und wieder zwei andere, nahe 90 Grade von jenen entfernte Punkte, wo diese beiden Linien ihren größten Abstand von einan- der haben.
Wenn der ursprüngliche Lichtstrahl Rr senkrecht auf die Fläche des Krystalls fällt, so geht er ganz ohne Biegung durch, und wenn er unter irgend einem schiefen Winkel auf diese Fläche fällt, so wird er zwar an dieser obern sowohl, als auch an der untern Fläche, bei r und bei O, gebogen, aber ganz nach dem bekann- ten Gesetze der Refraction, daß nämlich die Sinus des Einfalls- und des Brechungs-Winkels immer dasselbe Verhältniß unter sich beibehalten. Da dieß bei allen durchsichtigen Körpern im Allge- meinen beobachtet wird, so heißt eben aus dieser Ursache rO der gewöhnliche Strahl. Dieses Gesetz der allgemeinen Refraction wird nun von dem andern Strahl rE nicht befolgt, und deßwe- gen wird er auch der außerordentliche Strahl genannt.
In Fig. 2. werden zwei solcher Krystalle in geringer Entfer- nung von einander und so vorgestellt, daß ihre Hauptschnitte ein- ander parallel liegen. Der Lichtstrahl Rr soll, der größeren Ein- fachheit wegen, senkrecht auf die Oberfläche des ersten Krystalls einfallen, und also bei r in zwei Strahlen gespalten werden. Der gewöhnliche Strahl rD geht ungebrochen durch beide Kry- stalle und verfolgt den Weg rDCKOo; der außerordentliche Strahl aber wird in r sowohl, als auch in C, und dann in F sowohl, als auch in H gebrochen, so daß sein Weg rCFHEe ist.
Wenn aber der untere Krystall um seine Axe so lange ge- dreht wird, bis sein Hauptschnitt auf dem Hauptschnitte des obe- ren Krystalls senkrecht steht, oder mit ihnen einen rechten Winkel bildet, so verhält sich die Sache so, wie sie in Fig. 3. dargestellt wird. Dann wird nämlich der gewöhnliche Strahl rODC des ersten Krystalls in dem zweiten auf die außerordentliche Weise, und der außerordentliche Strahl rECF des ersten Krystalls wird von dem zweiten auf die gewöhnliche Weise gebrochen. Es ist nämlich (in Fig. 2.) Oo der durch beide Krystalle gewöhnlich, und Ee der durch beide außerordentlich gebrochene Strahl, und eben so ist (Fig. 3.) Oe der im ersten Krystall gewöhnlich und im zwei- ten außerordentlich, so wie endlich Eo der im ersten Krystalle außerordentlich und im zweiten gewöhnlich gebrochene Strahl.
Littrow's Himmel u. s. Wunder. II. 2
Die Sonne.
und wieder zwei andere, nahe 90 Grade von jenen entfernte Punkte, wo dieſe beiden Linien ihren größten Abſtand von einan- der haben.
Wenn der urſprüngliche Lichtſtrahl Rr ſenkrecht auf die Fläche des Kryſtalls fällt, ſo geht er ganz ohne Biegung durch, und wenn er unter irgend einem ſchiefen Winkel auf dieſe Fläche fällt, ſo wird er zwar an dieſer obern ſowohl, als auch an der untern Fläche, bei r und bei O, gebogen, aber ganz nach dem bekann- ten Geſetze der Refraction, daß nämlich die Sinus des Einfalls- und des Brechungs-Winkels immer daſſelbe Verhältniß unter ſich beibehalten. Da dieß bei allen durchſichtigen Körpern im Allge- meinen beobachtet wird, ſo heißt eben aus dieſer Urſache rO der gewöhnliche Strahl. Dieſes Geſetz der allgemeinen Refraction wird nun von dem andern Strahl rE nicht befolgt, und deßwe- gen wird er auch der außerordentliche Strahl genannt.
In Fig. 2. werden zwei ſolcher Kryſtalle in geringer Entfer- nung von einander und ſo vorgeſtellt, daß ihre Hauptſchnitte ein- ander parallel liegen. Der Lichtſtrahl Rr ſoll, der größeren Ein- fachheit wegen, ſenkrecht auf die Oberfläche des erſten Kryſtalls einfallen, und alſo bei r in zwei Strahlen geſpalten werden. Der gewöhnliche Strahl rD geht ungebrochen durch beide Kry- ſtalle und verfolgt den Weg rDCKOo; der außerordentliche Strahl aber wird in r ſowohl, als auch in C, und dann in F ſowohl, als auch in H gebrochen, ſo daß ſein Weg rCFHEe iſt.
Wenn aber der untere Kryſtall um ſeine Axe ſo lange ge- dreht wird, bis ſein Hauptſchnitt auf dem Hauptſchnitte des obe- ren Kryſtalls ſenkrecht ſteht, oder mit ihnen einen rechten Winkel bildet, ſo verhält ſich die Sache ſo, wie ſie in Fig. 3. dargeſtellt wird. Dann wird nämlich der gewöhnliche Strahl rODC des erſten Kryſtalls in dem zweiten auf die außerordentliche Weiſe, und der außerordentliche Strahl rECF des erſten Kryſtalls wird von dem zweiten auf die gewöhnliche Weiſe gebrochen. Es iſt nämlich (in Fig. 2.) Oo der durch beide Kryſtalle gewöhnlich, und Ee der durch beide außerordentlich gebrochene Strahl, und eben ſo iſt (Fig. 3.) Oe der im erſten Kryſtall gewöhnlich und im zwei- ten außerordentlich, ſo wie endlich Eo der im erſten Kryſtalle außerordentlich und im zweiten gewöhnlich gebrochene Strahl.
Littrow’s Himmel u. ſ. Wunder. II. 2
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Die Sonne.
und wieder zwei andere, nahe 90 Grade von jenen entfernte
Punkte, wo dieſe beiden Linien ihren größten Abſtand von einan-
der haben.
Wenn der urſprüngliche Lichtſtrahl Rr ſenkrecht auf die Fläche
des Kryſtalls fällt, ſo geht er ganz ohne Biegung durch, und
wenn er unter irgend einem ſchiefen Winkel auf dieſe Fläche fällt,
ſo wird er zwar an dieſer obern ſowohl, als auch an der untern
Fläche, bei r und bei O, gebogen, aber ganz nach dem bekann-
ten Geſetze der Refraction, daß nämlich die Sinus des Einfalls-
und des Brechungs-Winkels immer daſſelbe Verhältniß unter ſich
beibehalten. Da dieß bei allen durchſichtigen Körpern im Allge-
meinen beobachtet wird, ſo heißt eben aus dieſer Urſache rO der
gewöhnliche Strahl. Dieſes Geſetz der allgemeinen Refraction
wird nun von dem andern Strahl rE nicht befolgt, und deßwe-
gen wird er auch der außerordentliche Strahl genannt.
In Fig. 2. werden zwei ſolcher Kryſtalle in geringer Entfer-
nung von einander und ſo vorgeſtellt, daß ihre Hauptſchnitte ein-
ander parallel liegen. Der Lichtſtrahl Rr ſoll, der größeren Ein-
fachheit wegen, ſenkrecht auf die Oberfläche des erſten Kryſtalls
einfallen, und alſo bei r in zwei Strahlen geſpalten werden.
Der gewöhnliche Strahl rD geht ungebrochen durch beide Kry-
ſtalle und verfolgt den Weg rDCKOo; der außerordentliche Strahl
aber wird in r ſowohl, als auch in C, und dann in F ſowohl,
als auch in H gebrochen, ſo daß ſein Weg rCFHEe iſt.
Wenn aber der untere Kryſtall um ſeine Axe ſo lange ge-
dreht wird, bis ſein Hauptſchnitt auf dem Hauptſchnitte des obe-
ren Kryſtalls ſenkrecht ſteht, oder mit ihnen einen rechten Winkel
bildet, ſo verhält ſich die Sache ſo, wie ſie in Fig. 3. dargeſtellt
wird. Dann wird nämlich der gewöhnliche Strahl rODC des
erſten Kryſtalls in dem zweiten auf die außerordentliche Weiſe,
und der außerordentliche Strahl rECF des erſten Kryſtalls wird
von dem zweiten auf die gewöhnliche Weiſe gebrochen. Es iſt
nämlich (in Fig. 2.) Oo der durch beide Kryſtalle gewöhnlich, und
Ee der durch beide außerordentlich gebrochene Strahl, und eben
ſo iſt (Fig. 3.) Oe der im erſten Kryſtall gewöhnlich und im zwei-
ten außerordentlich, ſo wie endlich Eo der im erſten Kryſtalle
außerordentlich und im zweiten gewöhnlich gebrochene Strahl.
Littrow’s Himmel u. ſ. Wunder. II. 2
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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem02_1835/27>, abgerufen am 16.07.2024.
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