Liszt, Franz von: Das deutsche Reichsstrafrecht. Berlin u. a., 1881.Erstes Buch. II. Das Verbrechen als Handlung. §. 20. Die Lehre vom Kausalzusammenhange.1 I. Der Erfolg muß Folge der körperlichen Bewegung, Im strengen Sinne ist Ursache die Gesammtheit (die 1 [Spaltenumbruch]
Lit. bei Meyer Lehrbuch
S. 178 Note 1. Insbesondere die Schriften von v. Bar, v. Buri, Binding. Dazu Buri GS. XXIX. Cohn Zur Lehre vom versuchten u. unvoll. Verbr. I 1880 S. 488 ff. Hertz Das Unrecht und die allgem.[Spaltenumbruch] Lehren des Strafr. I. Bd. 1880. S. 167 ff. Der Text nähert sich am meisten der v. Buri- schen Auffassung. Seine phil. Begründung s. bei John Stuart Mill in dessen System der Logik I. Bd. Erſtes Buch. II. Das Verbrechen als Handlung. §. 20. Die Lehre vom Kauſalzuſammenhange.1 I. Der Erfolg muß Folge der körperlichen Bewegung, Im ſtrengen Sinne iſt Urſache die Geſammtheit (die 1 [Spaltenumbruch]
Lit. bei Meyer Lehrbuch
S. 178 Note 1. Insbeſondere die Schriften von v. Bar, v. Buri, Binding. Dazu Buri GS. XXIX. Cohn Zur Lehre vom verſuchten u. unvoll. Verbr. I 1880 S. 488 ff. Hertz Das Unrecht und die allgem.[Spaltenumbruch] Lehren des Strafr. I. Bd. 1880. S. 167 ff. Der Text nähert ſich am meiſten der v. Buri- ſchen Auffaſſung. Seine phil. Begründung ſ. bei John Stuart Mill in deſſen Syſtem der Logik I. Bd. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0102" n="76"/> <fw place="top" type="header">Erſtes Buch. <hi rendition="#aq">II.</hi> Das Verbrechen als Handlung.</fw><lb/> <div n="4"> <head>§. 20.<lb/><hi rendition="#b">Die Lehre vom Kauſalzuſammenhange.</hi><note place="foot" n="1"><cb/> Lit. bei <hi rendition="#g">Meyer</hi> Lehrbuch<lb/> S. 178 Note 1. Insbeſondere<lb/> die Schriften von v. <hi rendition="#g">Bar,<lb/> v. Buri, Binding</hi>. Dazu<lb/><hi rendition="#g">Buri</hi> GS. <hi rendition="#aq">XXIX.</hi> <hi rendition="#g">Cohn</hi> Zur<lb/> Lehre vom verſuchten u. unvoll.<lb/> Verbr. <hi rendition="#aq">I</hi> 1880 S. 488 ff. <hi rendition="#g">Hertz</hi><lb/> Das Unrecht und die allgem.<cb/> Lehren des Strafr. <hi rendition="#aq">I.</hi> Bd. 1880.<lb/> S. 167 ff. Der Text nähert<lb/> ſich am meiſten der v. <hi rendition="#g">Buri-</hi><lb/> ſchen Auffaſſung. Seine phil.<lb/> Begründung ſ. bei John Stuart<lb/><hi rendition="#g">Mill</hi> in deſſen Syſtem der<lb/> Logik <hi rendition="#aq">I.</hi> Bd.</note></head><lb/> <p><hi rendition="#aq">I.</hi> Der Erfolg muß Folge der körperlichen Bewegung,<lb/> dieſe muß ſeine Urſache ſein; Handlung und Erfolg müſſen<lb/> im Kauſalzuſammenhange ſtehen. Wann iſt dies der Fall?<lb/> wann kann der Erfolg auf eine menſchliche Thätigkeit als<lb/> ſeine Urſache zurückgeführt werden?</p><lb/> <p>Im ſtrengen Sinne iſt <hi rendition="#b">Urſache</hi> die <hi rendition="#g">Geſammtheit</hi> (die<lb/> Totalität, nicht die Summe) <hi rendition="#g">aller Faktoren, durch deren<lb/> Zuſammenwirken der Erfolg herbeigeführt wurde;</hi><lb/> oder, da man jeden einzelnen dieſer Faktoren Bedingung<lb/> nennt, die <hi rendition="#g">Geſammtheit der Bedingungen</hi> des Er-<lb/> folges. Die Zahl der einzelnen Bedingungen iſt eine un-<lb/> endliche, räumlich und zeitlich unbegrenzte. Dieſer Begriff<lb/> der Urſache iſt demnach für die praktiſche Betrachtung, auch<lb/> für die juriſtiſche, unbrauchbar; ſie hält ſich an <hi rendition="#g">einzelne<lb/> Bedingungen</hi>, und meint dieſe, wenn ſie von <hi rendition="#g">Urſache</hi><lb/> ſpricht. Für die Auswahl dieſer „Urſache“ aus den Be-<lb/> dingungen iſt lediglich der Standpunkt des Beobachters<lb/> maßgebend; mit anderen Worten: ein objektiver realer Unter-<lb/> ſchied zwiſchen den verſchiedenen Bedingungen exiſtiert nicht,<lb/> keine von ihnen iſt an ſich, ſondern immer nur im Zuſam-<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [76/0102]
Erſtes Buch. II. Das Verbrechen als Handlung.
§. 20.
Die Lehre vom Kauſalzuſammenhange. 1
I. Der Erfolg muß Folge der körperlichen Bewegung,
dieſe muß ſeine Urſache ſein; Handlung und Erfolg müſſen
im Kauſalzuſammenhange ſtehen. Wann iſt dies der Fall?
wann kann der Erfolg auf eine menſchliche Thätigkeit als
ſeine Urſache zurückgeführt werden?
Im ſtrengen Sinne iſt Urſache die Geſammtheit (die
Totalität, nicht die Summe) aller Faktoren, durch deren
Zuſammenwirken der Erfolg herbeigeführt wurde;
oder, da man jeden einzelnen dieſer Faktoren Bedingung
nennt, die Geſammtheit der Bedingungen des Er-
folges. Die Zahl der einzelnen Bedingungen iſt eine un-
endliche, räumlich und zeitlich unbegrenzte. Dieſer Begriff
der Urſache iſt demnach für die praktiſche Betrachtung, auch
für die juriſtiſche, unbrauchbar; ſie hält ſich an einzelne
Bedingungen, und meint dieſe, wenn ſie von Urſache
ſpricht. Für die Auswahl dieſer „Urſache“ aus den Be-
dingungen iſt lediglich der Standpunkt des Beobachters
maßgebend; mit anderen Worten: ein objektiver realer Unter-
ſchied zwiſchen den verſchiedenen Bedingungen exiſtiert nicht,
keine von ihnen iſt an ſich, ſondern immer nur im Zuſam-
1
Lit. bei Meyer Lehrbuch
S. 178 Note 1. Insbeſondere
die Schriften von v. Bar,
v. Buri, Binding. Dazu
Buri GS. XXIX. Cohn Zur
Lehre vom verſuchten u. unvoll.
Verbr. I 1880 S. 488 ff. Hertz
Das Unrecht und die allgem.
Lehren des Strafr. I. Bd. 1880.
S. 167 ff. Der Text nähert
ſich am meiſten der v. Buri-
ſchen Auffaſſung. Seine phil.
Begründung ſ. bei John Stuart
Mill in deſſen Syſtem der
Logik I. Bd.
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