I. Da die Summe der Bogen HN und NZ, so wie die Summe RQ und QZ gleich 90 Graden ist, und da RQ gleich NZ ist, so muß auch QZ gleich HN seyn, und man nennt diesen Bo- gen QZ = HN die Polhöhe des Beobachters z, weil in der That (nach §. 10) der Bogen HN die Höhe des Nordpols N des Aequators über dem Horizonte ausdrückt. Man sieht, daß für jeden Ort der Erde die Polhöhe und Aequatorhöhe einem rech- ten Winkel gleich ist, oder daß diese beiden größeren einander zu 90 Graden ergänzen.
II. Ganz eben so ist also auch auf der Oberfläche der Erde der Bogen hn gleich dem Bogen qz, weil jeder derselben eben so viele Grade enthält, als die Bogen HN oder QZ. Daraus folgt, daß die Polhöhe HN eines Beobachters z immer gleich ist der Entfernung qz seines Ortes z von dem irdischen Aequator aq.
§. 19. (Stundenwinkel.) Da der Aequator auf allen Stunden- kreisen (§. 13) senkrecht steht, so wird man die Abstände derselben von dem Meridian, als von dem ersten Stundenkreise (§. 14), durch die zwischen ihnen liegenden Bogen des Aequators, oder was (nach §. 7) dasselbe ist, durch ihren Neigungswinkel in dem Nordpole N messen. Man nennt diese Abstände der Stundenkreise von dem Meridian, Stundenwinkel und zählt sie in der Richtung von Q gen W oder von Süd gen West bis 360° oder auch bis 24 Stunden, in- dem 15° auf eine Stunde genommen werden. So ist QQ' = QNQ' der Stundenwinkel des Sterns S' und QQ'' = QNQ'' der Stun- denwinkel des Sterns S'' u. s. f.
Ist dieses Gestirn S' die Sonne, so pflegt man auch den Stundenwinkel QQ' = QNQ' derselben die wahre Sonnenzeit des Beobachters z zu nennen. Wenn die Sonne durch den oberen Theil des Meridians NQ geht, oder wenn sie culminirt, so ist der Stundenwinkel derselben oder die wahre Zeit des Beobachters Null oder der Beobachter hat eben Mittag. Wenn die Sonne durch den unteren, unsichtbaren Theil HZ' des Meridians geht oder in ihrer unteren Culmination ist, so ist der Stundenwinkel der Sonne oder die wahre Zeit des Beobachters 12 Uhr oder der Beobachter hat eben Mitternacht. Wir werden später auf diese Zeitrechnung der Astronomen wieder zurück kommen.
§. 20. (Azimut.) Da der Horizont auf allen Höhenkreisen
Einleitung.
I. Da die Summe der Bogen HN und NZ, ſo wie die Summe RQ und QZ gleich 90 Graden iſt, und da RQ gleich NZ iſt, ſo muß auch QZ gleich HN ſeyn, und man nennt dieſen Bo- gen QZ = HN die Polhöhe des Beobachters z, weil in der That (nach §. 10) der Bogen HN die Höhe des Nordpols N des Aequators über dem Horizonte ausdrückt. Man ſieht, daß für jeden Ort der Erde die Polhöhe und Aequatorhöhe einem rech- ten Winkel gleich iſt, oder daß dieſe beiden größeren einander zu 90 Graden ergänzen.
II. Ganz eben ſo iſt alſo auch auf der Oberfläche der Erde der Bogen hn gleich dem Bogen qz, weil jeder derſelben eben ſo viele Grade enthält, als die Bogen HN oder QZ. Daraus folgt, daß die Polhöhe HN eines Beobachters z immer gleich iſt der Entfernung qz ſeines Ortes z von dem irdiſchen Aequator aq.
§. 19. (Stundenwinkel.) Da der Aequator auf allen Stunden- kreiſen (§. 13) ſenkrecht ſteht, ſo wird man die Abſtände derſelben von dem Meridian, als von dem erſten Stundenkreiſe (§. 14), durch die zwiſchen ihnen liegenden Bogen des Aequators, oder was (nach §. 7) daſſelbe iſt, durch ihren Neigungswinkel in dem Nordpole N meſſen. Man nennt dieſe Abſtände der Stundenkreiſe von dem Meridian, Stundenwinkel und zählt ſie in der Richtung von Q gen W oder von Süd gen Weſt bis 360° oder auch bis 24 Stunden, in- dem 15° auf eine Stunde genommen werden. So iſt QQ' = QNQ' der Stundenwinkel des Sterns S' und QQ'' = QNQ'' der Stun- denwinkel des Sterns S'' u. ſ. f.
Iſt dieſes Geſtirn S' die Sonne, ſo pflegt man auch den Stundenwinkel QQ' = QNQ' derſelben die wahre Sonnenzeit des Beobachters z zu nennen. Wenn die Sonne durch den oberen Theil des Meridians NQ geht, oder wenn ſie culminirt, ſo iſt der Stundenwinkel derſelben oder die wahre Zeit des Beobachters Null oder der Beobachter hat eben Mittag. Wenn die Sonne durch den unteren, unſichtbaren Theil HZ' des Meridians geht oder in ihrer unteren Culmination iſt, ſo iſt der Stundenwinkel der Sonne oder die wahre Zeit des Beobachters 12 Uhr oder der Beobachter hat eben Mitternacht. Wir werden ſpäter auf dieſe Zeitrechnung der Aſtronomen wieder zurück kommen.
§. 20. (Azimut.) Da der Horizont auf allen Höhenkreiſen
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Einleitung.
I. Da die Summe der Bogen HN und NZ, ſo wie die
Summe RQ und QZ gleich 90 Graden iſt, und da RQ gleich NZ
iſt, ſo muß auch QZ gleich HN ſeyn, und man nennt dieſen Bo-
gen QZ = HN die Polhöhe des Beobachters z, weil in der
That (nach §. 10) der Bogen HN die Höhe des Nordpols N
des Aequators über dem Horizonte ausdrückt. Man ſieht, daß
für jeden Ort der Erde die Polhöhe und Aequatorhöhe einem rech-
ten Winkel gleich iſt, oder daß dieſe beiden größeren einander zu
90 Graden ergänzen.
II. Ganz eben ſo iſt alſo auch auf der Oberfläche der Erde
der Bogen hn gleich dem Bogen qz, weil jeder derſelben eben
ſo viele Grade enthält, als die Bogen HN oder QZ. Daraus
folgt, daß die Polhöhe HN eines Beobachters z immer gleich iſt
der Entfernung qz ſeines Ortes z von dem irdiſchen Aequator aq.
§. 19. (Stundenwinkel.) Da der Aequator auf allen Stunden-
kreiſen (§. 13) ſenkrecht ſteht, ſo wird man die Abſtände derſelben
von dem Meridian, als von dem erſten Stundenkreiſe (§. 14), durch
die zwiſchen ihnen liegenden Bogen des Aequators, oder was (nach §. 7)
daſſelbe iſt, durch ihren Neigungswinkel in dem Nordpole N meſſen.
Man nennt dieſe Abſtände der Stundenkreiſe von dem Meridian,
Stundenwinkel und zählt ſie in der Richtung von Q gen W
oder von Süd gen Weſt bis 360° oder auch bis 24 Stunden, in-
dem 15° auf eine Stunde genommen werden. So iſt QQ' = QNQ'
der Stundenwinkel des Sterns S' und QQ'' = QNQ'' der Stun-
denwinkel des Sterns S'' u. ſ. f.
Iſt dieſes Geſtirn S' die Sonne, ſo pflegt man auch den
Stundenwinkel QQ' = QNQ' derſelben die wahre Sonnenzeit
des Beobachters z zu nennen. Wenn die Sonne durch den oberen
Theil des Meridians NQ geht, oder wenn ſie culminirt, ſo iſt
der Stundenwinkel derſelben oder die wahre Zeit des Beobachters
Null oder der Beobachter hat eben Mittag. Wenn die Sonne
durch den unteren, unſichtbaren Theil HZ' des Meridians geht
oder in ihrer unteren Culmination iſt, ſo iſt der Stundenwinkel
der Sonne oder die wahre Zeit des Beobachters 12 Uhr oder der
Beobachter hat eben Mitternacht. Wir werden ſpäter auf dieſe
Zeitrechnung der Aſtronomen wieder zurück kommen.
§. 20. (Azimut.) Da der Horizont auf allen Höhenkreiſen
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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 1. Stuttgart, 1834, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem01_1834/42>, abgerufen am 29.07.2024.
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