Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 1. Stuttgart, 1834.Einleitung. Mangel und Noth und verheerende Seuchen füllen die Blätter dernächstfolgenden Jahrhunderte unserer Menschengeschichte. Endlich, fünfzehn hundert Jahre nach dem Anfange unserer Drei Jahrhunderte sind seitdem verflossen, glänzende, ruhm- Zwei Dinge sind es, sagt der unsterbliche Mann, der Deutsch- Einleitung. Mangel und Noth und verheerende Seuchen füllen die Blätter dernächſtfolgenden Jahrhunderte unſerer Menſchengeſchichte. Endlich, fünfzehn hundert Jahre nach dem Anfange unſerer Drei Jahrhunderte ſind ſeitdem verfloſſen, glänzende, ruhm- Zwei Dinge ſind es, ſagt der unſterbliche Mann, der Deutſch- <TEI> <text> <body> <div n="2"> <p><pb facs="#f0023" n="11"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Einleitung</hi>.</fw><lb/> Mangel und Noth und verheerende Seuchen füllen die Blätter der<lb/> nächſtfolgenden Jahrhunderte unſerer Menſchengeſchichte.</p><lb/> <p>Endlich, fünfzehn hundert Jahre nach dem Anfange unſerer<lb/> Zeitrechnung, ſchien der Genius des ſo lange verlaſſenen Ge-<lb/> ſchlechtes wieder aus ſeinem tiefen Schlafe zu erwachen. Ueber<lb/> das in Blut getränkte, und mit den Ruinen der Barbarei bedeckte<lb/> Europa ſchwang er zum zweitenmale ſeine Fackel, nachdem er ſie<lb/> in Aſien und Afrika, wie es ſcheint, für immer gelöſcht hatte, und<lb/> beleuchtete mit ihren wohlthätigen Strahlen neue, der Cultur<lb/> ganz ungewohnte, der bisherigen Menſchengeſchichte ganz unbe-<lb/> kannte Gegenden. Von ihrem Lichte geleitet entdeckte Columbus<lb/> die neue Welt, und Copernicus das neue Planetenſyſtem. Mit<lb/> beiden war die Epoche eines anderen und beſſeren geſelligen und<lb/> geiſtigen Lebens angebrochen. Schon war, aus dem Schooße<lb/> Deutſchlands, die wichtigſte aller Erfindungen hervorgegangen, die<lb/> uns die Erhaltung aller übrigen ſichern, und jeden Rückfall in die<lb/> frühere Barbarei unmöglich machen ſollte, während in Italien,<lb/> unter den Medicäern, die Schriften der Griechen und Römer<lb/> wieder aus ihren Gräbern ſtiegen, und die ſchönen Künſte, von<lb/> dem belebenden Geiſte der Alten angehaucht, in einer fröhlichen<lb/> Blüthe ſtanden.</p><lb/> <p>Drei Jahrhunderte ſind ſeitdem verfloſſen, glänzende, ruhm-<lb/> volle Jahrhunderte für das Menſchengeſchlecht, und noch beben<lb/> die Saiten, noch vernimmt das geiſtige Ohr die Schwingungen<lb/> der, in jener Epoche der Wiedergeburt, angeregten, himmliſchen<lb/> Töne. Noch ſind wir, ſo wünſchen, ſo hoffen wir, im Fortſchreiten<lb/> begriffen, und zu breit, zu tief fließt der Strom der Erkenntniß<lb/> vor unſern Blicken, als daß eine Dämmung deſſelben, durch<lb/> Wiederkehr der alten feindlichen Mächte, in unſeren Tagen we-<lb/> nigſtens, befürchtet werden könnte.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <p>Zwei Dinge ſind es, ſagt der unſterbliche Mann, der Deutſch-<lb/> land zur philoſophiſchen Schule Europas gemacht hat, zwei Dinge<lb/> ſind es, die vor allen andern würdig erſcheinen, die Aufmerkſamkeit des<lb/> menſchlichen Geiſtes zu feſſeln, und die ihn mit immer neuer<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [11/0023]
Einleitung.
Mangel und Noth und verheerende Seuchen füllen die Blätter der
nächſtfolgenden Jahrhunderte unſerer Menſchengeſchichte.
Endlich, fünfzehn hundert Jahre nach dem Anfange unſerer
Zeitrechnung, ſchien der Genius des ſo lange verlaſſenen Ge-
ſchlechtes wieder aus ſeinem tiefen Schlafe zu erwachen. Ueber
das in Blut getränkte, und mit den Ruinen der Barbarei bedeckte
Europa ſchwang er zum zweitenmale ſeine Fackel, nachdem er ſie
in Aſien und Afrika, wie es ſcheint, für immer gelöſcht hatte, und
beleuchtete mit ihren wohlthätigen Strahlen neue, der Cultur
ganz ungewohnte, der bisherigen Menſchengeſchichte ganz unbe-
kannte Gegenden. Von ihrem Lichte geleitet entdeckte Columbus
die neue Welt, und Copernicus das neue Planetenſyſtem. Mit
beiden war die Epoche eines anderen und beſſeren geſelligen und
geiſtigen Lebens angebrochen. Schon war, aus dem Schooße
Deutſchlands, die wichtigſte aller Erfindungen hervorgegangen, die
uns die Erhaltung aller übrigen ſichern, und jeden Rückfall in die
frühere Barbarei unmöglich machen ſollte, während in Italien,
unter den Medicäern, die Schriften der Griechen und Römer
wieder aus ihren Gräbern ſtiegen, und die ſchönen Künſte, von
dem belebenden Geiſte der Alten angehaucht, in einer fröhlichen
Blüthe ſtanden.
Drei Jahrhunderte ſind ſeitdem verfloſſen, glänzende, ruhm-
volle Jahrhunderte für das Menſchengeſchlecht, und noch beben
die Saiten, noch vernimmt das geiſtige Ohr die Schwingungen
der, in jener Epoche der Wiedergeburt, angeregten, himmliſchen
Töne. Noch ſind wir, ſo wünſchen, ſo hoffen wir, im Fortſchreiten
begriffen, und zu breit, zu tief fließt der Strom der Erkenntniß
vor unſern Blicken, als daß eine Dämmung deſſelben, durch
Wiederkehr der alten feindlichen Mächte, in unſeren Tagen we-
nigſtens, befürchtet werden könnte.
Zwei Dinge ſind es, ſagt der unſterbliche Mann, der Deutſch-
land zur philoſophiſchen Schule Europas gemacht hat, zwei Dinge
ſind es, die vor allen andern würdig erſcheinen, die Aufmerkſamkeit des
menſchlichen Geiſtes zu feſſeln, und die ihn mit immer neuer
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