werden, so wird es nicht unangemessen seyn, noch ein anderes Mittel zur Bestimmung dieser Zeiten hier beizufügen.
Die Durchgänge der Planeten durch die Knoten sind näm- lich bei den meisten Planeten nur schwer mit Schärfe zu beob- achten, da die Neigungen ihrer Bahnen so klein sind, und daher die Planeten die Ecliptik nur in sehr schiefer Richtung durch- schneiden. Auch sind diese Knoten verschiedenen Bewegungen un- terworfen, die selbst noch nicht völlig genau bekannt sind. Aus beiden Ursachen ist jene Bestimmung der Umlaufszeiten noch etwas unverläßlich.
Bemerken wir zuerst, daß die siderischen Revolutionen der Planeten die eigentlichen oder wahren Umlaufszeiten derselben um die Sonne sind, da sie die Zeit bezeichnen, in welcher der Planet wieder zu demselben festen Punkt des Himmels zu- rück kömmt, in welcher er also in der That volle 360 Grade um die Sonne zurückgelegt hat. Die tropische Revolution im Ge- gentheile (§. 116) ist die Zeit, in welcher der Planet wieder zur Frühlingsnachtgleiche zurück kömmt, so wie die synodische Revo- lution (§. 98) die Zeit zwischen zwey nächsten Conjunctionen des Planeten mit der Sonne ist.
Da aber der Frühlingspunkt sowohl, als auch die Sonne selbst, eine eigene Bewegung am Himmel hat, so werden die letztgenannten Revolutionen von der siderischen verschieden seyn. Es gibt aber ein sehr leichtes Mittel, sie alle unter einander zu verwandeln. Aus §. 116 weiß man, daß die tägliche, rückgän- gige, siderische Bewegung des Frühlingspunkts 0°,0000381, und daß die tägliche, directe, tropische Bewegung der Sonne oder der Erde 0°,98568 beträgt. Dividirt man diese Zahlen durch 360, so erhält man 0,000000106 und 0,002738. Ist daher A die siderische Revolution eines Planeten, so erhält man die tropische Revolu- tion desselben, wenn man A durch 1 + 0,000000106A dividirt. Und ist eben so B die tropische Revolution, so erhält man die synodische, wenn man B durch 1 -- 0,002738B dividirt. So ist z. B. für Mars (nach §. 100) die siderische Revolution 686,9796 Tage, also hat man auch für die tropische Revolution dieses Planeten 686,9297, und für die synodische 779,88 Tage, wie wir auch schon §. 98 gefunden haben.
Planetenſyſteme.
werden, ſo wird es nicht unangemeſſen ſeyn, noch ein anderes Mittel zur Beſtimmung dieſer Zeiten hier beizufügen.
Die Durchgänge der Planeten durch die Knoten ſind näm- lich bei den meiſten Planeten nur ſchwer mit Schärfe zu beob- achten, da die Neigungen ihrer Bahnen ſo klein ſind, und daher die Planeten die Ecliptik nur in ſehr ſchiefer Richtung durch- ſchneiden. Auch ſind dieſe Knoten verſchiedenen Bewegungen un- terworfen, die ſelbſt noch nicht völlig genau bekannt ſind. Aus beiden Urſachen iſt jene Beſtimmung der Umlaufszeiten noch etwas unverläßlich.
Bemerken wir zuerſt, daß die ſideriſchen Revolutionen der Planeten die eigentlichen oder wahren Umlaufszeiten derſelben um die Sonne ſind, da ſie die Zeit bezeichnen, in welcher der Planet wieder zu demſelben feſten Punkt des Himmels zu- rück kömmt, in welcher er alſo in der That volle 360 Grade um die Sonne zurückgelegt hat. Die tropiſche Revolution im Ge- gentheile (§. 116) iſt die Zeit, in welcher der Planet wieder zur Frühlingsnachtgleiche zurück kömmt, ſo wie die ſynodiſche Revo- lution (§. 98) die Zeit zwiſchen zwey nächſten Conjunctionen des Planeten mit der Sonne iſt.
Da aber der Frühlingspunkt ſowohl, als auch die Sonne ſelbſt, eine eigene Bewegung am Himmel hat, ſo werden die letztgenannten Revolutionen von der ſideriſchen verſchieden ſeyn. Es gibt aber ein ſehr leichtes Mittel, ſie alle unter einander zu verwandeln. Aus §. 116 weiß man, daß die tägliche, rückgän- gige, ſideriſche Bewegung des Frühlingspunkts 0°,0000381, und daß die tägliche, directe, tropiſche Bewegung der Sonne oder der Erde 0°,98568 beträgt. Dividirt man dieſe Zahlen durch 360, ſo erhält man 0,000000106 und 0,002738. Iſt daher A die ſideriſche Revolution eines Planeten, ſo erhält man die tropiſche Revolu- tion deſſelben, wenn man A durch 1 + 0,000000106A dividirt. Und iſt eben ſo B die tropiſche Revolution, ſo erhält man die ſynodiſche, wenn man B durch 1 — 0,002738B dividirt. So iſt z. B. für Mars (nach §. 100) die ſideriſche Revolution 686,9796 Tage, alſo hat man auch für die tropiſche Revolution dieſes Planeten 686,9297, und für die ſynodiſche 779,88 Tage, wie wir auch ſchon §. 98 gefunden haben.
<TEI><text><body><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0267"n="255"/><fwplace="top"type="header">Planetenſyſteme.</fw><lb/>
werden, ſo wird es nicht unangemeſſen ſeyn, noch ein anderes<lb/>
Mittel zur Beſtimmung dieſer Zeiten hier beizufügen.</p><lb/><p>Die Durchgänge der Planeten durch die Knoten ſind näm-<lb/>
lich bei den meiſten Planeten nur ſchwer mit Schärfe zu beob-<lb/>
achten, da die Neigungen ihrer Bahnen ſo klein ſind, und daher<lb/>
die Planeten die Ecliptik nur in ſehr ſchiefer Richtung durch-<lb/>ſchneiden. Auch ſind dieſe Knoten verſchiedenen Bewegungen un-<lb/>
terworfen, die ſelbſt noch nicht völlig genau bekannt ſind. Aus<lb/>
beiden Urſachen iſt jene Beſtimmung der Umlaufszeiten noch<lb/>
etwas unverläßlich.</p><lb/><p>Bemerken wir zuerſt, daß die ſideriſchen Revolutionen der<lb/>
Planeten die eigentlichen oder <hirendition="#g">wahren</hi> Umlaufszeiten derſelben<lb/>
um die Sonne ſind, da ſie die Zeit bezeichnen, in welcher der<lb/>
Planet wieder zu <hirendition="#g">demſelben</hi> feſten Punkt des Himmels zu-<lb/>
rück kömmt, in welcher er alſo in der That volle 360 Grade um<lb/>
die Sonne zurückgelegt hat. Die tropiſche Revolution im Ge-<lb/>
gentheile (§. 116) iſt die Zeit, in welcher der Planet wieder zur<lb/>
Frühlingsnachtgleiche zurück kömmt, ſo wie die ſynodiſche Revo-<lb/>
lution (§. 98) die Zeit zwiſchen zwey nächſten Conjunctionen des<lb/>
Planeten mit der Sonne iſt.</p><lb/><p>Da aber der Frühlingspunkt ſowohl, als auch die Sonne<lb/>ſelbſt, eine eigene Bewegung am Himmel hat, ſo werden die<lb/>
letztgenannten Revolutionen von der ſideriſchen verſchieden ſeyn.<lb/>
Es gibt aber ein ſehr leichtes Mittel, ſie alle unter einander zu<lb/>
verwandeln. Aus §. 116 weiß man, daß die tägliche, rückgän-<lb/>
gige, ſideriſche Bewegung des Frühlingspunkts 0°,<hirendition="#sub">0000381</hi>, und daß<lb/>
die tägliche, directe, tropiſche Bewegung der Sonne oder der<lb/>
Erde 0°,<hirendition="#sub">98568</hi> beträgt. Dividirt man dieſe Zahlen durch 360, ſo<lb/>
erhält man 0,<hirendition="#sub">000000106</hi> und 0,<hirendition="#sub">002738</hi>. Iſt daher <hirendition="#aq">A</hi> die ſideriſche<lb/>
Revolution eines Planeten, ſo erhält man die tropiſche Revolu-<lb/>
tion deſſelben, wenn man <hirendition="#aq">A</hi> durch 1 + 0,<hirendition="#sub">000000106</hi><hirendition="#aq">A</hi> dividirt.<lb/>
Und iſt eben ſo <hirendition="#aq">B</hi> die tropiſche Revolution, ſo erhält man die<lb/>ſynodiſche, wenn man <hirendition="#aq">B</hi> durch 1 — 0,<hirendition="#sub">002738</hi><hirendition="#aq">B</hi> dividirt. So iſt<lb/>
z. B. für Mars (nach §. 100) die ſideriſche Revolution 686,<hirendition="#sub">9796</hi><lb/>
Tage, alſo hat man auch für die tropiſche Revolution dieſes<lb/>
Planeten 686,<hirendition="#sub">9297</hi>, und für die ſynodiſche 779,<hirendition="#sub">88</hi> Tage, wie wir<lb/>
auch ſchon §. 98 gefunden haben.</p><lb/></div></div></body></text></TEI>
[255/0267]
Planetenſyſteme.
werden, ſo wird es nicht unangemeſſen ſeyn, noch ein anderes
Mittel zur Beſtimmung dieſer Zeiten hier beizufügen.
Die Durchgänge der Planeten durch die Knoten ſind näm-
lich bei den meiſten Planeten nur ſchwer mit Schärfe zu beob-
achten, da die Neigungen ihrer Bahnen ſo klein ſind, und daher
die Planeten die Ecliptik nur in ſehr ſchiefer Richtung durch-
ſchneiden. Auch ſind dieſe Knoten verſchiedenen Bewegungen un-
terworfen, die ſelbſt noch nicht völlig genau bekannt ſind. Aus
beiden Urſachen iſt jene Beſtimmung der Umlaufszeiten noch
etwas unverläßlich.
Bemerken wir zuerſt, daß die ſideriſchen Revolutionen der
Planeten die eigentlichen oder wahren Umlaufszeiten derſelben
um die Sonne ſind, da ſie die Zeit bezeichnen, in welcher der
Planet wieder zu demſelben feſten Punkt des Himmels zu-
rück kömmt, in welcher er alſo in der That volle 360 Grade um
die Sonne zurückgelegt hat. Die tropiſche Revolution im Ge-
gentheile (§. 116) iſt die Zeit, in welcher der Planet wieder zur
Frühlingsnachtgleiche zurück kömmt, ſo wie die ſynodiſche Revo-
lution (§. 98) die Zeit zwiſchen zwey nächſten Conjunctionen des
Planeten mit der Sonne iſt.
Da aber der Frühlingspunkt ſowohl, als auch die Sonne
ſelbſt, eine eigene Bewegung am Himmel hat, ſo werden die
letztgenannten Revolutionen von der ſideriſchen verſchieden ſeyn.
Es gibt aber ein ſehr leichtes Mittel, ſie alle unter einander zu
verwandeln. Aus §. 116 weiß man, daß die tägliche, rückgän-
gige, ſideriſche Bewegung des Frühlingspunkts 0°,0000381, und daß
die tägliche, directe, tropiſche Bewegung der Sonne oder der
Erde 0°,98568 beträgt. Dividirt man dieſe Zahlen durch 360, ſo
erhält man 0,000000106 und 0,002738. Iſt daher A die ſideriſche
Revolution eines Planeten, ſo erhält man die tropiſche Revolu-
tion deſſelben, wenn man A durch 1 + 0,000000106 A dividirt.
Und iſt eben ſo B die tropiſche Revolution, ſo erhält man die
ſynodiſche, wenn man B durch 1 — 0,002738 B dividirt. So iſt
z. B. für Mars (nach §. 100) die ſideriſche Revolution 686,9796
Tage, alſo hat man auch für die tropiſche Revolution dieſes
Planeten 686,9297, und für die ſynodiſche 779,88 Tage, wie wir
auch ſchon §. 98 gefunden haben.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 1. Stuttgart, 1834, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem01_1834/267>, abgerufen am 29.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.