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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739.

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(o)
den des ersten Menschen so gleich dergestalt wird ha-
ben aus der Art schlagen lassen, als der Hr. Prof. Man-
zel meint. Nach dem Begrif, den er von den Kin-
dern der ersten Menschen hat, ist unter denselben und
den unsrigen gar kein Unterscheid. Wer kan das a-
ber glauben, wenn er des Hrn. Prof. Schrift gelesen?
Ja wer wird sich nicht vielmehr einbilden, daß, wenn
der erste Mensch so heilig, so unschuldig, so vollkom-
men erschafen gewesen, diese Heiligkeit, Unschuld und
Vollkommenheit auf seine Erben und Erbnehmen
eben so wohl, als nach dem Fall das Verderben wür-
de fortgepflantzet seyn? Denn wenn man dieses nicht
glaubet, so ist es ofenbahr, daß die anerschafene Voll-
kommenheit des ersten Menschen nach und nach, oh-
ne allen gewaltsamen Zufall, von sich selbst verschwin-
den müssen, und kaum biß ins dritte und vierdte Glied
dauren können.

Jch halte vor unnöthig, Ew. Hochwohlgeb. die
Wahrheiten dieser Folge weitläuftig darzuthun;
ich sage nur, daß der Hr. Prof. Manzel seine Ge-
dancken nicht wohl zusammen hänget, und durch
den Unterscheid, welchen er unter Kindern und er-
wachsenen Personen im Stande der Unschuld zu-
läßt, selbst ein Loch in seinem Systemate machet.

Dieses wird noch klärer, wenn man erweget,
daß er sagt, die Alten hätten die Jungen an Er-
fahrung übertrofen. Denn daraus kan man se-
hen, daß er glaubt, die ersten Menschen wären
durch die Erfahrunng klug geworden. Von den
Jungen ist dieses ausgemacht, und da die Alten
auch einmahl iung gewesen, so ist kein Zweifel, daß
eine Zeit gewesen, da ihnen noch vieles gemangelt.

Wie

(o)
den des erſten Menſchen ſo gleich dergeſtalt wird ha-
ben aus der Art ſchlagen laſſen, als der Hr. Prof. Man-
zel meint. Nach dem Begrif, den er von den Kin-
dern der erſten Menſchen hat, iſt unter denſelben und
den unſrigen gar kein Unterſcheid. Wer kan das a-
ber glauben, wenn er des Hrn. Prof. Schrift geleſen?
Ja wer wird ſich nicht vielmehr einbilden, daß, wenn
der erſte Menſch ſo heilig, ſo unſchuldig, ſo vollkom-
men erſchafen geweſen, dieſe Heiligkeit, Unſchuld und
Vollkommenheit auf ſeine Erben und Erbnehmen
eben ſo wohl, als nach dem Fall das Verderben wuͤr-
de fortgepflantzet ſeyn? Denn wenn man dieſes nicht
glaubet, ſo iſt es ofenbahr, daß die anerſchafene Voll-
kommenheit des erſten Menſchen nach und nach, oh-
ne allen gewaltſamen Zufall, von ſich ſelbſt verſchwin-
den muͤſſen, und kaum biß ins dritte und vierdte Glied
dauren koͤnnen.

Jch halte vor unnoͤthig, Ew. Hochwohlgeb. die
Wahrheiten dieſer Folge weitlaͤuftig darzuthun;
ich ſage nur, daß der Hr. Prof. Manzel ſeine Ge-
dancken nicht wohl zuſammen haͤnget, und durch
den Unterſcheid, welchen er unter Kindern und er-
wachſenen Perſonen im Stande der Unſchuld zu-
laͤßt, ſelbſt ein Loch in ſeinem Syſtemate machet.

Dieſes wird noch klaͤrer, wenn man erweget,
daß er ſagt, die Alten haͤtten die Jungen an Er-
fahrung uͤbertrofen. Denn daraus kan man ſe-
hen, daß er glaubt, die erſten Menſchen waͤren
durch die Erfahrunng klug geworden. Von den
Jungen iſt dieſes ausgemacht, und da die Alten
auch einmahl iung geweſen, ſo iſt kein Zweifel, daß
eine Zeit geweſen, da ihnen noch vieles gemangelt.

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[732/0824] (o) den des erſten Menſchen ſo gleich dergeſtalt wird ha- ben aus der Art ſchlagen laſſen, als der Hr. Prof. Man- zel meint. Nach dem Begrif, den er von den Kin- dern der erſten Menſchen hat, iſt unter denſelben und den unſrigen gar kein Unterſcheid. Wer kan das a- ber glauben, wenn er des Hrn. Prof. Schrift geleſen? Ja wer wird ſich nicht vielmehr einbilden, daß, wenn der erſte Menſch ſo heilig, ſo unſchuldig, ſo vollkom- men erſchafen geweſen, dieſe Heiligkeit, Unſchuld und Vollkommenheit auf ſeine Erben und Erbnehmen eben ſo wohl, als nach dem Fall das Verderben wuͤr- de fortgepflantzet ſeyn? Denn wenn man dieſes nicht glaubet, ſo iſt es ofenbahr, daß die anerſchafene Voll- kommenheit des erſten Menſchen nach und nach, oh- ne allen gewaltſamen Zufall, von ſich ſelbſt verſchwin- den muͤſſen, und kaum biß ins dritte und vierdte Glied dauren koͤnnen. Jch halte vor unnoͤthig, Ew. Hochwohlgeb. die Wahrheiten dieſer Folge weitlaͤuftig darzuthun; ich ſage nur, daß der Hr. Prof. Manzel ſeine Ge- dancken nicht wohl zuſammen haͤnget, und durch den Unterſcheid, welchen er unter Kindern und er- wachſenen Perſonen im Stande der Unſchuld zu- laͤßt, ſelbſt ein Loch in ſeinem Syſtemate machet. Dieſes wird noch klaͤrer, wenn man erweget, daß er ſagt, die Alten haͤtten die Jungen an Er- fahrung uͤbertrofen. Denn daraus kan man ſe- hen, daß er glaubt, die erſten Menſchen waͤren durch die Erfahrunng klug geworden. Von den Jungen iſt dieſes ausgemacht, und da die Alten auch einmahl iung geweſen, ſo iſt kein Zweifel, daß eine Zeit geweſen, da ihnen noch vieles gemangelt. Wie

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Zitationshilfe: [Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 732. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/824>, abgerufen am 22.11.2024.