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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739.

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(o)
ich so ungereimte Folgen aus seinem Satze ziehe. Der
Hr. Prof. selbst, wenn er meinen Brief lesen solte,
würde nichts dagegen zu sagen haben. Denn da Er
überhaupt sagt, das Korn würde nicht ohne grosse
Arbeit und sauren Schweiß, aus der gepflügten Er-
de hervorgebracht non sine maximo labore & su-
dore e terra aratris praeparata producuntur:
So
kan er unmöglich diejenige Mühe, welche uns die Ein-
sammlung und Zubereitung des Korns machet, aus-
geschlossen haben; und das um so viel mehr, weil er
so gar des Pflügens nicht vergisset, welches doch bey
weiten nicht so mühsam, als das Mähen, Dreschen
u.d.g. indem es größsten Theils auf das Vieh ankömmt.
Er muß also nothwendig sagen, daß auch die mühsa-
me Einsammlung und Zubereitung des Korns in dem
Stande der Unschuld eine unbekannte Sache gewe-
sen seyn würde.

Wenn ich nun sage, es wären warme Semmel
vom Himmel gefallen oder gewisse dienstbare Geister
bestellet gewesen, dem heiligen und vollkommenen
Menschen diese Mühe abzunehmen, das Korn zu mä-
hen, zu dreschen, zu mahlen, ja wohl gar das aus
dem Meel verfertigte Brey dem Menschen ins Maul
zu streichen, so sage ich etwas, das mit des Hrn.
Mantzels Sätzen gar wohl übereinstimmet.

Spricht er nun, wie Er dann endlich thut, der
Mensch habe das Korn, ohne das geringste Unge-
mach, mit Lust mähen, dreschen und mahlen können
(licet aliqualem suam adhibuisset operam homo,
tamen citra incommoditatem id factum fuisset

(§. 27.). So sage ich: Gehet das an, so hat der
Mensch auch den Acker düngen, pflügen, besäen und

egen
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(o)
ich ſo ungereimte Folgen aus ſeinem Satze ziehe. Der
Hr. Prof. ſelbſt, wenn er meinen Brief leſen ſolte,
wuͤrde nichts dagegen zu ſagen haben. Denn da Er
uͤberhaupt ſagt, das Korn wuͤrde nicht ohne groſſe
Arbeit und ſauren Schweiß, aus der gepfluͤgten Er-
de hervorgebracht non ſine maximo labore & ſu-
dore è terra aratris præparata producuntur:
So
kan er unmoͤglich diejenige Muͤhe, welche uns die Ein-
ſammlung und Zubereitung des Korns machet, aus-
geſchloſſen haben; und das um ſo viel mehr, weil er
ſo gar des Pfluͤgens nicht vergiſſet, welches doch bey
weiten nicht ſo muͤhſam, als das Maͤhen, Dreſchen
u.d.g. indem es gꝛoͤßſten Theils auf das Vieh ankoͤm̃t.
Er muß alſo nothwendig ſagen, daß auch die muͤhſa-
me Einſammlung und Zubereitung des Korns in dem
Stande der Unſchuld eine unbekannte Sache gewe-
ſen ſeyn wuͤrde.

Wenn ich nun ſage, es waͤren warme Semmel
vom Himmel gefallen oder gewiſſe dienſtbare Geiſter
beſtellet geweſen, dem heiligen und vollkommenen
Menſchen dieſe Muͤhe abzunehmen, das Korn zu maͤ-
hen, zu dreſchen, zu mahlen, ja wohl gar das aus
dem Meel verfertigte Brey dem Menſchen ins Maul
zu ſtreichen, ſo ſage ich etwas, das mit des Hrn.
Mantzels Saͤtzen gar wohl uͤbereinſtimmet.

Spricht er nun, wie Er dann endlich thut, der
Menſch habe das Korn, ohne das geringſte Unge-
mach, mit Luſt maͤhen, dreſchen und mahlen koͤnnen
(licet aliqualem ſuam adhibuiſſet operam homo,
tamen citra incommoditatem id factum fuiſſet

(§. 27.). So ſage ich: Gehet das an, ſo hat der
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[675/0767] (o) ich ſo ungereimte Folgen aus ſeinem Satze ziehe. Der Hr. Prof. ſelbſt, wenn er meinen Brief leſen ſolte, wuͤrde nichts dagegen zu ſagen haben. Denn da Er uͤberhaupt ſagt, das Korn wuͤrde nicht ohne groſſe Arbeit und ſauren Schweiß, aus der gepfluͤgten Er- de hervorgebracht non ſine maximo labore & ſu- dore è terra aratris præparata producuntur: So kan er unmoͤglich diejenige Muͤhe, welche uns die Ein- ſammlung und Zubereitung des Korns machet, aus- geſchloſſen haben; und das um ſo viel mehr, weil er ſo gar des Pfluͤgens nicht vergiſſet, welches doch bey weiten nicht ſo muͤhſam, als das Maͤhen, Dreſchen u.d.g. indem es gꝛoͤßſten Theils auf das Vieh ankoͤm̃t. Er muß alſo nothwendig ſagen, daß auch die muͤhſa- me Einſammlung und Zubereitung des Korns in dem Stande der Unſchuld eine unbekannte Sache gewe- ſen ſeyn wuͤrde. Wenn ich nun ſage, es waͤren warme Semmel vom Himmel gefallen oder gewiſſe dienſtbare Geiſter beſtellet geweſen, dem heiligen und vollkommenen Menſchen dieſe Muͤhe abzunehmen, das Korn zu maͤ- hen, zu dreſchen, zu mahlen, ja wohl gar das aus dem Meel verfertigte Brey dem Menſchen ins Maul zu ſtreichen, ſo ſage ich etwas, das mit des Hrn. Mantzels Saͤtzen gar wohl uͤbereinſtimmet. Spricht er nun, wie Er dann endlich thut, der Menſch habe das Korn, ohne das geringſte Unge- mach, mit Luſt maͤhen, dreſchen und mahlen koͤnnen (licet aliqualem ſuam adhibuiſſet operam homo, tamen citra incommoditatem id factum fuiſſet (§. 27.). So ſage ich: Gehet das an, ſo hat der Menſch auch den Acker duͤngen, pfluͤgen, beſaͤen und egen U u 2

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Zitationshilfe: [Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 675. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/767>, abgerufen am 25.11.2024.