Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 1. Stuttgart, 1834.Planetensysteme. sehr großen in l oder b zur Folge haben kann. Allein man setztvoraus, daß der Astronom, ehe er an das schwierige Geschäft der Correction der Planeten-Elemente geht, die Theorie der Sonne durch ähnliche, vorhergegangene Arbeiten, schon so weit vervollkommnet habe, daß er im Stande ist, für jeden Augen- blick den Ort der Sonne, oder was dasselbe ist, der Erde, mit aller hier nothwendigen Genauigkeit anzugeben. Es bleibt ihm sonach nur noch die Frage zu beantworten §. 122. (Beobachtung der Distanzen der Planeten.) Wir Planetenſyſteme. ſehr großen in λ oder β zur Folge haben kann. Allein man ſetztvoraus, daß der Aſtronom, ehe er an das ſchwierige Geſchäft der Correction der Planeten-Elemente geht, die Theorie der Sonne durch ähnliche, vorhergegangene Arbeiten, ſchon ſo weit vervollkommnet habe, daß er im Stande iſt, für jeden Augen- blick den Ort der Sonne, oder was daſſelbe iſt, der Erde, mit aller hier nothwendigen Genauigkeit anzugeben. Es bleibt ihm ſonach nur noch die Frage zu beantworten §. 122. (Beobachtung der Diſtanzen der Planeten.) Wir <TEI> <text> <body> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0265" n="253"/><fw place="top" type="header">Planetenſyſteme.</fw><lb/> ſehr großen in λ oder β zur Folge haben kann. Allein man ſetzt<lb/> voraus, daß der Aſtronom, ehe er an das ſchwierige Geſchäft<lb/> der Correction der Planeten-Elemente geht, die Theorie der<lb/> Sonne durch ähnliche, vorhergegangene Arbeiten, ſchon ſo weit<lb/> vervollkommnet habe, daß er im Stande iſt, für jeden Augen-<lb/> blick den Ort der Sonne, oder was daſſelbe iſt, der Erde, mit<lb/> aller hier nothwendigen Genauigkeit anzugeben.</p><lb/> <p>Es bleibt ihm ſonach nur noch die Frage zu beantworten<lb/> übrig, wie viel jedes der eben angeführten vier Elemente der<lb/> Planetenbahn geändert werden müſſe, damit nicht nur die eine<lb/> oben mitgetheilte, ſondern damit überhaupt alle über den Plane-<lb/> ten angeſtellte und als gut erkannte Beobachtungen mit der Theo-<lb/> rie deſſelben vollkommen übereinſtimmen. Es würde leicht ſeyn,<lb/> irgend eines dieſer Elemente ſo zu ändern, daß dadurch unſere<lb/> obige Beobachtung genau dargeſtellt wird. Allein dadurch würde<lb/> man ſich vielleicht wieder deſto mehr von den übrigen Beobach-<lb/> tungen entfernen, die doch, durch jene Elemente, alle gleich gut<lb/> dargeſtellt werden ſollen. Es iſt hier nicht der Ort, die Leſer<lb/> mit dieſem eben ſo wichtigen als ſchwierigen Geſchäfte der Aſtro-<lb/> nomie näher bekannt zu machen; da es genügt, nur den Weg<lb/> gezeigt zu haben, auf welchem man dieſen Zweck erreichen kann,<lb/> worauf wir uns hier um ſo mehr beſchränken müſſen, da wir<lb/> noch nicht mit allen Eigenheiten der planetariſchen Bewegungen<lb/> bekannt ſind, und da das Copernicaniſche Syſtem, ſeiner großen,<lb/> unbeſtreitbaren Vorzüge ungeachtet, doch noch nicht das wahre<lb/> Syſtem der Natur iſt, wie wir im folgenden Kapitel ſehen<lb/> werden.</p><lb/> <p>§. 122. (Beobachtung der Diſtanzen der Planeten.) Wir<lb/> haben oben (§. 112) bemerkt, daß zur Zeit der größten Digreſ-<lb/> ſion der untern Planeten die Richtung ſeiner Bewegung oder die<lb/> Tangente ſeiner Bahn gerade auf die Erde zugeht. Dieß gibt<lb/> ein einfaches Mittel, die Diſtanz des Planeten von der Sonne<lb/> zu finden. Hat man nämlich eine ſolche größte Diſtanz beob-<lb/> achtet, wo der Planet in <hi rendition="#aq">II</hi> (Fig. 20) und die Erde in 2 iſt, ſo<lb/> iſt in dem Dreiecke <hi rendition="#aq">S II</hi> 2 der Winkel an <hi rendition="#aq">II</hi> ein rechter Winkel,<lb/> und der Winkel an 2 iſt unmittelbar durch die Beobachtung ge-<lb/> geben, da er gleich der Differenz der geocentriſchen Längen des<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [253/0265]
Planetenſyſteme.
ſehr großen in λ oder β zur Folge haben kann. Allein man ſetzt
voraus, daß der Aſtronom, ehe er an das ſchwierige Geſchäft
der Correction der Planeten-Elemente geht, die Theorie der
Sonne durch ähnliche, vorhergegangene Arbeiten, ſchon ſo weit
vervollkommnet habe, daß er im Stande iſt, für jeden Augen-
blick den Ort der Sonne, oder was daſſelbe iſt, der Erde, mit
aller hier nothwendigen Genauigkeit anzugeben.
Es bleibt ihm ſonach nur noch die Frage zu beantworten
übrig, wie viel jedes der eben angeführten vier Elemente der
Planetenbahn geändert werden müſſe, damit nicht nur die eine
oben mitgetheilte, ſondern damit überhaupt alle über den Plane-
ten angeſtellte und als gut erkannte Beobachtungen mit der Theo-
rie deſſelben vollkommen übereinſtimmen. Es würde leicht ſeyn,
irgend eines dieſer Elemente ſo zu ändern, daß dadurch unſere
obige Beobachtung genau dargeſtellt wird. Allein dadurch würde
man ſich vielleicht wieder deſto mehr von den übrigen Beobach-
tungen entfernen, die doch, durch jene Elemente, alle gleich gut
dargeſtellt werden ſollen. Es iſt hier nicht der Ort, die Leſer
mit dieſem eben ſo wichtigen als ſchwierigen Geſchäfte der Aſtro-
nomie näher bekannt zu machen; da es genügt, nur den Weg
gezeigt zu haben, auf welchem man dieſen Zweck erreichen kann,
worauf wir uns hier um ſo mehr beſchränken müſſen, da wir
noch nicht mit allen Eigenheiten der planetariſchen Bewegungen
bekannt ſind, und da das Copernicaniſche Syſtem, ſeiner großen,
unbeſtreitbaren Vorzüge ungeachtet, doch noch nicht das wahre
Syſtem der Natur iſt, wie wir im folgenden Kapitel ſehen
werden.
§. 122. (Beobachtung der Diſtanzen der Planeten.) Wir
haben oben (§. 112) bemerkt, daß zur Zeit der größten Digreſ-
ſion der untern Planeten die Richtung ſeiner Bewegung oder die
Tangente ſeiner Bahn gerade auf die Erde zugeht. Dieß gibt
ein einfaches Mittel, die Diſtanz des Planeten von der Sonne
zu finden. Hat man nämlich eine ſolche größte Diſtanz beob-
achtet, wo der Planet in II (Fig. 20) und die Erde in 2 iſt, ſo
iſt in dem Dreiecke S II 2 der Winkel an II ein rechter Winkel,
und der Winkel an 2 iſt unmittelbar durch die Beobachtung ge-
geben, da er gleich der Differenz der geocentriſchen Längen des
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