Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835.Die Monde der drei äußersten Planeten. unveränderlichen Gesetzen umwandeln. Die Bewohner der Mitteder, diesem Planeten zugewendeten Hälfte sehen die ungeheure Lichtscheibe immer in ihrem Zenithe und die des Randes immer in ihrem Horizonte. Eine Reise von 440 Meilen, zweimal so weit als von Wien nach Neapel, würde schon hinreichen, diese große Scheibe des Hauptplaneten aus dem Zenithe des Wanderers in seinen Horizont herab zu ziehen. Mit welchen Gefühlen mögen die Bewohner des Randes der hinteren, von Jupiter stets abge- wendeten Hälfte dieses Mondes, nach einem Wege von nur wenigen Meilen, diesen ungeheuern Himmelskörper erblicken, der ihnen in seiner Oberfläche 37000 mal größer als die so weit entfernte Sonne erscheint, und der ein blendendes Licht verbreitet, das mit dem unseres Vollmondes nicht weiter verglichen werden kann. §. 151. (Entdeckung dieser Monde.) Bemerken wir noch, daß Die Monde der drei äußerſten Planeten. unveränderlichen Geſetzen umwandeln. Die Bewohner der Mitteder, dieſem Planeten zugewendeten Hälfte ſehen die ungeheure Lichtſcheibe immer in ihrem Zenithe und die des Randes immer in ihrem Horizonte. Eine Reiſe von 440 Meilen, zweimal ſo weit als von Wien nach Neapel, würde ſchon hinreichen, dieſe große Scheibe des Hauptplaneten aus dem Zenithe des Wanderers in ſeinen Horizont herab zu ziehen. Mit welchen Gefühlen mögen die Bewohner des Randes der hinteren, von Jupiter ſtets abge- wendeten Hälfte dieſes Mondes, nach einem Wege von nur wenigen Meilen, dieſen ungeheuern Himmelskörper erblicken, der ihnen in ſeiner Oberfläche 37000 mal größer als die ſo weit entfernte Sonne erſcheint, und der ein blendendes Licht verbreitet, das mit dem unſeres Vollmondes nicht weiter verglichen werden kann. §. 151. (Entdeckung dieſer Monde.) Bemerken wir noch, daß <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0226" n="216"/><fw place="top" type="header">Die Monde der drei äußerſten Planeten.</fw><lb/> unveränderlichen Geſetzen umwandeln. Die Bewohner der Mitte<lb/> der, dieſem Planeten zugewendeten Hälfte ſehen die ungeheure<lb/> Lichtſcheibe immer in ihrem Zenithe und die des Randes immer<lb/> in ihrem Horizonte. Eine Reiſe von 440 Meilen, zweimal ſo<lb/> weit als von Wien nach Neapel, würde ſchon hinreichen, dieſe<lb/> große Scheibe des Hauptplaneten aus dem Zenithe des Wanderers<lb/> in ſeinen Horizont herab zu ziehen. Mit welchen Gefühlen mögen<lb/> die Bewohner des Randes der hinteren, von Jupiter ſtets abge-<lb/> wendeten Hälfte dieſes Mondes, nach einem Wege von nur<lb/> wenigen Meilen, dieſen ungeheuern Himmelskörper erblicken, der<lb/> ihnen in ſeiner Oberfläche 37000 mal größer als die ſo weit<lb/> entfernte Sonne erſcheint, und der ein blendendes Licht verbreitet,<lb/> das mit dem unſeres Vollmondes nicht weiter verglichen werden<lb/> kann.</p><lb/> <p>§. 151. (Entdeckung dieſer Monde.) Bemerken wir noch, daß<lb/> die Entdeckung dieſer vier Monde, durch Galilei i. J. 1610, eine<lb/> der erſten Früchte des nur kurz vorher erfundenen Fernrohrs,<lb/> zugleich eine ſehr merkwürdige Epoche in der Geſchichte der Stern-<lb/> kunde begründet, denn die erſte aſtronomiſche Auflöſung des großen<lb/> Problems der <hi rendition="#g">Meereslänge</hi>, der wichtigſten und nützlichſten<lb/> Aufgabe, die der menſchliche Geiſt ſich je vorgelegt hat, verdanken<lb/> wir der Kenntniß dieſer Monde. Auch datirt man mit Recht die<lb/> eigentliche, letzte Beſtätigung der Wahrheit des Copernicaniſchen<lb/> Syſtems von der Entdeckung dieſer vier Himmelskörper, die<lb/> uns unſer eigenes Sonnenſyſtem gleichſam in einem Miniatur-<lb/> bilde zeigen, in welchem ſich die drei Kepler’ſchen Geſetze (<hi rendition="#aq">I.</hi><lb/> §. 147) und durch ſie das Geſetz der allgemeinen Schwere ab-<lb/> ſpiegeln und in wenigen Monaten ſchon alle die periodiſchen Be-<lb/> wegungen zeigen, deren vollſtändige Entwicklung bei den Planeten<lb/> ſelbſt mehrere Jahrhunderte erfordert. Und als ob die Natur mit<lb/> einer Art von Vorliebe dieſe kleinen, von uns mit freien Augen<lb/> ganz unſichtbaren Lichtpunkte begünſtigen und auf ſie die intereſſan-<lb/> teſten Züge der Geſchichte der Sternkunde häufen wollte, ſo ver-<lb/> danken wir ihnen auch die große Entdeckung der Aberration des<lb/> Lichtes (<hi rendition="#aq">I.</hi> Cap. <hi rendition="#aq">VI.</hi>) und durch dieſelbe die Kenntniß der außer-<lb/> ordentlichen Geſchwindigkeit (<hi rendition="#aq">I.</hi> §. 77) dieſes wundervollen Elements.</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [216/0226]
Die Monde der drei äußerſten Planeten.
unveränderlichen Geſetzen umwandeln. Die Bewohner der Mitte
der, dieſem Planeten zugewendeten Hälfte ſehen die ungeheure
Lichtſcheibe immer in ihrem Zenithe und die des Randes immer
in ihrem Horizonte. Eine Reiſe von 440 Meilen, zweimal ſo
weit als von Wien nach Neapel, würde ſchon hinreichen, dieſe
große Scheibe des Hauptplaneten aus dem Zenithe des Wanderers
in ſeinen Horizont herab zu ziehen. Mit welchen Gefühlen mögen
die Bewohner des Randes der hinteren, von Jupiter ſtets abge-
wendeten Hälfte dieſes Mondes, nach einem Wege von nur
wenigen Meilen, dieſen ungeheuern Himmelskörper erblicken, der
ihnen in ſeiner Oberfläche 37000 mal größer als die ſo weit
entfernte Sonne erſcheint, und der ein blendendes Licht verbreitet,
das mit dem unſeres Vollmondes nicht weiter verglichen werden
kann.
§. 151. (Entdeckung dieſer Monde.) Bemerken wir noch, daß
die Entdeckung dieſer vier Monde, durch Galilei i. J. 1610, eine
der erſten Früchte des nur kurz vorher erfundenen Fernrohrs,
zugleich eine ſehr merkwürdige Epoche in der Geſchichte der Stern-
kunde begründet, denn die erſte aſtronomiſche Auflöſung des großen
Problems der Meereslänge, der wichtigſten und nützlichſten
Aufgabe, die der menſchliche Geiſt ſich je vorgelegt hat, verdanken
wir der Kenntniß dieſer Monde. Auch datirt man mit Recht die
eigentliche, letzte Beſtätigung der Wahrheit des Copernicaniſchen
Syſtems von der Entdeckung dieſer vier Himmelskörper, die
uns unſer eigenes Sonnenſyſtem gleichſam in einem Miniatur-
bilde zeigen, in welchem ſich die drei Kepler’ſchen Geſetze (I.
§. 147) und durch ſie das Geſetz der allgemeinen Schwere ab-
ſpiegeln und in wenigen Monaten ſchon alle die periodiſchen Be-
wegungen zeigen, deren vollſtändige Entwicklung bei den Planeten
ſelbſt mehrere Jahrhunderte erfordert. Und als ob die Natur mit
einer Art von Vorliebe dieſe kleinen, von uns mit freien Augen
ganz unſichtbaren Lichtpunkte begünſtigen und auf ſie die intereſſan-
teſten Züge der Geſchichte der Sternkunde häufen wollte, ſo ver-
danken wir ihnen auch die große Entdeckung der Aberration des
Lichtes (I. Cap. VI.) und durch dieſelbe die Kenntniß der außer-
ordentlichen Geſchwindigkeit (I. §. 77) dieſes wundervollen Elements.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |