Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 1. Stuttgart, 1834.Kepler's Gesetze. bloße Aehnlichkeit ihres äußern Aussehens, sondern sie sind durchwesentliche Kennzeichen, durch wahre Familienzüge mit einander verbunden, und um sie alle schlingt sich eine Kette der Verwandt- schaft und des innigsten Zusammenhanges, die sich von dem Mit- telpunkte des großen Reiches bis an seine entferntesten Gränzen erstreckt. Dieses dritte Gesetz lehrt uns zugleich, daß die eigent- liche Ursache der Bewegung aller jener Himmelskörper in der Sonne liege, und daß diese Kraft der Sonne, oder wie wir jene Ursache sonst nennen mögen, für alle jene Körper ohne Ausnahme dieselbe seyn müsse. Sie wird zwar durch die Di- stanzen dieser Körper modificirt, indem sie auf die näheren stärker einwirkt, als auf die entfernteren, aber sie ist unabhängig von der Verschiedenheit der Stoffe, aus welchem diese Körper selbst bestehen mögen. Diese Kraft muß daher sehr verschieden seyn von den magnetischen, electrischen oder chemischen Kräften der Körper, deren Aeußerungen wir auf der Oberfläche der Erde so oft zu beobachten Gelegenheit haben, und von welchen z. B. nur auf das Eisen und einige verwandte Körper, aber gar nicht auf alle anderen gewirkt wird, während jene ohne Unterschied auf alle Körper dieselben Wirkungen äußert. Wenn z. B. unsere Erde durch irgend eine Macht plötzlich in die Region Jupiters geführt und dort dieselbe Richtung und Geschwindigkeit, wie jener Planet, erhalten würde, so würde sie auch fortan in derselben Zeit und in derselben Bahn, wie Jupiter selbst, um die Sonne laufen. §. 149. (Uebersicht des ganzen Planetensystems.) Beschließen Kepler’s Geſetze. bloße Aehnlichkeit ihres äußern Ausſehens, ſondern ſie ſind durchweſentliche Kennzeichen, durch wahre Familienzüge mit einander verbunden, und um ſie alle ſchlingt ſich eine Kette der Verwandt- ſchaft und des innigſten Zuſammenhanges, die ſich von dem Mit- telpunkte des großen Reiches bis an ſeine entfernteſten Gränzen erſtreckt. Dieſes dritte Geſetz lehrt uns zugleich, daß die eigent- liche Urſache der Bewegung aller jener Himmelskörper in der Sonne liege, und daß dieſe Kraft der Sonne, oder wie wir jene Urſache ſonſt nennen mögen, für alle jene Körper ohne Ausnahme dieſelbe ſeyn müſſe. Sie wird zwar durch die Di- ſtanzen dieſer Körper modificirt, indem ſie auf die näheren ſtärker einwirkt, als auf die entfernteren, aber ſie iſt unabhängig von der Verſchiedenheit der Stoffe, aus welchem dieſe Körper ſelbſt beſtehen mögen. Dieſe Kraft muß daher ſehr verſchieden ſeyn von den magnetiſchen, electriſchen oder chemiſchen Kräften der Körper, deren Aeußerungen wir auf der Oberfläche der Erde ſo oft zu beobachten Gelegenheit haben, und von welchen z. B. nur auf das Eiſen und einige verwandte Körper, aber gar nicht auf alle anderen gewirkt wird, während jene ohne Unterſchied auf alle Körper dieſelben Wirkungen äußert. Wenn z. B. unſere Erde durch irgend eine Macht plötzlich in die Region Jupiters geführt und dort dieſelbe Richtung und Geſchwindigkeit, wie jener Planet, erhalten würde, ſo würde ſie auch fortan in derſelben Zeit und in derſelben Bahn, wie Jupiter ſelbſt, um die Sonne laufen. §. 149. (Ueberſicht des ganzen Planetenſyſtems.) Beſchließen <TEI> <text> <body> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0305" n="293"/><fw place="top" type="header">Kepler’s Geſetze.</fw><lb/> bloße Aehnlichkeit ihres äußern Ausſehens, ſondern ſie ſind durch<lb/> weſentliche Kennzeichen, durch wahre Familienzüge mit einander<lb/> verbunden, und um ſie alle ſchlingt ſich eine Kette der Verwandt-<lb/> ſchaft und des innigſten Zuſammenhanges, die ſich von dem Mit-<lb/> telpunkte des großen Reiches bis an ſeine entfernteſten Gränzen<lb/> erſtreckt. Dieſes dritte Geſetz lehrt uns zugleich, daß die eigent-<lb/> liche Urſache der Bewegung aller jener Himmelskörper in der<lb/> Sonne liege, und daß dieſe <hi rendition="#g">Kraft</hi> der Sonne, oder wie wir<lb/> jene Urſache ſonſt nennen mögen, für <hi rendition="#g">alle</hi> jene Körper ohne<lb/> Ausnahme <hi rendition="#g">dieſelbe</hi> ſeyn müſſe. Sie wird zwar durch die Di-<lb/> ſtanzen dieſer Körper modificirt, indem ſie auf die näheren ſtärker<lb/> einwirkt, als auf die entfernteren, aber ſie iſt unabhängig von<lb/> der Verſchiedenheit der Stoffe, aus welchem dieſe Körper ſelbſt<lb/> beſtehen mögen. Dieſe Kraft muß daher ſehr verſchieden ſeyn von<lb/> den magnetiſchen, electriſchen oder chemiſchen Kräften der Körper,<lb/> deren Aeußerungen wir auf der Oberfläche der Erde ſo oft zu<lb/> beobachten Gelegenheit haben, und von welchen z. B. nur auf<lb/> das Eiſen und einige verwandte Körper, aber gar nicht auf alle<lb/> anderen gewirkt wird, während jene ohne Unterſchied auf alle Körper<lb/> dieſelben Wirkungen äußert. Wenn z. B. unſere Erde durch<lb/> irgend eine Macht plötzlich in die Region Jupiters geführt und<lb/> dort dieſelbe Richtung und Geſchwindigkeit, wie jener Planet,<lb/> erhalten würde, ſo würde ſie auch fortan in derſelben Zeit und in<lb/> derſelben Bahn, wie Jupiter ſelbſt, um die Sonne laufen.</p><lb/> <p>§. 149. (Ueberſicht des ganzen Planetenſyſtems.) Beſchließen<lb/> wir dieſen Gegenſtand durch einen allgemeinen Ueberblick dieſes<lb/> Planetenſyſtems, welchen uns daſſelbe etwa gewähren würde, wenn<lb/> wir es von einem ſehr entfernten Standpunkte aus betrachten<lb/> könnten. — In dem Mittelpunkte einer großen Ebene ſoll eine<lb/> Kugel von zwei Fuß im Durchmeſſer die Sonne vorſtellen. Um<lb/> ſie, als Mittelpunkt, beſchreiben wir mehrere concentriſche Kreiſe.<lb/> Der erſte und nächſte an der Sonne, deſſen Halbmeſſer 82 Fuß,<lb/> iſt die Bahn Merkurs, den wir etwa in der Größe eines Senf-<lb/> korns darſtellen können. In dem zweiten Kreiſe, des Halbmeſſers<lb/> 142 Fuß, bewegt ſich Venus von der Größe einer Erbſe; im<lb/> dritten von 215 Fuß Halbmeſſer die nahe eben ſo große Erde;<lb/> im vierten von 327 Fuß der im Durchmeſſer nur halb ſo große<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [293/0305]
Kepler’s Geſetze.
bloße Aehnlichkeit ihres äußern Ausſehens, ſondern ſie ſind durch
weſentliche Kennzeichen, durch wahre Familienzüge mit einander
verbunden, und um ſie alle ſchlingt ſich eine Kette der Verwandt-
ſchaft und des innigſten Zuſammenhanges, die ſich von dem Mit-
telpunkte des großen Reiches bis an ſeine entfernteſten Gränzen
erſtreckt. Dieſes dritte Geſetz lehrt uns zugleich, daß die eigent-
liche Urſache der Bewegung aller jener Himmelskörper in der
Sonne liege, und daß dieſe Kraft der Sonne, oder wie wir
jene Urſache ſonſt nennen mögen, für alle jene Körper ohne
Ausnahme dieſelbe ſeyn müſſe. Sie wird zwar durch die Di-
ſtanzen dieſer Körper modificirt, indem ſie auf die näheren ſtärker
einwirkt, als auf die entfernteren, aber ſie iſt unabhängig von
der Verſchiedenheit der Stoffe, aus welchem dieſe Körper ſelbſt
beſtehen mögen. Dieſe Kraft muß daher ſehr verſchieden ſeyn von
den magnetiſchen, electriſchen oder chemiſchen Kräften der Körper,
deren Aeußerungen wir auf der Oberfläche der Erde ſo oft zu
beobachten Gelegenheit haben, und von welchen z. B. nur auf
das Eiſen und einige verwandte Körper, aber gar nicht auf alle
anderen gewirkt wird, während jene ohne Unterſchied auf alle Körper
dieſelben Wirkungen äußert. Wenn z. B. unſere Erde durch
irgend eine Macht plötzlich in die Region Jupiters geführt und
dort dieſelbe Richtung und Geſchwindigkeit, wie jener Planet,
erhalten würde, ſo würde ſie auch fortan in derſelben Zeit und in
derſelben Bahn, wie Jupiter ſelbſt, um die Sonne laufen.
§. 149. (Ueberſicht des ganzen Planetenſyſtems.) Beſchließen
wir dieſen Gegenſtand durch einen allgemeinen Ueberblick dieſes
Planetenſyſtems, welchen uns daſſelbe etwa gewähren würde, wenn
wir es von einem ſehr entfernten Standpunkte aus betrachten
könnten. — In dem Mittelpunkte einer großen Ebene ſoll eine
Kugel von zwei Fuß im Durchmeſſer die Sonne vorſtellen. Um
ſie, als Mittelpunkt, beſchreiben wir mehrere concentriſche Kreiſe.
Der erſte und nächſte an der Sonne, deſſen Halbmeſſer 82 Fuß,
iſt die Bahn Merkurs, den wir etwa in der Größe eines Senf-
korns darſtellen können. In dem zweiten Kreiſe, des Halbmeſſers
142 Fuß, bewegt ſich Venus von der Größe einer Erbſe; im
dritten von 215 Fuß Halbmeſſer die nahe eben ſo große Erde;
im vierten von 327 Fuß der im Durchmeſſer nur halb ſo große
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |