"und sagt, es ses ein gewisses Zeichen, daß die Din- "ge, welche in einem Lande, nach dem Laufe der Na- "tur, nicht wachsen, sondern mit vieler Kunst gepflan- "tzet, und anders wo hergeholet werden müssen, den "Einwohnern dieses Landes, wo nicht schädlich, doch "auch nicht sonderlich nützlich sind. Folglich benimmt es der Erden ihre paradisischen Eigenschaften nicht, wann sie etwann kein Korn trägt, und die Dinge nicht von sich selbst hervorbringet, die wir durch grosse Ar- beit wachsen machen. Sie ist nicht schuldig, um den herrlichen Nahmen eines Paradises zu verdienen, diejenigen Dinge, die uns Mühe kosten, ohne un- ser Zuthun zu tragen: Wir sind vielmehr, wann diese Dinge nicht bey uns, wie das Graß, wachsen, verbun- den, zu schliessen, sie würden uns, wo nicht schädlich, doch nicht gar gesund seyn, und unsere Arbeit einzustel- len. So will es der Hr. Prof. haben, und daraus, deucht mich, folget ungezwungen, daß nach seinen ei- genen Lehren, die Welt noch ein vollkommenes Para- diß, und also nicht verändert sey.
II. Hiernechst bitte ich Ew. Hochwohlgeb. wohl zu mercken, daß der H. Prof. Manzel nicht alle Ar- beit und Bemühung der Menschen, der Natur in Her- vorbringung nützlicher Dinge zu helfen, aus seinem Paradise verbanne: Er will nur, die Arbeit soll mit Lust geschehen. Es kömmt also gar nicht darauf an, ob die Mühe an sich groß oder klein ist; Denn so wahr dasjenige ist, was der Clitipho beym Terentius sagt:
"Nulla est tam facilis res, quin difficilis siet "Quam invitus facias . . . . .(12)
so
(12)Heautont. Act. IV. Sc. 5.
(o)
„und ſagt, es ſes ein gewiſſes Zeichen, daß die Din- „ge, welche in einem Lande, nach dem Laufe der Na- „tur, nicht wachſen, ſondern mit vieler Kunſt gepflan- „tzet, und anders wo hergeholet werden muͤſſen, den „Einwohnern dieſes Landes, wo nicht ſchaͤdlich, doch „auch nicht ſonderlich nuͤtzlich ſind. Folglich benimmt es der Erden ihre paradiſiſchen Eigenſchaften nicht, wann ſie etwann kein Korn traͤgt, und die Dinge nicht von ſich ſelbſt hervorbringet, die wir durch groſſe Ar- beit wachſen machen. Sie iſt nicht ſchuldig, um den herrlichen Nahmen eines Paradiſes zu verdienen, diejenigen Dinge, die uns Muͤhe koſten, ohne un- ſer Zuthun zu tragen: Wir ſind vielmehr, wann dieſe Dinge nicht bey uns, wie das Graß, wachſen, verbun- den, zu ſchlieſſen, ſie wuͤrden uns, wo nicht ſchaͤdlich, doch nicht gar geſund ſeyn, und unſere Arbeit einzuſtel- len. So will es der Hr. Prof. haben, und daraus, deucht mich, folget ungezwungen, daß nach ſeinen ei- genen Lehren, die Welt noch ein vollkommenes Para- diß, und alſo nicht veraͤndert ſey.
II. Hiernechſt bitte ich Ew. Hochwohlgeb. wohl zu mercken, daß der H. Prof. Manzel nicht alle Ar- beit und Bemuͤhung der Menſchen, der Natur in Her- vorbringung nuͤtzlicher Dinge zu helfen, aus ſeinem Paradiſe verbanne: Er will nur, die Arbeit ſoll mit Luſt geſchehen. Es koͤmmt alſo gar nicht darauf an, ob die Muͤhe an ſich groß oder klein iſt; Denn ſo wahr dasjenige iſt, was der Clitipho beym Terentius ſagt:
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„und ſagt, es ſes ein gewiſſes Zeichen, daß die Din-
„ge, welche in einem Lande, nach dem Laufe der Na-
„tur, nicht wachſen, ſondern mit vieler Kunſt gepflan-
„tzet, und anders wo hergeholet werden muͤſſen, den
„Einwohnern dieſes Landes, wo nicht ſchaͤdlich, doch
„auch nicht ſonderlich nuͤtzlich ſind. Folglich benimmt
es der Erden ihre paradiſiſchen Eigenſchaften nicht,
wann ſie etwann kein Korn traͤgt, und die Dinge nicht
von ſich ſelbſt hervorbringet, die wir durch groſſe Ar-
beit wachſen machen. Sie iſt nicht ſchuldig, um den
herrlichen Nahmen eines Paradiſes zu verdienen,
diejenigen Dinge, die uns Muͤhe koſten, ohne un-
ſer Zuthun zu tragen: Wir ſind vielmehr, wann dieſe
Dinge nicht bey uns, wie das Graß, wachſen, verbun-
den, zu ſchlieſſen, ſie wuͤrden uns, wo nicht ſchaͤdlich,
doch nicht gar geſund ſeyn, und unſere Arbeit einzuſtel-
len. So will es der Hr. Prof. haben, und daraus,
deucht mich, folget ungezwungen, daß nach ſeinen ei-
genen Lehren, die Welt noch ein vollkommenes Para-
diß, und alſo nicht veraͤndert ſey.
II. Hiernechſt bitte ich Ew. Hochwohlgeb. wohl
zu mercken, daß der H. Prof. Manzel nicht alle Ar-
beit und Bemuͤhung der Menſchen, der Natur in Her-
vorbringung nuͤtzlicher Dinge zu helfen, aus ſeinem
Paradiſe verbanne: Er will nur, die Arbeit ſoll mit
Luſt geſchehen. Es koͤmmt alſo gar nicht darauf an, ob
die Muͤhe an ſich groß oder klein iſt; Denn ſo wahr
dasjenige iſt, was der Clitipho beym Terentius ſagt:
„Nulla eſt tam facilis res, quin difficilis ſiet
„Quam invitus facias . . . . . (12)
ſo
(12) Heautont. Act. IV. Sc. 5.
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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 685. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/777>, abgerufen am 22.11.2024.
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