nannte Lichtstrahl aufhören wird, uns als eine gerade Linie zu erscheinen.
§. 13. (Vibrations- und Emanations-Hypothese.) Es kann aber auch seyn, daß das Licht nicht in einer Emanation der leuch- tenden Körper, sondern daß es in den Schwingungen eines diese Körper umgebenden elastischen Mittels besteht, so wie der Ton durch die Schwingungen entsteht, welche tönende Körper in unse- rer Atmosphäre hervorbringen, wenn sie die Vibrationen, die sie durch eine äußere Kraft erhalten haben, der sie umgebenden ela- stischen Luft mittheilen. Diese letzte Hypothese, die zuerst Huy- gens und Euler aufstellten, scheint in der That mehrere Erschei- nungen des Lichts vollkommen zu erklären, die nach der von Newton angenommenen Voraussetzung einer Emanation nicht, oder doch nicht so gut dargestellt werden können.
Zu den schönsten Entdeckungen der Optik in den neuesten Zeiten gehören ohne Zweifel diejenigen Erscheinungen des Lichts, die man unter der Benennung der Polarisation und Interferenz desselben zu begreifen pflegt. Da sie, als neue Gegenstände, ihres hohen Interesses ungeachtet, nur noch einem kleinen Kreise von Lesern bekannt seyn mögen, so wird es nicht unangemessen er- scheinen, einige Augenblicke bei ihnen zu verweilen, wobei wir die schöne Darstellung, die Arago in dem Annuaire für das Jahr 1831 von diesem Phänomen gegeben hat, zu Grunde legen wollen.
§. 14. (Allgemeine Erscheinung des polarisirten Lichts.) Wenn ein Sonnenstrahl auf einen gewöhnlichen durchsichtigen Körper, z. B. auf Glas fällt, so kann er wohl in demselben von seiner frühern Richtung abgelenkt werden, aber immer sieht man ihn wieder auf der andern Seite des Glases als einen einzigen Strahl heraustreten. Allein unter diesen durchsichtigen Körpern gibt es einige, welche von der erwähnten Erscheinung eine merk- würdige Ausnahme machen. Dahin gehört vorzüglich der soge- nannte isländische Krystall, der Kalkspath u. f. Wenn ein Licht- strahl auf die Oberfläche eines solchen Körpers, selbst in senkrechter Richtung fällt, so theilt er sich daselbst sogleich in zwei Strab- len. Der eine geht, ohne eine Beugung zu erfahren, durch den Krystall durch, während der andere von seiner ersten Richtung sehr stark abgelenkt wird. Man nennt jenen den gewöhnlichen,
Die Sonne.
nannte Lichtſtrahl aufhören wird, uns als eine gerade Linie zu erſcheinen.
§. 13. (Vibrations- und Emanations-Hypotheſe.) Es kann aber auch ſeyn, daß das Licht nicht in einer Emanation der leuch- tenden Körper, ſondern daß es in den Schwingungen eines dieſe Körper umgebenden elaſtiſchen Mittels beſteht, ſo wie der Ton durch die Schwingungen entſteht, welche tönende Körper in unſe- rer Atmoſphäre hervorbringen, wenn ſie die Vibrationen, die ſie durch eine äußere Kraft erhalten haben, der ſie umgebenden ela- ſtiſchen Luft mittheilen. Dieſe letzte Hypotheſe, die zuerſt Huy- gens und Euler aufſtellten, ſcheint in der That mehrere Erſchei- nungen des Lichts vollkommen zu erklären, die nach der von Newton angenommenen Vorausſetzung einer Emanation nicht, oder doch nicht ſo gut dargeſtellt werden können.
Zu den ſchönſten Entdeckungen der Optik in den neueſten Zeiten gehören ohne Zweifel diejenigen Erſcheinungen des Lichts, die man unter der Benennung der Polariſation und Interferenz deſſelben zu begreifen pflegt. Da ſie, als neue Gegenſtände, ihres hohen Intereſſes ungeachtet, nur noch einem kleinen Kreiſe von Leſern bekannt ſeyn mögen, ſo wird es nicht unangemeſſen er- ſcheinen, einige Augenblicke bei ihnen zu verweilen, wobei wir die ſchöne Darſtellung, die Arago in dem Annuaire für das Jahr 1831 von dieſem Phänomen gegeben hat, zu Grunde legen wollen.
§. 14. (Allgemeine Erſcheinung des polariſirten Lichts.) Wenn ein Sonnenſtrahl auf einen gewöhnlichen durchſichtigen Körper, z. B. auf Glas fällt, ſo kann er wohl in demſelben von ſeiner frühern Richtung abgelenkt werden, aber immer ſieht man ihn wieder auf der andern Seite des Glaſes als einen einzigen Strahl heraustreten. Allein unter dieſen durchſichtigen Körpern gibt es einige, welche von der erwähnten Erſcheinung eine merk- würdige Ausnahme machen. Dahin gehört vorzüglich der ſoge- nannte isländiſche Kryſtall, der Kalkſpath u. f. Wenn ein Licht- ſtrahl auf die Oberfläche eines ſolchen Körpers, ſelbſt in ſenkrechter Richtung fällt, ſo theilt er ſich daſelbſt ſogleich in zwei Strab- len. Der eine geht, ohne eine Beugung zu erfahren, durch den Kryſtall durch, während der andere von ſeiner erſten Richtung ſehr ſtark abgelenkt wird. Man nennt jenen den gewöhnlichen,
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Die Sonne.
nannte Lichtſtrahl aufhören wird, uns als eine gerade Linie zu
erſcheinen.
§. 13. (Vibrations- und Emanations-Hypotheſe.) Es kann
aber auch ſeyn, daß das Licht nicht in einer Emanation der leuch-
tenden Körper, ſondern daß es in den Schwingungen eines dieſe
Körper umgebenden elaſtiſchen Mittels beſteht, ſo wie der Ton
durch die Schwingungen entſteht, welche tönende Körper in unſe-
rer Atmoſphäre hervorbringen, wenn ſie die Vibrationen, die ſie
durch eine äußere Kraft erhalten haben, der ſie umgebenden ela-
ſtiſchen Luft mittheilen. Dieſe letzte Hypotheſe, die zuerſt Huy-
gens und Euler aufſtellten, ſcheint in der That mehrere Erſchei-
nungen des Lichts vollkommen zu erklären, die nach der von
Newton angenommenen Vorausſetzung einer Emanation nicht, oder
doch nicht ſo gut dargeſtellt werden können.
Zu den ſchönſten Entdeckungen der Optik in den neueſten
Zeiten gehören ohne Zweifel diejenigen Erſcheinungen des Lichts,
die man unter der Benennung der Polariſation und Interferenz
deſſelben zu begreifen pflegt. Da ſie, als neue Gegenſtände, ihres
hohen Intereſſes ungeachtet, nur noch einem kleinen Kreiſe von
Leſern bekannt ſeyn mögen, ſo wird es nicht unangemeſſen er-
ſcheinen, einige Augenblicke bei ihnen zu verweilen, wobei wir
die ſchöne Darſtellung, die Arago in dem Annuaire für das Jahr
1831 von dieſem Phänomen gegeben hat, zu Grunde legen wollen.
§. 14. (Allgemeine Erſcheinung des polariſirten Lichts.) Wenn
ein Sonnenſtrahl auf einen gewöhnlichen durchſichtigen Körper,
z. B. auf Glas fällt, ſo kann er wohl in demſelben von ſeiner
frühern Richtung abgelenkt werden, aber immer ſieht man ihn
wieder auf der andern Seite des Glaſes als einen einzigen
Strahl heraustreten. Allein unter dieſen durchſichtigen Körpern
gibt es einige, welche von der erwähnten Erſcheinung eine merk-
würdige Ausnahme machen. Dahin gehört vorzüglich der ſoge-
nannte isländiſche Kryſtall, der Kalkſpath u. f. Wenn ein Licht-
ſtrahl auf die Oberfläche eines ſolchen Körpers, ſelbſt in ſenkrechter
Richtung fällt, ſo theilt er ſich daſelbſt ſogleich in zwei Strab-
len. Der eine geht, ohne eine Beugung zu erfahren, durch den
Kryſtall durch, während der andere von ſeiner erſten Richtung
ſehr ſtark abgelenkt wird. Man nennt jenen den gewöhnlichen,
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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem02_1835/25>, abgerufen am 23.11.2024.
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