der Planeten nach ihren Umlaufzeiten geregelt werden, und selbst die gegenseitigen Perturbationen oder die Wirkungen dieser Körper unter einander, wie in einem Spiegel abgebildet erblickten, und in welchen endlich die Natur, um das Maß des Interesses, das sie in diese kleine Welt von Monden legte, voll zu machen, uns ein Mittel geboten hat, die Geschwindigkeit ihres schnellsten Kör- pers, des Lichts, zu messen.
Um die erwähnten Verfinsterungen dieser Monde zu geogra- phischen Längenbestimmungen zu benützen, bestimmte man, aus lange fortgesetzten Beobachtungen, den Umlauf der Satelliten um Jupiter, und suchte daraus die Zeiten ihrer Finsternisse zu berech- nen. Der dänische Astronom, Olof Roemer, war der erste, der um das Jahr 1675, also 50 Jahre vor Bradley's Entdeckung der Aberration, die Bemerkung machte, daß diese Rechnungen zwar zur Zeit, als Jupiter mit der Sonne in den Quadraturen war, sehr gut, aber dafür desto weniger in den Sy- zygien mit den Beobachtungen übereinstimmten, daß diese Fin- sternisse nämlich zur Zeit der Opposition um nahe 8 Minuten und 13 Secunden früher, und in der Conjunction eben so viel später, als die Berechnung gab, beobachtet wurden. Ist z. B. Jupiter in (Fig. 8), und die Sonne in S, so ist die Erde zur Zeit der Opposition in b und zur Zeit der Conjunction in d, also in der letzten Zeit um die ganze Strecke bSd, das heißt, um den Durch- messer der Erdbahn, weiter, als in der ersten Zeit, von Jupiter entfernt. Diese einfache Bemerkung der verschiedenen Entfernun- gen Jupiters von der Erde zur Zeit der Syzygien reichte für den Scharfsinn Römer's hin, sogleich die wahre Erklärung jener Beschleunigung und Verzögerung der Finsternisse zu finden, eine Erklärung, die so natürlich ist, daß man nicht weiter an ihrer Wahrheit zweifeln kann.
In der Conjunction sind wir von Jupiter um den ganzen Durchmesser der Erdbahn weiter entfernt, als in der Opposition. Warum sehen wir also dort alle Finsternisse um 16 Min. 26 Sec. später, als hier? -- Offenbar, weil das Licht, weil der Bote, der uns diese Nachricht bringt, dort einen viel größern Weg als hier zu durchlaufen hat, um bis zur Erde zu gelangen.
Aberration der Fixſterne.
der Planeten nach ihren Umlaufzeiten geregelt werden, und ſelbſt die gegenſeitigen Perturbationen oder die Wirkungen dieſer Körper unter einander, wie in einem Spiegel abgebildet erblickten, und in welchen endlich die Natur, um das Maß des Intereſſes, das ſie in dieſe kleine Welt von Monden legte, voll zu machen, uns ein Mittel geboten hat, die Geſchwindigkeit ihres ſchnellſten Kör- pers, des Lichts, zu meſſen.
Um die erwähnten Verfinſterungen dieſer Monde zu geogra- phiſchen Längenbeſtimmungen zu benützen, beſtimmte man, aus lange fortgeſetzten Beobachtungen, den Umlauf der Satelliten um Jupiter, und ſuchte daraus die Zeiten ihrer Finſterniſſe zu berech- nen. Der däniſche Aſtronom, Olof Roemer, war der erſte, der um das Jahr 1675, alſo 50 Jahre vor Bradley’s Entdeckung der Aberration, die Bemerkung machte, daß dieſe Rechnungen zwar zur Zeit, als Jupiter mit der Sonne in den Quadraturen war, ſehr gut, aber dafür deſto weniger in den Sy- zygien mit den Beobachtungen übereinſtimmten, daß dieſe Fin- ſterniſſe nämlich zur Zeit der Oppoſition um nahe 8 Minuten und 13 Secunden früher, und in der Conjunction eben ſo viel ſpäter, als die Berechnung gab, beobachtet wurden. Iſt z. B. Jupiter in ♋ (Fig. 8), und die Sonne in S, ſo iſt die Erde zur Zeit der Oppoſition in b und zur Zeit der Conjunction in d, alſo in der letzten Zeit um die ganze Strecke bSd, das heißt, um den Durch- meſſer der Erdbahn, weiter, als in der erſten Zeit, von Jupiter entfernt. Dieſe einfache Bemerkung der verſchiedenen Entfernun- gen Jupiters von der Erde zur Zeit der Syzygien reichte für den Scharfſinn Römer’s hin, ſogleich die wahre Erklärung jener Beſchleunigung und Verzögerung der Finſterniſſe zu finden, eine Erklärung, die ſo natürlich iſt, daß man nicht weiter an ihrer Wahrheit zweifeln kann.
In der Conjunction ſind wir von Jupiter um den ganzen Durchmeſſer der Erdbahn weiter entfernt, als in der Oppoſition. Warum ſehen wir alſo dort alle Finſterniſſe um 16 Min. 26 Sec. ſpäter, als hier? — Offenbar, weil das Licht, weil der Bote, der uns dieſe Nachricht bringt, dort einen viel größern Weg als hier zu durchlaufen hat, um bis zur Erde zu gelangen.
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Aberration der Fixſterne.
der Planeten nach ihren Umlaufzeiten geregelt werden, und ſelbſt
die gegenſeitigen Perturbationen oder die Wirkungen dieſer Körper
unter einander, wie in einem Spiegel abgebildet erblickten, und
in welchen endlich die Natur, um das Maß des Intereſſes, das
ſie in dieſe kleine Welt von Monden legte, voll zu machen, uns
ein Mittel geboten hat, die Geſchwindigkeit ihres ſchnellſten Kör-
pers, des Lichts, zu meſſen.
Um die erwähnten Verfinſterungen dieſer Monde zu geogra-
phiſchen Längenbeſtimmungen zu benützen, beſtimmte man, aus
lange fortgeſetzten Beobachtungen, den Umlauf der Satelliten um
Jupiter, und ſuchte daraus die Zeiten ihrer Finſterniſſe zu berech-
nen. Der däniſche Aſtronom, Olof Roemer, war der
erſte, der um das Jahr 1675, alſo 50 Jahre vor Bradley’s
Entdeckung der Aberration, die Bemerkung machte, daß dieſe
Rechnungen zwar zur Zeit, als Jupiter mit der Sonne in den
Quadraturen war, ſehr gut, aber dafür deſto weniger in den Sy-
zygien mit den Beobachtungen übereinſtimmten, daß dieſe Fin-
ſterniſſe nämlich zur Zeit der Oppoſition um nahe 8 Minuten und
13 Secunden früher, und in der Conjunction eben ſo viel ſpäter,
als die Berechnung gab, beobachtet wurden. Iſt z. B. Jupiter in
♋ (Fig. 8), und die Sonne in S, ſo iſt die Erde zur Zeit der
Oppoſition in b und zur Zeit der Conjunction in d, alſo in der
letzten Zeit um die ganze Strecke bSd, das heißt, um den Durch-
meſſer der Erdbahn, weiter, als in der erſten Zeit, von Jupiter
entfernt. Dieſe einfache Bemerkung der verſchiedenen Entfernun-
gen Jupiters von der Erde zur Zeit der Syzygien reichte für
den Scharfſinn Römer’s hin, ſogleich die wahre Erklärung jener
Beſchleunigung und Verzögerung der Finſterniſſe zu finden, eine
Erklärung, die ſo natürlich iſt, daß man nicht weiter an ihrer
Wahrheit zweifeln kann.
In der Conjunction ſind wir von Jupiter um den ganzen
Durchmeſſer der Erdbahn weiter entfernt, als in der Oppoſition.
Warum ſehen wir alſo dort alle Finſterniſſe um 16 Min. 26 Sec.
ſpäter, als hier? — Offenbar, weil das Licht, weil der Bote,
der uns dieſe Nachricht bringt, dort einen viel größern Weg als
hier zu durchlaufen hat, um bis zur Erde zu gelangen.
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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 1. Stuttgart, 1834, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem01_1834/193>, abgerufen am 18.02.2025.
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