Nächste Folgen d. elliptischen Bewegung d. Planeten.
nämlich die Tangente der Länge multiplicirt mit dem Cosinus der Schiefe der Ecliptik (23° 28') gleich der Tangente der Recta- scension, welche letzte man daher hier gleich 109°,63, oder in Zeit gleich 7 St. 18' 32" findet.
Und dieser letzte Punkt des Aequators, der um 7 St. 18' 32" vom Frühlingspunkte absteht, und der die Rectascension der wah- ren Sonne für den gegebenen Augenblick (1836, Juli 10) be- stimmt, dieser Punkt wird es seyn, dessen Stundenwinkel die wahre Sonnenzeit für jenen Augenblick angeben wird. Der Unterschied zwischen diesen beiden Punkten des Aequators, d. h. also die Rectascension der wahren Sonne, weniger der Länge der zweiten mittleren Sonne, oder hier die Zahl 7h 18' 32" -- 7h 13' 35" = 4' 57", diese Zahl wird auch zugleich der Unter- schied zwischen der wahren und zwischen der mittleren Sonnenzeit für jeden Augenblick seyn. Man nennt diesen Unterschied die Zeitgleichung, und addirt ihn mit seinem Zeichen zur wahren Zeit, um die mittlere Zeit zu erhalten.
Es ist also sehr leicht, die Zeitgleichung für jeden gegebenen Augenblick durch eine einfache Rechnung, und daher auch die wahre Zeit für jede gegebene mittlere Zeit, und umgekehrt, zu erhalten. Die Astronomen haben auch dafür eigene Tafeln ent- worfen, durch welche diese Verwandlungen der beiden Zeiten noch erleichtert werden. Auch findet man in den astronomischen Ephe- meriden derselben diese Zeitgleichung für jeden Mittag des Jahres angegeben, woraus man sie dann auch leicht für jede zwischen diese Mittage fallende Zeit berechnen kann.
§. 157. (Gebrauch der astronomischen Uhren.) Die wahre Zeit ist der Gegenstand der Beobachtung, weil diese nur an der wahren Sonne angestellt werden kann. Die mittlere Zeit hinge- gen kann nicht unmittelbar durch Beobachtung gefunden, sondern aus dieser nur durch Rechnung abgeleitet werden. Im Augen- blicke, wo man die wahre Sonne durch den Meridian seines Or- tes gehen sieht, hat der wahre Mittag statt, oder es ist 12h an diesem Orte. Hat man diese Culmination der Sonne am 10. Ju- lins 1836 zu einer Zeit beobachtet, wo die dazu gebrauchte Uhr z. B. 12h 2' 30" gab, so sagt man, die Uhr ging für diesen Augenblick zu früh um 2' 30" gegen wahre Zeit, und da, nach
Nächſte Folgen d. elliptiſchen Bewegung d. Planeten.
nämlich die Tangente der Länge multiplicirt mit dem Coſinus der Schiefe der Ecliptik (23° 28′) gleich der Tangente der Recta- ſcenſion, welche letzte man daher hier gleich 109°,63, oder in Zeit gleich 7 St. 18′ 32″ findet.
Und dieſer letzte Punkt des Aequators, der um 7 St. 18′ 32″ vom Frühlingspunkte abſteht, und der die Rectaſcenſion der wah- ren Sonne für den gegebenen Augenblick (1836, Juli 10) be- ſtimmt, dieſer Punkt wird es ſeyn, deſſen Stundenwinkel die wahre Sonnenzeit für jenen Augenblick angeben wird. Der Unterſchied zwiſchen dieſen beiden Punkten des Aequators, d. h. alſo die Rectaſcenſion der wahren Sonne, weniger der Länge der zweiten mittleren Sonne, oder hier die Zahl 7h 18′ 32″ — 7h 13′ 35″ = 4′ 57″, dieſe Zahl wird auch zugleich der Unter- ſchied zwiſchen der wahren und zwiſchen der mittleren Sonnenzeit für jeden Augenblick ſeyn. Man nennt dieſen Unterſchied die Zeitgleichung, und addirt ihn mit ſeinem Zeichen zur wahren Zeit, um die mittlere Zeit zu erhalten.
Es iſt alſo ſehr leicht, die Zeitgleichung für jeden gegebenen Augenblick durch eine einfache Rechnung, und daher auch die wahre Zeit für jede gegebene mittlere Zeit, und umgekehrt, zu erhalten. Die Aſtronomen haben auch dafür eigene Tafeln ent- worfen, durch welche dieſe Verwandlungen der beiden Zeiten noch erleichtert werden. Auch findet man in den aſtronomiſchen Ephe- meriden derſelben dieſe Zeitgleichung für jeden Mittag des Jahres angegeben, woraus man ſie dann auch leicht für jede zwiſchen dieſe Mittage fallende Zeit berechnen kann.
§. 157. (Gebrauch der aſtronomiſchen Uhren.) Die wahre Zeit iſt der Gegenſtand der Beobachtung, weil dieſe nur an der wahren Sonne angeſtellt werden kann. Die mittlere Zeit hinge- gen kann nicht unmittelbar durch Beobachtung gefunden, ſondern aus dieſer nur durch Rechnung abgeleitet werden. Im Augen- blicke, wo man die wahre Sonne durch den Meridian ſeines Or- tes gehen ſieht, hat der wahre Mittag ſtatt, oder es iſt 12h an dieſem Orte. Hat man dieſe Culmination der Sonne am 10. Ju- lins 1836 zu einer Zeit beobachtet, wo die dazu gebrauchte Uhr z. B. 12h 2′ 30″ gab, ſo ſagt man, die Uhr ging für dieſen Augenblick zu früh um 2′ 30″ gegen wahre Zeit, und da, nach
<TEI><text><body><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0322"n="310"/><fwplace="top"type="header">Nächſte Folgen d. elliptiſchen Bewegung d. Planeten.</fw><lb/>
nämlich die Tangente der Länge multiplicirt mit dem Coſinus<lb/>
der Schiefe der Ecliptik (23° 28′) gleich der Tangente der Recta-<lb/>ſcenſion, welche letzte man daher hier gleich 109°,<hirendition="#sub">63</hi>, oder in Zeit<lb/>
gleich 7 St. 18′ 32″ findet.</p><lb/><p>Und dieſer letzte Punkt des Aequators, der um 7 St. 18′ 32″<lb/>
vom Frühlingspunkte abſteht, und der die Rectaſcenſion der wah-<lb/>
ren Sonne für den gegebenen Augenblick (1836, Juli 10) be-<lb/>ſtimmt, dieſer Punkt wird es ſeyn, deſſen Stundenwinkel die<lb/><hirendition="#g">wahre Sonnenzeit</hi> für jenen Augenblick angeben wird. Der<lb/>
Unterſchied zwiſchen dieſen beiden Punkten des Aequators, d. h.<lb/>
alſo die Rectaſcenſion der wahren Sonne, weniger der Länge der<lb/>
zweiten mittleren Sonne, oder hier die Zahl 7<hirendition="#i"><hirendition="#aq">h</hi></hi> 18′ 32″— 7<hirendition="#i"><hirendition="#aq">h</hi></hi><lb/>
13′ 35″ = 4′ 57″, dieſe Zahl wird auch zugleich der Unter-<lb/>ſchied zwiſchen der wahren und zwiſchen der mittleren Sonnenzeit<lb/>
für jeden Augenblick ſeyn. Man nennt dieſen Unterſchied die<lb/><hirendition="#g">Zeitgleichung</hi>, und addirt ihn mit ſeinem Zeichen zur wahren<lb/>
Zeit, um die mittlere Zeit zu erhalten.</p><lb/><p>Es iſt alſo ſehr leicht, die Zeitgleichung für jeden gegebenen<lb/>
Augenblick durch eine einfache Rechnung, und daher auch die<lb/>
wahre Zeit für jede gegebene mittlere Zeit, und umgekehrt, zu<lb/>
erhalten. Die Aſtronomen haben auch dafür eigene Tafeln ent-<lb/>
worfen, durch welche dieſe Verwandlungen der beiden Zeiten noch<lb/>
erleichtert werden. Auch findet man in den aſtronomiſchen Ephe-<lb/>
meriden derſelben dieſe Zeitgleichung für jeden Mittag des Jahres<lb/>
angegeben, woraus man ſie dann auch leicht für jede zwiſchen<lb/>
dieſe Mittage fallende Zeit berechnen kann.</p><lb/><p>§. 157. (Gebrauch der aſtronomiſchen Uhren.) Die wahre<lb/>
Zeit iſt der Gegenſtand der Beobachtung, weil dieſe nur an der<lb/>
wahren Sonne angeſtellt werden kann. Die mittlere Zeit hinge-<lb/>
gen kann nicht unmittelbar durch Beobachtung gefunden, ſondern<lb/>
aus dieſer nur durch Rechnung abgeleitet werden. Im Augen-<lb/>
blicke, wo man die wahre Sonne durch den Meridian ſeines Or-<lb/>
tes gehen ſieht, hat der wahre Mittag ſtatt, oder es iſt 12<hirendition="#i"><hirendition="#aq">h</hi></hi> an<lb/>
dieſem Orte. Hat man dieſe Culmination der Sonne am 10. Ju-<lb/>
lins 1836 zu einer Zeit beobachtet, wo die dazu gebrauchte Uhr<lb/>
z. B. 12<hirendition="#i"><hirendition="#aq">h</hi></hi> 2′ 30″ gab, ſo ſagt man, die Uhr ging für dieſen<lb/>
Augenblick zu früh um 2′ 30″ gegen wahre Zeit, und da, nach<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[310/0322]
Nächſte Folgen d. elliptiſchen Bewegung d. Planeten.
nämlich die Tangente der Länge multiplicirt mit dem Coſinus
der Schiefe der Ecliptik (23° 28′) gleich der Tangente der Recta-
ſcenſion, welche letzte man daher hier gleich 109°,63, oder in Zeit
gleich 7 St. 18′ 32″ findet.
Und dieſer letzte Punkt des Aequators, der um 7 St. 18′ 32″
vom Frühlingspunkte abſteht, und der die Rectaſcenſion der wah-
ren Sonne für den gegebenen Augenblick (1836, Juli 10) be-
ſtimmt, dieſer Punkt wird es ſeyn, deſſen Stundenwinkel die
wahre Sonnenzeit für jenen Augenblick angeben wird. Der
Unterſchied zwiſchen dieſen beiden Punkten des Aequators, d. h.
alſo die Rectaſcenſion der wahren Sonne, weniger der Länge der
zweiten mittleren Sonne, oder hier die Zahl 7h 18′ 32″ — 7h
13′ 35″ = 4′ 57″, dieſe Zahl wird auch zugleich der Unter-
ſchied zwiſchen der wahren und zwiſchen der mittleren Sonnenzeit
für jeden Augenblick ſeyn. Man nennt dieſen Unterſchied die
Zeitgleichung, und addirt ihn mit ſeinem Zeichen zur wahren
Zeit, um die mittlere Zeit zu erhalten.
Es iſt alſo ſehr leicht, die Zeitgleichung für jeden gegebenen
Augenblick durch eine einfache Rechnung, und daher auch die
wahre Zeit für jede gegebene mittlere Zeit, und umgekehrt, zu
erhalten. Die Aſtronomen haben auch dafür eigene Tafeln ent-
worfen, durch welche dieſe Verwandlungen der beiden Zeiten noch
erleichtert werden. Auch findet man in den aſtronomiſchen Ephe-
meriden derſelben dieſe Zeitgleichung für jeden Mittag des Jahres
angegeben, woraus man ſie dann auch leicht für jede zwiſchen
dieſe Mittage fallende Zeit berechnen kann.
§. 157. (Gebrauch der aſtronomiſchen Uhren.) Die wahre
Zeit iſt der Gegenſtand der Beobachtung, weil dieſe nur an der
wahren Sonne angeſtellt werden kann. Die mittlere Zeit hinge-
gen kann nicht unmittelbar durch Beobachtung gefunden, ſondern
aus dieſer nur durch Rechnung abgeleitet werden. Im Augen-
blicke, wo man die wahre Sonne durch den Meridian ſeines Or-
tes gehen ſieht, hat der wahre Mittag ſtatt, oder es iſt 12h an
dieſem Orte. Hat man dieſe Culmination der Sonne am 10. Ju-
lins 1836 zu einer Zeit beobachtet, wo die dazu gebrauchte Uhr
z. B. 12h 2′ 30″ gab, ſo ſagt man, die Uhr ging für dieſen
Augenblick zu früh um 2′ 30″ gegen wahre Zeit, und da, nach
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 1. Stuttgart, 1834, S. 310. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem01_1834/322>, abgerufen am 29.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.