neten, nach denselben Gesetzen zurücklegen, nicht kannten, und sie daher auch weder beobachten, noch berechnen konnten, unterhielten sich größtentheils damit, ihre Meinungen von der Entstehung und Bedeutung derselben aufzustellen; -- Meinungen, die zuweilen, was sehr viel ist, noch etwas abgeschmackter ausfielen, als die, welche einige unserer Naturphilosophen erst in unseren Tagen aufgestellt haben. Wir wollen hier nur einige derselben mit der Kürze, die sie so sehr verdienen, näher anführen.
Plinius, der Büffon des Alterthums, zählt zwölf Gattun- gen von Kometen auf, deren jede ihre besondere Eigenschaft hat: die mähnenförmigen sollen sehr geschwind laufen, die lanzenförmi- gen sehr blassen Ansehens seyn, die Haarkometen am längsten sichtbar bleiben und was dergleichen sinnreiche Bemerkungen mehr sind.
Aristoteles brachte, nach seiner bekannten Präcision, diese zwölf Klassen auf zwei zurück: die bärtigen und die geschwänzten Kometen, wodurch die Wissenschaft allerdings sehr viel gewinnen mußte.
Der gelehrte Plutarch, der auch über Astronomie schrieb, obschon er nichts davon verstand, behauptete ganz dreist, daß die Kometen nichts Reelles, sondern bloß ein Reflex des Sonnen- lichts, von anderen Himmelskörpern zurückgeworfen, sind. Einige andere griechische Philosophen hielten die Kometen für eine Art von Coagulation der Fixsterne, die, wenn sie sich zufällig nahe kommen, wie geronnene Milch in einander fließen. Der bereits erwähnte Stagyrit erklärte sie für bloße Ausdünstungen der Erde, für Exhalationen der Klüfte und Höhlen, die in unserer Luft auf- steigen, sich eine Zeit lang daselbst herumtreiben und dann wieder verschwinden.
Nachdem man im Anfange des 17ten Jahrhunderts mit dem neuerfundenen Fernrohre nebst andern himmlischen Erscheinungen auch die Sonnenflecken entdeckt hatte, wurden die Kometen so- fort für einerlei Ursprunges mit diesen Flecken, für bloße Aus- dünstungen der Sonne gehalten, welche sie, wie unbrauchbare Schlacken von sich würfe. Hevel in Danzig, der das Fernrohr
Kometen.
neten, nach denſelben Geſetzen zurücklegen, nicht kannten, und ſie daher auch weder beobachten, noch berechnen konnten, unterhielten ſich größtentheils damit, ihre Meinungen von der Entſtehung und Bedeutung derſelben aufzuſtellen; — Meinungen, die zuweilen, was ſehr viel iſt, noch etwas abgeſchmackter ausfielen, als die, welche einige unſerer Naturphiloſophen erſt in unſeren Tagen aufgeſtellt haben. Wir wollen hier nur einige derſelben mit der Kürze, die ſie ſo ſehr verdienen, näher anführen.
Plinius, der Büffon des Alterthums, zählt zwölf Gattun- gen von Kometen auf, deren jede ihre beſondere Eigenſchaft hat: die mähnenförmigen ſollen ſehr geſchwind laufen, die lanzenförmi- gen ſehr blaſſen Anſehens ſeyn, die Haarkometen am längſten ſichtbar bleiben und was dergleichen ſinnreiche Bemerkungen mehr ſind.
Ariſtoteles brachte, nach ſeiner bekannten Präciſion, dieſe zwölf Klaſſen auf zwei zurück: die bärtigen und die geſchwänzten Kometen, wodurch die Wiſſenſchaft allerdings ſehr viel gewinnen mußte.
Der gelehrte Plutarch, der auch über Aſtronomie ſchrieb, obſchon er nichts davon verſtand, behauptete ganz dreiſt, daß die Kometen nichts Reelles, ſondern bloß ein Reflex des Sonnen- lichts, von anderen Himmelskörpern zurückgeworfen, ſind. Einige andere griechiſche Philoſophen hielten die Kometen für eine Art von Coagulation der Fixſterne, die, wenn ſie ſich zufällig nahe kommen, wie geronnene Milch in einander fließen. Der bereits erwähnte Stagyrit erklärte ſie für bloße Ausdünſtungen der Erde, für Exhalationen der Klüfte und Höhlen, die in unſerer Luft auf- ſteigen, ſich eine Zeit lang daſelbſt herumtreiben und dann wieder verſchwinden.
Nachdem man im Anfange des 17ten Jahrhunderts mit dem neuerfundenen Fernrohre nebſt andern himmliſchen Erſcheinungen auch die Sonnenflecken entdeckt hatte, wurden die Kometen ſo- fort für einerlei Urſprunges mit dieſen Flecken, für bloße Aus- dünſtungen der Sonne gehalten, welche ſie, wie unbrauchbare Schlacken von ſich würfe. Hevel in Danzig, der das Fernrohr
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Kometen.
neten, nach denſelben Geſetzen zurücklegen, nicht kannten, und ſie
daher auch weder beobachten, noch berechnen konnten, unterhielten
ſich größtentheils damit, ihre Meinungen von der Entſtehung und
Bedeutung derſelben aufzuſtellen; — Meinungen, die zuweilen, was
ſehr viel iſt, noch etwas abgeſchmackter ausfielen, als die, welche
einige unſerer Naturphiloſophen erſt in unſeren Tagen aufgeſtellt
haben. Wir wollen hier nur einige derſelben mit der Kürze, die
ſie ſo ſehr verdienen, näher anführen.
Plinius, der Büffon des Alterthums, zählt zwölf Gattun-
gen von Kometen auf, deren jede ihre beſondere Eigenſchaft hat:
die mähnenförmigen ſollen ſehr geſchwind laufen, die lanzenförmi-
gen ſehr blaſſen Anſehens ſeyn, die Haarkometen am längſten
ſichtbar bleiben und was dergleichen ſinnreiche Bemerkungen mehr
ſind.
Ariſtoteles brachte, nach ſeiner bekannten Präciſion, dieſe
zwölf Klaſſen auf zwei zurück: die bärtigen und die geſchwänzten
Kometen, wodurch die Wiſſenſchaft allerdings ſehr viel gewinnen
mußte.
Der gelehrte Plutarch, der auch über Aſtronomie ſchrieb,
obſchon er nichts davon verſtand, behauptete ganz dreiſt, daß die
Kometen nichts Reelles, ſondern bloß ein Reflex des Sonnen-
lichts, von anderen Himmelskörpern zurückgeworfen, ſind. Einige
andere griechiſche Philoſophen hielten die Kometen für eine Art
von Coagulation der Fixſterne, die, wenn ſie ſich zufällig nahe
kommen, wie geronnene Milch in einander fließen. Der bereits
erwähnte Stagyrit erklärte ſie für bloße Ausdünſtungen der Erde,
für Exhalationen der Klüfte und Höhlen, die in unſerer Luft auf-
ſteigen, ſich eine Zeit lang daſelbſt herumtreiben und dann wieder
verſchwinden.
Nachdem man im Anfange des 17ten Jahrhunderts mit dem
neuerfundenen Fernrohre nebſt andern himmliſchen Erſcheinungen
auch die Sonnenflecken entdeckt hatte, wurden die Kometen ſo-
fort für einerlei Urſprunges mit dieſen Flecken, für bloße Aus-
dünſtungen der Sonne gehalten, welche ſie, wie unbrauchbare
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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835, S. 278. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem02_1835/288>, abgerufen am 16.02.2025.
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