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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835.

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Saturn und sein Ring.
gegenüber stehenden Stellen, nahe in der Mitte zwischen Pol und
Aequator, so daß der Durchmesser Saturns in der Richtung dieser
Erhöhungen gleich 1, der Durchmesser des Aequators gleich 0,97
und endlich der Polardurchmesser gleich 0,89 seyn soll. Allein
Schröter, der diesen Gegenstand anhaltend untersuchte, fand die
äußere Gestalt und Abplattung Saturns fortwährenden, großen
Aenderungen unterworfen, vielleicht, weil diesen Planeten eine
flüssige Hülle umgiebt, die einer immerwährenden Ebbe und Fluth
unterworfen ist, oder auch, weil der Körper desselben in der That
von der Gestalt einer Kugel beträchtlicher abweicht, als wir dieß
bisher bei andern Planeten beobachtet haben.



Ring des Saturn.

§. 106. (Wie Saturn den früheren Astronomen erschien.) Wenn
man diesen Planeten auch nur durch ein sehr schwaches Fernrohr
beobachtet, so bemerkt man sogleich, daß er von der runden Ge-
stalt der übrigen Himmelskörper abweicht und mehr eine ellipti-
sche oder eyförmige Gestalt hat. Galilei, der das damals kaum
erfundene Fernrohr (ein sogenanntes holländisches, mit einer Ver-
größerung von 33, und ohne Zweifel keines der bessern dieser Art)
der erste i. J. 1612 zur Erweiterung unserer Kenntniß des ge-
stirnten Himmels anwendete, entdeckte die sonderbare Form die-
ses Planeten sogleich; aber, da er ihn nicht deutlich genug sehen
konnte, so behauptete er, Saturn bestehe aus drei an einander
befestigten Körpern, Saturnus triformis. Er hielt die zwei zu
den beiden entgegengesetzten Seiten der eigentlichen Kugel stehenden
Körper für Monde, die aber keine Bewegung um die Kugel ha-
ben und gleichsam an sie angeheftet seyn sollten. Er erklärte diese
Meinung selbst für etwas sonderbar und verließ sie auch später
wieder, als er, einige Jahre darauf, den Saturn ganz rund er-
blickte. Seine vermeinte Entdeckung wurde über zwanzig Jahre
von den andern Astronomen verfolgt, aber keiner derselben konnte
sich von der Idee eines solchen befestigten Mondenpaares los ma-

Saturn und ſein Ring.
gegenüber ſtehenden Stellen, nahe in der Mitte zwiſchen Pol und
Aequator, ſo daß der Durchmeſſer Saturns in der Richtung dieſer
Erhöhungen gleich 1, der Durchmeſſer des Aequators gleich 0,97
und endlich der Polardurchmeſſer gleich 0,89 ſeyn ſoll. Allein
Schröter, der dieſen Gegenſtand anhaltend unterſuchte, fand die
äußere Geſtalt und Abplattung Saturns fortwährenden, großen
Aenderungen unterworfen, vielleicht, weil dieſen Planeten eine
flüſſige Hülle umgiebt, die einer immerwährenden Ebbe und Fluth
unterworfen iſt, oder auch, weil der Körper deſſelben in der That
von der Geſtalt einer Kugel beträchtlicher abweicht, als wir dieß
bisher bei andern Planeten beobachtet haben.



Ring des Saturn.

§. 106. (Wie Saturn den früheren Aſtronomen erſchien.) Wenn
man dieſen Planeten auch nur durch ein ſehr ſchwaches Fernrohr
beobachtet, ſo bemerkt man ſogleich, daß er von der runden Ge-
ſtalt der übrigen Himmelskörper abweicht und mehr eine ellipti-
ſche oder eyförmige Geſtalt hat. Galilei, der das damals kaum
erfundene Fernrohr (ein ſogenanntes holländiſches, mit einer Ver-
größerung von 33, und ohne Zweifel keines der beſſern dieſer Art)
der erſte i. J. 1612 zur Erweiterung unſerer Kenntniß des ge-
ſtirnten Himmels anwendete, entdeckte die ſonderbare Form die-
ſes Planeten ſogleich; aber, da er ihn nicht deutlich genug ſehen
konnte, ſo behauptete er, Saturn beſtehe aus drei an einander
befeſtigten Körpern, Saturnus triformis. Er hielt die zwei zu
den beiden entgegengeſetzten Seiten der eigentlichen Kugel ſtehenden
Körper für Monde, die aber keine Bewegung um die Kugel ha-
ben und gleichſam an ſie angeheftet ſeyn ſollten. Er erklärte dieſe
Meinung ſelbſt für etwas ſonderbar und verließ ſie auch ſpäter
wieder, als er, einige Jahre darauf, den Saturn ganz rund er-
blickte. Seine vermeinte Entdeckung wurde über zwanzig Jahre
von den andern Aſtronomen verfolgt, aber keiner derſelben konnte
ſich von der Idee eines ſolchen befeſtigten Mondenpaares los ma-

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[139/0149] Saturn und ſein Ring. gegenüber ſtehenden Stellen, nahe in der Mitte zwiſchen Pol und Aequator, ſo daß der Durchmeſſer Saturns in der Richtung dieſer Erhöhungen gleich 1, der Durchmeſſer des Aequators gleich 0,97 und endlich der Polardurchmeſſer gleich 0,89 ſeyn ſoll. Allein Schröter, der dieſen Gegenſtand anhaltend unterſuchte, fand die äußere Geſtalt und Abplattung Saturns fortwährenden, großen Aenderungen unterworfen, vielleicht, weil dieſen Planeten eine flüſſige Hülle umgiebt, die einer immerwährenden Ebbe und Fluth unterworfen iſt, oder auch, weil der Körper deſſelben in der That von der Geſtalt einer Kugel beträchtlicher abweicht, als wir dieß bisher bei andern Planeten beobachtet haben. Ring des Saturn. §. 106. (Wie Saturn den früheren Aſtronomen erſchien.) Wenn man dieſen Planeten auch nur durch ein ſehr ſchwaches Fernrohr beobachtet, ſo bemerkt man ſogleich, daß er von der runden Ge- ſtalt der übrigen Himmelskörper abweicht und mehr eine ellipti- ſche oder eyförmige Geſtalt hat. Galilei, der das damals kaum erfundene Fernrohr (ein ſogenanntes holländiſches, mit einer Ver- größerung von 33, und ohne Zweifel keines der beſſern dieſer Art) der erſte i. J. 1612 zur Erweiterung unſerer Kenntniß des ge- ſtirnten Himmels anwendete, entdeckte die ſonderbare Form die- ſes Planeten ſogleich; aber, da er ihn nicht deutlich genug ſehen konnte, ſo behauptete er, Saturn beſtehe aus drei an einander befeſtigten Körpern, Saturnus triformis. Er hielt die zwei zu den beiden entgegengeſetzten Seiten der eigentlichen Kugel ſtehenden Körper für Monde, die aber keine Bewegung um die Kugel ha- ben und gleichſam an ſie angeheftet ſeyn ſollten. Er erklärte dieſe Meinung ſelbſt für etwas ſonderbar und verließ ſie auch ſpäter wieder, als er, einige Jahre darauf, den Saturn ganz rund er- blickte. Seine vermeinte Entdeckung wurde über zwanzig Jahre von den andern Aſtronomen verfolgt, aber keiner derſelben konnte ſich von der Idee eines ſolchen befeſtigten Mondenpaares los ma-

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Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem02_1835/149>, abgerufen am 23.11.2024.