Enden der Oeffnung, in zwei Lichtströme aus, die sich auf viele Millionen Meilen erstreckten und dem Ganzen das Ansehen eines ungeheuern, parabolischen Trichters gaben, dessen gelblichtes Licht einen auffallenden Contrast mit der grünblauen Farbe des Kopfes bildete. Am Schlusse dieses Bandes ist der Komet des Jahres 1819 abgebildet, keiner von den größten, aber doch einer der letzten von den bisher erschienenen, der mit freien Augen gesehen werden konnte.
§. 158. (Entstehung und Ausbildung der Kometen.) Es ist möglich, daß der dunklere Ring, den man so oft zwischen dem Kern und der eigentlichen lichten Dunsthülle bemerkt, eine eigene, durchsichtige, elastische Materie ist, welche diese beiden Gegenstände trennt. Auch kann die sehr geringe Schwere der Kometenmaterie die Ursache seyn, warum sich die elastische, gasartige Masse dieser Himmelskörper durch die Hitze so gewaltig ausdehnt. Wenn un- sere Erde in ihrem Innern ausgehöhlt und die Masse derselben z. B. auf ihren tausendsten Theil reduzirt wäre, so würde sich wahrscheinlich unsere Atmosphäre eben so ausdehnen, weit über die Oberfläche der Erde erheben und endlich, wegen dem schnellen Laufe der Erde, die Gestalt eines Kometenschweifes annehmen. Da man übrigens nicht nur durch den Schweif, sondern auch durch die Dunsthülle dieser Kometen die feinsten Fixsterne mit fast ganz ungeschwächtem Lichte sieht, so scheint die Masse dieser Körper ganz ungemein fein und locker zu seyn und vielleicht würden einige Kubikfuß unseres Wassers, einer so hohen Temperatur aus- gesetzt, schon hinreichend seyn, ähnliche Erscheinungen zu erzeugen. Mehrere dieser Himmelskörper sind auch wohl bloße Dünste ohne alle feste, kernartige Masse, die sich, wenn sie eine Weile gedauert haben, oder wenn sie einem andern, größern und solidern Körper, nahe vorbeigehen, auflösen und völlig verschwinden, indem sie, wie ein Thau, auf die Planeten fallen oder in die Sonne herab- regnen. Daß einige derselben schon öfter erschienen sind und ihre elliptische Bahn um die Sonne nach bestimmten Gesetzen beschrei- ben, kann diese Meinung nicht umstoßen, da die Kometen in der Dichte ihrer Massen wahrscheinlich sehr verschieden seyn mögen, und da jede unserer Wolken, wenn sie in jene Gegenden des Weltraumes gebracht werden könnte, dieselben Erscheinungen her-
Kometen.
Enden der Oeffnung, in zwei Lichtſtröme aus, die ſich auf viele Millionen Meilen erſtreckten und dem Ganzen das Anſehen eines ungeheuern, paraboliſchen Trichters gaben, deſſen gelblichtes Licht einen auffallenden Contraſt mit der grünblauen Farbe des Kopfes bildete. Am Schluſſe dieſes Bandes iſt der Komet des Jahres 1819 abgebildet, keiner von den größten, aber doch einer der letzten von den bisher erſchienenen, der mit freien Augen geſehen werden konnte.
§. 158. (Entſtehung und Ausbildung der Kometen.) Es iſt möglich, daß der dunklere Ring, den man ſo oft zwiſchen dem Kern und der eigentlichen lichten Dunſthülle bemerkt, eine eigene, durchſichtige, elaſtiſche Materie iſt, welche dieſe beiden Gegenſtände trennt. Auch kann die ſehr geringe Schwere der Kometenmaterie die Urſache ſeyn, warum ſich die elaſtiſche, gasartige Maſſe dieſer Himmelskörper durch die Hitze ſo gewaltig ausdehnt. Wenn un- ſere Erde in ihrem Innern ausgehöhlt und die Maſſe derſelben z. B. auf ihren tauſendſten Theil reduzirt wäre, ſo würde ſich wahrſcheinlich unſere Atmoſphäre eben ſo ausdehnen, weit über die Oberfläche der Erde erheben und endlich, wegen dem ſchnellen Laufe der Erde, die Geſtalt eines Kometenſchweifes annehmen. Da man übrigens nicht nur durch den Schweif, ſondern auch durch die Dunſthülle dieſer Kometen die feinſten Fixſterne mit faſt ganz ungeſchwächtem Lichte ſieht, ſo ſcheint die Maſſe dieſer Körper ganz ungemein fein und locker zu ſeyn und vielleicht würden einige Kubikfuß unſeres Waſſers, einer ſo hohen Temperatur aus- geſetzt, ſchon hinreichend ſeyn, ähnliche Erſcheinungen zu erzeugen. Mehrere dieſer Himmelskörper ſind auch wohl bloße Dünſte ohne alle feſte, kernartige Maſſe, die ſich, wenn ſie eine Weile gedauert haben, oder wenn ſie einem andern, größern und ſolidern Körper, nahe vorbeigehen, auflöſen und völlig verſchwinden, indem ſie, wie ein Thau, auf die Planeten fallen oder in die Sonne herab- regnen. Daß einige derſelben ſchon öfter erſchienen ſind und ihre elliptiſche Bahn um die Sonne nach beſtimmten Geſetzen beſchrei- ben, kann dieſe Meinung nicht umſtoßen, da die Kometen in der Dichte ihrer Maſſen wahrſcheinlich ſehr verſchieden ſeyn mögen, und da jede unſerer Wolken, wenn ſie in jene Gegenden des Weltraumes gebracht werden könnte, dieſelben Erſcheinungen her-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0245"n="235"/><fwplace="top"type="header">Kometen.</fw><lb/>
Enden der Oeffnung, in zwei Lichtſtröme aus, die ſich auf viele<lb/>
Millionen Meilen erſtreckten und dem Ganzen das Anſehen eines<lb/>
ungeheuern, paraboliſchen Trichters gaben, deſſen gelblichtes Licht<lb/>
einen auffallenden Contraſt mit der grünblauen Farbe des Kopfes<lb/>
bildete. Am Schluſſe dieſes Bandes iſt der Komet des Jahres 1819<lb/>
abgebildet, keiner von den größten, aber doch einer der letzten von<lb/>
den bisher erſchienenen, der mit freien Augen geſehen werden konnte.</p><lb/><p>§. 158. (Entſtehung und Ausbildung der Kometen.) Es iſt<lb/>
möglich, daß der dunklere Ring, den man ſo oft zwiſchen dem<lb/>
Kern und der eigentlichen lichten Dunſthülle bemerkt, eine eigene,<lb/>
durchſichtige, elaſtiſche Materie iſt, welche dieſe beiden Gegenſtände<lb/>
trennt. Auch kann die ſehr geringe <hirendition="#g">Schwere</hi> der Kometenmaterie<lb/>
die Urſache ſeyn, warum ſich die elaſtiſche, gasartige Maſſe dieſer<lb/>
Himmelskörper durch die Hitze ſo gewaltig ausdehnt. Wenn un-<lb/>ſere Erde in ihrem Innern ausgehöhlt und die Maſſe derſelben<lb/>
z. B. auf ihren tauſendſten Theil reduzirt wäre, ſo würde ſich<lb/>
wahrſcheinlich unſere Atmoſphäre eben ſo ausdehnen, weit über<lb/>
die Oberfläche der Erde erheben und endlich, wegen dem ſchnellen<lb/>
Laufe der Erde, die Geſtalt eines Kometenſchweifes annehmen.<lb/>
Da man übrigens nicht nur durch den Schweif, ſondern auch<lb/>
durch die Dunſthülle dieſer Kometen die feinſten Fixſterne mit<lb/>
faſt ganz ungeſchwächtem Lichte ſieht, ſo ſcheint die Maſſe dieſer<lb/>
Körper ganz ungemein fein und locker zu ſeyn und vielleicht würden<lb/>
einige Kubikfuß unſeres Waſſers, einer ſo hohen Temperatur aus-<lb/>
geſetzt, ſchon hinreichend ſeyn, ähnliche Erſcheinungen zu erzeugen.<lb/>
Mehrere dieſer Himmelskörper ſind auch wohl bloße Dünſte ohne<lb/>
alle feſte, kernartige Maſſe, die ſich, wenn ſie eine Weile gedauert<lb/>
haben, oder wenn ſie einem andern, größern und ſolidern Körper,<lb/>
nahe vorbeigehen, auflöſen und völlig verſchwinden, indem ſie,<lb/>
wie ein Thau, auf die Planeten fallen oder in die Sonne herab-<lb/>
regnen. Daß einige derſelben ſchon öfter erſchienen ſind und ihre<lb/>
elliptiſche Bahn um die Sonne nach beſtimmten Geſetzen beſchrei-<lb/>
ben, kann dieſe Meinung nicht umſtoßen, da die Kometen in der<lb/>
Dichte ihrer Maſſen wahrſcheinlich ſehr verſchieden ſeyn mögen,<lb/>
und da jede unſerer Wolken, wenn ſie in jene Gegenden des<lb/>
Weltraumes gebracht werden könnte, dieſelben Erſcheinungen her-<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[235/0245]
Kometen.
Enden der Oeffnung, in zwei Lichtſtröme aus, die ſich auf viele
Millionen Meilen erſtreckten und dem Ganzen das Anſehen eines
ungeheuern, paraboliſchen Trichters gaben, deſſen gelblichtes Licht
einen auffallenden Contraſt mit der grünblauen Farbe des Kopfes
bildete. Am Schluſſe dieſes Bandes iſt der Komet des Jahres 1819
abgebildet, keiner von den größten, aber doch einer der letzten von
den bisher erſchienenen, der mit freien Augen geſehen werden konnte.
§. 158. (Entſtehung und Ausbildung der Kometen.) Es iſt
möglich, daß der dunklere Ring, den man ſo oft zwiſchen dem
Kern und der eigentlichen lichten Dunſthülle bemerkt, eine eigene,
durchſichtige, elaſtiſche Materie iſt, welche dieſe beiden Gegenſtände
trennt. Auch kann die ſehr geringe Schwere der Kometenmaterie
die Urſache ſeyn, warum ſich die elaſtiſche, gasartige Maſſe dieſer
Himmelskörper durch die Hitze ſo gewaltig ausdehnt. Wenn un-
ſere Erde in ihrem Innern ausgehöhlt und die Maſſe derſelben
z. B. auf ihren tauſendſten Theil reduzirt wäre, ſo würde ſich
wahrſcheinlich unſere Atmoſphäre eben ſo ausdehnen, weit über
die Oberfläche der Erde erheben und endlich, wegen dem ſchnellen
Laufe der Erde, die Geſtalt eines Kometenſchweifes annehmen.
Da man übrigens nicht nur durch den Schweif, ſondern auch
durch die Dunſthülle dieſer Kometen die feinſten Fixſterne mit
faſt ganz ungeſchwächtem Lichte ſieht, ſo ſcheint die Maſſe dieſer
Körper ganz ungemein fein und locker zu ſeyn und vielleicht würden
einige Kubikfuß unſeres Waſſers, einer ſo hohen Temperatur aus-
geſetzt, ſchon hinreichend ſeyn, ähnliche Erſcheinungen zu erzeugen.
Mehrere dieſer Himmelskörper ſind auch wohl bloße Dünſte ohne
alle feſte, kernartige Maſſe, die ſich, wenn ſie eine Weile gedauert
haben, oder wenn ſie einem andern, größern und ſolidern Körper,
nahe vorbeigehen, auflöſen und völlig verſchwinden, indem ſie,
wie ein Thau, auf die Planeten fallen oder in die Sonne herab-
regnen. Daß einige derſelben ſchon öfter erſchienen ſind und ihre
elliptiſche Bahn um die Sonne nach beſtimmten Geſetzen beſchrei-
ben, kann dieſe Meinung nicht umſtoßen, da die Kometen in der
Dichte ihrer Maſſen wahrſcheinlich ſehr verſchieden ſeyn mögen,
und da jede unſerer Wolken, wenn ſie in jene Gegenden des
Weltraumes gebracht werden könnte, dieſelben Erſcheinungen her-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem02_1835/245>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.