Wir haben sonach für alle diese Tage eine Reihe von Diffe- renzen der Rectascensionen der Sonne und des Sterns, für den Augenblick des Mittags eines jeden dieser Tage erhalten, und die so eben bemerkte regelmäßige Aenderung dieser Differenzen wird uns in den Stand setzen, durch eine einfache Proportion auch die- jenige Differenz anzugeben, welche für irgend einen, von dem Mittage verschiedenen, Augenblick jener Beobachtungstage Statt haben muß.
Wüßten wir also nur den Augenblick, wo der Mittelpunkt der Sonne durch den Frühlingspunkt ging, so würden wir sofort für denselben Augenblick auch die Differenz der Rectascensionen beider Gestirne durch jene einfache Rechnung angeben können, und diese Differenz der beiden Gestirne wird, da eines derselben, die Sonne, im Frühlingspunkte steht, zugleich die Rectascension des andern, oder die gesuchte Rectascension des Sterns seyn.
Demnach ist also die Auflösung unserer Aufgabe dahin redu- cirt, den Augenblick anzugeben, wann der Mittelpunkt der Sonne durch den Frühlingspunkt gebt. Die Angabe dieses Moments hat aber keine weitere Schwierigkeit mehr. Denn da wir, wie oben gesagt, an jedem Mittage auch die Höhe der Sonne an dem Quadranten beobachtet haben, und da wir die Aequatorhöhe unseres Beobachtungsortes bereits aus früheren Beobachtungen (nach §. 44 oder auch nach §. 48) kennen, so wird man durch eine einfache Differenz dieser beiden Größen (nach Einl. §. 27) auch die Deklination der Sonne für den Mittag eines jeden Tages er- halten, und der gesuchte Augenblick des Durchgangs der Sonne durch den Frühlingspunkt, d. h. durch den Aequator, wird derje- nige seyn, in welchem diese beobachtete Deklination der Sonne verschwindet.
Ist also irgend eine dieser mittägigen Deklinationen der Sonne gleich Null, so ist der Mittag dieses Tages zugleich der Augen- blick der Culmination des Frühlingspunktes und die Differenz jener Uhrzeiten für diesen Mittag die gesuchte Rectascension des mit der Sonne verglichenen Fixsterns.
Ist aber, wie dieses meistens der Fall ist, keine der beobach- teten mittägigen Deklinationen der Sonne gleich Null, so wird man aus der erhaltenen Reihe von Deklinationen die beiden klein-
Jährliche Bewegung der Sonne.
Wir haben ſonach für alle dieſe Tage eine Reihe von Diffe- renzen der Rectaſcenſionen der Sonne und des Sterns, für den Augenblick des Mittags eines jeden dieſer Tage erhalten, und die ſo eben bemerkte regelmäßige Aenderung dieſer Differenzen wird uns in den Stand ſetzen, durch eine einfache Proportion auch die- jenige Differenz anzugeben, welche für irgend einen, von dem Mittage verſchiedenen, Augenblick jener Beobachtungstage Statt haben muß.
Wüßten wir alſo nur den Augenblick, wo der Mittelpunkt der Sonne durch den Frühlingspunkt ging, ſo würden wir ſofort für denſelben Augenblick auch die Differenz der Rectaſcenſionen beider Geſtirne durch jene einfache Rechnung angeben können, und dieſe Differenz der beiden Geſtirne wird, da eines derſelben, die Sonne, im Frühlingspunkte ſteht, zugleich die Rectaſcenſion des andern, oder die geſuchte Rectaſcenſion des Sterns ſeyn.
Demnach iſt alſo die Auflöſung unſerer Aufgabe dahin redu- cirt, den Augenblick anzugeben, wann der Mittelpunkt der Sonne durch den Frühlingspunkt gebt. Die Angabe dieſes Moments hat aber keine weitere Schwierigkeit mehr. Denn da wir, wie oben geſagt, an jedem Mittage auch die Höhe der Sonne an dem Quadranten beobachtet haben, und da wir die Aequatorhöhe unſeres Beobachtungsortes bereits aus früheren Beobachtungen (nach §. 44 oder auch nach §. 48) kennen, ſo wird man durch eine einfache Differenz dieſer beiden Größen (nach Einl. §. 27) auch die Deklination der Sonne für den Mittag eines jeden Tages er- halten, und der geſuchte Augenblick des Durchgangs der Sonne durch den Frühlingspunkt, d. h. durch den Aequator, wird derje- nige ſeyn, in welchem dieſe beobachtete Deklination der Sonne verſchwindet.
Iſt alſo irgend eine dieſer mittägigen Deklinationen der Sonne gleich Null, ſo iſt der Mittag dieſes Tages zugleich der Augen- blick der Culmination des Frühlingspunktes und die Differenz jener Uhrzeiten für dieſen Mittag die geſuchte Rectaſcenſion des mit der Sonne verglichenen Fixſterns.
Iſt aber, wie dieſes meiſtens der Fall iſt, keine der beobach- teten mittägigen Deklinationen der Sonne gleich Null, ſo wird man aus der erhaltenen Reihe von Deklinationen die beiden klein-
<TEI><text><body><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0131"n="119"/><fwplace="top"type="header">Jährliche Bewegung der Sonne.</fw><lb/><p>Wir haben ſonach für alle dieſe Tage eine Reihe von Diffe-<lb/>
renzen der Rectaſcenſionen der Sonne und des Sterns, für den<lb/>
Augenblick des Mittags eines jeden dieſer Tage erhalten, und die<lb/>ſo eben bemerkte regelmäßige Aenderung dieſer Differenzen wird<lb/>
uns in den Stand ſetzen, durch eine einfache Proportion auch die-<lb/>
jenige Differenz anzugeben, welche für irgend einen, von dem<lb/>
Mittage verſchiedenen, Augenblick jener Beobachtungstage Statt<lb/>
haben muß.</p><lb/><p>Wüßten wir alſo nur den Augenblick, wo der Mittelpunkt<lb/>
der Sonne durch den Frühlingspunkt ging, ſo würden wir ſofort für<lb/>
denſelben Augenblick auch die Differenz der Rectaſcenſionen beider<lb/>
Geſtirne durch jene einfache Rechnung angeben können, und dieſe<lb/>
Differenz der beiden Geſtirne wird, da eines derſelben, die Sonne,<lb/>
im Frühlingspunkte ſteht, zugleich die Rectaſcenſion des andern,<lb/>
oder die geſuchte Rectaſcenſion des Sterns ſeyn.</p><lb/><p>Demnach iſt alſo die Auflöſung unſerer Aufgabe dahin redu-<lb/>
cirt, den Augenblick anzugeben, wann der Mittelpunkt der Sonne<lb/>
durch den Frühlingspunkt gebt. Die Angabe dieſes Moments<lb/>
hat aber keine weitere Schwierigkeit mehr. Denn da wir, wie<lb/>
oben geſagt, an jedem Mittage auch die <hirendition="#g">Höhe</hi> der Sonne an dem<lb/>
Quadranten beobachtet haben, und da wir die <hirendition="#g">Aequatorhöhe</hi><lb/>
unſeres Beobachtungsortes bereits aus früheren Beobachtungen<lb/>
(nach §. 44 oder auch nach §. 48) kennen, ſo wird man durch eine<lb/>
einfache Differenz dieſer beiden Größen (nach Einl. §. 27) auch die<lb/><hirendition="#g">Deklination</hi> der Sonne für den Mittag eines jeden Tages er-<lb/>
halten, und der geſuchte Augenblick des Durchgangs der Sonne<lb/>
durch den Frühlingspunkt, d. h. durch den Aequator, wird derje-<lb/>
nige ſeyn, in welchem dieſe beobachtete Deklination der Sonne<lb/>
verſchwindet.</p><lb/><p>Iſt alſo irgend eine dieſer mittägigen Deklinationen der Sonne<lb/>
gleich Null, ſo iſt der Mittag dieſes Tages zugleich der Augen-<lb/>
blick der Culmination des Frühlingspunktes und die Differenz<lb/>
jener Uhrzeiten für dieſen Mittag die geſuchte Rectaſcenſion des<lb/>
mit der Sonne verglichenen Fixſterns.</p><lb/><p>Iſt aber, wie dieſes meiſtens der Fall iſt, keine der beobach-<lb/>
teten mittägigen Deklinationen der Sonne gleich Null, ſo wird<lb/>
man aus der erhaltenen Reihe von Deklinationen die beiden klein-<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[119/0131]
Jährliche Bewegung der Sonne.
Wir haben ſonach für alle dieſe Tage eine Reihe von Diffe-
renzen der Rectaſcenſionen der Sonne und des Sterns, für den
Augenblick des Mittags eines jeden dieſer Tage erhalten, und die
ſo eben bemerkte regelmäßige Aenderung dieſer Differenzen wird
uns in den Stand ſetzen, durch eine einfache Proportion auch die-
jenige Differenz anzugeben, welche für irgend einen, von dem
Mittage verſchiedenen, Augenblick jener Beobachtungstage Statt
haben muß.
Wüßten wir alſo nur den Augenblick, wo der Mittelpunkt
der Sonne durch den Frühlingspunkt ging, ſo würden wir ſofort für
denſelben Augenblick auch die Differenz der Rectaſcenſionen beider
Geſtirne durch jene einfache Rechnung angeben können, und dieſe
Differenz der beiden Geſtirne wird, da eines derſelben, die Sonne,
im Frühlingspunkte ſteht, zugleich die Rectaſcenſion des andern,
oder die geſuchte Rectaſcenſion des Sterns ſeyn.
Demnach iſt alſo die Auflöſung unſerer Aufgabe dahin redu-
cirt, den Augenblick anzugeben, wann der Mittelpunkt der Sonne
durch den Frühlingspunkt gebt. Die Angabe dieſes Moments
hat aber keine weitere Schwierigkeit mehr. Denn da wir, wie
oben geſagt, an jedem Mittage auch die Höhe der Sonne an dem
Quadranten beobachtet haben, und da wir die Aequatorhöhe
unſeres Beobachtungsortes bereits aus früheren Beobachtungen
(nach §. 44 oder auch nach §. 48) kennen, ſo wird man durch eine
einfache Differenz dieſer beiden Größen (nach Einl. §. 27) auch die
Deklination der Sonne für den Mittag eines jeden Tages er-
halten, und der geſuchte Augenblick des Durchgangs der Sonne
durch den Frühlingspunkt, d. h. durch den Aequator, wird derje-
nige ſeyn, in welchem dieſe beobachtete Deklination der Sonne
verſchwindet.
Iſt alſo irgend eine dieſer mittägigen Deklinationen der Sonne
gleich Null, ſo iſt der Mittag dieſes Tages zugleich der Augen-
blick der Culmination des Frühlingspunktes und die Differenz
jener Uhrzeiten für dieſen Mittag die geſuchte Rectaſcenſion des
mit der Sonne verglichenen Fixſterns.
Iſt aber, wie dieſes meiſtens der Fall iſt, keine der beobach-
teten mittägigen Deklinationen der Sonne gleich Null, ſo wird
man aus der erhaltenen Reihe von Deklinationen die beiden klein-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 1. Stuttgart, 1834, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem01_1834/131>, abgerufen am 18.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.