Ernsthaftesten zum lachen bewegen. Ein elender Scribent gleichet einem solchen voll- kommen, und muß es sich also nicht be- fremden lassen, wenn man auch über ihn lachet. Der Mangel des Verstandes, der aus seinen Schriften hervorleuchtet, ist es nicht, der ihm dieses Unglück zuziehet. Die- ses wäre ein Fehler, den man ihm so wohl, als vielen andern ehrlichen Leuten zu gu- te halten könnte, weil er nicht willkühr- lich ist. Aber der lächerliche Stoltz, der ihn verleitet, sich, seiner Schwachheit ungeachtet, vor einen Lehrer der Unwis- senden aufzuwerfen, die Unverschämtheit mit welcher er von der Welt verlanget, sein Geschmier zu lesen, und die Verach- tung, die er dadurch vor dieselbe bezeuget, das sind Dinge, die nicht zu dulden sind, und denen er es eintzig und allein zu dancken hat, daß man seiner spottet.
Die Scheinheiligen meinen, dieses Spot- ten sey unerlaubt: Sie sprechen, Ernst und Sanftmuth stehe einem Christen bes- ser an. Jch sage ihnen aber, daß das Spot- ten zuweilen unumgänglich nöthig ist, und daß ein Christ auch lachen und schertzen kan, ohne Sünde. Wir reden hier von solchen Spöttereyen, durch welche ein
Scri-
(o)
Ernſthafteſten zum lachen bewegen. Ein elender Scribent gleichet einem ſolchen voll- kommen, und muß es ſich alſo nicht be- fremden laſſen, wenn man auch uͤber ihn lachet. Der Mangel des Verſtandes, der aus ſeinen Schriften hervorleuchtet, iſt es nicht, der ihm dieſes Ungluͤck zuziehet. Die- ſes waͤre ein Fehler, den man ihm ſo wohl, als vielen andern ehrlichen Leuten zu gu- te halten koͤnnte, weil er nicht willkuͤhr- lich iſt. Aber der laͤcherliche Stoltz, der ihn verleitet, ſich, ſeiner Schwachheit ungeachtet, vor einen Lehrer der Unwiſ- ſenden aufzuwerfen, die Unverſchaͤmtheit mit welcher er von der Welt verlanget, ſein Geſchmier zu leſen, und die Verach- tung, die er dadurch vor dieſelbe bezeuget, das ſind Dinge, die nicht zu dulden ſind, und denen er es eintzig und allein zu dancken hat, daß man ſeiner ſpottet.
Die Scheinheiligen meinen, dieſes Spot- ten ſey unerlaubt: Sie ſprechen, Ernſt und Sanftmuth ſtehe einem Chriſten beſ- ſer an. Jch ſage ihnen aber, daß das Spot- ten zuweilen unumgaͤnglich noͤthig iſt, und daß ein Chriſt auch lachen und ſchertzen kan, ohne Suͤnde. Wir reden hier von ſolchen Spoͤttereyen, durch welche ein
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(o)
Ernſthafteſten zum lachen bewegen. Ein
elender Scribent gleichet einem ſolchen voll-
kommen, und muß es ſich alſo nicht be-
fremden laſſen, wenn man auch uͤber ihn
lachet. Der Mangel des Verſtandes, der
aus ſeinen Schriften hervorleuchtet, iſt es
nicht, der ihm dieſes Ungluͤck zuziehet. Die-
ſes waͤre ein Fehler, den man ihm ſo wohl,
als vielen andern ehrlichen Leuten zu gu-
te halten koͤnnte, weil er nicht willkuͤhr-
lich iſt. Aber der laͤcherliche Stoltz, der
ihn verleitet, ſich, ſeiner Schwachheit
ungeachtet, vor einen Lehrer der Unwiſ-
ſenden aufzuwerfen, die Unverſchaͤmtheit
mit welcher er von der Welt verlanget,
ſein Geſchmier zu leſen, und die Verach-
tung, die er dadurch vor dieſelbe bezeuget,
das ſind Dinge, die nicht zu dulden ſind,
und denen er es eintzig und allein zu dancken
hat, daß man ſeiner ſpottet.
Die Scheinheiligen meinen, dieſes Spot-
ten ſey unerlaubt: Sie ſprechen, Ernſt
und Sanftmuth ſtehe einem Chriſten beſ-
ſer an. Jch ſage ihnen aber, daß das Spot-
ten zuweilen unumgaͤnglich noͤthig iſt, und
daß ein Chriſt auch lachen und ſchertzen
kan, ohne Suͤnde. Wir reden hier von
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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/79>, abgerufen am 24.11.2024.
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