der von einem Fehl übereilet wird, wieder zurecht zu helfen verbunden ist, sehr wohl bestehen kan. Jch gehe mit meinen Geg- nern um, als ein Vater mit seinem Kin- de. Ein Kind gewöhnt sich oft an, das Maul zu verdrehen, die Augen zu verschies- sen, oder sonst etwas, das ihm nicht wohl anstehet. Der Lehrmeister dieses Kindes, ein strenger Mann, den Amt und Christen- thum verbinden, ernsthaft zu seyn, bestra- fet desselbe wegen der unanständigen Ver- drehung des Gesichtes, und stellet ihm so gründlich, als beweglich vor, wie sehr es sich dadurch an seinem Schöpfer versündige, von dem es doch so wohl gebildet sey: Er lässet ein wenig vom vierdten Gebote, und von der Nothwendigkeit des Gehorsahms gegen Eltern und Lehrer mit einfliessen, und schliesset seinen Sermon mit einer ernstli- chen Drohung; welche er denn auch, nach Gelegenheit, mit einem anständigen Amts- Eyfer, ins Werck setzet. Man siehet, daß dieser Schulmeister es ungefehr so macht, als es die Feinde der Satyren haben wol- len: Aber er predigt tauben Ohren: Das Kind hört sein Geschwätz an, und bessert sich doch nicht. Der Vater indessen, der nicht so gelehrt, und folglich klüger ist
als
(o)
der von einem Fehl uͤbereilet wird, wieder zurecht zu helfen verbunden iſt, ſehr wohl beſtehen kan. Jch gehe mit meinen Geg- nern um, als ein Vater mit ſeinem Kin- de. Ein Kind gewoͤhnt ſich oft an, das Maul zu verdrehen, die Augen zu verſchieſ- ſen, oder ſonſt etwas, das ihm nicht wohl anſtehet. Der Lehrmeiſter dieſes Kindes, ein ſtrenger Mann, den Amt und Chriſten- thum verbinden, ernſthaft zu ſeyn, beſtra- fet deſſelbe wegen der unanſtaͤndigen Ver- drehung des Geſichtes, und ſtellet ihm ſo gruͤndlich, als beweglich vor, wie ſehr es ſich dadurch an ſeinem Schoͤpfer verſuͤndige, von dem es doch ſo wohl gebildet ſey: Er laͤſſet ein wenig vom vierdten Gebote, und von der Nothwendigkeit des Gehorſahms gegen Eltern und Lehrer mit einflieſſen, und ſchlieſſet ſeinen Sermon mit einer ernſtli- chen Drohung; welche er denn auch, nach Gelegenheit, mit einem anſtaͤndigen Amts- Eyfer, ins Werck ſetzet. Man ſiehet, daß dieſer Schulmeiſter es ungefehr ſo macht, als es die Feinde der Satyren haben wol- len: Aber er predigt tauben Ohren: Das Kind hoͤrt ſein Geſchwaͤtz an, und beſſert ſich doch nicht. Der Vater indeſſen, der nicht ſo gelehrt, und folglich kluͤger iſt
als
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(o)
der von einem Fehl uͤbereilet wird, wieder
zurecht zu helfen verbunden iſt, ſehr wohl
beſtehen kan. Jch gehe mit meinen Geg-
nern um, als ein Vater mit ſeinem Kin-
de. Ein Kind gewoͤhnt ſich oft an, das
Maul zu verdrehen, die Augen zu verſchieſ-
ſen, oder ſonſt etwas, das ihm nicht wohl
anſtehet. Der Lehrmeiſter dieſes Kindes,
ein ſtrenger Mann, den Amt und Chriſten-
thum verbinden, ernſthaft zu ſeyn, beſtra-
fet deſſelbe wegen der unanſtaͤndigen Ver-
drehung des Geſichtes, und ſtellet ihm ſo
gruͤndlich, als beweglich vor, wie ſehr es
ſich dadurch an ſeinem Schoͤpfer verſuͤndige,
von dem es doch ſo wohl gebildet ſey: Er
laͤſſet ein wenig vom vierdten Gebote, und
von der Nothwendigkeit des Gehorſahms
gegen Eltern und Lehrer mit einflieſſen, und
ſchlieſſet ſeinen Sermon mit einer ernſtli-
chen Drohung; welche er denn auch, nach
Gelegenheit, mit einem anſtaͤndigen Amts-
Eyfer, ins Werck ſetzet. Man ſiehet, daß
dieſer Schulmeiſter es ungefehr ſo macht,
als es die Feinde der Satyren haben wol-
len: Aber er predigt tauben Ohren: Das
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ſich doch nicht. Der Vater indeſſen,
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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/82>, abgerufen am 12.12.2024.
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