Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Liszt, Franz von: Das deutsche Reichsstrafrecht. Berlin u. a., 1881.

Bild:
<< vorherige Seite
Erstes Buch. IV. Verletzung der Individualrechte.
IV. Verletzung der Individualrechte.1
1.
§. 78. Verletzung des Autorrechtes.

Quelle: Gesetz betreffend das Urheberrecht an Schrift-
werken, Abbildungen, musikalischen Kompositionen und drama-
tischen Werken vom 11. Juni 1870.

Das Gesetz findet Anwendung (§. 61) 1. auf alle Werke
inländischer Urheber, mögen sie im Inlande oder Aus-
lande erschienen2 oder überhaupt noch nicht veröffentlicht
sein; 2. auf Werke ausländischer Urheber, wenn sie bei
Verlegern erscheinen, die im Gebiete des deutschen Reiches
ihre Handelsniederlassung haben (vgl. oben §. 13 III).

I. Der eigentliche Nachdruck.

1. Nachdruck ist die mechanische Vervielfältigung
a) eines Schriftwerkes; b) geographischer, topographi-

1 [Spaltenumbruch] Ueber diesen Begriff vgl.
Gareis Grundriß zu Vorle-
sungen über das deutsche bür-
gerliche Recht 1877. §§. 40 ff., u.
die hier angeführte Lit. -- Die
Individualrechte bilden das Mit-
telglied zwischen den reinen Ver-
mögensrechten und den rein im-
materiellen Rechtsgütern. Mit
ersteren haben sie gemein nicht
nur die Abschätzbarkeit in Geld,
sondern vor Allem die Ausbil-
dung zu subjektiven Rechten
und die Negoziabilität. Aber
damit ist ihre Bedeutung nicht[Spaltenumbruch] erschöpft: es ist die sichbethäti-
gende Persönlichkeit selbst,
die schaffende Individuali-
tät
, die in ihnen geschützt wird.
2 [Spaltenumbruch] Erscheinen ist soviel wie
Ausgeben; vgl. darüber Liszt
Preßrecht §. 42 V. Wenn das-
selbe Werk zuerst im Auslande
und später im Inlande erscheint,
so liegen juristisch zwei selb-
ständige Werke vor, deren zweites
den Schutz des Gesetzes genießt.
A. A. (gewiß unrichtig) RGR.
12. Juni 1880, E II 180, R
II
62.
Erſtes Buch. IV. Verletzung der Individualrechte.
IV. Verletzung der Individualrechte.1
1.
§. 78. Verletzung des Autorrechtes.

Quelle: Geſetz betreffend das Urheberrecht an Schrift-
werken, Abbildungen, muſikaliſchen Kompoſitionen und drama-
tiſchen Werken vom 11. Juni 1870.

Das Geſetz findet Anwendung (§. 61) 1. auf alle Werke
inländiſcher Urheber, mögen ſie im Inlande oder Aus-
lande erſchienen2 oder überhaupt noch nicht veröffentlicht
ſein; 2. auf Werke ausländiſcher Urheber, wenn ſie bei
Verlegern erſcheinen, die im Gebiete des deutſchen Reiches
ihre Handelsniederlaſſung haben (vgl. oben §. 13 III).

I. Der eigentliche Nachdruck.

1. Nachdruck iſt die mechaniſche Vervielfältigung
a) eines Schriftwerkes; b) geographiſcher, topographi-

1 [Spaltenumbruch] Ueber dieſen Begriff vgl.
Gareis Grundriß zu Vorle-
ſungen über das deutſche bür-
gerliche Recht 1877. §§. 40 ff., u.
die hier angeführte Lit. — Die
Individualrechte bilden das Mit-
telglied zwiſchen den reinen Ver-
mögensrechten und den rein im-
materiellen Rechtsgütern. Mit
erſteren haben ſie gemein nicht
nur die Abſchätzbarkeit in Geld,
ſondern vor Allem die Ausbil-
dung zu ſubjektiven Rechten
und die Negoziabilität. Aber
damit iſt ihre Bedeutung nicht[Spaltenumbruch] erſchöpft: es iſt die ſichbethäti-
gende Perſönlichkeit ſelbſt,
die ſchaffende Individuali-
tät
, die in ihnen geſchützt wird.
2 [Spaltenumbruch] Erſcheinen iſt ſoviel wie
Ausgeben; vgl. darüber Liszt
Preßrecht §. 42 V. Wenn das-
ſelbe Werk zuerſt im Auslande
und ſpäter im Inlande erſcheint,
ſo liegen juriſtiſch zwei ſelb-
ſtändige Werke vor, deren zweites
den Schutz des Geſetzes genießt.
A. A. (gewiß unrichtig) RGR.
12. Juni 1880, E II 180, R
II
62.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0338" n="312"/>
          <fw place="top" type="header">Er&#x017F;tes Buch. <hi rendition="#aq">IV.</hi> Verletzung der Individualrechte.</fw><lb/>
          <div n="3">
            <head><hi rendition="#aq">IV.</hi> Verletzung der Individualrechte.<note place="foot" n="1"><cb/>
Ueber die&#x017F;en Begriff vgl.<lb/><hi rendition="#g">Gareis</hi> Grundriß zu Vorle-<lb/>
&#x017F;ungen über das deut&#x017F;che bür-<lb/>
gerliche Recht 1877. §§. 40 ff., u.<lb/>
die hier angeführte Lit. &#x2014; Die<lb/>
Individualrechte bilden das Mit-<lb/>
telglied zwi&#x017F;chen den reinen Ver-<lb/>
mögensrechten und den rein im-<lb/>
materiellen Rechtsgütern. Mit<lb/>
er&#x017F;teren haben &#x017F;ie gemein nicht<lb/>
nur die Ab&#x017F;chätzbarkeit in Geld,<lb/>
&#x017F;ondern vor Allem die Ausbil-<lb/>
dung zu <hi rendition="#g">&#x017F;ubjektiven</hi> Rechten<lb/>
und die Negoziabilität. Aber<lb/>
damit i&#x017F;t ihre Bedeutung nicht<cb/>
er&#x017F;chöpft: es i&#x017F;t die &#x017F;ichbethäti-<lb/>
gende <hi rendition="#g">Per&#x017F;önlichkeit</hi> &#x017F;elb&#x017F;t,<lb/>
die &#x017F;chaffende <hi rendition="#g">Individuali-<lb/>
tät</hi>, die in ihnen ge&#x017F;chützt wird.</note></head><lb/>
            <div n="4">
              <head>1.</head><lb/>
              <div n="5">
                <head> <hi rendition="#b">§. 78. Verletzung des Autorrechtes.</hi> </head><lb/>
                <p><hi rendition="#g">Quelle</hi>: Ge&#x017F;etz betreffend das Urheberrecht an Schrift-<lb/>
werken, Abbildungen, mu&#x017F;ikali&#x017F;chen Kompo&#x017F;itionen und drama-<lb/>
ti&#x017F;chen Werken vom 11. Juni 1870.</p><lb/>
                <p>Das Ge&#x017F;etz findet Anwendung (§. 61) 1. auf alle Werke<lb/><hi rendition="#g">inländi&#x017F;cher</hi> Urheber, mögen &#x017F;ie im Inlande oder Aus-<lb/>
lande er&#x017F;chienen<note place="foot" n="2"><cb/>
Er&#x017F;cheinen i&#x017F;t &#x017F;oviel wie<lb/>
Ausgeben; vgl. darüber <hi rendition="#g">Liszt</hi><lb/>
Preßrecht §. 42 <hi rendition="#aq">V.</hi> Wenn das-<lb/>
&#x017F;elbe Werk zuer&#x017F;t im Auslande<lb/>
und &#x017F;päter im Inlande er&#x017F;cheint,<lb/>
&#x017F;o liegen juri&#x017F;ti&#x017F;ch zwei &#x017F;elb-<lb/>
&#x017F;tändige Werke vor, deren zweites<lb/>
den Schutz des Ge&#x017F;etzes genießt.<lb/>
A. A. (gewiß unrichtig) RGR.<lb/>
12. Juni 1880, <hi rendition="#aq">E II 180, R<lb/>
II</hi> 62.</note> oder überhaupt noch nicht veröffentlicht<lb/>
&#x017F;ein; 2. auf Werke <hi rendition="#g">ausländi&#x017F;cher</hi> Urheber, wenn &#x017F;ie bei<lb/>
Verlegern er&#x017F;cheinen, die im Gebiete des deut&#x017F;chen Reiches<lb/>
ihre Handelsniederla&#x017F;&#x017F;ung haben (vgl. oben §. 13 <hi rendition="#aq">III</hi>).</p><lb/>
                <p><hi rendition="#aq">I.</hi><hi rendition="#g">Der eigentliche Nachdruck</hi>.</p><lb/>
                <p>1. Nachdruck i&#x017F;t die <hi rendition="#g">mechani&#x017F;che Vervielfältigung</hi><lb/><hi rendition="#aq">a</hi>) <hi rendition="#g">eines Schriftwerkes;</hi> <hi rendition="#aq">b</hi>) geographi&#x017F;cher, topographi-<lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[312/0338] Erſtes Buch. IV. Verletzung der Individualrechte. IV. Verletzung der Individualrechte. 1 1. §. 78. Verletzung des Autorrechtes. Quelle: Geſetz betreffend das Urheberrecht an Schrift- werken, Abbildungen, muſikaliſchen Kompoſitionen und drama- tiſchen Werken vom 11. Juni 1870. Das Geſetz findet Anwendung (§. 61) 1. auf alle Werke inländiſcher Urheber, mögen ſie im Inlande oder Aus- lande erſchienen 2 oder überhaupt noch nicht veröffentlicht ſein; 2. auf Werke ausländiſcher Urheber, wenn ſie bei Verlegern erſcheinen, die im Gebiete des deutſchen Reiches ihre Handelsniederlaſſung haben (vgl. oben §. 13 III). I. Der eigentliche Nachdruck. 1. Nachdruck iſt die mechaniſche Vervielfältigung a) eines Schriftwerkes; b) geographiſcher, topographi- 1 Ueber dieſen Begriff vgl. Gareis Grundriß zu Vorle- ſungen über das deutſche bür- gerliche Recht 1877. §§. 40 ff., u. die hier angeführte Lit. — Die Individualrechte bilden das Mit- telglied zwiſchen den reinen Ver- mögensrechten und den rein im- materiellen Rechtsgütern. Mit erſteren haben ſie gemein nicht nur die Abſchätzbarkeit in Geld, ſondern vor Allem die Ausbil- dung zu ſubjektiven Rechten und die Negoziabilität. Aber damit iſt ihre Bedeutung nicht erſchöpft: es iſt die ſichbethäti- gende Perſönlichkeit ſelbſt, die ſchaffende Individuali- tät, die in ihnen geſchützt wird. 2 Erſcheinen iſt ſoviel wie Ausgeben; vgl. darüber Liszt Preßrecht §. 42 V. Wenn das- ſelbe Werk zuerſt im Auslande und ſpäter im Inlande erſcheint, ſo liegen juriſtiſch zwei ſelb- ſtändige Werke vor, deren zweites den Schutz des Geſetzes genießt. A. A. (gewiß unrichtig) RGR. 12. Juni 1880, E II 180, R II 62.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/liszt_reichsstrafrecht_1881
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/liszt_reichsstrafrecht_1881/338
Zitationshilfe: Liszt, Franz von: Das deutsche Reichsstrafrecht. Berlin u. a., 1881, S. 312. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liszt_reichsstrafrecht_1881/338>, abgerufen am 25.11.2024.