List, Friedrich: Das deutsche National-Transport-System in volks- und staatswirthschaftlicher Beziehung. Altona u. a., 1838.Bei'm gewöhnlichen Fuhrwerke rechnet man, daß ein Zugpferd 3/4 Postmeilen in einer Stunde oder jeden Tag 8 Postmeilen in 10 2/3 Stunden Zeit zurücklege; da aber der Ziehpfad des Canals völlig eben ist, so wird ein Pferd in 5 Tagen die ganze Strecke zwischen Bamberg und Kehlheim zurücklegen; die Transportkosten werden sich folglich auf dieser Strecke nicht über 26 Fl. 15 Xr. per Boot belaufen. Gesetzt, ein Pferd ziehe nur das Minimum oder 1000 Ctr., so würden die Transportkosten pr. Ctr. auf der ganzen Strecke mit Ausnahme der Canalzölle nicht über 1 57/100 Xr. betragen (vorausgesetzt, daß, was nicht immer der Fall sein wird, das Boot volle Rückladung habe). Theilt man nach der Analogie anderer Canäle die Frachtgüter 1) in Waaren des äußeren Handels, 2) in Waaren des innern Handels, 3) in rohe Producte, so dürften sich die Frachten im Ganzen pro Meile und Ctr. stellen:
Folgendes ist der Kostenanschlag dieses Canals:
Das mittel- und norddeutsche Canalsystem. Von bereits Bestehendem ist, außer den Torf-Canälen an der Nordsee, dem oben beschriebenen Eyder-Canal und dem sehr unvollkommenen Steckenitz-Canal, Bei’m gewöhnlichen Fuhrwerke rechnet man, daß ein Zugpferd 3/4 Postmeilen in einer Stunde oder jeden Tag 8 Postmeilen in 10 2/3 Stunden Zeit zurücklege; da aber der Ziehpfad des Canals völlig eben ist, so wird ein Pferd in 5 Tagen die ganze Strecke zwischen Bamberg und Kehlheim zurücklegen; die Transportkosten werden sich folglich auf dieser Strecke nicht über 26 Fl. 15 Xr. per Boot belaufen. Gesetzt, ein Pferd ziehe nur das Minimum oder 1000 Ctr., so würden die Transportkosten pr. Ctr. auf der ganzen Strecke mit Ausnahme der Canalzölle nicht über 1 57/100 Xr. betragen (vorausgesetzt, daß, was nicht immer der Fall sein wird, das Boot volle Rückladung habe). Theilt man nach der Analogie anderer Canäle die Frachtgüter 1) in Waaren des äußeren Handels, 2) in Waaren des innern Handels, 3) in rohe Producte, so dürften sich die Frachten im Ganzen pro Meile und Ctr. stellen:
Folgendes ist der Kostenanschlag dieses Canals:
Das mittel- und norddeutsche Canalsystem. Von bereits Bestehendem ist, außer den Torf-Canälen an der Nordsee, dem oben beschriebenen Eyder-Canal und dem sehr unvollkommenen Steckenitz-Canal, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0087" n="86"/> <p> Bei’m gewöhnlichen Fuhrwerke rechnet man, daß ein Zugpferd 3/4 Postmeilen in einer Stunde oder jeden Tag 8 Postmeilen in 10 2/3 Stunden Zeit zurücklege; da aber der Ziehpfad des Canals völlig eben ist, so wird ein Pferd in 5 Tagen die ganze Strecke zwischen Bamberg und Kehlheim zurücklegen; die Transportkosten werden sich folglich auf dieser Strecke nicht über 26 Fl. 15 Xr. per Boot belaufen.</p> <p>Gesetzt, ein Pferd ziehe nur das Minimum oder 1000 Ctr., so würden die Transportkosten pr. Ctr. auf der ganzen Strecke mit Ausnahme der Canalzölle nicht über 1 57/100 Xr. betragen (vorausgesetzt, daß, was nicht immer der Fall sein wird, das Boot volle Rückladung habe). Theilt man nach der Analogie anderer Canäle die Frachtgüter 1) in Waaren des äußeren Handels, 2) in Waaren des innern Handels, 3) in rohe Producte, so dürften sich die Frachten im Ganzen pro Meile und Ctr. stellen: <table><row><cell>für die</cell><cell>Waaren</cell><cell>der</cell><cell>1ten</cell><cell>Classe</cell><cell>3</cell><cell>pf.</cell></row><row><cell>–</cell><cell>–</cell><cell>–</cell><cell>2 ,,</cell><cell>–</cell><cell>2 1/2</cell><cell> =</cell></row><row><cell>–</cell><cell>–</cell><cell>–</cell><cell>3 ,,</cell><cell>–</cell><cell>1 3/4</cell><cell> =</cell></row></table> oder auf resp. 1/6, 1/7 und 1/10 der niedrigsten Chausseefrachten.</p> <p>Folgendes ist der Kostenanschlag dieses Canals: <table><row><cell>Grund-Entschädigung</cell><cell rendition="#right">480,889</cell><cell>fl.</cell></row><row><cell>Canalisirung</cell><cell rendition="#right">3,124,216</cell><cell>=</cell></row><row><cell>Schleußen</cell><cell rendition="#right">2,889,252</cell><cell>=</cell></row><row><cell>Ankauf von Grund und Boden </cell><cell rendition="#right">319,963</cell><cell>=</cell></row><row><cell>Durchgangsthore</cell><cell rendition="#right">608,200</cell><cell>=</cell></row><row><cell>Brücken und Sicherheitsthore</cell><cell rendition="#right">402,572</cell><cell>=</cell></row><row><cell>kleinere Gebäude</cell><cell rendition="#right">129,769</cell><cell>=</cell></row><row><cell>Entschädigung für Mühlen</cell><cell rendition="#right">406,000</cell><cell>=</cell></row><row><cell>Wachthäuser</cell><cell rendition="#right">76,500</cell><cell>=</cell></row><row><cell>Bau- und Inspectionskosten</cell><cell rendition="#right">92,635</cell><cell>=</cell></row><row><cell rendition="#right" cols="3">––––––––––––––</cell></row><row><cell> </cell><cell>8,529,996</cell><cell>fl.</cell></row></table> also ungefähr 360,000 fl. per deutsche Meile. Dabei ist aber zu berücksichtigen, daß dieser Canal viel breiter und tiefer ist, als die Canäle in Nordamerika für den gewöhnlichen Verkehr gebaut werden. Dort kostet ein Canal, auf welchem ein Pferd ungefähr 800 bis 1000 Ctr. ziehen kann, im Durchschnitt 20,000 Dollars per englische, also ungefähr 235,000 fl. per deutsche Meile. Wenn man dabei in Anschlag bringt, daß die Taglöhne in Deutschland weit wohlfeiler, dagegen aber die Landpreise in Deutschland viel höher sind, als in Nordamerika, und daß hier die Schleußen durchaus von Stein zu erbauen wären, so dürften die Anlagekosten eines Canals von solchen Dimensionen in Deutschland auf ungefähr 100,000 fl. per Stunde anzuschlagen sein. Das vorbeschriebene Musterwerk verdankt Deutschland einzig dem König <hi rendition="#g">Ludwig</hi> von Baiern. Freiherr von Pechmann hat dazu den Plan entworfen und leitet den Bau.</p> <p rendition="#c"><hi rendition="#g">Das mittel- und norddeutsche Canalsystem</hi>.</p> <p>Von bereits Bestehendem ist, außer den Torf-Canälen an der Nordsee, dem oben beschriebenen Eyder-Canal und dem sehr unvollkommenen Steckenitz-Canal, </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [86/0087]
Bei’m gewöhnlichen Fuhrwerke rechnet man, daß ein Zugpferd 3/4 Postmeilen in einer Stunde oder jeden Tag 8 Postmeilen in 10 2/3 Stunden Zeit zurücklege; da aber der Ziehpfad des Canals völlig eben ist, so wird ein Pferd in 5 Tagen die ganze Strecke zwischen Bamberg und Kehlheim zurücklegen; die Transportkosten werden sich folglich auf dieser Strecke nicht über 26 Fl. 15 Xr. per Boot belaufen.
Gesetzt, ein Pferd ziehe nur das Minimum oder 1000 Ctr., so würden die Transportkosten pr. Ctr. auf der ganzen Strecke mit Ausnahme der Canalzölle nicht über 1 57/100 Xr. betragen (vorausgesetzt, daß, was nicht immer der Fall sein wird, das Boot volle Rückladung habe). Theilt man nach der Analogie anderer Canäle die Frachtgüter 1) in Waaren des äußeren Handels, 2) in Waaren des innern Handels, 3) in rohe Producte, so dürften sich die Frachten im Ganzen pro Meile und Ctr. stellen: für die Waaren der 1ten Classe 3 pf.
– – – 2 ,, – 2 1/2 =
– – – 3 ,, – 1 3/4 =
oder auf resp. 1/6, 1/7 und 1/10 der niedrigsten Chausseefrachten.
Folgendes ist der Kostenanschlag dieses Canals: Grund-Entschädigung 480,889 fl.
Canalisirung 3,124,216 =
Schleußen 2,889,252 =
Ankauf von Grund und Boden 319,963 =
Durchgangsthore 608,200 =
Brücken und Sicherheitsthore 402,572 =
kleinere Gebäude 129,769 =
Entschädigung für Mühlen 406,000 =
Wachthäuser 76,500 =
Bau- und Inspectionskosten 92,635 =
––––––––––––––
8,529,996 fl.
also ungefähr 360,000 fl. per deutsche Meile. Dabei ist aber zu berücksichtigen, daß dieser Canal viel breiter und tiefer ist, als die Canäle in Nordamerika für den gewöhnlichen Verkehr gebaut werden. Dort kostet ein Canal, auf welchem ein Pferd ungefähr 800 bis 1000 Ctr. ziehen kann, im Durchschnitt 20,000 Dollars per englische, also ungefähr 235,000 fl. per deutsche Meile. Wenn man dabei in Anschlag bringt, daß die Taglöhne in Deutschland weit wohlfeiler, dagegen aber die Landpreise in Deutschland viel höher sind, als in Nordamerika, und daß hier die Schleußen durchaus von Stein zu erbauen wären, so dürften die Anlagekosten eines Canals von solchen Dimensionen in Deutschland auf ungefähr 100,000 fl. per Stunde anzuschlagen sein. Das vorbeschriebene Musterwerk verdankt Deutschland einzig dem König Ludwig von Baiern. Freiherr von Pechmann hat dazu den Plan entworfen und leitet den Bau.
Das mittel- und norddeutsche Canalsystem.
Von bereits Bestehendem ist, außer den Torf-Canälen an der Nordsee, dem oben beschriebenen Eyder-Canal und dem sehr unvollkommenen Steckenitz-Canal,
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