017F;ere Sonne, auch nur in runder Zahl,<lb/>
hundert- oder tau&#x017F;end- oder &#x017F;elb&#x017F;t millionen-mal übertreffe. Auch<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[299]/0309] Kapitel XII. Anzahl, Entfernung und Größe der Fixſterne. §. 187. (Scheinbare Größe der Fixſterne.) Bei dem erſten Anblicke des Himmels bemerken wir ſchon eine große Verſchieden- heit unter den Sternen, mit welchen er bedeckt iſt. Einige unter ihnen ſind ſo hell und erſcheinen uns ſo groß, daß wir ſie gleich nach dem Untergange der Sonne erblicken, während andere, ſchwächere oder kleinere, erſt ſpäter, wenn die Nacht mehr vor- gerückt iſt, ſichtbar werden, und andere, noch kleinere, ſelbſt unter den günſtigſten Umſtände nur durch Fernröhre geſehen werden können. Wir würden uns aber wohl ſehr irren, wenn wir dieſe ſo auffallenden Abſtufungen der Fixſterne ihrer wahren Größe, oder auch nur ihrer Entfernung von uns zuſchreiben, d. h. wenn wir ſagen wollten, daß diejenigen Sterne, welche uns als die größten erſcheinen, auch in der That, die größten ſind oder daß ſie wenigſtens näher bei uns ſtehen, als die anderen. Es iſt bereits oben (I. Cap. V.) geſagt worden, daß wir über dieſe Entfernung, alſo auch über die abſolute Größe aller Fixſterne ſo viel als nichts wiſſen, und daß wir auch nicht einen einzigen derſelben kennen, von dem wir ſagen könnten, daß er an Größe oder Entfernung unſere Sonne, auch nur in runder Zahl, hundert- oder tauſend- oder ſelbſt millionen-mal übertreffe. Auch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem02_1835
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem02_1835/309
Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835, S. [299]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem02_1835/309>, abgerufen am 22.11.2024.