fallenden Kometen nur die bisher in der That gesehenen 70 un- serer Rechnung zu Grunde gelegt haben, da es doch gewiß noch viele geben wird, die wir aus den oben angeführten Gründen nicht gesehen haben.
Welch' ein Heer von neuen Himmelskörpern, gegen das jenes kleine Häufchen von eilf Planeten und achtzehn Monden ganz ver- schwindet. Wohl wird man also künftig sagen können, daß nicht diese Planeten es sind, die man als die Bewohner des Haushalts unserer Sonne ansehen kann, sondern daß die Kometen das ei- gentliche Volk dieses großen Staates bilden. Jene eilf sind nur wie besonders Begünstigte zu betrachten, die den Thron dieses Rei- ches zunächst umgeben und sich in seinen Strahlen sonnen, während diese, die selbstständig und nicht von fremden Wohlthaten leben, die weiten Provinzen der Monarchie bewohnen und nur zuweilen sich jenen engeren Kreisen nähern dürfen, um ihren Tribut zu entrichten oder um Nachrichten von den fernsten Gränzen des Reichs vor den Thron zu bringen, und sich dann wieder zurück begeben, um, fern von dem strahlenden Prunke des Hofes, in Dunkelheit und unbekannt, aber vielleicht eben darum nur um so glücklicher, ihre Tage zu verleben.
§. 156. (Gestalt der Kometen) Es ist bereits im Eingange dieses Kapitels gesagt worden, daß die äußere Form der Kometen Jedermann bei dem ersten Blicke schon auffällt. Bei einer nähe- ren Betrachtung derselben bemerkt man an ihnen vorzüglich drei, wie es scheint, wesentlich verschiedene Theile: den Kern, die Ne- belhülle und den sogenannten Schweif.
Der Kern ist meistens klein, rund und durch ein helleres Licht ausgezeichnet, obschon die Intensität dieses Lichtes jener der Planeten meistens weit nachsteht. Viele Kometen haben übri- gens keine Spur von einem solchen Kern und diese scheinen daher bloße Anhäufungen von Dünsten zu seyn. Wie man sie aber auch findet, sind sie gewöhnlich schlecht beleuchtet und noch schlechter be- gränzt, daher auch die Beobachter über die Größe derselben so verschiedene Resultate erhalten. Hier folgen einige solche Messun- gen des Durchmessers dieser Kerne in deutschen Meilen, wie sie uns Herschel und Schröter gegeben haben.
Kometen.
fallenden Kometen nur die bisher in der That geſehenen 70 un- ſerer Rechnung zu Grunde gelegt haben, da es doch gewiß noch viele geben wird, die wir aus den oben angeführten Gründen nicht geſehen haben.
Welch’ ein Heer von neuen Himmelskörpern, gegen das jenes kleine Häufchen von eilf Planeten und achtzehn Monden ganz ver- ſchwindet. Wohl wird man alſo künftig ſagen können, daß nicht dieſe Planeten es ſind, die man als die Bewohner des Haushalts unſerer Sonne anſehen kann, ſondern daß die Kometen das ei- gentliche Volk dieſes großen Staates bilden. Jene eilf ſind nur wie beſonders Begünſtigte zu betrachten, die den Thron dieſes Rei- ches zunächſt umgeben und ſich in ſeinen Strahlen ſonnen, während dieſe, die ſelbſtſtändig und nicht von fremden Wohlthaten leben, die weiten Provinzen der Monarchie bewohnen und nur zuweilen ſich jenen engeren Kreiſen nähern dürfen, um ihren Tribut zu entrichten oder um Nachrichten von den fernſten Gränzen des Reichs vor den Thron zu bringen, und ſich dann wieder zurück begeben, um, fern von dem ſtrahlenden Prunke des Hofes, in Dunkelheit und unbekannt, aber vielleicht eben darum nur um ſo glücklicher, ihre Tage zu verleben.
§. 156. (Geſtalt der Kometen) Es iſt bereits im Eingange dieſes Kapitels geſagt worden, daß die äußere Form der Kometen Jedermann bei dem erſten Blicke ſchon auffällt. Bei einer nähe- ren Betrachtung derſelben bemerkt man an ihnen vorzüglich drei, wie es ſcheint, weſentlich verſchiedene Theile: den Kern, die Ne- belhülle und den ſogenannten Schweif.
Der Kern iſt meiſtens klein, rund und durch ein helleres Licht ausgezeichnet, obſchon die Intenſität dieſes Lichtes jener der Planeten meiſtens weit nachſteht. Viele Kometen haben übri- gens keine Spur von einem ſolchen Kern und dieſe ſcheinen daher bloße Anhäufungen von Dünſten zu ſeyn. Wie man ſie aber auch findet, ſind ſie gewöhnlich ſchlecht beleuchtet und noch ſchlechter be- gränzt, daher auch die Beobachter über die Größe derſelben ſo verſchiedene Reſultate erhalten. Hier folgen einige ſolche Meſſun- gen des Durchmeſſers dieſer Kerne in deutſchen Meilen, wie ſie uns Herſchel und Schröter gegeben haben.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0240"n="230"/><fwplace="top"type="header">Kometen.</fw><lb/>
fallenden Kometen nur die bisher in der That geſehenen 70 un-<lb/>ſerer Rechnung zu Grunde gelegt haben, da es doch gewiß noch<lb/>
viele geben wird, die wir aus den oben angeführten Gründen nicht<lb/>
geſehen haben.</p><lb/><p>Welch’ ein Heer von neuen Himmelskörpern, gegen das jenes<lb/>
kleine Häufchen von eilf Planeten und achtzehn Monden ganz ver-<lb/>ſchwindet. Wohl wird man alſo künftig ſagen können, daß nicht<lb/>
dieſe Planeten es ſind, die man als die Bewohner des Haushalts<lb/>
unſerer Sonne anſehen kann, ſondern daß die <hirendition="#g">Kometen</hi> das ei-<lb/>
gentliche <hirendition="#g">Volk</hi> dieſes großen Staates bilden. Jene eilf ſind nur<lb/>
wie beſonders Begünſtigte zu betrachten, die den Thron dieſes Rei-<lb/>
ches zunächſt umgeben und ſich in ſeinen Strahlen ſonnen, während<lb/>
dieſe, die ſelbſtſtändig und nicht von fremden Wohlthaten leben, die<lb/>
weiten Provinzen der Monarchie bewohnen und nur zuweilen ſich<lb/>
jenen engeren Kreiſen nähern dürfen, um ihren Tribut zu entrichten<lb/>
oder um Nachrichten von den fernſten Gränzen des Reichs vor<lb/>
den Thron zu bringen, und ſich dann wieder zurück begeben, um,<lb/>
fern von dem ſtrahlenden Prunke des Hofes, in Dunkelheit und<lb/>
unbekannt, aber vielleicht eben darum nur um ſo glücklicher, ihre<lb/>
Tage zu verleben.</p><lb/><p>§. 156. (Geſtalt der Kometen) Es iſt bereits im Eingange<lb/>
dieſes Kapitels geſagt worden, daß die äußere Form der Kometen<lb/>
Jedermann bei dem erſten Blicke ſchon auffällt. Bei einer nähe-<lb/>
ren Betrachtung derſelben bemerkt man an ihnen vorzüglich <hirendition="#g">drei</hi>,<lb/>
wie es ſcheint, weſentlich verſchiedene Theile: den Kern, die Ne-<lb/>
belhülle und den ſogenannten Schweif.</p><lb/><p>Der <hirendition="#g">Kern</hi> iſt meiſtens klein, rund und durch ein helleres<lb/>
Licht ausgezeichnet, obſchon die Intenſität dieſes Lichtes jener der<lb/>
Planeten meiſtens weit nachſteht. Viele Kometen haben übri-<lb/>
gens keine Spur von einem ſolchen Kern und dieſe ſcheinen daher<lb/>
bloße Anhäufungen von Dünſten zu ſeyn. Wie man ſie aber auch<lb/>
findet, ſind ſie gewöhnlich ſchlecht beleuchtet und noch ſchlechter be-<lb/>
gränzt, daher auch die Beobachter über die Größe derſelben ſo<lb/>
verſchiedene Reſultate erhalten. Hier folgen einige ſolche Meſſun-<lb/>
gen des Durchmeſſers dieſer Kerne in deutſchen Meilen, wie ſie<lb/>
uns Herſchel und Schröter gegeben haben.</p><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[230/0240]
Kometen.
fallenden Kometen nur die bisher in der That geſehenen 70 un-
ſerer Rechnung zu Grunde gelegt haben, da es doch gewiß noch
viele geben wird, die wir aus den oben angeführten Gründen nicht
geſehen haben.
Welch’ ein Heer von neuen Himmelskörpern, gegen das jenes
kleine Häufchen von eilf Planeten und achtzehn Monden ganz ver-
ſchwindet. Wohl wird man alſo künftig ſagen können, daß nicht
dieſe Planeten es ſind, die man als die Bewohner des Haushalts
unſerer Sonne anſehen kann, ſondern daß die Kometen das ei-
gentliche Volk dieſes großen Staates bilden. Jene eilf ſind nur
wie beſonders Begünſtigte zu betrachten, die den Thron dieſes Rei-
ches zunächſt umgeben und ſich in ſeinen Strahlen ſonnen, während
dieſe, die ſelbſtſtändig und nicht von fremden Wohlthaten leben, die
weiten Provinzen der Monarchie bewohnen und nur zuweilen ſich
jenen engeren Kreiſen nähern dürfen, um ihren Tribut zu entrichten
oder um Nachrichten von den fernſten Gränzen des Reichs vor
den Thron zu bringen, und ſich dann wieder zurück begeben, um,
fern von dem ſtrahlenden Prunke des Hofes, in Dunkelheit und
unbekannt, aber vielleicht eben darum nur um ſo glücklicher, ihre
Tage zu verleben.
§. 156. (Geſtalt der Kometen) Es iſt bereits im Eingange
dieſes Kapitels geſagt worden, daß die äußere Form der Kometen
Jedermann bei dem erſten Blicke ſchon auffällt. Bei einer nähe-
ren Betrachtung derſelben bemerkt man an ihnen vorzüglich drei,
wie es ſcheint, weſentlich verſchiedene Theile: den Kern, die Ne-
belhülle und den ſogenannten Schweif.
Der Kern iſt meiſtens klein, rund und durch ein helleres
Licht ausgezeichnet, obſchon die Intenſität dieſes Lichtes jener der
Planeten meiſtens weit nachſteht. Viele Kometen haben übri-
gens keine Spur von einem ſolchen Kern und dieſe ſcheinen daher
bloße Anhäufungen von Dünſten zu ſeyn. Wie man ſie aber auch
findet, ſind ſie gewöhnlich ſchlecht beleuchtet und noch ſchlechter be-
gränzt, daher auch die Beobachter über die Größe derſelben ſo
verſchiedene Reſultate erhalten. Hier folgen einige ſolche Meſſun-
gen des Durchmeſſers dieſer Kerne in deutſchen Meilen, wie ſie
uns Herſchel und Schröter gegeben haben.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem02_1835/240>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.