len, an der östlichen Abweichung frei fallender Körper, an der Aenderung der Pendellänge u. s. w. Sollten sich nun nicht auch von der jährlichen Bewegung der Erde ähnliche Zeugnisse auf ihr selbst finden lassen, besonders da, wie wir so eben gesehen haben, diese Bewegung so viel schneller ist, als jene?
Dieser Wunsch wird allerdings schwer zu befriedigen seyn, da beide Bewegungen, in Beziehung auf diesen unsern Zweck, so sehr von einander verschieden sind. Denn bei der täglichen Ro- tation bewegen sich verschiedene Punkte der Erdfläche ebenfalls mit sehr verschiedenen Geschwindigkeiten, der Aequator am schnell- sten, die kleineren Parallelkreise immer langsamer, und die beiden Pole endlich gar nicht. Eben diese Verschiedenheiten bo- ten uns aber zugleich die Merkmale dar, an welchen wir jene Rotation selbst erkennen konnten. Bei der jährlichen Bewegung aber verhält sich die Sache nicht mehr so, da hier alle, selbst die inneren Theile der Erde, mit gleicher Geschwindigkeit und in derselben Richtung fortgeführt werden, daher denn auch diese Bewegung durch eine bloße Vergleichung der einzelnen Theile der Erde nicht weiter erkannt werden kann.
Sollte sie aber, wenn auch nicht mehr an der Erde selbst, doch wenigstens an den Gegenständen außer ihr bemerkbar seyn, und da Spuren zurücklassen, welche von ihrer eigenen Bewegung zeugen? -- Die beiden folgenden Kapitel werden uns Gelegen- heit geben, diese Frage näher zu untersuchen.
Jährliche Bewegung der Erde.
len, an der öſtlichen Abweichung frei fallender Körper, an der Aenderung der Pendellänge u. ſ. w. Sollten ſich nun nicht auch von der jährlichen Bewegung der Erde ähnliche Zeugniſſe auf ihr ſelbſt finden laſſen, beſonders da, wie wir ſo eben geſehen haben, dieſe Bewegung ſo viel ſchneller iſt, als jene?
Dieſer Wunſch wird allerdings ſchwer zu befriedigen ſeyn, da beide Bewegungen, in Beziehung auf dieſen unſern Zweck, ſo ſehr von einander verſchieden ſind. Denn bei der täglichen Ro- tation bewegen ſich verſchiedene Punkte der Erdfläche ebenfalls mit ſehr verſchiedenen Geſchwindigkeiten, der Aequator am ſchnell- ſten, die kleineren Parallelkreiſe immer langſamer, und die beiden Pole endlich gar nicht. Eben dieſe Verſchiedenheiten bo- ten uns aber zugleich die Merkmale dar, an welchen wir jene Rotation ſelbſt erkennen konnten. Bei der jährlichen Bewegung aber verhält ſich die Sache nicht mehr ſo, da hier alle, ſelbſt die inneren Theile der Erde, mit gleicher Geſchwindigkeit und in derſelben Richtung fortgeführt werden, daher denn auch dieſe Bewegung durch eine bloße Vergleichung der einzelnen Theile der Erde nicht weiter erkannt werden kann.
Sollte ſie aber, wenn auch nicht mehr an der Erde ſelbſt, doch wenigſtens an den Gegenſtänden außer ihr bemerkbar ſeyn, und da Spuren zurücklaſſen, welche von ihrer eigenen Bewegung zeugen? — Die beiden folgenden Kapitel werden uns Gelegen- heit geben, dieſe Frage näher zu unterſuchen.
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Jährliche Bewegung der Erde.
len, an der öſtlichen Abweichung frei fallender Körper, an der
Aenderung der Pendellänge u. ſ. w. Sollten ſich nun nicht auch
von der jährlichen Bewegung der Erde ähnliche Zeugniſſe auf
ihr ſelbſt finden laſſen, beſonders da, wie wir ſo eben geſehen
haben, dieſe Bewegung ſo viel ſchneller iſt, als jene?
Dieſer Wunſch wird allerdings ſchwer zu befriedigen ſeyn,
da beide Bewegungen, in Beziehung auf dieſen unſern Zweck, ſo
ſehr von einander verſchieden ſind. Denn bei der täglichen Ro-
tation bewegen ſich verſchiedene Punkte der Erdfläche ebenfalls
mit ſehr verſchiedenen Geſchwindigkeiten, der Aequator am ſchnell-
ſten, die kleineren Parallelkreiſe immer langſamer, und die
beiden Pole endlich gar nicht. Eben dieſe Verſchiedenheiten bo-
ten uns aber zugleich die Merkmale dar, an welchen wir jene
Rotation ſelbſt erkennen konnten. Bei der jährlichen Bewegung
aber verhält ſich die Sache nicht mehr ſo, da hier alle, ſelbſt
die inneren Theile der Erde, mit gleicher Geſchwindigkeit und
in derſelben Richtung fortgeführt werden, daher denn auch
dieſe Bewegung durch eine bloße Vergleichung der einzelnen
Theile der Erde nicht weiter erkannt werden kann.
Sollte ſie aber, wenn auch nicht mehr an der Erde ſelbſt,
doch wenigſtens an den Gegenſtänden außer ihr bemerkbar ſeyn,
und da Spuren zurücklaſſen, welche von ihrer eigenen Bewegung
zeugen? — Die beiden folgenden Kapitel werden uns Gelegen-
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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 1. Stuttgart, 1834, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem01_1834/152>, abgerufen am 06.07.2024.
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