zu unterscheiden haben, deren jede 90 Grade von ihren beiden nächsten absteht, etwa so wie wir bei einem Dolche drei Schnei- den, und bei jeder viereckigen Stange vier Ecken oder Flächen unterscheiden, und diese vier Seiten werden so wesentlich verschie- den seyn, wie es z. B. die Schneide oder der Rücken oder die beiden Seiten eines jeden Messers sind.
Da man bei dem Magnet bekanntlich ebenfalls zwei Seiten oder zwei Punkte bemerkt, die man die Pole des Magnets nennt, und deren Eigenschaften in mehreren Stücken mit den eben erwähnten der Lichtstrahlen ähnlich sind, so hat man analog die auf die vorhergehende Weise erhaltenen Strahlen Oo und Ee (Fig. 1.) polarisirtes Licht genannt. Denkt man sich einen solchen gleichsam cylindrischen Lichtstrahl, senkrecht auf seine Länge, durchschnitten, so wird dieser Schnitt die Gestalt eines Kreises haben. Ziehen wir in diesem Kreise einen Durchmesser AB und einen darauf senkrechten CD; dieß vorausgesetzt, wird also jeder polarisirte Lichtstrahl in den beiden einander gegenüberstehenden Punkten A und B gleiche, und in den beiden Punkten C und D zwar wieder gleiche, aber jenen entgegengesetzte Eigenschaften haben, und überdieß wird der Strahl Oo (Fig. 1.) dieselben Eigenschaf- ten in den beiden Punkten A und B haben, die der Strahl Eo in den beiden anderen Punkten C und D hat, oder mit anderen Worten, die Diameter der gleichartigen Eigenschaften werden, bei den polarisirten Strahlen, auf einander senkrecht stehen.
Die Lage dieser Diameter ist in der Lehre von der Polarisa- tion des Lichtes von der größten Wichtigkeit. Sind bei zwei Licht- strahlen diese Diameter AB, A'B' also auch CD, C'D' parallel, so sagt man, diese Strahlen sind in derselben Ebene polarisirt. Sind aber die Diameter AB, C'D' und A'B', CD mit einander parallel, so heißen die Strahlen unter rechten Winkeln polarisirt. Die zwei Strahlen Oo und Ee, die man durch den isländischen Krystall erhält, sind daher immer unter rechten Winkeln polarisirt.
§. 16. (Polarisation des Lichts durch andere Mittel.) Auch in Beziehung auf die Reflexion von Spiegeln sind die natürlichen Strahlen von den polarisirten wesentlich verschieden. Von den natürlichen Strahlen, die auf einen Spiegel fallen, wird immer ein großer Theil in der That zurückgeworfen; bei polarisirten
2 *
Die Sonne.
zu unterſcheiden haben, deren jede 90 Grade von ihren beiden nächſten abſteht, etwa ſo wie wir bei einem Dolche drei Schnei- den, und bei jeder viereckigen Stange vier Ecken oder Flächen unterſcheiden, und dieſe vier Seiten werden ſo weſentlich verſchie- den ſeyn, wie es z. B. die Schneide oder der Rücken oder die beiden Seiten eines jeden Meſſers ſind.
Da man bei dem Magnet bekanntlich ebenfalls zwei Seiten oder zwei Punkte bemerkt, die man die Pole des Magnets nennt, und deren Eigenſchaften in mehreren Stücken mit den eben erwähnten der Lichtſtrahlen ähnlich ſind, ſo hat man analog die auf die vorhergehende Weiſe erhaltenen Strahlen Oo und Ee (Fig. 1.) polariſirtes Licht genannt. Denkt man ſich einen ſolchen gleichſam cylindriſchen Lichtſtrahl, ſenkrecht auf ſeine Länge, durchſchnitten, ſo wird dieſer Schnitt die Geſtalt eines Kreiſes haben. Ziehen wir in dieſem Kreiſe einen Durchmeſſer AB und einen darauf ſenkrechten CD; dieß vorausgeſetzt, wird alſo jeder polariſirte Lichtſtrahl in den beiden einander gegenüberſtehenden Punkten A und B gleiche, und in den beiden Punkten C und D zwar wieder gleiche, aber jenen entgegengeſetzte Eigenſchaften haben, und überdieß wird der Strahl Oo (Fig. 1.) dieſelben Eigenſchaf- ten in den beiden Punkten A und B haben, die der Strahl Eo in den beiden anderen Punkten C und D hat, oder mit anderen Worten, die Diameter der gleichartigen Eigenſchaften werden, bei den polariſirten Strahlen, auf einander ſenkrecht ſtehen.
Die Lage dieſer Diameter iſt in der Lehre von der Polariſa- tion des Lichtes von der größten Wichtigkeit. Sind bei zwei Licht- ſtrahlen dieſe Diameter AB, A'B' alſo auch CD, C'D' parallel, ſo ſagt man, dieſe Strahlen ſind in derſelben Ebene polariſirt. Sind aber die Diameter AB, C'D' und A'B', CD mit einander parallel, ſo heißen die Strahlen unter rechten Winkeln polariſirt. Die zwei Strahlen Oo und Ee, die man durch den isländiſchen Kryſtall erhält, ſind daher immer unter rechten Winkeln polariſirt.
§. 16. (Polariſation des Lichts durch andere Mittel.) Auch in Beziehung auf die Reflexion von Spiegeln ſind die natürlichen Strahlen von den polariſirten weſentlich verſchieden. Von den natürlichen Strahlen, die auf einen Spiegel fallen, wird immer ein großer Theil in der That zurückgeworfen; bei polariſirten
2 *
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0029"n="19"/><fwplace="top"type="header">Die Sonne.</fw><lb/>
zu unterſcheiden haben, deren jede 90 Grade von ihren beiden<lb/>
nächſten abſteht, etwa ſo wie wir bei einem Dolche drei Schnei-<lb/>
den, und bei jeder viereckigen Stange vier Ecken oder Flächen<lb/>
unterſcheiden, und dieſe vier Seiten werden ſo weſentlich verſchie-<lb/>
den ſeyn, wie es z. B. die Schneide oder der Rücken oder die<lb/>
beiden Seiten eines jeden Meſſers ſind.</p><lb/><p>Da man bei dem Magnet bekanntlich ebenfalls zwei Seiten<lb/>
oder zwei Punkte bemerkt, die man die <hirendition="#g">Pole</hi> des Magnets<lb/>
nennt, und deren Eigenſchaften in mehreren Stücken mit den eben<lb/>
erwähnten der Lichtſtrahlen ähnlich ſind, ſo hat man analog die<lb/>
auf die vorhergehende Weiſe erhaltenen Strahlen <hirendition="#aq">Oo</hi> und <hirendition="#aq">Ee</hi><lb/>
(Fig. 1.) <hirendition="#g">polariſirtes Licht</hi> genannt. Denkt man ſich einen<lb/>ſolchen gleichſam cylindriſchen Lichtſtrahl, ſenkrecht auf ſeine Länge,<lb/>
durchſchnitten, ſo wird dieſer Schnitt die Geſtalt eines Kreiſes<lb/>
haben. Ziehen wir in dieſem Kreiſe einen Durchmeſſer <hirendition="#aq">AB</hi> und<lb/>
einen darauf ſenkrechten <hirendition="#aq">CD;</hi> dieß vorausgeſetzt, wird alſo jeder<lb/>
polariſirte Lichtſtrahl in den beiden einander gegenüberſtehenden<lb/>
Punkten <hirendition="#aq">A</hi> und <hirendition="#aq">B</hi> gleiche, und in den beiden Punkten <hirendition="#aq">C</hi> und <hirendition="#aq">D</hi><lb/>
zwar wieder gleiche, aber jenen entgegengeſetzte Eigenſchaften haben,<lb/>
und überdieß wird der Strahl <hirendition="#aq">Oo</hi> (Fig. 1.) dieſelben Eigenſchaf-<lb/>
ten in den beiden Punkten <hirendition="#aq">A</hi> und <hirendition="#aq">B</hi> haben, die der Strahl <hirendition="#aq">Eo</hi><lb/>
in den beiden anderen Punkten <hirendition="#aq">C</hi> und <hirendition="#aq">D</hi> hat, oder mit anderen<lb/>
Worten, die Diameter der gleichartigen Eigenſchaften werden, bei<lb/>
den polariſirten Strahlen, auf einander ſenkrecht ſtehen.</p><lb/><p>Die Lage dieſer Diameter iſt in der Lehre von der Polariſa-<lb/>
tion des Lichtes von der größten Wichtigkeit. Sind bei zwei Licht-<lb/>ſtrahlen dieſe Diameter <hirendition="#aq">AB</hi>, <hirendition="#aq">A'B'</hi> alſo auch <hirendition="#aq">CD</hi>, <hirendition="#aq">C'D'</hi> parallel,<lb/>ſo ſagt man, dieſe Strahlen ſind in derſelben Ebene polariſirt.<lb/>
Sind aber die Diameter <hirendition="#aq">AB</hi>, <hirendition="#aq">C'D'</hi> und <hirendition="#aq">A'B'</hi>, <hirendition="#aq">CD</hi> mit einander<lb/>
parallel, ſo heißen die Strahlen unter rechten Winkeln polariſirt.<lb/>
Die zwei Strahlen <hirendition="#aq">Oo</hi> und <hirendition="#aq">Ee</hi>, die man durch den isländiſchen<lb/>
Kryſtall erhält, ſind daher immer unter rechten Winkeln polariſirt.</p><lb/><p>§. 16. (Polariſation des Lichts durch andere Mittel.) Auch<lb/>
in Beziehung auf die Reflexion von Spiegeln ſind die natürlichen<lb/>
Strahlen von den polariſirten weſentlich verſchieden. Von den<lb/>
natürlichen Strahlen, die auf einen Spiegel fallen, wird immer<lb/>
ein großer Theil in der That zurückgeworfen; bei polariſirten<lb/><fwplace="bottom"type="sig">2 *</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[19/0029]
Die Sonne.
zu unterſcheiden haben, deren jede 90 Grade von ihren beiden
nächſten abſteht, etwa ſo wie wir bei einem Dolche drei Schnei-
den, und bei jeder viereckigen Stange vier Ecken oder Flächen
unterſcheiden, und dieſe vier Seiten werden ſo weſentlich verſchie-
den ſeyn, wie es z. B. die Schneide oder der Rücken oder die
beiden Seiten eines jeden Meſſers ſind.
Da man bei dem Magnet bekanntlich ebenfalls zwei Seiten
oder zwei Punkte bemerkt, die man die Pole des Magnets
nennt, und deren Eigenſchaften in mehreren Stücken mit den eben
erwähnten der Lichtſtrahlen ähnlich ſind, ſo hat man analog die
auf die vorhergehende Weiſe erhaltenen Strahlen Oo und Ee
(Fig. 1.) polariſirtes Licht genannt. Denkt man ſich einen
ſolchen gleichſam cylindriſchen Lichtſtrahl, ſenkrecht auf ſeine Länge,
durchſchnitten, ſo wird dieſer Schnitt die Geſtalt eines Kreiſes
haben. Ziehen wir in dieſem Kreiſe einen Durchmeſſer AB und
einen darauf ſenkrechten CD; dieß vorausgeſetzt, wird alſo jeder
polariſirte Lichtſtrahl in den beiden einander gegenüberſtehenden
Punkten A und B gleiche, und in den beiden Punkten C und D
zwar wieder gleiche, aber jenen entgegengeſetzte Eigenſchaften haben,
und überdieß wird der Strahl Oo (Fig. 1.) dieſelben Eigenſchaf-
ten in den beiden Punkten A und B haben, die der Strahl Eo
in den beiden anderen Punkten C und D hat, oder mit anderen
Worten, die Diameter der gleichartigen Eigenſchaften werden, bei
den polariſirten Strahlen, auf einander ſenkrecht ſtehen.
Die Lage dieſer Diameter iſt in der Lehre von der Polariſa-
tion des Lichtes von der größten Wichtigkeit. Sind bei zwei Licht-
ſtrahlen dieſe Diameter AB, A'B' alſo auch CD, C'D' parallel,
ſo ſagt man, dieſe Strahlen ſind in derſelben Ebene polariſirt.
Sind aber die Diameter AB, C'D' und A'B', CD mit einander
parallel, ſo heißen die Strahlen unter rechten Winkeln polariſirt.
Die zwei Strahlen Oo und Ee, die man durch den isländiſchen
Kryſtall erhält, ſind daher immer unter rechten Winkeln polariſirt.
§. 16. (Polariſation des Lichts durch andere Mittel.) Auch
in Beziehung auf die Reflexion von Spiegeln ſind die natürlichen
Strahlen von den polariſirten weſentlich verſchieden. Von den
natürlichen Strahlen, die auf einen Spiegel fallen, wird immer
ein großer Theil in der That zurückgeworfen; bei polariſirten
2 *
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem02_1835/29>, abgerufen am 17.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.