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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835.

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Kometen.
wüthete und wegen welcher die noch jetzt unter uns bestehende
Sitte aufkam, zur Trauer über den Verlust seiner Freunde und
Verwandten schwarzgefärbte Kleider zu tragen. -- Im Jahre 312
kam der Anthrax aus Aegypten nach Italien und Griechenland,
wo er epidemisch wurde und so heftig um sich griff, daß von
mehreren Inseln des mittelländischen Meeres die Bewohner ganz
ausstarben. -- Und in allen den genannten Jahren, ja selbst
zehn Jahre vor- oder rückwärts von ihnen, findet man auch
nicht die geringste Spur
von irgend einem Kometen bei den
alten Schriftstellern.

Das Jahr 542 war der Anfang einer der verheerendsten Seu-
chen, von der Europa je heimgesucht wurde. Sie dauerte über
50 Jahre und fing mit allgemeinem Mißwachs und großen Zügen
von Heuschrecken an. Sie scheint das erste Auftreten der orien-
talischen oder eigentlichen Bubonenpest gewesen zu seyn, und
in der ganzen Periode wird von einem größern Kometen
nichts erwähnt
, wenn man nicht etwa den, vier Jahre
früher i. J. 538 erschienenen, für den Stifter dieses Unheils hal-
ten will, der aber nur sehr klein und unansehnlich gewesen seyn
soll. Auch von dieser Calamität des Menschengeschlechtes hat sich
eine Gewohnheit bis auf unsere Zeiten erhalten. Da die von der
Pest Ergriffenen von heftigem Gähnen und Niesen geplagt wurden,
so befahl Papst Gregor der Große, beim Gähnen das Zeichen
des Kreuzes über den Mund zu machen und beim Niesen dem
Kranken: "Helf' dir Gott," zu sagen.

Im Jahre 717 fing eine dreijährige Pest im Oriente an, an
welcher bloß zu Constantinopel 300000 Menschen gestorben seyn
sollen. Von Kometen aber war um diese Zeit keine Spur. Im
Jahre 874 und 875 war ein großes Sterben in Europa, das durch
die zahllosen Heuschreckenzüge veranlaßt wurde. Der Moder ihrer
Leichen soll in vielen Ländern den Boden mehrere Zolle hoch be-
deckt haben. Auch war ein großer Komet zu sehen, aber erst im
Jahre 876, also ein Jahr nach dem Ende der Krankheit.

Im Jahre 996 erschien das sogenannte heilige Feuer das
erstemal in Europa. Diese verheerende, schnell verlaufende und
äußerst ansteckende Krankheit ergriff schnell den ganzen Organis-

Kometen.
wüthete und wegen welcher die noch jetzt unter uns beſtehende
Sitte aufkam, zur Trauer über den Verluſt ſeiner Freunde und
Verwandten ſchwarzgefärbte Kleider zu tragen. — Im Jahre 312
kam der Anthrax aus Aegypten nach Italien und Griechenland,
wo er epidemiſch wurde und ſo heftig um ſich griff, daß von
mehreren Inſeln des mittelländiſchen Meeres die Bewohner ganz
ausſtarben. — Und in allen den genannten Jahren, ja ſelbſt
zehn Jahre vor- oder rückwärts von ihnen, findet man auch
nicht die geringſte Spur
von irgend einem Kometen bei den
alten Schriftſtellern.

Das Jahr 542 war der Anfang einer der verheerendſten Seu-
chen, von der Europa je heimgeſucht wurde. Sie dauerte über
50 Jahre und fing mit allgemeinem Mißwachs und großen Zügen
von Heuſchrecken an. Sie ſcheint das erſte Auftreten der orien-
taliſchen oder eigentlichen Bubonenpeſt geweſen zu ſeyn, und
in der ganzen Periode wird von einem größern Kometen
nichts erwähnt
, wenn man nicht etwa den, vier Jahre
früher i. J. 538 erſchienenen, für den Stifter dieſes Unheils hal-
ten will, der aber nur ſehr klein und unanſehnlich geweſen ſeyn
ſoll. Auch von dieſer Calamität des Menſchengeſchlechtes hat ſich
eine Gewohnheit bis auf unſere Zeiten erhalten. Da die von der
Peſt Ergriffenen von heftigem Gähnen und Nieſen geplagt wurden,
ſo befahl Papſt Gregor der Große, beim Gähnen das Zeichen
des Kreuzes über den Mund zu machen und beim Nieſen dem
Kranken: „Helf’ dir Gott,“ zu ſagen.

Im Jahre 717 fing eine dreijährige Peſt im Oriente an, an
welcher bloß zu Conſtantinopel 300000 Menſchen geſtorben ſeyn
ſollen. Von Kometen aber war um dieſe Zeit keine Spur. Im
Jahre 874 und 875 war ein großes Sterben in Europa, das durch
die zahlloſen Heuſchreckenzüge veranlaßt wurde. Der Moder ihrer
Leichen ſoll in vielen Ländern den Boden mehrere Zolle hoch be-
deckt haben. Auch war ein großer Komet zu ſehen, aber erſt im
Jahre 876, alſo ein Jahr nach dem Ende der Krankheit.

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äußerſt anſteckende Krankheit ergriff ſchnell den ganzen Organis-

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[290/0300] Kometen. wüthete und wegen welcher die noch jetzt unter uns beſtehende Sitte aufkam, zur Trauer über den Verluſt ſeiner Freunde und Verwandten ſchwarzgefärbte Kleider zu tragen. — Im Jahre 312 kam der Anthrax aus Aegypten nach Italien und Griechenland, wo er epidemiſch wurde und ſo heftig um ſich griff, daß von mehreren Inſeln des mittelländiſchen Meeres die Bewohner ganz ausſtarben. — Und in allen den genannten Jahren, ja ſelbſt zehn Jahre vor- oder rückwärts von ihnen, findet man auch nicht die geringſte Spur von irgend einem Kometen bei den alten Schriftſtellern. Das Jahr 542 war der Anfang einer der verheerendſten Seu- chen, von der Europa je heimgeſucht wurde. Sie dauerte über 50 Jahre und fing mit allgemeinem Mißwachs und großen Zügen von Heuſchrecken an. Sie ſcheint das erſte Auftreten der orien- taliſchen oder eigentlichen Bubonenpeſt geweſen zu ſeyn, und in der ganzen Periode wird von einem größern Kometen nichts erwähnt, wenn man nicht etwa den, vier Jahre früher i. J. 538 erſchienenen, für den Stifter dieſes Unheils hal- ten will, der aber nur ſehr klein und unanſehnlich geweſen ſeyn ſoll. Auch von dieſer Calamität des Menſchengeſchlechtes hat ſich eine Gewohnheit bis auf unſere Zeiten erhalten. Da die von der Peſt Ergriffenen von heftigem Gähnen und Nieſen geplagt wurden, ſo befahl Papſt Gregor der Große, beim Gähnen das Zeichen des Kreuzes über den Mund zu machen und beim Nieſen dem Kranken: „Helf’ dir Gott,“ zu ſagen. Im Jahre 717 fing eine dreijährige Peſt im Oriente an, an welcher bloß zu Conſtantinopel 300000 Menſchen geſtorben ſeyn ſollen. Von Kometen aber war um dieſe Zeit keine Spur. Im Jahre 874 und 875 war ein großes Sterben in Europa, das durch die zahlloſen Heuſchreckenzüge veranlaßt wurde. Der Moder ihrer Leichen ſoll in vielen Ländern den Boden mehrere Zolle hoch be- deckt haben. Auch war ein großer Komet zu ſehen, aber erſt im Jahre 876, alſo ein Jahr nach dem Ende der Krankheit. Im Jahre 996 erſchien das ſogenannte heilige Feuer das erſtemal in Europa. Dieſe verheerende, ſchnell verlaufende und äußerſt anſteckende Krankheit ergriff ſchnell den ganzen Organis-

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Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem02_1835/300>, abgerufen am 22.11.2024.