§. 183. (Einfluß der Kometen auf die Reinheit der Witterung.) Wenn aber die Kometen keinen Einfluß auf die Temperatur ha- ben, so können sie doch Trockenheit oder Nässe, dichte Nebel, Un- gewitter, Hagel, Meteore u. dgl. erzeugen. Sie können: sie können aber auch vielleicht nicht. -- Soll man nun alle diese Dinge nach einander auf die Kapelle bringen, um sie zu untersuchen? Wohin würde uns das führen? Ich habe es in der That versucht, die beiden letzten Jahrhunderte in Beziehung auf ihre Nässe oder Trockenheit durchzugehen; aber ich kann es nicht wagen, die Langeweile, wel- che mir diese Arbeit machte, meine Leser entgelten zu lassen. Sie werden mir vielleicht lieber auf's Wort glauben, daß ich auch zwi- schen diesen Dingen und den Kometen keinen weiteren, auch nicht den geringsten Zusammenhang gefunden habe. Aus allen diesen mühseligen Untersuchungen folgt nun eben -- daß nichts daraus folgt.
§. 184. (Einfluß der Kometen auf Krankheiten.) Daß die Kometen auf die Krankheiten der Menschen und Thiere und selbst auf die der Pflanzenwelt einwirken, ist so lange und so fest geglaubt worden, daß man kaum anstehen kann, sich auch ein wenig auf dieselbe Seite zu neigen. Eigentlich sollten die Aerzte über diesen Gegenstand gefragt werden, vorausgesetzt, daß sie die Natur der Kometen besser kennen, als die der Krankheiten, welche sie heilen wollen. Einer der neuesten hat es in sein Werk: Illustrations of the atmospherical origin of epidemic diseases, Chilms- ford 1829 übernommen, den Zusammenhang der Kometen mit großen Epidemien mit mathematischer Genauigkeit, wie er glaubt, nachzuweisen und er schließt dieses voluminöse Werk mit folgenden Worten: "Es ist daher ganz gewiß, daß seit dem Anfange unserer Zeitrechnung die ungesundesten Zeiten auch immer zugleich die an Kometen reichsten gewesen sind, und daß die Erscheinung dieser Himmelskörper stets von Erdbeben, vulkanischen Ausbrüchen und atmosphärischen Revolutionen begleitet waren, während man im Gegentheile in gesunden Zeiten nie einen größeren Kometen ge- sehen hat."
Und wie fängt Forster es an, diesen seinen Satz zu beweisen? -- Er geht von Christi Geburt auf den heutigen Tag alle Jahre und alle Chroniken durch und bringt alle Leiden und Unfälle,
Kometen.
§. 183. (Einfluß der Kometen auf die Reinheit der Witterung.) Wenn aber die Kometen keinen Einfluß auf die Temperatur ha- ben, ſo können ſie doch Trockenheit oder Näſſe, dichte Nebel, Un- gewitter, Hagel, Meteore u. dgl. erzeugen. Sie können: ſie können aber auch vielleicht nicht. — Soll man nun alle dieſe Dinge nach einander auf die Kapelle bringen, um ſie zu unterſuchen? Wohin würde uns das führen? Ich habe es in der That verſucht, die beiden letzten Jahrhunderte in Beziehung auf ihre Näſſe oder Trockenheit durchzugehen; aber ich kann es nicht wagen, die Langeweile, wel- che mir dieſe Arbeit machte, meine Leſer entgelten zu laſſen. Sie werden mir vielleicht lieber auf’s Wort glauben, daß ich auch zwi- ſchen dieſen Dingen und den Kometen keinen weiteren, auch nicht den geringſten Zuſammenhang gefunden habe. Aus allen dieſen mühſeligen Unterſuchungen folgt nun eben — daß nichts daraus folgt.
§. 184. (Einfluß der Kometen auf Krankheiten.) Daß die Kometen auf die Krankheiten der Menſchen und Thiere und ſelbſt auf die der Pflanzenwelt einwirken, iſt ſo lange und ſo feſt geglaubt worden, daß man kaum anſtehen kann, ſich auch ein wenig auf dieſelbe Seite zu neigen. Eigentlich ſollten die Aerzte über dieſen Gegenſtand gefragt werden, vorausgeſetzt, daß ſie die Natur der Kometen beſſer kennen, als die der Krankheiten, welche ſie heilen wollen. Einer der neueſten hat es in ſein Werk: Illustrations of the atmospherical origin of epidemic diseases, Chilms- ford 1829 übernommen, den Zuſammenhang der Kometen mit großen Epidemien mit mathematiſcher Genauigkeit, wie er glaubt, nachzuweiſen und er ſchließt dieſes voluminöſe Werk mit folgenden Worten: „Es iſt daher ganz gewiß, daß ſeit dem Anfange unſerer Zeitrechnung die ungeſundeſten Zeiten auch immer zugleich die an Kometen reichſten geweſen ſind, und daß die Erſcheinung dieſer Himmelskörper ſtets von Erdbeben, vulkaniſchen Ausbrüchen und atmoſphäriſchen Revolutionen begleitet waren, während man im Gegentheile in geſunden Zeiten nie einen größeren Kometen ge- ſehen hat.“
Und wie fängt Forſter es an, dieſen ſeinen Satz zu beweiſen? — Er geht von Chriſti Geburt auf den heutigen Tag alle Jahre und alle Chroniken durch und bringt alle Leiden und Unfälle,
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Kometen.
§. 183. (Einfluß der Kometen auf die Reinheit der Witterung.)
Wenn aber die Kometen keinen Einfluß auf die Temperatur ha-
ben, ſo können ſie doch Trockenheit oder Näſſe, dichte Nebel, Un-
gewitter, Hagel, Meteore u. dgl. erzeugen. Sie können: ſie können
aber auch vielleicht nicht. — Soll man nun alle dieſe Dinge nach
einander auf die Kapelle bringen, um ſie zu unterſuchen? Wohin
würde uns das führen? Ich habe es in der That verſucht, die beiden
letzten Jahrhunderte in Beziehung auf ihre Näſſe oder Trockenheit
durchzugehen; aber ich kann es nicht wagen, die Langeweile, wel-
che mir dieſe Arbeit machte, meine Leſer entgelten zu laſſen. Sie
werden mir vielleicht lieber auf’s Wort glauben, daß ich auch zwi-
ſchen dieſen Dingen und den Kometen keinen weiteren, auch nicht
den geringſten Zuſammenhang gefunden habe. Aus allen dieſen
mühſeligen Unterſuchungen folgt nun eben — daß nichts daraus folgt.
§. 184. (Einfluß der Kometen auf Krankheiten.) Daß die
Kometen auf die Krankheiten der Menſchen und Thiere und ſelbſt
auf die der Pflanzenwelt einwirken, iſt ſo lange und ſo feſt geglaubt
worden, daß man kaum anſtehen kann, ſich auch ein wenig auf
dieſelbe Seite zu neigen. Eigentlich ſollten die Aerzte über dieſen
Gegenſtand gefragt werden, vorausgeſetzt, daß ſie die Natur der
Kometen beſſer kennen, als die der Krankheiten, welche ſie heilen
wollen. Einer der neueſten hat es in ſein Werk: Illustrations
of the atmospherical origin of epidemic diseases, Chilms-
ford 1829 übernommen, den Zuſammenhang der Kometen mit
großen Epidemien mit mathematiſcher Genauigkeit, wie er glaubt,
nachzuweiſen und er ſchließt dieſes voluminöſe Werk mit folgenden
Worten: „Es iſt daher ganz gewiß, daß ſeit dem Anfange unſerer
Zeitrechnung die ungeſundeſten Zeiten auch immer zugleich die an
Kometen reichſten geweſen ſind, und daß die Erſcheinung dieſer
Himmelskörper ſtets von Erdbeben, vulkaniſchen Ausbrüchen und
atmoſphäriſchen Revolutionen begleitet waren, während man im
Gegentheile in geſunden Zeiten nie einen größeren Kometen ge-
ſehen hat.“
Und wie fängt Forſter es an, dieſen ſeinen Satz zu beweiſen?
— Er geht von Chriſti Geburt auf den heutigen Tag alle Jahre
und alle Chroniken durch und bringt alle Leiden und Unfälle,
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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835, S. 285. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem02_1835/295>, abgerufen am 22.11.2024.
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