Mittelpunkt so weit ausgehöhlt denken, daß die Erde in diesem Mittelpunkte stehen, und um sie der Mond in seiner Entfernung von 50,000 Meilen sich frei in dieser Höhle bewegen könne. Da würde doch noch ein nicht ausgehöhlter Rand der Sonne, eine Kugelschaale übrig bleiben, deren Dicke nahe eben so groß ist, als der Halbmesser dieser Höhle selbst. Zu einer sogenannten Reise um die Welt, d. h. um den Umkreis der Erde zurückzulegen, würde ein Wanderer, der täglich zehn deutsche Meilen macht, 540 Tage, zu einer Reise um die Sonne aber würde derselbe 59,160 Tage oder mehr als 160 Jahre brauchen.
§. 3. (Dichtigkeit ihrer Masse.) Wenn aber die Sonne an Größe und Masse alle anderen Planeten weit überwiegt, so steht sie ihnen im Gegentheil an der Dichtigkeit ihrer Masse weit nach. Der Stoff, aus dem dieser große Körper gewoben ist, ist vier- mal lockerer, als der Stoff der Erde. Die Leser werden fragen, woher wir dieß wissen, und wer die Materie, aus welcher die Sonne besteht, in dieser Beziehung untersucht hat? -- Allein das hätten sie besser schon oben, als wir von der Masse der Sonne gesprochen haben, fragen können. Wenn man einmal die Masse und das Volum eines Körpers kennt, so ist es sehr leicht, auch die Dichtigkeit desselben zu finden, da diese immer gleich der Masse dividirt durch das Volum des Körpers ist. Es wurde aber oben gesagt, daß die Masse der Sonne 355,000, und das Volum derselben 1,300,000 mal größer ist, als das der Erde. Wenn man nun die erste dieser beiden Zahlen durch die zweite dividirt, so erhält man 0,27 oder nahe 1/4, daher die Dichtigkeit der Sonne nur den vierten Theil der Dichtigkeit der Erde betragen kann. Wie man aber zu jener Kenntniß der Masse der Sonne gelan- gen kann, werden wir in der nächstfolgenden Abtheilung dieses Werkes sehen, wie wir denn überhaupt hier noch gar manches, von dem wir erst in der Folge eine, wie wir hoffen, völlig genü- gende Rechenschaft werden geben können, dem guten Glauben und dem Vertrauen der Leser zu unserer Redlichkeit überlassen müs- sen. Es mag ihnen immerhin etwas auffallend dünken, wenn sie die Astronomen behaupten hören, daß sie die Gestirne des Himmels wie auf einer Wage abgewogen und gefunden haben
Die Sonne.
Mittelpunkt ſo weit ausgehöhlt denken, daß die Erde in dieſem Mittelpunkte ſtehen, und um ſie der Mond in ſeiner Entfernung von 50,000 Meilen ſich frei in dieſer Höhle bewegen könne. Da würde doch noch ein nicht ausgehöhlter Rand der Sonne, eine Kugelſchaale übrig bleiben, deren Dicke nahe eben ſo groß iſt, als der Halbmeſſer dieſer Höhle ſelbſt. Zu einer ſogenannten Reiſe um die Welt, d. h. um den Umkreis der Erde zurückzulegen, würde ein Wanderer, der täglich zehn deutſche Meilen macht, 540 Tage, zu einer Reiſe um die Sonne aber würde derſelbe 59,160 Tage oder mehr als 160 Jahre brauchen.
§. 3. (Dichtigkeit ihrer Maſſe.) Wenn aber die Sonne an Größe und Maſſe alle anderen Planeten weit überwiegt, ſo ſteht ſie ihnen im Gegentheil an der Dichtigkeit ihrer Maſſe weit nach. Der Stoff, aus dem dieſer große Körper gewoben iſt, iſt vier- mal lockerer, als der Stoff der Erde. Die Leſer werden fragen, woher wir dieß wiſſen, und wer die Materie, aus welcher die Sonne beſteht, in dieſer Beziehung unterſucht hat? — Allein das hätten ſie beſſer ſchon oben, als wir von der Maſſe der Sonne geſprochen haben, fragen können. Wenn man einmal die Maſſe und das Volum eines Körpers kennt, ſo iſt es ſehr leicht, auch die Dichtigkeit deſſelben zu finden, da dieſe immer gleich der Maſſe dividirt durch das Volum des Körpers iſt. Es wurde aber oben geſagt, daß die Maſſe der Sonne 355,000, und das Volum derſelben 1,300,000 mal größer iſt, als das der Erde. Wenn man nun die erſte dieſer beiden Zahlen durch die zweite dividirt, ſo erhält man 0,27 oder nahe ¼, daher die Dichtigkeit der Sonne nur den vierten Theil der Dichtigkeit der Erde betragen kann. Wie man aber zu jener Kenntniß der Maſſe der Sonne gelan- gen kann, werden wir in der nächſtfolgenden Abtheilung dieſes Werkes ſehen, wie wir denn überhaupt hier noch gar manches, von dem wir erſt in der Folge eine, wie wir hoffen, völlig genü- gende Rechenſchaft werden geben können, dem guten Glauben und dem Vertrauen der Leſer zu unſerer Redlichkeit überlaſſen müſ- ſen. Es mag ihnen immerhin etwas auffallend dünken, wenn ſie die Aſtronomen behaupten hören, daß ſie die Geſtirne des Himmels wie auf einer Wage abgewogen und gefunden haben
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Die Sonne.
Mittelpunkt ſo weit ausgehöhlt denken, daß die Erde in dieſem
Mittelpunkte ſtehen, und um ſie der Mond in ſeiner Entfernung
von 50,000 Meilen ſich frei in dieſer Höhle bewegen könne. Da
würde doch noch ein nicht ausgehöhlter Rand der Sonne, eine
Kugelſchaale übrig bleiben, deren Dicke nahe eben ſo groß iſt,
als der Halbmeſſer dieſer Höhle ſelbſt. Zu einer ſogenannten Reiſe
um die Welt, d. h. um den Umkreis der Erde zurückzulegen,
würde ein Wanderer, der täglich zehn deutſche Meilen macht,
540 Tage, zu einer Reiſe um die Sonne aber würde derſelbe
59,160 Tage oder mehr als 160 Jahre brauchen.
§. 3. (Dichtigkeit ihrer Maſſe.) Wenn aber die Sonne an
Größe und Maſſe alle anderen Planeten weit überwiegt, ſo ſteht
ſie ihnen im Gegentheil an der Dichtigkeit ihrer Maſſe weit nach.
Der Stoff, aus dem dieſer große Körper gewoben iſt, iſt vier-
mal lockerer, als der Stoff der Erde. Die Leſer werden fragen,
woher wir dieß wiſſen, und wer die Materie, aus welcher die
Sonne beſteht, in dieſer Beziehung unterſucht hat? — Allein das
hätten ſie beſſer ſchon oben, als wir von der Maſſe der Sonne
geſprochen haben, fragen können. Wenn man einmal die Maſſe
und das Volum eines Körpers kennt, ſo iſt es ſehr leicht, auch
die Dichtigkeit deſſelben zu finden, da dieſe immer gleich der
Maſſe dividirt durch das Volum des Körpers iſt. Es wurde aber
oben geſagt, daß die Maſſe der Sonne 355,000, und das Volum
derſelben 1,300,000 mal größer iſt, als das der Erde. Wenn
man nun die erſte dieſer beiden Zahlen durch die zweite dividirt,
ſo erhält man 0,27 oder nahe ¼, daher die Dichtigkeit der Sonne
nur den vierten Theil der Dichtigkeit der Erde betragen kann.
Wie man aber zu jener Kenntniß der Maſſe der Sonne gelan-
gen kann, werden wir in der nächſtfolgenden Abtheilung dieſes
Werkes ſehen, wie wir denn überhaupt hier noch gar manches,
von dem wir erſt in der Folge eine, wie wir hoffen, völlig genü-
gende Rechenſchaft werden geben können, dem guten Glauben und
dem Vertrauen der Leſer zu unſerer Redlichkeit überlaſſen müſ-
ſen. Es mag ihnen immerhin etwas auffallend dünken, wenn
ſie die Aſtronomen behaupten hören, daß ſie die Geſtirne des
Himmels wie auf einer Wage abgewogen und gefunden haben
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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem02_1835/15>, abgerufen am 02.03.2025.
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