wodurch sie sich in der Welt groß machen wollen, keinen Theil nehmen. Gute Gemüther hergegen freuen sich darüber, und halten solche Rechtsge- lehrte zwiefacher Ehren werth. Ein gottseliger Ju- riste stiftet durch das Mißfallen, so er über die bö- sen Lehren seiner unwürdigen Brüder bezeuget, mehr gutes, als alle Gottesgelehrte durch die gründ- lichsten Widerlegungen, und verdienet die Hoch- achtung aller, die es mit der Wahrheit redlich mey- nen. Man findet leyder! zu diesen Zeiten nicht viele solcher Juristen: Aber es giebt doch noch im- mer einige, die um so viel höher zu schätzen, je sel- tener sie sind. Wir haben vor nöthig gefunden, diesen kleinen Eingang zu machen, da wir von der Schrift eines Mannes reden wollen, den man mit allem Fug unter die frommen und rechtschafenen Juristen, deren Anzahl so klein ist, rechnen kan. Es ist bekannt, daß einige neuere Rechtsgelehrte, denen der löbliche Eyfer, welchen christliche Obrig- keiten vor die Erhaltung der reinen Lehre bezeugen, ein Dorn im Auge war, so weit verfallen, daß sie gelehret, die Obrigkeit sey nicht schuldig vor die Seligkeit ihrer Unterthanen zu sorgen. Diesem Jrrthum, durch welchen viele verführet, ist von denen reinesten Lehrern unserer Kirche zwar bestän- dig widersprochen, nimmer aber ist derselbe so gründ- lich widerleget worden, als in einer academischen Disputation, die den Titel führet: Dissertatio cir- cularis januariana, de Jurisprudentia salutis ci- vium aeternae rationem habente, Anno 1735. d. XXIX. d. m. in Academia Rostochiensi ven- tilanda Praeside Academiae Rectore Ernesto Joh.
Frid.
(o)
wodurch ſie ſich in der Welt groß machen wollen, keinen Theil nehmen. Gute Gemuͤther hergegen freuen ſich daruͤber, und halten ſolche Rechtsge- lehrte zwiefacher Ehren werth. Ein gottſeliger Ju- riſte ſtiftet durch das Mißfallen, ſo er uͤber die boͤ- ſen Lehren ſeiner unwuͤrdigen Bruͤder bezeuget, mehr gutes, als alle Gottesgelehrte durch die gruͤnd- lichſten Widerlegungen, und verdienet die Hoch- achtung aller, die es mit der Wahrheit redlich mey- nen. Man findet leyder! zu dieſen Zeiten nicht viele ſolcher Juriſten: Aber es giebt doch noch im- mer einige, die um ſo viel hoͤher zu ſchaͤtzen, je ſel- tener ſie ſind. Wir haben vor noͤthig gefunden, dieſen kleinen Eingang zu machen, da wir von der Schrift eines Mannes reden wollen, den man mit allem Fug unter die frommen und rechtſchafenen Juriſten, deren Anzahl ſo klein iſt, rechnen kan. Es iſt bekannt, daß einige neuere Rechtsgelehrte, denen der loͤbliche Eyfer, welchen chriſtliche Obrig- keiten vor die Erhaltung der reinen Lehre bezeugen, ein Dorn im Auge war, ſo weit verfallen, daß ſie gelehret, die Obrigkeit ſey nicht ſchuldig vor die Seligkeit ihrer Unterthanen zu ſorgen. Dieſem Jrrthum, durch welchen viele verfuͤhret, iſt von denen reineſten Lehrern unſerer Kirche zwar beſtaͤn- dig widerſprochen, nimmer aber iſt derſelbe ſo gruͤnd- lich widerleget worden, als in einer academiſchen Diſputation, die den Titel fuͤhret: Diſſertatio cir- cularis januariana, de Jurisprudentia ſalutis ci- vium æternæ rationem habente, Anno 1735. d. XXIX. d. m. in Academia Roſtochienſi ven- tilanda Præſide Academiæ Rectore Erneſto Joh.
Frid.
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wodurch ſie ſich in der Welt groß machen wollen,
keinen Theil nehmen. Gute Gemuͤther hergegen
freuen ſich daruͤber, und halten ſolche Rechtsge-
lehrte zwiefacher Ehren werth. Ein gottſeliger Ju-
riſte ſtiftet durch das Mißfallen, ſo er uͤber die boͤ-
ſen Lehren ſeiner unwuͤrdigen Bruͤder bezeuget,
mehr gutes, als alle Gottesgelehrte durch die gruͤnd-
lichſten Widerlegungen, und verdienet die Hoch-
achtung aller, die es mit der Wahrheit redlich mey-
nen. Man findet leyder! zu dieſen Zeiten nicht
viele ſolcher Juriſten: Aber es giebt doch noch im-
mer einige, die um ſo viel hoͤher zu ſchaͤtzen, je ſel-
tener ſie ſind. Wir haben vor noͤthig gefunden,
dieſen kleinen Eingang zu machen, da wir von der
Schrift eines Mannes reden wollen, den man mit
allem Fug unter die frommen und rechtſchafenen
Juriſten, deren Anzahl ſo klein iſt, rechnen kan.
Es iſt bekannt, daß einige neuere Rechtsgelehrte,
denen der loͤbliche Eyfer, welchen chriſtliche Obrig-
keiten vor die Erhaltung der reinen Lehre bezeugen,
ein Dorn im Auge war, ſo weit verfallen, daß
ſie gelehret, die Obrigkeit ſey nicht ſchuldig vor die
Seligkeit ihrer Unterthanen zu ſorgen. Dieſem
Jrrthum, durch welchen viele verfuͤhret, iſt von
denen reineſten Lehrern unſerer Kirche zwar beſtaͤn-
dig widerſprochen, nimmer aber iſt derſelbe ſo gruͤnd-
lich widerleget worden, als in einer academiſchen
Diſputation, die den Titel fuͤhret: Diſſertatio cir-
cularis januariana, de Jurisprudentia ſalutis ci-
vium æternæ rationem habente, Anno 1735.
d. XXIX. d. m. in Academia Roſtochienſi ven-
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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 874. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/966>, abgerufen am 24.11.2024.
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