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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 1. Stuttgart, 1834.

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Tägliche Bewegung der Erde.
B zur Erde herabfällt, und beide Richtungen dD und aB, wenn
sie gleich an sich entgegengesetzt sind, sind es doch nicht mehr
in Rücksicht auf die Bewohner der Erde, die alles auf den Mit-
telpunkt C derselben beziehen, da für sie der Regen, so wie jeder
Stein, immer in derselben Richtung, nämlich immer gegen den
Mittelpunkt der Erde fällt. -- Und wohin sollte er denn auch von D
nach d, von der Erde wegfallen? Er fällt von a nach B, weil ihn
die Erde nach ihrem Mittelpunkte C anzieht. Von D nach d hin
aber zieht ihn nichts an, umgekehrt vielmehr: von d nach D hin
wird er angezogen, und zwar wieder, wie zuvor, nach dem Mit-
telpunkte C der Erde, daher er dann auch wieder von d nach D
fallen, und daher eben durch diesen Fall derselben Richtung
nach dem Mittelpunkte folgen muß, welchem er in seinem Falle
von a nach B gefolgt war.

Warum fallen aber dann, hört man diese Leute sagen, nicht
auch Sonne, Mond und Sterne zur Erde, wenn diese alles zu
ihrem Mittelpunkte anzieht? -- So können aber nur diejenigen
fragen, die nicht wissen, daß kein Körper in der Natur seine
Stelle ändert, ohne daß er durch eine fremde Kraft dazu gezwun-
gen wird. Wenn der Stein auf unserer Erde gehalten werden
muß, damit er nicht falle, so kömmt dieß daher, weil er von der
Kraft der Erde, von der Schwere angezogen wird. Aber die
Sterne werden von ihr nicht mehr angezogen, weil die Erde viel
zu klein, und viel zu weit von ihnen entfernt ist, um noch auf sie
wirken zu können, daher denn auch die Sterne keiner Unterstützung
bedürfen, um diese Anziehung der Erde zu hindern.

Sie sind in den weiten Räumen, in welchen wir sie erblicken,
nicht befestigt, und sie haben es auch nicht Noth, weil nichts da
ist, was sie aus ihrer Stelle bringen könnte, und ganz dasselbe
gilt auch von unserer Erde, die, wie jene Himmelskörper, frei im
Weltraume schwebt, und nach keiner Seite hin fallen kann, weil
sie nach keiner angezogen wird. Da eigentlich alle Theile der
Erde einander anziehen, und da alle gleichmäßig gegen ihren
Mittelpunkt drücken, oder gegen denselben schwer sind, so wird
dadurch die Schwere der einen Halbkugel, durch die gleich große
Schwere der anderen aufgehoben, so daß die ganze Masse der Erde
eigentlich nach keiner Gegend des Sonnensystems mit ihrem ganzen

Tägliche Bewegung der Erde.
B zur Erde herabfällt, und beide Richtungen dD und aB, wenn
ſie gleich an ſich entgegengeſetzt ſind, ſind es doch nicht mehr
in Rückſicht auf die Bewohner der Erde, die alles auf den Mit-
telpunkt C derſelben beziehen, da für ſie der Regen, ſo wie jeder
Stein, immer in derſelben Richtung, nämlich immer gegen den
Mittelpunkt der Erde fällt. — Und wohin ſollte er denn auch von D
nach d, von der Erde wegfallen? Er fällt von a nach B, weil ihn
die Erde nach ihrem Mittelpunkte C anzieht. Von D nach d hin
aber zieht ihn nichts an, umgekehrt vielmehr: von d nach D hin
wird er angezogen, und zwar wieder, wie zuvor, nach dem Mit-
telpunkte C der Erde, daher er dann auch wieder von d nach D
fallen, und daher eben durch dieſen Fall derſelben Richtung
nach dem Mittelpunkte folgen muß, welchem er in ſeinem Falle
von a nach B gefolgt war.

Warum fallen aber dann, hört man dieſe Leute ſagen, nicht
auch Sonne, Mond und Sterne zur Erde, wenn dieſe alles zu
ihrem Mittelpunkte anzieht? — So können aber nur diejenigen
fragen, die nicht wiſſen, daß kein Körper in der Natur ſeine
Stelle ändert, ohne daß er durch eine fremde Kraft dazu gezwun-
gen wird. Wenn der Stein auf unſerer Erde gehalten werden
muß, damit er nicht falle, ſo kömmt dieß daher, weil er von der
Kraft der Erde, von der Schwere angezogen wird. Aber die
Sterne werden von ihr nicht mehr angezogen, weil die Erde viel
zu klein, und viel zu weit von ihnen entfernt iſt, um noch auf ſie
wirken zu können, daher denn auch die Sterne keiner Unterſtützung
bedürfen, um dieſe Anziehung der Erde zu hindern.

Sie ſind in den weiten Räumen, in welchen wir ſie erblicken,
nicht befeſtigt, und ſie haben es auch nicht Noth, weil nichts da
iſt, was ſie aus ihrer Stelle bringen könnte, und ganz daſſelbe
gilt auch von unſerer Erde, die, wie jene Himmelskörper, frei im
Weltraume ſchwebt, und nach keiner Seite hin fallen kann, weil
ſie nach keiner angezogen wird. Da eigentlich alle Theile der
Erde einander anziehen, und da alle gleichmäßig gegen ihren
Mittelpunkt drücken, oder gegen denſelben ſchwer ſind, ſo wird
dadurch die Schwere der einen Halbkugel, durch die gleich große
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[94/0106] Tägliche Bewegung der Erde. B zur Erde herabfällt, und beide Richtungen dD und aB, wenn ſie gleich an ſich entgegengeſetzt ſind, ſind es doch nicht mehr in Rückſicht auf die Bewohner der Erde, die alles auf den Mit- telpunkt C derſelben beziehen, da für ſie der Regen, ſo wie jeder Stein, immer in derſelben Richtung, nämlich immer gegen den Mittelpunkt der Erde fällt. — Und wohin ſollte er denn auch von D nach d, von der Erde wegfallen? Er fällt von a nach B, weil ihn die Erde nach ihrem Mittelpunkte C anzieht. Von D nach d hin aber zieht ihn nichts an, umgekehrt vielmehr: von d nach D hin wird er angezogen, und zwar wieder, wie zuvor, nach dem Mit- telpunkte C der Erde, daher er dann auch wieder von d nach D fallen, und daher eben durch dieſen Fall derſelben Richtung nach dem Mittelpunkte folgen muß, welchem er in ſeinem Falle von a nach B gefolgt war. Warum fallen aber dann, hört man dieſe Leute ſagen, nicht auch Sonne, Mond und Sterne zur Erde, wenn dieſe alles zu ihrem Mittelpunkte anzieht? — So können aber nur diejenigen fragen, die nicht wiſſen, daß kein Körper in der Natur ſeine Stelle ändert, ohne daß er durch eine fremde Kraft dazu gezwun- gen wird. Wenn der Stein auf unſerer Erde gehalten werden muß, damit er nicht falle, ſo kömmt dieß daher, weil er von der Kraft der Erde, von der Schwere angezogen wird. Aber die Sterne werden von ihr nicht mehr angezogen, weil die Erde viel zu klein, und viel zu weit von ihnen entfernt iſt, um noch auf ſie wirken zu können, daher denn auch die Sterne keiner Unterſtützung bedürfen, um dieſe Anziehung der Erde zu hindern. Sie ſind in den weiten Räumen, in welchen wir ſie erblicken, nicht befeſtigt, und ſie haben es auch nicht Noth, weil nichts da iſt, was ſie aus ihrer Stelle bringen könnte, und ganz daſſelbe gilt auch von unſerer Erde, die, wie jene Himmelskörper, frei im Weltraume ſchwebt, und nach keiner Seite hin fallen kann, weil ſie nach keiner angezogen wird. Da eigentlich alle Theile der Erde einander anziehen, und da alle gleichmäßig gegen ihren Mittelpunkt drücken, oder gegen denſelben ſchwer ſind, ſo wird dadurch die Schwere der einen Halbkugel, durch die gleich große Schwere der anderen aufgehoben, ſo daß die ganze Maſſe der Erde eigentlich nach keiner Gegend des Sonnenſyſtems mit ihrem ganzen

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Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 1. Stuttgart, 1834, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem01_1834/106>, abgerufen am 24.11.2024.