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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 1. Stuttgart, 1834.

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Tägliche Bewegung der Erde.
werden also eigentlich die Richtungen der Schwere in verschiedenen
Punkten der Erdoberfläche alle gegen den Mittelpunkt derselben
convergiren. Es ist ferner bereits durch Erfahrung bewiesen, daß
diese Kraft der Erde in größeren Entfernungen von ihrer Ober-
fläche bedeutend abnimmt. Wenn man aber die ungemeine Größe der
Erde gegen alle die Höhen über ihrer Oberfläche, in welche wir
noch kommen, und auf welchen wir noch Beobachtungen anstellen
können, erwägt, so wird man zuerst ohne merklichen Fehler für
unsere Experimente, die Schwere als eine constante oder unverän-
derliche Kraft und die Richtung derselben durch die ganze Aus-
dehnung der unseren Beobachtungen unterworfenen Räume, als
unter sich parallel, und auf der Oberfläche der Erde senkrecht oder
als vertical annehmen können.

Man nimmt an, daß alle Körper der Natur aus unendlich
kleinen Körpern oder aus Atomen bestehen, die ihrer Wesenheit
und Gestalt nach unveränderlich und von einander durch Zwischen-
räume, Poren, getrennt sind, so daß jene Körper nur durch die
Natur und durch das Verhältniß dieser Atome zu ihren Poren
verschieden sind. Diese Atome sind es, auf welche man sich die
Kraft der Schwere der Erde als unmittelbar wirkend vorstellt,
woraus dann sofort folgt, daß die Totalwirkung der Schwere auf
einen Körper von der Gestalt desselben ganz unabhängig ist. Diese
Totalwirkung ist das, was man gewöhnlich das Gewicht des
Körpers nennt. Dieses Gewicht P wird sich also überhaupt, wie
die Intensität g der Schwere an jedem Orte der Erde, und für
jeden besondern Körper, wie die Anzahl der in ihm enthaltenen
Atome, d. h. wie die Masse M dieses Körpers verhalten, d. h.
man wird die Gleichung P = g M haben. Für verschiedene
Körper wird die Masse M derselben desto größer seyn, je näher
die verschiedenen Atome an einander liegen, oder je größer die
Dichtigkeit D des Körpers ist, und je mehr Raum derselbe ein-
nimmt, oder je größer das Volumen V des Körpers ist, wodurch
man die Gleichung erhält M = DV. Auf diesen beiden Aus-
drücken beruhen alle Vergleichungen, die man über das Gewicht,
die Massen, und die Dichtigkeit der Körper anstellen kann.

§. 25. (Messungen der Schwere. I. Durch Waagen.) Da
also, nach der ersten der vorhergehenden Gleichungen für denselben

Tägliche Bewegung der Erde.
werden alſo eigentlich die Richtungen der Schwere in verſchiedenen
Punkten der Erdoberfläche alle gegen den Mittelpunkt derſelben
convergiren. Es iſt ferner bereits durch Erfahrung bewieſen, daß
dieſe Kraft der Erde in größeren Entfernungen von ihrer Ober-
fläche bedeutend abnimmt. Wenn man aber die ungemeine Größe der
Erde gegen alle die Höhen über ihrer Oberfläche, in welche wir
noch kommen, und auf welchen wir noch Beobachtungen anſtellen
können, erwägt, ſo wird man zuerſt ohne merklichen Fehler für
unſere Experimente, die Schwere als eine conſtante oder unverän-
derliche Kraft und die Richtung derſelben durch die ganze Aus-
dehnung der unſeren Beobachtungen unterworfenen Räume, als
unter ſich parallel, und auf der Oberfläche der Erde ſenkrecht oder
als vertical annehmen können.

Man nimmt an, daß alle Körper der Natur aus unendlich
kleinen Körpern oder aus Atomen beſtehen, die ihrer Weſenheit
und Geſtalt nach unveränderlich und von einander durch Zwiſchen-
räume, Poren, getrennt ſind, ſo daß jene Körper nur durch die
Natur und durch das Verhältniß dieſer Atome zu ihren Poren
verſchieden ſind. Dieſe Atome ſind es, auf welche man ſich die
Kraft der Schwere der Erde als unmittelbar wirkend vorſtellt,
woraus dann ſofort folgt, daß die Totalwirkung der Schwere auf
einen Körper von der Geſtalt deſſelben ganz unabhängig iſt. Dieſe
Totalwirkung iſt das, was man gewöhnlich das Gewicht des
Körpers nennt. Dieſes Gewicht P wird ſich alſo überhaupt, wie
die Intenſität g der Schwere an jedem Orte der Erde, und für
jeden beſondern Körper, wie die Anzahl der in ihm enthaltenen
Atome, d. h. wie die Maſſe M dieſes Körpers verhalten, d. h.
man wird die Gleichung P = g M haben. Für verſchiedene
Körper wird die Maſſe M derſelben deſto größer ſeyn, je näher
die verſchiedenen Atome an einander liegen, oder je größer die
Dichtigkeit D des Körpers iſt, und je mehr Raum derſelbe ein-
nimmt, oder je größer das Volumen V des Körpers iſt, wodurch
man die Gleichung erhält M = DV. Auf dieſen beiden Aus-
drücken beruhen alle Vergleichungen, die man über das Gewicht,
die Maſſen, und die Dichtigkeit der Körper anſtellen kann.

§. 25. (Meſſungen der Schwere. I. Durch Waagen.) Da
alſo, nach der erſten der vorhergehenden Gleichungen für denſelben

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[78/0090] Tägliche Bewegung der Erde. werden alſo eigentlich die Richtungen der Schwere in verſchiedenen Punkten der Erdoberfläche alle gegen den Mittelpunkt derſelben convergiren. Es iſt ferner bereits durch Erfahrung bewieſen, daß dieſe Kraft der Erde in größeren Entfernungen von ihrer Ober- fläche bedeutend abnimmt. Wenn man aber die ungemeine Größe der Erde gegen alle die Höhen über ihrer Oberfläche, in welche wir noch kommen, und auf welchen wir noch Beobachtungen anſtellen können, erwägt, ſo wird man zuerſt ohne merklichen Fehler für unſere Experimente, die Schwere als eine conſtante oder unverän- derliche Kraft und die Richtung derſelben durch die ganze Aus- dehnung der unſeren Beobachtungen unterworfenen Räume, als unter ſich parallel, und auf der Oberfläche der Erde ſenkrecht oder als vertical annehmen können. Man nimmt an, daß alle Körper der Natur aus unendlich kleinen Körpern oder aus Atomen beſtehen, die ihrer Weſenheit und Geſtalt nach unveränderlich und von einander durch Zwiſchen- räume, Poren, getrennt ſind, ſo daß jene Körper nur durch die Natur und durch das Verhältniß dieſer Atome zu ihren Poren verſchieden ſind. Dieſe Atome ſind es, auf welche man ſich die Kraft der Schwere der Erde als unmittelbar wirkend vorſtellt, woraus dann ſofort folgt, daß die Totalwirkung der Schwere auf einen Körper von der Geſtalt deſſelben ganz unabhängig iſt. Dieſe Totalwirkung iſt das, was man gewöhnlich das Gewicht des Körpers nennt. Dieſes Gewicht P wird ſich alſo überhaupt, wie die Intenſität g der Schwere an jedem Orte der Erde, und für jeden beſondern Körper, wie die Anzahl der in ihm enthaltenen Atome, d. h. wie die Maſſe M dieſes Körpers verhalten, d. h. man wird die Gleichung P = g M haben. Für verſchiedene Körper wird die Maſſe M derſelben deſto größer ſeyn, je näher die verſchiedenen Atome an einander liegen, oder je größer die Dichtigkeit D des Körpers iſt, und je mehr Raum derſelbe ein- nimmt, oder je größer das Volumen V des Körpers iſt, wodurch man die Gleichung erhält M = DV. Auf dieſen beiden Aus- drücken beruhen alle Vergleichungen, die man über das Gewicht, die Maſſen, und die Dichtigkeit der Körper anſtellen kann. §. 25. (Meſſungen der Schwere. I. Durch Waagen.) Da alſo, nach der erſten der vorhergehenden Gleichungen für denſelben

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Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 1. Stuttgart, 1834, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem01_1834/90>, abgerufen am 22.11.2024.