Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739.

Bild:
<< vorherige Seite

(o)
möglich, vel qvasi zu ertheilen: "Ach! möchte Eden noch"
stehen, ich wollte gehen, eylen, rennen, und aus solchen"
einige der besten Früchte holen, mein Hertz zu einer Schaa-"
le nehmen, und in solche die gesammlete Früchte mei-"
nem allergnädigsten Könige, Ministern, der löblichen"
Universität, E. Hochweisen Rath, der gesammten Bür-"
gerschafft, und allen meinen Lesern, so viel ich derer wü-"
ste überreichen. O! stünde annoch dieser Garten Edens,"
so würde kein Neid, keine Schlange, ja nicht einmahl"
ein Cherub vorhanden seyn, die da verwehren könten,"
Aepfel von dem Baume des Lebens abzubrechen, und"
von denen übrigen unzähligen Arten Früchten eine Samm-"
lung der vornehmsten Gattungen anzustellen, meine"
Schaale damit anzufüllen, und zu sagen: Hier über-"
reiche ich ihnen, preißwürdigste Häupter, und auserwähl-"
te Freunde, etwas von denen Früchten der Unsterblichkeit!"
Sie gehören zwar nicht mir allein zu, aber doch erlaubet"
die Herrlichkeit Edens, sie zu brechen, zu sammlen, und"
mit treuen Hertzen aufzutragen!" welche tröstliche Wor-
te er zu Anfang des Stücks in folgende Reimlein gezwun-
gen:

Wenn ich an Edens Pracht und dessen Früchte dencke:

Holt' ich sehr gern daraus vor jeden ein Geschencke!
Jn dem achten Stücke kommt nun eben, ausser denen Fa-
beln, deren Deutung GOtt, und vielleicht dem Verfasser,
bekandt, nichts vor; was aber bey dem neunten Stück
noch merckwürdig, versparen wir bis künstig anzumercken,
weil der Herr Freydencker sein Urtheil über den darin erzehl-
ten Zufall auch bis in eines der nächst folgenden Stücke
versparet hat.



(o)
moͤglich, vel qvaſi zu ertheilen: „Ach! moͤchte Eden noch„
ſtehen, ich wollte gehen, eylen, rennen, und aus ſolchen„
einige der beſten Fruͤchte holen, mein Hertz zu einer Schaa-„
le nehmen, und in ſolche die geſammlete Fruͤchte mei-„
nem allergnaͤdigſten Koͤnige, Miniſtern, der loͤblichen„
Univerſitaͤt, E. Hochweiſen Rath, der geſammten Buͤr-„
gerſchafft, und allen meinen Leſern, ſo viel ich derer wuͤ-„
ſte uͤberreichen. O! ſtuͤnde annoch dieſer Garten Edens,„
ſo wuͤrde kein Neid, keine Schlange, ja nicht einmahl„
ein Cherub vorhanden ſeyn, die da verwehren koͤnten,„
Aepfel von dem Baume des Lebens abzubrechen, und„
von denen uͤbrigen unzaͤhligen Arten Fruͤchten eine Samm-„
lung der vornehmſten Gattungen anzuſtellen, meine„
Schaale damit anzufuͤllen, und zu ſagen: Hier uͤber-„
reiche ich ihnen, preißwuͤrdigſte Haͤupter, und auserwaͤhl-„
te Freunde, etwas von denen Fruͤchten der Unſterblichkeit!„
Sie gehoͤren zwar nicht mir allein zu, aber doch erlaubet„
die Herrlichkeit Edens, ſie zu brechen, zu ſammlen, und„
mit treuen Hertzen aufzutragen!‟ welche troͤſtliche Wor-
te er zu Anfang des Stuͤcks in folgende Reimlein gezwun-
gen:

Wenn ich an Edens Pracht und deſſen Fruͤchte dencke:

Holt’ ich ſehr gern daraus vor jeden ein Geſchencke!
Jn dem achten Stuͤcke kommt nun eben, auſſer denen Fa-
beln, deren Deutung GOtt, und vielleicht dem Verfaſſer,
bekandt, nichts vor; was aber bey dem neunten Stuͤck
noch merckwuͤrdig, verſparen wir bis kuͤnſtig anzumercken,
weil der Herr Freydencker ſein Urtheil uͤber den darin erzehl-
ten Zufall auch bis in eines der naͤchſt folgenden Stuͤcke
verſparet hat.



<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0995" n="875[903]"/><fw place="top" type="header">(<hi rendition="#aq">o</hi>)</fw><lb/>
mo&#x0364;glich, <hi rendition="#aq">vel qva&#x017F;i</hi> zu ertheilen: &#x201E;Ach! mo&#x0364;chte Eden noch&#x201E;<lb/>
&#x017F;tehen, ich wollte gehen, eylen, rennen, und aus &#x017F;olchen&#x201E;<lb/>
einige der be&#x017F;ten Fru&#x0364;chte holen, mein Hertz zu einer Schaa-&#x201E;<lb/>
le nehmen, und in &#x017F;olche die ge&#x017F;ammlete Fru&#x0364;chte mei-&#x201E;<lb/>
nem allergna&#x0364;dig&#x017F;ten Ko&#x0364;nige, Mini&#x017F;tern, der lo&#x0364;blichen&#x201E;<lb/>
Univer&#x017F;ita&#x0364;t, E. Hochwei&#x017F;en Rath, der ge&#x017F;ammten Bu&#x0364;r-&#x201E;<lb/>
ger&#x017F;chafft, und allen meinen Le&#x017F;ern, &#x017F;o viel ich derer wu&#x0364;-&#x201E;<lb/>
&#x017F;te u&#x0364;berreichen. O! &#x017F;tu&#x0364;nde annoch die&#x017F;er Garten Edens,&#x201E;<lb/>
&#x017F;o wu&#x0364;rde kein Neid, keine Schlange, ja nicht einmahl&#x201E;<lb/>
ein Cherub vorhanden &#x017F;eyn, die da verwehren ko&#x0364;nten,&#x201E;<lb/>
Aepfel von dem Baume des Lebens abzubrechen, und&#x201E;<lb/>
von denen u&#x0364;brigen unza&#x0364;hligen Arten Fru&#x0364;chten eine Samm-&#x201E;<lb/>
lung der vornehm&#x017F;ten Gattungen anzu&#x017F;tellen, meine&#x201E;<lb/>
Schaale damit anzufu&#x0364;llen, und zu &#x017F;agen: Hier u&#x0364;ber-&#x201E;<lb/>
reiche ich ihnen, preißwu&#x0364;rdig&#x017F;te Ha&#x0364;upter, und auserwa&#x0364;hl-&#x201E;<lb/>
te Freunde, etwas von denen Fru&#x0364;chten der Un&#x017F;terblichkeit!&#x201E;<lb/>
Sie geho&#x0364;ren zwar nicht mir allein zu, aber doch erlaubet&#x201E;<lb/>
die Herrlichkeit Edens, &#x017F;ie zu brechen, zu &#x017F;ammlen, und&#x201E;<lb/>
mit treuen Hertzen aufzutragen!&#x201F; welche tro&#x0364;&#x017F;tliche Wor-<lb/>
te er zu Anfang des Stu&#x0364;cks in folgende Reimlein gezwun-<lb/>
gen:</p><lb/>
          <p>Wenn ich an Edens Pracht und de&#x017F;&#x017F;en Fru&#x0364;chte dencke:</p><lb/>
          <p>Holt&#x2019; ich &#x017F;ehr gern daraus vor jeden ein Ge&#x017F;chencke!<lb/>
Jn dem achten Stu&#x0364;cke kommt nun eben, au&#x017F;&#x017F;er denen Fa-<lb/>
beln, deren Deutung GOtt, und vielleicht dem Verfa&#x017F;&#x017F;er,<lb/>
bekandt, nichts vor; was aber bey dem neunten Stu&#x0364;ck<lb/>
noch merckwu&#x0364;rdig, ver&#x017F;paren wir bis ku&#x0364;n&#x017F;tig anzumercken,<lb/>
weil der Herr Freydencker &#x017F;ein Urtheil u&#x0364;ber den darin erzehl-<lb/>
ten Zufall auch bis in eines der na&#x0364;ch&#x017F;t folgenden Stu&#x0364;cke<lb/>
ver&#x017F;paret hat.</p>
        </div>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
    </body>
    <back>
</back>
  </text>
</TEI>
[875[903]/0995] (o) moͤglich, vel qvaſi zu ertheilen: „Ach! moͤchte Eden noch„ ſtehen, ich wollte gehen, eylen, rennen, und aus ſolchen„ einige der beſten Fruͤchte holen, mein Hertz zu einer Schaa-„ le nehmen, und in ſolche die geſammlete Fruͤchte mei-„ nem allergnaͤdigſten Koͤnige, Miniſtern, der loͤblichen„ Univerſitaͤt, E. Hochweiſen Rath, der geſammten Buͤr-„ gerſchafft, und allen meinen Leſern, ſo viel ich derer wuͤ-„ ſte uͤberreichen. O! ſtuͤnde annoch dieſer Garten Edens,„ ſo wuͤrde kein Neid, keine Schlange, ja nicht einmahl„ ein Cherub vorhanden ſeyn, die da verwehren koͤnten,„ Aepfel von dem Baume des Lebens abzubrechen, und„ von denen uͤbrigen unzaͤhligen Arten Fruͤchten eine Samm-„ lung der vornehmſten Gattungen anzuſtellen, meine„ Schaale damit anzufuͤllen, und zu ſagen: Hier uͤber-„ reiche ich ihnen, preißwuͤrdigſte Haͤupter, und auserwaͤhl-„ te Freunde, etwas von denen Fruͤchten der Unſterblichkeit!„ Sie gehoͤren zwar nicht mir allein zu, aber doch erlaubet„ die Herrlichkeit Edens, ſie zu brechen, zu ſammlen, und„ mit treuen Hertzen aufzutragen!‟ welche troͤſtliche Wor- te er zu Anfang des Stuͤcks in folgende Reimlein gezwun- gen: Wenn ich an Edens Pracht und deſſen Fruͤchte dencke: Holt’ ich ſehr gern daraus vor jeden ein Geſchencke! Jn dem achten Stuͤcke kommt nun eben, auſſer denen Fa- beln, deren Deutung GOtt, und vielleicht dem Verfaſſer, bekandt, nichts vor; was aber bey dem neunten Stuͤck noch merckwuͤrdig, verſparen wir bis kuͤnſtig anzumercken, weil der Herr Freydencker ſein Urtheil uͤber den darin erzehl- ten Zufall auch bis in eines der naͤchſt folgenden Stuͤcke verſparet hat.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die Verlagsangabe wurde ermittelt (vgl. http://op… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/995
Zitationshilfe: [Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 875[903]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/995>, abgerufen am 24.11.2024.