Der Mond der Erde u. d. Satelliten d. übrig. Planeten.
Oft sieht man diese Monde plötzlich verschwinden, und nach einigen Stunden weiter östlich wieder erscheinen. Man erkannte bald, daß diese Mondsfinsternisse durch den Schatten ihres Hauptplaneten hervorgebracht werden, und daß daher beide Him- melskörper an sich dunkel sind, und ihr Licht nur von der Sonne erhalten. Mit guten Fernröhren sieht man diese Satelliten auch oft an der östlichen Scheibe Jupiters in dieselbe eintreten, und auf derselben gegen den westlichen Rand fortrücken, wo ihnen nahe eben so große dunkle Flecken folgen, die denselben Weg, wie jene, und mit derselben Geschwindigkeit zurücklegen, also die Schatten der Satelliten sind, welche sie auf ihren Hauptplaneten werfen. Diese Erscheinungen sind daher wahre Sonnenfin- sternisse, welche diese Monde auf der Oberfläche Jupiters ver- anlassen.
§. 177. (Merkwürdige Verhältnisse zwischen diesen Satelliten.) Vergleicht man die mittleren Längen der drei dem Jupiter näch- sten Satelliten, so findet man, daß für jede gegebene Epoche die Länge des ersten oder nächsten sammt der doppelten Länge des zweiten, weniger der dreifachen Länge des dritten immer gleich 180 Graden ist. Eben so ist die mittlere siderische Bewegung des ersten für irgend einen Zeitraum sammt der doppelten des zweiten immer gleich der dreifachen Bewegung des dritten während der- selben Zeit. Daraus folgt, daß diese drei Satelliten nie alle zugleich verfinstert werden können.
Die Neigungen der Bahnen dieser Satelliten gegen den Aequator Jupiters sind sämmtlich sehr gering. Ohne Zweifel sind sie ebenfalls Ellipsen, in deren einem Brennpunkte der Mittel- punkt ihres Hauptplaneten liegt. Aber sie sind sämmtlich zu weit von uns entfernt, um die Excentricität ihrer Bahnen beobachten zu können, die zwei äußersten ausgenommen, bei denen man sie in der That schon bemerkt hat.
§. 178. (Anwendung derselben zu andern astronomischen Unter- suchungen.) Es ist bereits oben bemerkt worden (§. 77), daß die Beobachtung der Finsternisse dieser Monde uns die Geschwindig- keit des Lichts kennen gelehrt hat.
Littrow's Himmel u. s. Wunder I. 22
Der Mond der Erde u. d. Satelliten d. übrig. Planeten.
Oft ſieht man dieſe Monde plötzlich verſchwinden, und nach einigen Stunden weiter öſtlich wieder erſcheinen. Man erkannte bald, daß dieſe Mondsfinſterniſſe durch den Schatten ihres Hauptplaneten hervorgebracht werden, und daß daher beide Him- melskörper an ſich dunkel ſind, und ihr Licht nur von der Sonne erhalten. Mit guten Fernröhren ſieht man dieſe Satelliten auch oft an der öſtlichen Scheibe Jupiters in dieſelbe eintreten, und auf derſelben gegen den weſtlichen Rand fortrücken, wo ihnen nahe eben ſo große dunkle Flecken folgen, die denſelben Weg, wie jene, und mit derſelben Geſchwindigkeit zurücklegen, alſo die Schatten der Satelliten ſind, welche ſie auf ihren Hauptplaneten werfen. Dieſe Erſcheinungen ſind daher wahre Sonnenfin- ſterniſſe, welche dieſe Monde auf der Oberfläche Jupiters ver- anlaſſen.
§. 177. (Merkwürdige Verhältniſſe zwiſchen dieſen Satelliten.) Vergleicht man die mittleren Längen der drei dem Jupiter näch- ſten Satelliten, ſo findet man, daß für jede gegebene Epoche die Länge des erſten oder nächſten ſammt der doppelten Länge des zweiten, weniger der dreifachen Länge des dritten immer gleich 180 Graden iſt. Eben ſo iſt die mittlere ſideriſche Bewegung des erſten für irgend einen Zeitraum ſammt der doppelten des zweiten immer gleich der dreifachen Bewegung des dritten während der- ſelben Zeit. Daraus folgt, daß dieſe drei Satelliten nie alle zugleich verfinſtert werden können.
Die Neigungen der Bahnen dieſer Satelliten gegen den Aequator Jupiters ſind ſämmtlich ſehr gering. Ohne Zweifel ſind ſie ebenfalls Ellipſen, in deren einem Brennpunkte der Mittel- punkt ihres Hauptplaneten liegt. Aber ſie ſind ſämmtlich zu weit von uns entfernt, um die Excentricität ihrer Bahnen beobachten zu können, die zwei äußerſten ausgenommen, bei denen man ſie in der That ſchon bemerkt hat.
§. 178. (Anwendung derſelben zu andern aſtronomiſchen Unter- ſuchungen.) Es iſt bereits oben bemerkt worden (§. 77), daß die Beobachtung der Finſterniſſe dieſer Monde uns die Geſchwindig- keit des Lichts kennen gelehrt hat.
Littrow’s Himmel u. ſ. Wunder I. 22
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Der Mond der Erde u. d. Satelliten d. übrig. Planeten.
Oft ſieht man dieſe Monde plötzlich verſchwinden, und nach
einigen Stunden weiter öſtlich wieder erſcheinen. Man erkannte
bald, daß dieſe Mondsfinſterniſſe durch den Schatten ihres
Hauptplaneten hervorgebracht werden, und daß daher beide Him-
melskörper an ſich dunkel ſind, und ihr Licht nur von der Sonne
erhalten. Mit guten Fernröhren ſieht man dieſe Satelliten auch
oft an der öſtlichen Scheibe Jupiters in dieſelbe eintreten, und
auf derſelben gegen den weſtlichen Rand fortrücken, wo ihnen
nahe eben ſo große dunkle Flecken folgen, die denſelben Weg,
wie jene, und mit derſelben Geſchwindigkeit zurücklegen, alſo die
Schatten der Satelliten ſind, welche ſie auf ihren Hauptplaneten
werfen. Dieſe Erſcheinungen ſind daher wahre Sonnenfin-
ſterniſſe, welche dieſe Monde auf der Oberfläche Jupiters ver-
anlaſſen.
§. 177. (Merkwürdige Verhältniſſe zwiſchen dieſen Satelliten.)
Vergleicht man die mittleren Längen der drei dem Jupiter näch-
ſten Satelliten, ſo findet man, daß für jede gegebene Epoche die
Länge des erſten oder nächſten ſammt der doppelten Länge des
zweiten, weniger der dreifachen Länge des dritten immer gleich
180 Graden iſt. Eben ſo iſt die mittlere ſideriſche Bewegung des
erſten für irgend einen Zeitraum ſammt der doppelten des zweiten
immer gleich der dreifachen Bewegung des dritten während der-
ſelben Zeit. Daraus folgt, daß dieſe drei Satelliten nie alle
zugleich verfinſtert werden können.
Die Neigungen der Bahnen dieſer Satelliten gegen den
Aequator Jupiters ſind ſämmtlich ſehr gering. Ohne Zweifel
ſind ſie ebenfalls Ellipſen, in deren einem Brennpunkte der Mittel-
punkt ihres Hauptplaneten liegt. Aber ſie ſind ſämmtlich zu weit
von uns entfernt, um die Excentricität ihrer Bahnen beobachten
zu können, die zwei äußerſten ausgenommen, bei denen man ſie
in der That ſchon bemerkt hat.
§. 178. (Anwendung derſelben zu andern aſtronomiſchen Unter-
ſuchungen.) Es iſt bereits oben bemerkt worden (§. 77), daß die
Beobachtung der Finſterniſſe dieſer Monde uns die Geſchwindig-
keit des Lichts kennen gelehrt hat.
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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 1. Stuttgart, 1834, S. 337. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem01_1834/349>, abgerufen am 29.07.2024.
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